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Empathie

Empathie war einer der Hauptgründe dafür, dass es Sir Gawain gelang, Lady Ragnell von ihrem Zauber zu befreien. Er hatte ihren Schmerz gespürt und in ihren Augen eine unvorstellbare verborgene Schönheit erahnt: „Irgendetwas an ihrem ergreifenden Stolz und an der Art, wie sie ihren scheußlichen Kopf erhob, erinnerte ihn an ein von Jagdhunden gestelltes Reh. Irgendetwas in der Tiefe ihres trüben Blicks erreichte ihn wie ein Hilfeschrei.“

Der Hund des Schlosses zeigte gegenüber Ragnell ein Maß an Empathie, mit dem er die Menschen beschämte. „Nur Cabal, der Hund, kam und leckte ihre Hand mit seiner warmen, feuchten Zunge, und er schaute sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen, die ihre Scheußlichkeit gar nicht wahrnahmen, lange an …“. Hunde und Katzen können uns Menschen ungeheuer viel über Selbstbestimmung, Empathie und Akzeptieren lehren. Vielleicht leben wir deshalb mit ihnen zusammen – und sie mit uns. Sie vermitteln uns die Grundlagen; die Erziehung unserer Kinder ist dann das Training für Fortgeschrittene. Wir beginnen damit, ungeachtet dessen, ob wir dafür bereit sind oder nicht. Und wer ist schon wirklich bereit für diese Aufgabe?


Wenn wir darüber nachdenken, welche Bedeutung Empathie in unserem Leben hat, dann könnten wir uns vielleicht fragen: „Was habe ich mir als Kind von meinen Eltern am sehnlichsten gewünscht?“ Vielleicht könnten Sie einmal eine oder zwei Minuten darüber nachdenken und schauen, welche Wörter oder Bilder Ihnen dabei in den Sinn kommen …

Was sich die meisten Menschen am sehnlichsten von ihren Eltern gewünscht hätten: Dass sie von ihnen als die gesehen und akzeptiert worden wären, die sie waren. Dass man sie mit Güte, Mitgefühl, Verständnis und Respekt behandelt hätte. Sie hätten sich gewünscht, dass man ihnen Freiheit und eigenen Raum zugestanden und ihnen ein Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit vermittelt hätte. Alle diese Dinge können Kinder nur erfahren, wenn ihre Eltern zu echter Empathie fähig sind.

Es ist leicht, Empathie für ein Kind zu empfinden, wenn es Schmerzen hat. Wesentlich schwieriger ist es, wenn das Kind um sich tritt, mit Gegenständen schmeißt und mit wütendem Geschrei seinen Unmut kundgibt. Ebenso schwierig ist es, wenn die Interessen oder Ansichten des Kindes unseren eigenen zu widersprechen scheinen. Wenn wir in größerem Umfang zu Empathie fähig sein wollen, müssen wir bewusst an der Entwicklung dieser Fähigkeit arbeiten.

Unsere Empathie unserem Kind gegenüber können wir weiterentwickeln, indem wir uns bemühen, Situationen aus seiner Perspektive zu sehen. Wir versuchen, uns in die Gefühle und Erfahrungen des Kindes hineinzuversetzen. Wir versuchen, das, was in jedem Augenblick geschieht, mit wohlwollendem Gewahrsein aufzunehmen. Dies schließt auch das Gewahrsein unserer eigenen Gefühle ein.

Was könnte es zum Beispiel bedeuten, Empathie mit einem Neugeborenen zu entwickeln, sich vorzustellen, wie es für das Kind sein mag, in diese Welt zu kommen, nachdem es neun Monate lang in einer völlig anderen gewesen ist?

Wir könnten uns zunächst vorzustellen versuchen, wie das Leben im Uterus gewesen sein mag – an einem geschützten Ort, an dem es angenehm warm und feucht ist, wo ständig rhythmische Geräusche ertönen, wo es das Gefühl gibt, geborgen und getragen zu sein, sanft geschaukelt zu werden – eine Welt ungeteilter Ganzheit, wo es kein Wollen gibt und wo es an nichts fehlt.

Der folgende Auszug aus einem Brief eines Neunzehnjährigen an seine Mutter zum Muttertag gewährt uns einen tiefen Einblick in diese Welt.

Viel Frieden und Stärke aus meinem Herzen für dich für die neun Monate köstlichster Meditation, in denen ich wie ein Fisch im Wasser atmen konnte, in denen die Nahrung so rein war, dass weder Mund noch Kehle benötigt wurden

Gesegnet seist du.

Bei unserer Geburt verlassen wir dieses harmonische Universum und betreten eine neue, völlig andere Welt. Dort werden wir vielleicht durch grelles Licht und kalte Luft überrascht. Vielleicht hören wir laute, unerwartete Geräusche und spüren etwas Raues und Hartes auf der Haut. Wir empfinden zum ersten Mal Hunger. All das trifft uns als raue, reine Erfahrung, die wir noch nicht durch irgendwelches Wissen filtern können. Stellen wir uns einmal vor, wir würden plötzlich in eine solch unvertraute Umgebung versetzt und wären völlig abhängig von der Fähigkeit ihrer Bewohner, unsere Sprache zu verstehen und zu begreifen, was wir im jeweiligen Augenblick brauchen.

Welche Art von Empfindung wäre Ihnen lieber: die eines kalten Kunststoff-Nippels oder die einer warmen, weichen und süß duftenden Brust? Sanft in liebevollen Armen gehalten zu werden – oder in einer Wiege oder auf einem Babysitz aus Kunststoff zu liegen? Dass man Sie schreien lässt, bis Sie einschlafen, oder mitfühlende Anteilnahme zu spüren? Dass Sie, wenn Sie weinen, auf den Arm oder an die Brust genommen werden, dass man Ihnen ruhig und achtsam die Windel wechselt, Sie auf dem Arm wiegt und Ihnen ein Lied vorsingt?

Warum fällt es uns so schwer, unsere kleinen Kinder als vollwertig empfindende, vollwertig erfahrende Wesen zu sehen? Warum erscheint es uns als völlig normal, Kinder schreien zu lassen, bis sie nicht mehr können, wohingegen wir die Schreie oder das Weinen eines Freundes oder einer Geliebten – ja selbst eines Fremden – niemals ignorieren würden? Gegen was wehren oder wovor schützen wir uns, wenn wir uns vom Schmerz und Kummer eines Babys distanzieren?

Natürlich könnte es sein, dass wir uns vor mehr Arbeit schützen wollen. Auf kurze Sicht erfordert es natürlich wesentlich mehr Arbeit, unsere Kinder wirklich Augenblick für Augenblick zu begleiten und angemessen auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Sich auf die Körpersprache eines Kindes einzustellen, verschiedene Dinge auszuprobieren, die Sensibilität zu entwickeln, die erforderlich ist, damit wir weder zu wenig noch zu sehr auf es eingehen; ein Kind zu halten, zu trösten oder durch sanftes Summen zu beruhigen – all das erfordert Zeit und Energie. Und natürlich rauben uns Kinder häufig auch den Schlaf – sowohl im wörtlichen als auch im metaphorischen Sinne. Sicherlich fällt es uns leichter, Empathie für unsere Kinder zu entwickeln, wenn es unseren eigenen Bedürfnissen entgegenkommt. Die wirkliche Prüfung in dieser Hinsicht sind Situationen, in denen sich ihre und unsere eigenen Bedürfnisse im Konflikt befinden.

Es kann auch sein, dass wir uns in solchen Situationen durch Mangel an Empathie vor dem Schmerz zu schützen versuchen, den wir selbst erlebt haben, als in unserer eigenen Kindheit unsere physischen und emotionalen Bedürfnisse nicht erfüllt wurden. Empathie mit der Verletzbarkeit eines Kindes zu entwickeln, kann uns auf sehr direkte Weise an unsere eigene erinnern.

Ein Weg, wie wir es als Erwachsene vermeiden können, uns unsere eigenen schmerzhaften Erfahrungen als Kinder einzugestehen, besteht darin, in einen Mechanismus zurückzufallen, dessen wir uns bedient haben, als wir selbst noch Babys waren. In einer Umgebung, die nicht angemessen auf ihre wirklichen Bedürfnisse zu antworten vermag, verschließen sich viele Babys emotional, ziehen sich zurück und „schalten ab“. Wenn wir als Kinder gelernt haben, auf diese Weise mit Schmerz und Frustration fertig zu werden, so verhalten wir uns oft auch als Erwachsene so, und zwar meist völlig automatisch und ohne dass es uns bewusst wird. Statt auf die Gefühle unseres Babys einzugehen und uns der eigenen emotionalen Reaktionen auf die Gefühle des Kindes bewusst zu sein, ignorieren wir sie oder spielen sie durch Rationalisierungen herunter wie: „Kinder halten eine Menge aus; sie wird sich schon daran gewöhnen“, „Weinen wird ihm nicht schaden“, „Wir wollen sie ja nicht verwöhnen“. Dann versuchen wir vielleicht unser eigenes Unbehagen zu beschwichtigen, indem wir nach etwas zu essen greifen, zu einem Drink oder Drogen; wir setzen uns vor den Fernseher oder lesen die Zeitung, um uns zu beruhigen und den Schmerz auszublenden.

Wir sind uns dabei wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass wir über gewaltige innere Reserven verfügen, die derartige Fluchtversuche überflüssig machen. Sich auf die Situation einzustimmen und in eine empathische Verbindung zu unserem Kind zu treten ist in solchen Augenblicken eine bessere Alternative und dabei sowohl für die Eltern als auch für das Kind wesentlich befriedigender. Selbst wenn wir das in unserer Kindheit nicht erfahren haben, können unsere Babys und Kinder diese ursprüngliche Fähigkeit im tiefsten Inneren unserer Seele wecken – sofern wir bereit sind, diesen Weckruf zu hören.

In vielen Studien, bei denen Mütter gebeten wurden, absichtlich besonders stark oder schwach auf ihre Babys zu reagieren, statt sich auf ihre wirklichen Bedürfnisse einzustimmen, reagierten die Kinder augenblicklich mit Bestürzung und Schmerz. Daniel Goleman, der in seinem Buch Emotionale Intelligenz über diese Untersuchungen berichtet, schreibt:

Ein längeres Ausbleiben der Abstimmung zwischen Mutter und Kind fordert einen ungeheuren emotionalen Tribut vom Kind. Zeigt die Mutter beharrlich keinerlei Einfühlung in bestimmte Emotionen des Kindes – seien es Freuden oder Tränen, sei es das Schmusebedürfnis –, so fängt das Kind an, die Äußerung, vielleicht sogar das Empfinden dieser Emotionen zu meiden. Auf diese Weise können vermutlich ganze Empfindungsbereiche aus dem Repertoire für intime Beziehungen getilgt werden, besonders wenn diese Gefühle während der Kindheit weiterhin versteckt oder offen entmutigt werden.

Daniel Goleman, Emotionale Intelligenz

Die Konsequenzen aus derartigen Untersuchungen sind weitreichend. Nach den Erkenntnissen des Forschers und Psychiaters Daniel Stern, den Goleman zitiert, sind diese kleinen, wiederholten kommunikativen Transaktionen zwischen Eltern und Kindern Grundlage für die elementarsten emotionalen Lernprozesse. Wenn das stimmt, ist es für die kontinuierliche Entwicklung der Kinder zu emotional kompetenten, heilen und selbstbestimmten Wesen von entscheidender Bedeutung, dass sich ihre Eltern aus ganzem Herzen dem ständigen kommunikativen Austausch mit ihren Kindern widmen.

Aus dieser Perspektive betrachtet könnte das „gute“ Baby, das nach zehn Minuten zu schreien aufhört, schon gelernt haben, aufzugeben. Und wollen wir unseren Kindern tatsächlich beibringen, aufzugeben? Meinen wir tatsächlich, wir könnten unseren Kindern „Unabhängigkeit“ beibringen, indem wir sie lehren, sich mit der Nichterfüllung ihrer Bedürfnisse abzufinden? Wollen wir wirklich, dass unsere Kinder sich emotional verschließen und ihre Lebendigkeit und Offenheit verlieren? Oder wollen wir ihnen vermitteln, dass ihre Gefühle wichtig sind und dass wir bereit sind, auf sie einzugehen? Dass es Menschen gibt, auf deren Sensibilität sie vertrauen und sich verlassen können? Und dass es nicht gefährlich ist, offen zu sein, sich auszudrücken und um das zu bitten, was sie brauchen – kurz gesagt, in einer Wechselbeziehung zu ihrer Umgebung zu stehen?


Wenn Babys zu Kleinkindern werden und anfangen, die Welt zu erforschen, entwickeln sie eine natürliche Neugier und Freude an allem, was sie umgibt. Gleichzeitig werden sie mit zahllosen Frustrationen konfrontiert, weil sie versuchen, Dinge zu tun, die sie noch nicht können und weil ihnen noch viele Fähigkeiten fehlen. Auf ihren Entdeckungsreisen brauchen sie eine liebevolle und verständnisvolle Person, zu der sie immer wieder zurückkehren können. Krabbelkinder brauchen die Sensibilität und das Verständnis ihrer Eltern (oder, wenn diese nicht zu Hause sind, eine ähnliche Situation in der Kinderkrippe), um sich eine Umwelt erobern zu können, die ihrer Neugier genügend Anregung bietet, in der sie gefahrlos ihren Forschungs- und Entdeckungsdrang befriedigen können und die ihnen gleichzeitig Wärme und Sicherheit gibt – zum Beispiel in Form eines aufnahmebereiten Schoßes oder indem es gehalten oder getragen wird.

Wenn unsere Kinder älter werden, nimmt unsere Empathie ihnen gegenüber andere Ausdrucksformen an, obgleich es auch dann noch Situationen gibt, in denen das Wichtigste, was sie brauchen, eine stille Umarmung ist oder dass wir ihnen die Hand halten. Die Signale, die wir von ihnen empfangen, sind oft verwirrend und schwer zu verstehen. In einem Augenblick sind sie freundlich und kommunikativ, im nächsten wütend und ablehnend.

Unsere Fähigkeit oder auch nur die Möglichkeit, zu kommunizieren, hängt zu einem großen Teil davon ab, ob wir selbst dann zu unserem vollkommenen und tiefen Engagement unserem Kind gegenüber stehen, wenn es die Beziehung zu uns in Frage stellt oder auf unsere Vorschläge oder Fragen nicht eingeht.

Um trotz einer Zurückweisung weiterhin empathisch sein zu können, dürfen wir uns nicht durch unsere eigenen verletzten Gefühle an dem Bemühen hindern lassen, uns in den Schmerz hineinzuversetzen, den unsere Kinder in der Situation empfinden. Sie müssen spüren, dass wir ihnen verbunden bleiben, ganz gleich, wie sehr uns ihr Verhalten missfallen mag, und ganz gleich, wie finster die Masken auf uns wirken mögen, die sie aufsetzen. Wenn wir diese achtsame Beharrlichkeit auch in schwierigen Situationen aufrecht erhalten, so nicht aus dem Wunsch heraus, die Macht über unsere Kinder zu behalten, sie zu kontrollieren, zurückzuhalten oder uns aus unserer eigenen Bedürftigkeit heraus an sie zu klammern, sondern aus unserem Bemühen heraus, für sie da zu sein; ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind, dass wir nicht aus dem Blick verloren haben, wer sie sind und was sie uns bedeuten.

Und hilft es nicht uns allen, wenn wir uns verwirrt und hilflos fühlen, zu spüren, dass die Menschen, die uns am nächsten stehen, immer noch unsere Verbündeten sind, dass sie immer noch tief in unser Inneres zu sehen vermögen und dass sie uns immer noch lieben? Deshalb ist es unsere Aufgabe als Eltern, unsere Beziehung zu unseren Kindern immer wieder neu herzustellen. Dies erfordert Zeit, Aufmerksamkeit und eine wirkliche innere Verpflichtung. Wenn wir ständig abwesend sind – oder zwar körperlich anwesend, aber mit unserer Aufmerksamkeit und unserem Herzen abwesend –, spürt unser Kind wahrscheinlich nicht das Vertrauen und die Nähe, die es braucht, um uns seine Probleme mitteilen zu können.

Kinder verfügen über die wundervolle Fähigkeit, blitzschnell zum Kern eines Problems vorzustoßen. Eine Freundin erzählte uns die folgende Geschichte: Eines Abends brachte sie ihre achtjährige Tochter ins Bett. Das Kind hatte nachts seit einigen Jahren immer wieder große Angst vor Räubern und Kidnappern. Die Mutter saß auf dem Bett des Mädchens und hörte ihm zu. Dabei kämpfte sie innerlich mit dem Wunsch, das Kind zu beruhigen, es davon zu überzeugen, dass es nichts zu befürchten brauche. Doch es war ihr klar, dass es nichts nützen würde, gegen die tiefe immer wiederkehrende Angst der Tochter Argumente vorzubringen.

Stattdessen erzählte sie ihrer Tochter, auch sie habe in ihrem Alter abends oft große Angst gehabt. Das Mädchen schaute die Mutter erstaunt an und sagte: „Wirklich?“ Die Mutter bestätigte dies mit einem Nicken. Daraufhin dachte die Tochter einen Augenblick lang nach und fragte sie dann sehr ernst: „Konntest du es deiner Mami erzählen?“ Die Mutter dachte an ihre Kindheit zurück und antwortete dann: „Nein, das konnte ich nicht.“

Mit ihren acht Jahren wusste die Tochter aus eigener direkter Erfahrung, wie wichtig es ist, einem vertrauten Menschen mitteilen zu können, wie man sich fühlt. Sie wusste, wie wichtig es ist, die Offenheit, das Verständnis und die mitfühlende Teilnahme einer Mutter oder eines Vaters zu spüren. Ihre Ängste wurden nicht als unbedeutend abgetan, und es wurden keine Witze darüber gemacht. Trotz der sehr realen Ängste fühlte sich die kleine Tochter geborgen genug, um der Mutter ihre Gefühle schildern zu können. Sie brauchte sich in ihrer Angst nicht allein zu fühlen.

Als Eltern lernen wir viel über uns selbst, indem wir uns mit Achtsamkeit der Gedanken und Gefühle gewahr werden, die wir empfinden, wenn ein Kind uns etwas Problematisches mitteilt. Wenn es uns gelingt, das Unbehagen zu beobachten, das gewisse Gefühle in uns erzeugen, und wenn wir jeden Impuls registrieren, bestimmte Sorgen oder Ängste zu beschönigen oder sie als unbedeutend abzutun, so kann uns das helfen, unsere automatischen Verhaltensweisen zu verändern und uns unseren Kindern gegenüber mitfühlender und fürsorglicher zu verhalten.

Stattdessen überschütten wir in manchen Augenblicken, in denen es das Beste wäre, einfach nur zuzuhören, empathisch zu sein und unserer Fürsorglichkeit Ausdruck zu geben, unsere Kinder mit unseren eigenen starken Gefühlen und Reaktionen. Schließlich kann es sogar soweit kommen, dass das Kind glaubt, es müsse sich um uns kümmern, statt umgekehrt.

Wenn wir solche Augenblicke, in denen wir wider Willen auf Abwege geraten sind, mit Achtsamkeit betrachten, wird uns vielleicht klar, was da vor sich geht, und wir können innehalten oder unserem Verhalten vielleicht sogar eine andere Richtung geben. Dieses sensible Gewahrsein jedes einzelnen Augenblicks ermöglicht es uns, die Bewegungen unserer Energie zu verfolgen. Es erinnert uns daran, dass wir unsere Unterscheidungsfähigkeit wirklich entwickeln können; bewusst entscheiden können, wann es hilfreich ist, unsere Gefühle mitzuteilen, und wann es unnötig ist oder sogar negative Auswirkungen hat. Wir können durch ein inneres Zuhören lernen, wann es richtig ist, die Initiative zu ergreifen und wann wir die Dinge besser auf sich beruhen lassen; wann Sprechen und wann Schweigen die bessere Wahl ist und wie wir schweigend gegenwärtig sein können, so dass ein anderer Mensch das als empathische Präsenz empfindet und nicht als Ablehnung und Rückzug. Niemand kann uns diese Dinge lehren. Wir müssen sie durch eigene Erfahrung lernen, indem wir auf die Signale und Hinweise achten, die wir erhalten, und auf das Kommen und Gehen unserer eigenen psychischen Zustände.

Die ständige Arbeit am Aufbau und an der Wiederherstellung empathischer Verbindung zu unseren Kindern ist eine wichtige Grundlage für die Achtsamkeit in der Familie. Wenn wir lernen, die Dinge aus der Perspektive eines Kindes zu sehen, so kann uns das helfen, adäquate Entscheidungen zu treffen, und es hilft uns auch, allem, was Augenblick für Augenblick geschieht, im Geiste mitfühlender Präsenz zu begegnen.

Mit Kindern wachsen

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