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Theoretisches Sampling / Theoretische Sättigung

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Wie zu Beginn des Kapitels dargestellt ist der Ausgangspunkt eines qualitativen Forschungsansatzes, dass es keine geeigneten theoretischen Grundlagen für das zu untersuchende Feld in Verbindung mit der gestellten Forschungsfrage gibt. Von diesem Standpunkt aus können keine Grundgesamtheit und entsprechende Merkmalsverteilungen vorab definiert werden – wie für ein statistisches Sampling einer quantitativen Untersuchung. Es ist also eine andere Strategie gefragt, um das Sampling - also weitere Fälle und auch Vergleiche - zusammenzustellen (vgl. Seipel & Rieker, 2003).

„Theoretisches Sampling meint den auf die Generierung von Theorie zielenden Prozess der Datenerhebung, währenddessen der Forscher seine Daten parallel erhebt, kodiert und analysiert sowie darüber entscheidet, welche Daten als nächstes erhoben werden sollen und wo sie zu finden sind. Dieser Prozess wird durch die im Entstehen begriffene – materiale oder formale – Theorie kontrolliert.“ (Glaser & Strauss, 2008, S. 61). Die Auswahl weiterer Fälle erfolgt also nach deren Potential die bestehenden Konzepte bzw. die entstehende Theorie weiter auszudifferenzieren bzw. aufgestellte Hypothesen über theoretische Zusammenhänge zu konsolidieren. Diese Samplingstrategie wird von daher als theoretisch bezeichnet, weil die Auswahl weiterer Fälle aus der zu entwickelnden Theorie abgeleitet wird14F[15].

Dabei muss nicht zwingend das gleiche Datenformat weitererhoben werden. Es können auch andere Arten von Daten erhoben werden, sofern diese zur Ausdifferenzierung oder Konsolidierung der entstehenden Theorie beitragen. Diese Offenheit findet sich in einer vielfach zitierten Bemerkung Glasers wieder: „All is data“ (Glaser, 2002; Glaser & Holton, 2011).

Das theoretische Sampling solle so lange fortgeführt werden bis weitere Fälle keine weitere Entwicklung der Theorie erbringen würden. Ein solcher Zustand der Theorieentwicklung wird als theoretische Sättigung bezeichnet (z.B. Strauss & Corbin, 1996, S. 165).

In der vorliegenden Untersuchung wurde das theoretische Sampling innerhalb eines bestehenden Datenpools (vgl. Kapitel 2.1.3 und 2.2) durchgeführt. Mit Oswald ist dieses Vorgehen als Mischform des theoretischen Samplings zu bezeichnen (Oswald, 2010, S. 193). Auf diesen Punkt verweisen auch Strauss und Corbin: „Wir meinen, daß Forscher intensives theoretisches Sampling innerhalb ihren tatsächlichen Daten durchführen können und sollen.“ (Strauss & Corbin, 1996, S. 164).

Datenerhebung bedeutet in dieser Untersuchung daher immer, dass innerhalb des unten beschriebenen Datenpools nach passenden Vergleichsfällen gesucht wurde. Von daher sind der Reichweite der in der vorliegenden Untersuchung entwickelten Grounded Theory durch die Rahmenbedingungen des Datenpools ganz klare Grenzen gesetzt (vgl. Kapitel 5.3). Drei Gründe sprechen für dieses Vorgehen in dieser Arbeit. Erstens ist aufgrund des Umfangs des Datenpools zu erwarten, dass ausreichend viele Kontrastfälle vorzufinden sind15F[16]. Zweitens ist die technische Qualität des Datenpools auf einem Niveau, das mit dem Aufwand einer Qualifikationsarbeit kaum hätte erreicht werden können. Drittens ist das Aufsuchen von Vergleichsfällen bei der in der Untersuchung eingenommenen Perspektive nur bedingt gezielt möglich, da das Auftreten der Fälle bis zu einem gewissen Maße intransparent16F[17] und damit zufällig war. Mit anderen Worten, es ist schwerlich zu antizipieren, wann Schüler auf welche Probleme stoßen.

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