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Spezifische Gütekriterien

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Mey und Mruck (2011) schließen sich dem Diskurs um die Güte qualitativer Forschung im dem Sinne an, dass die Unangemessenheit der statistischen Gütekriterien Validität, Objektivität und Reliabilität betont wird (vgl. Steinke, 1999; Bohnsack, 2005). Als spezifische Gütekriterien für GTM-Untersuchungen nennen sie Passung (fit), Relevanz (relevance), Integrationspotential (workability) und Flexibilität (modifiability) (vgl. Mey & Mruck, 2011, S. 30; Glaser, 1978; Glaser & Strauss, 2008).

Unter Passung verstehen sie in Anlehnung an Glaser (1978) vor allem die Passung von entwickelten theoretischen Konzepten und empirischen Ereignissen, die durch die theoretischen Konzepte repräsentiert werden. Hier wird erneut auf den Entstehungsprozess einer Grounded Theory verwiesen, in dem die (zu entwickelnde gegenstandsverankerte) Theorie an die empirischen Ereignisse angepasst wird.

In der Darstellung der Ergebnisse der Untersuchung kann die Passung anhand jener Ankerbeispiele nachvollzogen werden, die für die Darstellung der einzelnen Kategorien angeführt werden. Dabei wird nach folgendem Schema vorgegangen: Zuerst wird das Protokoll (Transkript + Beobachtungskommentare; vgl. Kapitel 2.1.3) der jeweiligen Szene als möglichst interpretationsfreier Zugang zu den Daten angeführt, danach erfolgt eine interpretierende Auslegung in der Logik der jeweiligen Kategorie für die das jeweilige Ankerbeispiel angeführt wird und zuletzt wird das Ankerbeispiel noch durch eine theoretische Auslegung anhand von Fachliteratur verdichtet. Die theoretische Auslegung wird nicht in allen Punkten notwendig sein, da einige Kategorien auf den gleichen theoretischen Bezügen aufbauen. Außerdem soll die theoretische Auslegung aus Gründen der Leserlichkeit auch nicht überstrapaziert werden.

Unter Relevanz verstehen Mey und Mruck – noch immer in Anlehnung an Glaser – die Bedeutung, die einer Grounded Theory für die Handlungspraxis zukommt. Insbesondere der Fokus auf die Akteure und ihre Handlungsprobleme und –prozesse ist ein Kernkriterium, da dies als wichtige Bedingung angesehen wird, um für die Handlungspraxis bedeutsam zu werden. Die Untersuchung ist angetreten mit dem Fokus auf Handlungsprozesse der Lehrer in selbständigen Arbeitsphasen der Schüler. Von daher ist aus dieser Sichtweise die GTM durchaus eine angemessene forschungsmethodologische Leitlinie. Dem des Fokus der Untersuchung entsprechend sind die Ergebnisse auf die Handlungsprobleme und –prozesse der Akteure ausgerichtet. Jedoch verweist der Fokus auf die Akteure auf zwei Analysesebenen: eine Sichtebene, auf der Inhalte verhandelt werden, und eine Tiefenebene des Problemlösens (vgl. die Ergebniskapitel 3.2 und 4.2). Wobei die Perspektive auf die Akteure auf eine starke Vermischung dieser beiden Bedeutungsebenen hindeutet.

Das Integrationspotential bezeichnet das Ausmaß, in dem die ausgearbeitete Kernkategorie den Kern des Handelns der Akteure trifft. In Bezug auf Studie I wird das Problemlösen – durch die Problemlösetätigkeiten Probieren, Analysieren, Planen und Bewerten - als Kernkategorie herausgearbeitet und der Kern des Handelns als das Überwinden von Problemen (von den Akteuren verstanden als Hindernisse) dargestellt (vgl. Kapitel 3.2). In Studie II konzeptualisiert die Kernkategorie Adaption die Passung des Lehrerhandelns an das Schülerhandeln. Die Passung wird bestimmt durch das Verhältnis des Lehrerhandelns an die Struktur der Problemlösetätigkeiten der Schüler und das Verantwortungsübernahmepotential der Schüler (vgl. Kapitel 4.2). In Bezug auf den Titel der gesamten Untersuchung ist die zweite Kernkategorie – die Adaption des Lehrerhandelns - als integratives Moment der Untersuchung zu verstehen, in welcher die Kernkategorie von Studie I eingebettet ist.

Das Gütekriterium der Flexibilität bezeichnet, inwiefern die entstandene Theorie im Stande ist mit neuen Bedingungen bzw. Daten umzugehen. Dieses Kriterium ist ausgesprochen schwierig zu beurteilen, ohne in die Falle einer unangemessenen Verallgemeinerung zu tappen (vgl. z.B. Oswald, 2010). Da für eine Diskussion dieses Punktes detaillierte Kenntnisse der Ergebnisse von Nöten sind, wird die Flexibilität erst in der forschungsmethodischen Diskussion in Kapitel 5.3 wieder aufgegriffen.

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