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Kapitel 7 Das Ende der Schiffspiraten

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„Was zum Teufel war das denn?“, herrschte der gar nicht mehr so großspurig, sondern eher erschrocken um sich blickende Baron Bela von Esterhazy die am Steuer der TERRA-ONE sitzenden Piloten Alexander-Max und Alec-Robert vom Boden der Schiffszentrale aus an, als er sich nach einem vehementen Schwanken des erst vor kurzer Zeit gestarteten Kugelraumers mühsam wieder auf seine Füße hochstemmte.

„Nichts passiert, Sir. Wir fliegen gerade in den Asteroidengürtel ein. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass wir mit kleineren Trümmerstücken des ehemaligen Planeten PHAETON zusammenstoßen. Solche Rempler sind dabei völlig normal. Aber keine Angst, die Außenhülle dieses Raumers ist so gut wie unzerstörbar“, versuchte der noch immer leicht benommene Oberst Konrad Ackermann den wütenden Nationalisten umgehend zu beruhigen.

„Und warum verhindern unsere Schutzschirme diese angeblichen Rempler nicht? Die sind doch aktiviert – oder? Sei jetzt vorsichtig mit deiner Antwort und lüg mich ja nicht an, du blöder Sack!“, brach es sogleich aus dem ungarischen Adligen hervor.

„Sir – das hier ist ein antikes, über Jahrmillionen nicht gewartetes Raumschiff der alten Lemurer. Außerdem ist dieser Kugelraumer eigentlich nur das Beiboot eines viel größeren Schiffs und noch dazu ein unausgereifter Prototyp. Da kann man doch nicht erwarten, dass hier an Bord nach einer provisorischen Inbetriebnahme gleich alles wieder einwandfrei funktioniert“, quetschte Konrad Ackermann jetzt durch seine Zähne.

„Noch dazu haben Sie ja unsere beiden verängstigten Juniorpiloten ans Steuerruder dieses Schiffs gesetzt. Die beiden Youngsters sind noch in der Ausbildung, verdammt nochmal. Ich dachte, das hätten Sie begriffen, als wir Ihnen sagten, dass wir mit ihnen auf einem Trainingsflug zum MOND unterwegs gewesen sind“, pflichtete Rando Starke seinem Kameraden mit zornerfüllter Stimme bei.

„Dummerweise mussten Sie danach jedoch Oberst Ackermann und mich als Fluglehrer dieser beiden jungen Leute unbedingt von Ihrem Bordquacksalber unter Drogen setzen lassen. Das war nicht besonders klug – denn für den Flug nach CERES braucht es halt deutlich erfahrenere Piloten als diese zwei Jungspunde. Schließlich waren die beiden noch niemals in diesem Raumsektor“, schwindelte Rando Starke sein mit einem altertümlichen Revolver drohendes Gegenüber gleich danach mit unbewegter Miene an.

„Und ihr beide könntet mein Raumschiff also sehr viel besser fliegen, als diese zwei Rotznasen – oder wie soll ich das verstehen? Also, worauf warten wir noch? Platzwechsel, aber sofort!“

„Nun, das sehen Sie prinzipiell zwar richtig, Herr Baron. Nur brauchen wir beide noch ein bisschen Zeit, um unsere drogeninduzierte Müdigkeit zu überwinden. Darüber hinaus setzen wir uns nur dann ans Steuer, wenn Sie uns versprechen, unsere zwei jungen Kameraden am Leben zu lassen“, mischte sich jetzt Konrad Ackermann mit verstellt schwerer Zunge in den Dialog ein.

„Ist ja gut – die zwei Burschen kommen nach unserer Machtergreifung auf TERRA sowieso in ein Umerziehungslager, damit sie anschließend für meine TERRA-First-Nation Organisation nützlich sein können. Als angehende Piloten wäre es doch viel zu schade, das Leben der beiden hübschen Kerlchen zu vergeuden“, meinte daraufhin der Baron mit hämischer Miene.

Nach einer Pause, in der er offenkundig noch einmal scharf überlegt hatte, brüllte der Chef der Entführer die beiden Fähnriche eine Viertelstunde später unvermittelt an: „Also los, trollt euch jetzt aus euren Sitzen und lasst euch widerstandslos fesseln!“

„Unsere beiden Oberste sind ziemlich schlau, was das Zeitgewinnen angeht“, dachte Alex-Max lautlos, als er sich, genauso, wie sein Cousin Alec gleich darauf ohne Gegenwehr leise vor sich hin jammernd die Hände zusammenbinden ließ.

„Das stimmt, Cousin Maxi – dieser blöde Baron ist ganz sicher nicht die allerhellste Kerze auf diesem Schiff. Spielen wir also weiter die verängstigten Grünschnäbel. Nachdem unsere beiden Seniorpiloten jetzt das Steuer übernommen haben, können wir zwei uns sehr viel besser auf die Ausspielung unserer Para-Fähigkeiten konzentrieren. Nur sollten wir noch ein wenig bedröppelter in die Gegend gucken als bisher“, gab sein Cousin Alec-Robert sofort auf telepathischem Weg zurück.

„Verstanden, Maxi. Leisten wir uns aber jetzt keinen Fehler – diese blöden Handschellen haben wir doch im Notfall telekinetisch in Nullkommanix auf – und außerdem, hab‘ ich vorhin schon auf dem gleichen Weg die Energieversorgung der Hyperblaster unterbrochen.

Rumballern kann also auch deren Chefwissenschaftler Jerome nicht mehr, auch wenn dieser Doktor der Ingenieurwissenschaften anscheinend auf Tante Anuks Werft ‘ne ganze Menge über lemurische Raumschiffantriebe gelernt zu haben scheint.“

„Okay, Bobby. Auf die Gedanken dieses Kerls passt du wohl besser ganz besonders auf. Zumal ich schon beim Start die Projektoren unseres Heckschutzschirms ein klein wenig manipuliert, um nicht zu sagen etwas verbogen habe. Sobald sich die ersten Suchschiffe der JDEF unserer Position nähern, wird ihnen deswegen der pulsierend glimmende Hintern dieses Schiffs sofort ins Auge stechen.“

„Ein Kugelschiff ist rund und hat daher keinen Hintern, du Vollpfosten“, dachte Alec-Robert umgehend zurück.

„Doch, du alter Besserwisser, hat es! Die Richtung, in die der Kugelraumer fliegt, ist vorne. Also hat diese Mühle auch einen Hintern, okay?“

„Schon verstanden, ich wollte dich doch nur ein bisschen auf die Rolle nehmen, werter Cousin.“

„Super, du Hirni. Aber jetzt stellst du gefälligst dein bescheuertes Grinsen ein. Wir wollen doch nicht, dass diese Ärsche noch etwas von unserer lautlosen Unterhaltung mitkriegen. Ich konzentriere mich jetzt auf meine Mom – denn die ist uns mit ihrer MHORA-X2 ganz sicher bereits längst auf unseren Fersen.“

„Okay – und meine Wenigkeit, der Supertelepath Alec-Bob, kümmert sich ab sofort um das Gelaber dieser Dreckskerle untereinander, damit wir soviel wie nur irgend möglich über ihre Organisation sowie über ihre Kumpane auf TERRA in Erfahrung bringen. Ein bisschen was über diese nationalistischen Banditen wissen wir ja schon.“

„Korrekt, Fähnrich MacLeod. Du spielst anscheinend auf die versuchte Flugzeugentführung14 von vor gut vier Jahren an, hinter der diese damals noch völlig unbekannte TERRA-First Organisation gesteckt haben soll. Ich habe das damals ja aus erster Hand mitbekommen und überlege gerade, ob dieser Wissenschaftler Dr. Jerome Jackson mit dem damals von uns gefassten Hank Jackson verwandt ist?“

„Das kriege ich raus. Dieser Doktor ist so voller spürbarem Hass auf unsere Weltregierung, da muss ich wahrscheinlich nur mal beiläufig einwerfen, was seine Kinder von ihm und seinem anarchistischen Handeln denken. Auf diese Weise bekommen wir dann schon heraus, ob da eine verwandtschaftliche Verbindung besteht.

Übrigens weiß ich bereits, dass er früher bei der ehemaligen NASA15 angestellt war, ehe er sich selbständig gemacht und nach der Pleite seiner Beratungsfirma auf der Werft von Tante Anuk-Thor in Nevada angeheuert hat.“

„Das ist eine gute Überlegung, Alec – und zugleich eine Zusatzinformation, die unsere Terranische Abwehr noch nicht hat. Möglicherweise sieht sich dieser Mistkerl sogar in der Nachfolge seines früheren Kollegen Leonard Tobias Antic, der ja bei dem besagten Transmitterunfall16 als menschliche Hälfte in diesem Supermutanten VOLTAN aufgegangen ist.

Mein Gott – auch wenn er diesen elenden Schweinehund eigentlich nicht persönlich gekannt haben kann, wäre es dennoch denkbar, dass er während seiner NASA-Tätigkeit auf dessen wissenschaftliche Aufzeichnungen oder sonstige hetzerische Hinterlassenschaften gestoßen ist.

Und sofern ich nicht völlig falsch liege, ist er in Leonards Unterlagen auf die geographische Lage des seinerzeit von diesem Drecksack zur Flucht benutzten lemurischen Großtransmitters in dessen ehemaliger Heimat Bosnien gestoßen. Das würde auch erklären, auf welchen Weg diese Banditen unbemerkt nach LUNA-PRIME gelangen konnten. Warum dieser Transmitterdurchgang aber weder auf TERRA noch auf LUNA bemerkt wurde, kann ich mir jedoch bislang noch nicht erklären.

Doch darüber können wir später noch ausreichend Nachforschungen anstellen, denn ... einen Moment mal – ich höre gerade, dass wir telepathisch von Bord des gerade anfliegenden mandoranischen Ringkreuzers CHROMA gerufen werden, der ja erst gestern Nachmittag mitsamt seiner Begleitflotte aus ANDROMEDA am Raumdock TERRA-ALPHA festgemacht hat.“

„Du hast recht, Maxi – ich kann die telepathischen Rufe der Mandoraner ebenfalls bereits deutlich vernehmen. General Janis und seine Botschafter Rhea und Ares sind offenbar schon ganz in unserer Nähe“, erwiderte sein Cousin Bobby, bevor er noch ergänzte:

„General Janis – das ist doch der Mandoraner, der die IT-Spezialistin Lara Bint Tabari von der MHORA-X2 deiner Mutter durch Heirat stibitzt und der danach deinen Eltern bei ihren Abenteuern in der ANDROMEDA-Galaxis geholfen hat. Die Botschafter Rhea und Ares sind dir ja anscheinend bereits von früher her bestens bekannt, so überaus enthusiastisch, wie sie dich gerade mit Grußbotschaften überschütten.“

„Soweit, so gut, Cousin – ich fang dann schon mal an und gebe meine bisher abgehörten Erkenntnisse an General Janis und seine zwei Begleiter durch. Und du achtest auf das Eintreffen meiner Mom.

Ich schätze nämlich, dass es hier schon bald ordentlich rundgehen wird. Also, sobald unsere Leute dieses Schiff entern, musst du mir helfen, den Antrieb sowie die Tarn- und Schirmfeldprojektoren der TERRA-ONE punktgenau lahmzulegen“, erwiderte Alexander-Max telepathisch an seinen Cousin.“

„Mach ich, Maxi. Tja, ich schätze mal, dass unsere JTSA-Agenten aufgrund unserer Informationen schon recht bald eine ganze Menge zu tun bekommen, sobald diese Terroristen an Bord der TERRA-ONE ausgeschaltet und unsere Fluglehrer gerettet sind.

Übrigens, die CHROMA kommt allmählich näher und sie wird nicht nur von der MHORA-X2 deiner Mom, sondern zusätzlich noch von der SOL und der ODIN verfolgt.

Ich glaube es wird daher höchste Zeit, dass ich ein bisschen an der Ortungsanlage dieses alten Kugelraumers herumfummele. Wir wollen doch nicht, dass diese Idioten zu früh bemerken, dass ihnen ein paar kampfkräftige Allianzschiffe am Hintern kleben.“

***

Unterdessen hatte auch der von der CHROMA angeführte Verband den Rand des zwischen MARS und PLUTO kreisenden Asteroidengürtels erreicht.

„Ich schlage vor, wir unterfliegen die Ringstruktur und nähern uns CERES von der anderen Seite. Der Asteroid steht ja ziemlich genau in der Mitte dieses Trümmerbands. Von dort aus nutzen wir danach am besten den Abflugkanal, den wir seinerzeit mit den Strahlgeschützen meiner alten KUNTUR nach dem Verlassen dieses Zwergplaneten bei unserem Erstflug nach LARO 517 freigeräumt haben“, meinte Mora Kranz per kryptiertem Nahbereichsfunk an die übrigen Schiffskommandanten.

„Einverstanden, werte Fürstin. Wie mir Lara gerade mitgeteilt hat, kennst du dich in diesem Raumsektor ohnehin am besten aus. Also meine Liebe, setz dich mit deinem Explorer vorerst als Pfadfinder an die Spitze unserer Formation.“

„Du hast es gehört, Alex. Unterfliegen wir jetzt also die Reste PHAETONS. Anschließend beziehen wir vor dem Zwergplaneten Stellung und nehmen uns die terroristischen Arschlöcher von vorne vor. Ich hoffe nur, dass die alte Passage noch existiert und dass Janis Dickschiff dort ebenfalls hindurchpasst.“

„Dann kannst du den Verbrechern in ihrer geklauten Raumkugel aber nicht in den Allerwertesten treten, wie du es vorhin noch angekündigt hast“, unkte ihr Mann prompt zurück, während er bereits die notwendige Kursänderung in den Navigationsrechner eingab.

„Jaja, du alter Besserwisser – dann treten wir ihnen halt in die Eier, wo ist da schon der Unterschied?“, knurrte Mora unter dem Grinsen ihrer Brückencrew umgehend zurück.

Im gleichen Moment meldete sich Brigid-Thor von Bord der ODIN. „Leute, hört auf zu streiten. Während des Unterfliegens komme ich nämlich mit einem Raumjäger der ODIN zu euch rüber. Ich will nämlich beim Entern unseres alten Schiffs mit von der Partie sein – schließlich vertrete ich hier dessen ehemalige Eigentümer.

Außerdem habe ich Kommodore Runa-Lhun jetzt mal lange genug ihr Kommando über die ODIN gemopst, weil meine TAIFUN ja noch immer zur Überholung in unserer Werft in Nevada steht. Also seid so gut und macht eins eurer Hangartore auf, damit Nick und ich gleich bei euch einfliegen können.“

„Okay, Brigid – dann mal los mit dem Rendezvous-Manöver. Ich bin schon gespannt, ob dein werter Ehemann Nick ‘ne einwandfreie Landung auf der MHORA-X2 hinkriegt. Heckschleuse vier rechts wird für euch geöffnet.

Und sag deinem Piloten Nick, dass ich seinem Bruder Bill Carter befohlen habe, ihm den Hintern zu versohlen, falls er beim Anflug das hübsche Heck meines Explorers verbeult.“

***

Als Kommodore Brigid-Thor wenig später in Begleitung ihres Ehemanns Nick Carter noch immer leise glucksend auf der Brücke der MHORA-X2 erschien, lächelte Mora Kranz ihre beiden langjährigen Kampfgefährten sofort strahlend an.

„Supersanfte Landung, Nick. Wir haben hier in der Schiffszentrale von eurer Ankunft fast nichts gemerkt, so federleicht hast du euren schicken Zweimann-Jäger in unserem Hangar aufgesetzt.“

„Mein geliebter Gatte hat inzwischen ja auch genug Übung mit derartigen Eintauchmanövern“, grinste die Lemurerin Brigid ihre Freundin Mora sogleich ein wenig zweideutig an, während sie auf die stirnrunzelnde Kommandantin des Explorers zueilte, um sie mit den Worten: „Ich hoffe, es geht dir gut“ freundschaftlich in den Arm zu nehmen.

„Kann nicht klagen – nur müssen wir jetzt endlich dieses Abenteuer zu einem guten Ende bringen“, erwiderte Mora Kranz spontan, während sie sich beim Gedanken an ihre entführten Freunde und Verwandten verstohlen über ihre Augen wischte.

„So, jetzt habt ihr mal genug geplauscht – wir sind in wenigen Minuten auf der vorberechneten Abfangposition. Da meine werte Kommandantengattin das übrigens bislang völlig vergessen hatte, habe ich eben auch noch die Wachmannschaft unseres Hochsicherheitsgefängnisses auf CERES informiert.

Unsere Leute dort sind jetzt in Alarmbereitschaft und fahren gerade ihre Schutzschirme und Sicherheitsprotokolle hoch“, unterbrach Alex wenige Sekunden später den kurzen Dialog der beiden Freundinnen.

„Wenn ich dich nicht hätte, mein Fürst. Sag mir jetzt aber bitte mal, was du inzwischen über Funk mit Janis und den anderen Kommandanten als taktisch beste Herangehensweise ausbaldowert hast. Mit Hubert und seinen beiden Eingreifteams unter Führung der Hauptleute Barton und Bender hast du dich ja vorhin schon ausgiebig ausgetauscht.“

„Na ja – das wird eine typische Rein-Raus-Mission mit darauf abgestimmtem Friendly Fire werden. General Janis schließt dazu mit seinem 4.000-Meter Sternenkreuzer gleich zu uns auf und setzt sich beim Erreichen von CERES ein stückweit vor uns. Wie’s aussieht ist unsere alte Passage dafür ja noch immer breit genug.

Außerdem stehen er sowie Botschafterin Rhea und Botschafter Ares bereits seit etlichen Minuten mit unserem Sohn und Alec-Robert in telepathischer Verbindung. Die beiden Cousins brennen schon darauf, dass endlich der Startschuss zum Entern dieser altlemurischen Raumkugel fällt, um noch in derselben Sekunde den Antrieb sowie Tarnung und Schutzschirme der TERRA-ONE telekinetisch sabotieren zu können.

Die SOL und die ODIN fliegen derweil schon an den beiden Flanken leicht versetzt zur CHROMA vor uns her und bauen mit Janis Ringkreuzer unter Volltarnung ein energetisches Fangnetz für die TERRA-ONE auf.

Wird sicher ein bisschen scheppern, wenn die alte Raumkugel nachher mit den von unseren Jungs umgepolten Schutzschirmen gegen das aufgespannte Energiegitter kracht. Außerdem können die beiden JDEF-Schiffe und die Fregatten der CHROMA aus dieser Dreiecksformation notfalls auch ihre Energiewaffen am vorteilhaftesten zur Geltung bringen.

Du legst parallel dazu los und fliegst die TERRA-ONE mit deiner MHORA-X2 ungetarnt als Lockvogel direkt von vorne an. Da die Oberdrecksäcke auf deren Brücke garantiert auf den dortigen Frontbildschirm glotzen, wird ihnen die Annäherung deines Explorers sicher nicht entgehen.

Gleichzeitig gibst du unseren Burschen dort drüben zu diesem Zeitpunkt X das telepathische Signal geben, die Hauptwaffensysteme der TERRA-ONE, vor allem deren Hyperblaster, und danach die Energiemeiler der Schutzschirme, wie auch die Triebwerke außer Gefecht zu setzen.

Sobald unsere vorausfliegenden Begleitschiffe bei X+10 Sekunden das Feuer eröffnen, ziehst du unseren Explorer hoch und lässt Wolfgang das entführte Schiff aus einer leicht überhöhten Position frontal beharken, wobei ich aber nur um leichten Beschuss bitte. Es reicht, wenn ihr und die anderen Raumer das alte Kugelschiff mit Streifschüssen in eine instabile Fluglage bringt.

Und genau dann, wenn der ganze Feuerzauber losgeht und die Verwirrung am Größten ist, springen wir Teleporter mit den Einsatzkräften in all die Schiffsabteilungen der TERRA-ONE, in denen sich nach Maxis Angaben die 24 Terroristen aufhalten, von denen einige seltsame Metallstirnbänder tragen.

Also nochmal – übertreibt es aber nicht und schießt die betagte Kiste nicht gleich komplett zu Schrott, sondern setzt ihr zuerst nur ein paar gut gezielte Warnschüsse direkt vor den Bug.

Und behaltet bei alledem auch eure Schutzschirme oben. Wir wissen ja nicht, ob die Kerle es noch schaffen werden, mit ihren verbliebenen Strahlgeschützen zurückzufeuern.

Wird nämlich ein paar Minütchen dauern, bis wir die unbelehrbaren Nationalisten dort drüben überwältigt und auf der CHROMA abgeliefert haben. Und schließlich möchte das Enterkommando den Einsatz ja ganz gerne auch unversehrt überstehen, selbst wenn wir dabei voraussichtlich ein wenig durchgerüttelt werden.“

„Das gefällt mir, auch wenn das deinerseits eine ungewohnt lange Ansprache war. Operation Fliegenpatsche, wie im ZORAN-System18 – halt nur im kleineren Maßstab. Das ist doch die von Lara Bint Tabari erfundene Taktik, von der du gerade sprichst. Und ich darf den Hammer spielen, der den Sack am Ende von oben zumacht“, warf Mora Kranz an dieser Stelle begeistert ein.

„Absolut korrekt, mein Schatz. Nur spielst du diesmal zuerst den Lockvogel, ehe du beim Hämmern hilfst – okay?

Übrigens kommen General Janis und seine beiden Landsleute Rhea und Ares gleich per Teleportersprung zu uns auf die Brücke, um Alec und mir beim Transport von Brigid und unseren Einsatzkräften sowie der K-100 zu helfen. Und sobald wir unsere Raumanzüge übergestreift haben, kann der Countdown meinetwegen beginnen.“

Als Alex Kranz noch im gleichen Moment die enttäuschten Blicke der beiden Aquanauten Kala und Moana bemerkte, fügte er sofort noch hinzu:

„Keine Sorge, ihr beiden – ich hab‘ euch schon nicht vergessen. Euer Job wird es nämlich sein, noch vor dem Zeitpunkt X unsere Freunde Konrad Ackermann und Rando Starke aus dem derzeit von ihnen geflogenen Kugelraumer herauszuholen.

Das bedeutet im Klartext: Ihr springt exakt bei X-3 Sekunden auf die Brücke der TERRA-ONE, krallt euch die beiden Piloten und kommt mit ihnen sofort wieder hierher zurück.

Das heißt zugleich, dass ihr dort nicht lange rumtrödelt und euch keinesfalls in die anschließenden Scharmützel an Bord dieses Raumers einmischt, verstanden? Für derartige Auseinandersetzungen werdet ihr in eurer künftigen Laufbahn noch oft genug Gelegenheit bekommen.“

„Geht klar, Fürst Alex. Wir schnappen uns Oberst Ackermann und Oberst Starke und sind quasi in Nullzeit wieder zurück und bilden dann mit deiner Tochter Lisa die Eingreifreserve, falls bei eurem Einsatz etwas schiefgehen sollte“, erwiderte die junge Aquanautin Kala jetzt mit ernster Miene, als sie und ihr Bruder auch schon in ihre bereitliegenden Raumkombinationen schlüpften.

„Darf ich bei der bevorstehenden Aktion auch ein bisschen mithelfen? Ausgeruht habe ich mich jetzt mal lange genug – und der gute Bill Carter könnte vielleicht ein wenig Unterstützung beim Fliegen der MHORA-X2 gebrauchen“, meldete sich jetzt Mary Starke wieder bei ihrer Kommandantin Mora Kranz, bevor sie noch hinzufügte: „Immerhin geht es bei dieser Sache ja auch um die Rettung meines gräflichen Ehemanns.“

„Nichts dagegen Mary – allerdings nur, wenn du dich dafür schon wieder fit genug fühlst. Bill stehen von seiner ungewohnten Pilotenperformance ohnehin schon die Schweißperlen auf der Stirn. Außerdem bist du nicht daran schuld, dass wir die S1 verloren haben“, grinste Mora ihre derzeitige 2. Chefpilotin umgehend an.

„Danke Mora – und ja, ich bin wieder okay. Dafür sorgt alleine schon mein unbändiger Zorn auf diese Verbrecher, die meinen Mann und die restliche Besatzung der S1 in ihren Dienst gezwungen haben. Und keine Sorge – ich werde deinen schönen Explorer schon nicht beschädigen. Immerhin wollen Rando und ich dieses hübsche Schiff ja schon bald als neue Kommandanten übernehmen.“

„Also worauf wartest du, Mary? Ab mit dir in den Pilotensitz und dann zeigst du uns allen, was ein Präzisionsflug in einer unwegsamen Umgebung ist.“

***

Als wenige Minuten später der Bordcomputer den Countdown herunterzählte, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.

„Maxi und Alec-Robert haben es geschafft. Die Schutzschirme der TERRA-ONE sind unten. Los, los, los – holt Oberst Ackermann und meinen Rando jetzt da raus!“, brüllte Mary Starke in Richtung der Aquanauten, als der Countdown bei der Zahl „Minus 3“ angekommen war.

Prompt sprangen die beiden Teleporter Kala und Moana in die Zentrale des Kugelraumers und kehrten noch im selben Augenblick mit den verblüfft um sich blickenden beiden Obersten auf die Brücke der MHORA-X2 zurück.

„Und jetzt, Wolfgang, Störfeuer frei aus allen Rohren. Teleporter Achtung – fertigmachen zum Sprung“, kommandierte Mora Kranz mit befehlsgewohnter Stimme, als die beiden Einsatzteams mit Doc Alec, ihrem Ehemann Alex sowie den mandoranischen Teleportern mit einem lauten Knall die MHORA-X2 verließen.

„Die TERRA-ONE schwingt bereits wie eine Glocke hin und her. Soll ich das Feuer schon einstellen, Boss?“, fragte jetzt der an den Waffenkontrollen sitzende Oberstleutnant Wolfgang Ries in Richtung seiner Schiffskommandantin.

„Nix da, weiterfeuern! Aber pass auf, dass du mit deiner Feuerorgel, kein Leck in diese alte Kiste brennst. Krach mit Brigid möchte ich nämlich tunlichst vermeiden, solltest du ihr antiquiertes Eigentum in Stücke schießen.“

***

Im Inneren der TERRA-ONE war unterdessen die Hölle losgebrochen. Zwar konnte Baron Bela von Esterhazy seine Mitverschwörer nach dem überraschenden Verschwinden seiner zwangsweise rekrutierten Piloten noch mit einem raschen Alarmruf warnen, doch dann waren die Angreifer unter dem Kommando von General Janis und General Lange auch schon in allen Schiffsabteilungen der TERRA-ONE am Werk, während Alex und sein Bruder Alec, sowie die Lemurerin Brigid-Thor sich zusammen mit den Botschaftern Rhea und Ares die Zentrale des Schiffes vornahmen.

„Pass auf Paps, die haben konventionelle Sturmgewehre und Granatpistolen – damit können sie auch eure abgeschirmten Schutzanzüge durchlöchern. Außerdem tragen sie veraltete Individualschutzschirme der ersten Generation“, rief Alex-Max auf telepathischem Weg seinem Vater entgegen, nachdem er sich ebenso, wie sein Cousin aus seinen Handschellen befreit und sich jetzt telekinetisch seines am Boden gelandeten Handstrahlers bemächtigt hatte.

„Sieh mal einer an, die zwei Bürschchen haben sich befreien können. Der Unfähige, der sie vorhin gefesselt hat, kann nachher noch was erleben. Los Leute, machen wir diese JDEF-Dreckskerle fertig. Bringt sie alle um und dann übernehmen wir ihr Schiff, mit dem sie uns den Weg zu unseren Freunden verlegt haben!

Jerome, du schaltest ihr Schiff aus. Die feuern nämlich auf uns, du Idiot. Bei dem Schwanken und dem ganzen Lärm fällt mir nämlich das Zielen auf diese eingedrungenen Mistfiguren schwer. Also fahr gefälligst endlich die Waffen unseres Raumers hoch, verdammt noch eins“, brüllte der auf dem Kommandosessel thronende Chefterrorist seinen amerikanischen Stellvertreter umgehend an.

„So, jetzt reicht‘s mir aber endgültig, du Arsch“, brüllte die aus ihrer Deckung aufgesprungene Brigid-Thor den überraschten Chef der Nationalisten jetzt wütend an. „Eure uralten persönlichen Schutzschirme nützen euch gar nichts. Ergib dich und befiehl deinen Leuten, mit dieser sinnlosen Gegenwehr aufzuhören, dann lebt ihr nämlich länger.

Hast du Blödmann denn nicht gewusst, dass man zur Verteidigung eines lemurischen Kugelraumers dieser Baureihe deutlich mehr braucht als dich und deine 23 Versager?“

„Oho, wer bist du denn? Deinen weiblichen Formen und deinem dämlichen Verhalten nach, offenbar eine mutige Walküre aus den Reihen der Aliens, die sich mit der verräterischen JDEF-Verbrecherbande zusammengetan haben – oder?“

„Ich bin Lemurerin und heiße Kommodore Brigid-Thor. Zudem bin ich die Eigentümerin dieses altlemurischen Schiffs, das ihr Piraten euch nach der Ermordung unserer LUNA-PRIME-Besatzung widerrechtlich unter den Nagel gerissen habt. Ich sag’s dir jetzt nur noch einmal, legt eure Waffen nieder ...“

„Schade, du hübsches Weibchen – dich hätte ich gerne am Leben gelassen und anschließend als Siegprämie vernascht – aber du willst es ja nicht anders“, unterbrach der ungarische Baron mit anzüglich funkelnden Augen die Aufforderung der ihm unmittelbar gegenüberstehenden Lemurerin, als er auch schon mit seiner Granatpistole auf Brigid zu feuern begann.

Da Brigid-Thor die telepathische Warnung Maxis an seinen Vater nicht gehört haben konnte, warf der neben Brigid kauernde Alexander Kranz sich noch in derselben Sekunde in den Schuss, um die Lemurerin mit seinem Körper zu decken, wobei er trotz seines flirrenden Schutzschirms von unsäglichen Schmerzen gepeinigt ächzend zu Boden ging.

Und obwohl Alex dabei noch versuchte, seine Freundin Brigid wieder hinter die Deckung eines massiven Stützpfeilers zu ziehen, blieb die Lemurerin felsenfest stehen und knurrte nur knapp:

„Du Teufel hattest deine Chance – und jetzt fährst du zur Hölle, du Scheißkerl!“ Damit steckte die wütende Lemurerin ihren Schockstrahler weg und brachte stattdessen mit zigtausend mal geübtem Griff ihren bislang auf dem Rücken getragenen überschweren Hochenergieblaster in Anschlag. Damit schoss sie dem Baron punktgenau in dessen bulligen Körper.

Als der Baron ungläubig das davon in seinen Körper gerissene Loch betrachtete und ein letztes Mal in die eiskalten blauen Augen seiner Kontrahentin starrte, sank er unter den erschrockenen Blicken seiner auf der Brücke anwesenden Gefährten leblos zu Boden.

„Na, hat noch jemand von euch Teufeln den Wunsch, rasch in die Hölle zu gelangen – oder ergebt ihr Vollpfosten euch endlich?“, rief sie dem immer noch erfolglos an den Waffenkontrollen hantierenden Dr. Jerome Jackson und dessen auf der Brücke anwesenden Kumpanen mit klirrender Stimme zu.

Da im selben Moment auch der erste waffenstarrende K-100 Kampfroboter mit dem von Hauptmann Bender angeführten Einsatzteam das geschlossen Brückenschott der TERRA-ONE durchbrach, dauerte es nicht mehr allzu lange, die vor Furcht zitternden restlichen Angehörigen aus der Führungsriege der TERRA-First-Piraten einzusammeln.

Unterdessen waren bereits Alexanders Sohn Maxi und Doc Alec MacLeod zu dem offensichtlich schwerverletzt aus einer Schulterwunde blutenden Alexander Kranz hingesprungen.

„Ist nicht so schlimm – nur ein Kratzer“, murmelte Moras Ehemann sogleich. „Und sagt Mora und den anderen Schiffskommandanten, dass sie den Beschuss jetzt einstellen sollen. Die Schaukelei und das Getöse in dieser alten Kiste sind ja kaum auszuhalten.“

„Von wegen Kratzer! Du hast ein Loch in der Schulter in das ich fast meine Faust reinstecken könnte. Meine Arzttasche – sofort“, brüllte Dr. Alec MacLeod seinen Sohn und dessen Cousin Maxi an.

„Wie bescheuert kann man nur sein, sich in den Schuss einer Granatpistole zu werfen“, knurrte er gleich danach weiter, während er seinem inzwischen bewusstlosen Bruder provisorische erste Hilfe leistete.

„Es tut mir leid, das wollte ich nicht“, schniefte die neben dem schottischen Arzt auf ihre Knie gesunkene Brigid-Thor laut auf. „Kannst du ihn retten, Alec? Bei allen Göttern, Mora wird mich umbringen, wenn ihr Fürst wegen meiner unbedachten Handlung bleibende Schäden davonträgt.“

„Wenn du mir aus dem Weg gehst, könnte das mit dem Blutstillen und Retten was werden“, knurrte Alec MacLeod aufgebracht zurück.

„Also macht Platz – ich teleportiere jetzt mit meinem Patienten auf die Krankenstation der MHORA-X2. Und Brigid nehmen Maxi und mein Sohn Alec-Robert mit rüber zu Fürstin Mora. Den Rest habt ihr hier ja wohl hoffentlich alleine im Griff.“

„Haben wir Doc. Keine Sorge – von uns wurde sonst niemand verletzt. Und von den restlichen 23 Terroristen sind bis auf vier Unbelehrbare noch alle am Leben, auch wenn sie nach den Schockstrahlen unserer K-100 Roboter beim Aufwachen später noch etwas Kopfweh haben dürften.

Ihr könnt also unbesorgt abhauen – wir Übrigen sichern dieses Schiff, bis es von einem unserer Technokreuzer abgeschleppt werden kann. Bis dahin schaffen wir diese Mörder auf die CHROMA mit der wir euch später nachhause folgen“, gab General Hubert Lange sogleich eine knappe Antwort an Doc Alec und dessen bei der notärztlichen Hilfe assistierenden Sohn.

Als die drei Teleporter wenig später, gefolgt von den beiden mandoranischen Botschaftern, mit dem immer noch besinnungslosen Alexander Kranz in der Medostation der MHORA-X2 eintrafen, wurden sie dort bereits von Mora Kranz und der larojanischen Ärztin Mora-Sher erwartet.

„Grundgütiger – was ist denn bloß schiefgegangen?“, jammerte Mora Kranz, während sie neben der Trage ihres Ehemanns auf die Knie ging und das Gesicht ihres verwundeten Ehemanns mit sanften Küssen übersäte.

„Er kann dich jetzt nicht hören, Mora. Komm mit uns nach nebenan und lass die Ärzte arbeiten. Alex Verletzung ist keine Kleinigkeit, deshalb springt mein Kollege Ares jetzt gleich nochmal auf die CHROMA rüber und holt noch zusätzlich ein mandoranisches Medizinerteam und einen unserer transportablen Regenerationstanks herbei.

Du wirst sehen, Schatz – dein geliebter Fürst wird diesen Treffer überleben – und in einigen Tagen ist er wahrscheinlich schon wieder ganz der Alte. Lass es jetzt also gut sein, wir beide fassen uns im Nebenraum gleich bei den Händen und achten telepathisch auf seinen Zustand.“

Damit nahm Botschafterin Rhea ihre schluchzende Freundin in den Arm und teleportierte mit ihr zeitverzugslos in die benachbarte Schiffsmesse, wo sie beim Schiffskoch sofort einen beruhigenden Tee für Mora bestellte.

Als Mora Kranz aus tränenverhangenen Augen mit ansah, dass die Botschafterin ein kleines Fläschchen aus ihrem stets mitgeführten Beutel zog und dessen Inhalt in Moras Teetasse goss, nippte sie zuerst vorsichtig an dem heißen Getränk und fragte dann leise:

„Was ist das für ein seltsames Gebräu, Rhea? Schmeckt nämlich superscheußlich.“

„Das ist ein mandoranischer Zaubertrank, meine Liebe. Der wird dich stärken und zugleich beruhigen. Den trinkst du jetzt brav aus und dann konzentrieren wir uns ganz auf die Gedanken deines über alles geliebten Fürsten.

Wenn wir uns nämlich auf PSI-Ebene mit dem Geist deines Helden verbinden, wird das nach meiner Erfahrung sehr zu Alex Genesung beitragen. Und jetzt gib mir bitte deine Hand und konzentrier dich ganz auf meine heilenden Gedanken.“

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