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Kapitel 1 Heimkehr aus ANDROMEDA

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Auf TERRA schrieb man bereits den 01. März des Jahres 2033. Schon seit etlichen Tagen wartete man in den Befehlszentralen der JDEF1 ungeduldig auf ein Lebenszeichen der von MANDORAN aus in Richtung ERDE gestarteten Expeditionsflotte, deren Start das mandoranische Raumkommando Ende November 2032 über Langstreckenhyperfunk mitgeteilt hatte. Und auch über die neu hinzugekommenen Begleitschiffe hatte dieser Funkspruch aus der fernen ANDROMEDA-Galaxis die Befehlshaber der JDEF informiert.

Der neu zusammengestellte Fernflug-Konvoi befand sich nämlich in Begleitung der mächtigen mandoranischen Ringkreuzer CHROMA, HYDRA und HELIOS sowie des auf MANDORAN überholten und modernisierten Fernaufklärers PEGASUS, mit dem der marsianische Admiral Mano Silva viele Millionen Jahre zuvor zur Erkundung der Nachbargalaxis aufgebrochen war.

Inzwischen war man bereits seit vielen Tagen auf der gut dreimonatigen Reise zur ERDE. Jedoch hatten die JDEF-Einheiten den Rückflug nachhause ohne das von Admiral Mero-Khan kommandierte Kreuzhantel-Großkampfschiff THOR antreten müssen. Denn dieses 3.000-Meter-Schiff war nach dem erfolgreichen Kampf um das ZORAN-System, zusammen mit dem eingeschifften silianischen Spindelraumschiff KATAR von Mero-Khan in einen Wurmlochtrichter gesteuert worden, den der verbrecherische Supermutant VOLTAN und seine neue STYXX-Königin MAROOX bei ihrer Flucht aus ANDROMEDA mit Hilfe ihrer gewaltigen Para-Kräfte erzeugt hatten.

„Es ist anscheinend das Schicksal des gegenwärtig von mir befehligten Flaggschiffs FREYA, dass nicht alle der zusammen mit ihm von TERRUM gestarteten JDEF-Flotteneinheiten die Heimreise zur ERDE antreten konnten. Und dafür muss ich mich als Leiter unserer ANDROMEDA-Expedition wohl nach unserer Rückkehr gegenüber unserem Oberbefehlshaber Kendo-Khar verantworten“, hatte der lemurische Großadmiral Dagmund-Thor mit mürrischer Miene gemeint, als man bei einem ersten Zwischenstopp über die neu implementierten mandoranischen Visiophoneinrichtungen der Schiffe eine kurze Besprechung zur Positions- und Kursbestimmung abhielt.

„Ich hatte ja ohnehin schon seit Längerem vor, das Kommando über die FREYA nach unserer Ankunft auf TERRA schnellstens wieder an ihren regulären Kommandanten, Admiral Vigor-Kel abzugeben. Deswegen werde ich mich mit dieser durchwachsenen Erfolgsbilanz künftig wohl besser aufs Altenteil zurückziehen. In meinem fortgeschrittenen Alter bin ich für derartige Einsätze mittlerweile nicht mehr fit genug“, hatte der ehemalige lemurische Verteidigungsminister des untergegangenen Planeten PHAETON dann noch überraschend hinzugefügt.

„Wie bitte??? Ich hoffe, ich hab‘ mich wohl grad verhört. Mann oh Mann Papa, du bist doch für den Flottendienst noch lange nicht zu alt. Wie kommst du bloß auf so einen bescheuerten Gedanken. Ich kann‘s ja kaum fassen, dass du ernsthaft daran denkst, dich aus dem aktiven Dienst zurückzuziehen. Dafür besteht doch überhaupt kein Grund, verdammt nochmal“, fuhr ihm jetzt seine Tochter Brigid-Thor von Bord ihrer TAIFUN aus prompt in die Parade.

Nach einer kurzen Pause, während der sie nachdenklich auf dem bequemen Kommandantensessel ihres auf LUNA geborgenen lemurischen 500m-Kugelraumers TAIFUN2 herumrutschte, fuhr sie mit aufgebrachter Stimme fort:

„Du denkst wohl gerade an Mero-Khans verschwundene THOR und an Baroness Lanis KATAR, von denen wir ja noch nicht exakt wissen, wohin sie bei der Verfolgung dieses Mutantenmonsters VOLTAN nach dem Passieren des Wurmlochs geflogen sind.

Ist es das, was dich beschwert? Doch wenn du dich bitte mal genau erinnern würdest – unsere mandoranischen Verbündeten konnten die grobe Richtung des von der THOR eingeschlagenen Kurses ziemlich eindeutig bestimmen.

Demnach ist das Ziel dieser geflüchteten Verbrecherinsekten irgendwo im Gebiet der zum Sternbild ORION gehörenden Sonnen zu suchen. Und genau dorthin wird unser nächster Fernflug gehen – und zwar mit dir, und nicht ohne dich.“

„Und an alledem was am Ende der von uns gewonnenen Schlacht um das ZORAN-System passiert ist, trägst du ganz gewiss keine Schuld, Dagmund. Die Fortsetzung der Jagd auf die wenigen verbliebenen STYXX-Pyramiden war ganz alleine die Idee unseres gemeinsamen alten Freunds Admiral Mero-Khan, der diese Insektenbrut um keinen Preis entkommen lassen wollte und der sie deshalb bis in dieses vermaledeite Wurmloch hinein verfolgt hat.

Der Kerl wäre diesen Mistwespen und ihrem Supermutanten auch bis in die Hölle hinterhergeflogen – also hör gefälligst auf dir Vorwürfe zu machen und deine kampferprobte FREYA als Schicksalsschiff zu bezeichnen“, pflichtete Mora Kranz ihrer Freundin Brigid-Thor im selben Moment bei, bevor sie ebenfalls noch einigermaßen erregt hinzufügte:

„Außerdem bin ich mir sicher, dass unser Großfürst Kendo das Geschehene ganz genauso beurteilen wird, wie jeder von uns, der noch klar bei Verstand ist. Sobald wir für eine erste verschlüsselte Videobotschaft in Hyperfunkreichweite zur ERDE kommen, werden wir übrigen Schiffskommandanten ihm nämlich unsere Einsatzberichte vortragen – und dann wirst auch du begreifen, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastehe.

Darüber hinaus weißt du doch ganz genau, dass der gute Vigor-Kel den Bau des noch vor unserem Abflug auf Reede gelegten Großkampfschiffs ATLANTIS auf der Großwerft3 deiner Schwester Anuk zu überwachen hat, weil er deren erster Kommandant werden soll.

Die neue ATLANTIS wird ja zudem auch das allererste JDEF-Schiff mit dem endlich ausgereiften Materie-Antimaterie-Antrieb sein. Womit sie sich vom herkömmlichen Schneckenantrieb unseren bisherigen Schiffen mehr als deutlich unterscheidet.

Deine altehrwürdige FREYA hat dieser frischgebackene Admiral deshalb doch als ihr ehemaliger Kommandant gedanklich schon längst ad acta gelegt. Ferner wird dich unser verehrter JDEF-Oberbefehlshaber Kendo als kampferprobten Flottenkommandeur noch längst nicht in den Altersruhestand schicken. Denn als Pensionär würdest du dich dann doch nur langweilen.

Dass du also das Kommando über die FREYA schon in Bälde wieder loswirst, kannst du dir schon mal abschminken, zumal dieses hübsche Schiff kein Seelenverkäufer ist. Denn für das, was uns in nächster Zeit bei einer großangelegten ORION-Mission bevorsteht, brauchen wir dich und deine taktischen Fähigkeiten. Betrachte dich also lieber als unverzichtbar. Immerhin haben mein Fürstgemahl Alex und ich aus dem gleichen Grund bereits entschieden, die geplante Aufnahme unserer Botschaftertätigkeit auf LARO 5 erstmal noch ein stückweit nach hinten zu verschieben. Noch Fragen, Herr Großadmiral?“

„Ist gut, Mora und Brigid – ich hab’s ja begriffen. Doch vor dem Weiterflug muss ich noch eine letzte Frage in die Runde werfen. Ich möchte nämlich gerne wissen, ob eines eurer Schiffe während unseres Zwischenstopps eventuell schon von der THOR abgesetzte Funkbojen orten konnte. Ihr hattet ja bei unserer finalen Konferenz auf MANDORAN alle gemeint, dass Mero uns auf diesem Weg Positionsdaten in Bezug auf seine Flugroute übermitteln würde.“

„Da fragen wir am besten gleich mal bei General Janis auf der CHROMA sowie bei Admiral Silva auf seiner überholten und mit mandoranischer Technik hochgerüsteten PEGASUS nach.

Die beiden haben nämlich nicht nur das allermodernste mandoranische Ortungsequipment, sondern mit Janis Ehefrau Lara auch die pfiffigste IT-Spezialistin unseres kleinen Flottenverbands an Bord“, grinste Mora Kranz unter dem verhaltenen Lächeln ihres Gatten Alex jetzt in die Aufnahmekamera des auch auf ihrer MHORA-X2 eingerüsteten Bordvisiophons.

„Bei uns bisher noch keine positiven Ortungsergebnisse – tut mir leid“, erwiderte der Kommandeur des ehemaligen marsianischen 4.000m-Kugelraumers PEGASUS Mano Silva umgehend. Und auch der mandoranische General Janis ergänzte prompt:

„Bei uns bisher leider ebenfalls noch kein anderslautendes Resultat, obwohl bei mir an Bord, neben unserer technologischen Fernerfassung, auch meine PSI-begabten Eltern Horub und Leila telepathisch nach den Parasinnen der fünf an Bord der THOR befindlichen mandoranischen Verbindungsoffiziere fahnden.“

„Nun gut – ich denke, wir sind dafür noch nicht nahe genug an die MILCHSTRASSE herangekommen. Und durch das Wurmloch ist die getarnt fliegende THOR je nach Ziel dieses VOLTAN-Schurken wahrscheinlich um ein Vielfaches schneller unterwegs als wir.

Daher werden wir diese Ortungsmanöver bei jedem unserer folgenden Etappenstopps wiederholen, auch wenn uns der Rückflug dadurch ein wenig mehr Zeit kostet. Weiterflug in genau 15 Minuten – und danke Brigid und Mora für eure aufmunterten Worte von eben. Die Uhr zum erneuten Hochfahren unserer SLJT4-Triebwerke läuft in X+20 Sekunden. LG-Faktor 1.000, wie gehabt“, erwiderte der jetzt wieder etwas glücklicher um sich blickende lemurische Großadmiral, als er die Visiophonkonferenz nach diesen Worten mit einem Knopfdruck beendete.

„Dass das eben schon an Insubordination grenzte, ist dir schon klar, werte Fürstkommandantin?“, knurrte Alex Kranz seine Ehefrau Mora nach dem Erlöschen der Bildschirme sofort an. „So redet eine subalterne Kommandantin nicht mit ihrem Boss.“

„War aber nötig, mein über alles geliebter Fürst. Irgendwer musste Brigids Vater schließlich aus seiner depressiven Stimmung holen – und genau das haben Brigid und ich getan. Außerdem hast du mir ja auch nicht die sonst übliche Kopfnuss verpasst.

Also hör auf zu zetern – unser gegenwärtiger Anführer ist, dank unseres Eingreifens, jetzt nämlich endlich wieder in der Spur. Und wage es ja nicht, dass in solchen Fällen üblicherweise von dir verlautbarte Wort Bestrafung in den Mund zu nehmen, sonst werde ich gleich fuchsteufelswild.“

„Schade – ich hatte mich schon so sehr auf ‘ne furiose Kissenschlacht heute Nacht gefreut. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis wir wieder zuhause ankommen, sind’s ja noch viele Tage zum Nasführen meiner verehrten Fürstin – und ebenso viele Nächte, in denen sie‘s mir heimzahlen kann. Du weißt ja – es geht nichts über hervorragenden Versöhnungssex“, erwiderte Alex jetzt mit einem spitzbübischen Schmunzeln, wobei er sich sehr beeilte, in Richtung des Maschinenraums der MHORA-X2 zu verschwinden.

Die spontane Antwort seiner erschrocken prustenden Gattin: „Was bist du doch für ein spinnerter Depp. Aber das kriegst du zurück, mein Hase“ – sowie das daraufhin unvermittelt einsetzende Gelächter der diensthabenden Brückencrew bekam er deswegen auch nur noch mit halbem Ohr mit.

Als Alex Kranz etliche Stunden später wieder in die Zentrale zurückkam und vorsichtig in Richtung seiner kommandierenden Ehefrau spähte, fuhr ihn die noch im gleichen Moment an:

„Schön, dass du auch mal wieder an deinen normalen Arbeitsplatz zurückkehrst. Ich habe mich inzwischen statt deiner um unser Baby Anna-Mora kümmern müssen. Unsere Verabredung lautete doch ganz anders – oder? Was hast du eigentlich die ganze Zeit über im Maschinenraum getrieben?“

„Na ich bin gewissenhaft meinen Pflichten als 1. Offizier nachgegangen und habe mit unserem Leitenden Bordingenieur Professor Matthes unsere Triebwerksmeiler überprüft. Deshalb muss ich dir jetzt leider melden, dass die MHORA-X2 daheim erst mal einen längeren Werftaufenthalt benötigen wird.

Mindestens zwei SLJT-Triebwerke müssen daheim ausgetauscht werden und bei den übrigen sind intensive Wartungsarbeiten unabdingbar, wenn wir – wovon ich ausgehe – die kommende Mission ins ORION-System mitmachen wollen. Und morgen schaue ich mir zusammen mit unserem Ortungs- und Navigationsoffizier Wolfgang Ries auch noch unsere Waffen- und Navigationsanlagen an und danach sind unsere Beiboote dran.

Momentan bin ich nur hergekommen, um dich auf deinem Kommandosessel abzulösen. Schönen Frauen muss man doch als vorausschauend zuvorkommender Ehemann den nötigen Schönheitsschlaf ermöglichen und sie für die außerplanmäßige Betreuung unserer Dreijährigen belohnen.“

„Das hast du dir so gedacht, mein Schätzchen. Aber daraus wird nichts. Und stundenlang im Maschinenraum rumhängen hättest du auch nicht müssen – dein Fett kriegst du frecher Kerl nämlich heute Nacht ohnehin noch ab.

Und jetzt nimmst du mir unsere süße Anna ab und dann Abmarsch in unsere Bordkabine“, befahl Mora Kranz ihrem Ehemann mit einem hintergründigen Lächeln, ehe sie sich noch einmal zu ihren beiden Piloten Rando und Mary Starke umdrehte und kurz über die Schulter rief: „Oberst Rando und Oberstleutnant Mary, hört gefälligst auf zu grinsen – Rando, du hast die Brücke.“

***

Nachdem die dank der larojanischen Zellregenerationsbäder noch immer, wie eine Mitte Dreißigjährige aussehende Mora Kranz wenig später die gemeinsame Tochter zu Bett gebracht hatte und danach in einem cremefarbenen Negligé aus der Dusche den Schlafraum ihrer Bordkabine betrat, lag ihr Ehemann allem Anschein nach bereits leise schnarchend auf dem gemeinsamen Ruhebett.

Doch Mora war nicht entgangen, dass ihr Ehemann sie beim Betreten des Raumes heimlich durch seine fast geschlossenen Wimpern angeblinzelt hatte.

„Ich weiß, dass du dich gerade verstellst, alter Mann – aber du wirst mir dennoch nicht entkommen. Vor allem, weil du Rabenaas dich heute vor deinen Vaterpflichten gedrückt hast.

Daher bin es heute mal ich, die dich müden Gauner für dein unziemliches Betragen von vorhin körperlich tadeln muss. Das ist dir doch hoffentlich klar, alter Mann.

Die Diensthabenden in meiner Zentrale, vor allem unsere Piloten Mary und Rando an den Steuerkontrollen, haben sich nämlich nach deinem fluchtartigen Abgang noch über eine Viertelstunde lang prächtig über unser nettes Zwiegespräch und unsere unabgestimmte Babybetreuung amüsiert. Und das zahle ich dir jetzt heim, mein liebreizender Hirni!“

Damit setzte sich Mora kurzerhand auf ihren scheinbar eingeschlafenen Gatten und begann ihn mit ihren schlanken Fingern an seinen empfindlichen Stellen zu kitzeln und in Unterbrechungen immer wieder sanft zu streicheln.

„Was ist? Siehst du nicht, dass ich bereits schlafe?“, grummelte Alex nach einer kleinen Weile leise in seinen Bart.

„Großer Fehler, ganz großer Fehler. Schlafende Menschen reden nicht – außer sie haben vielleicht eine Macke im Hirn. Soll ich also wirklich aufhören und lieber Professor Steiner rufen? Wie du ja weißt, hat unser Bordarzt auch psychologisch so einiges drauf.“

„Nein, nein – deine tadelnden Maßnahmen sind viel zu gut, als dass du sie jetzt unterbrechen müsstest. Darf ich mich dafür jetzt vielleicht ein bisschen erkenntlich zeigen?“

„Du. Bleibst. Liegen. Halt still und rühr dich ja nicht von der Stelle, denn ich bin noch lange nicht fertig mit dir“, fuhr Mora ihren Alex umgehend an, während sie seine Arme nach unten drückte und ihn mit ihren schlanken Beinen auf seiner Bettseite fest an sich klammerte.

Gleich danach ersetzte sie das bisherige Kitzeln durch weitergehende Foltermaßnahmen, die Alex nach kurzer Zeit leise aufstöhnen ließen.

„Hab‘ ich dir heute schon gesagt, wie hübsch du in deinem durchsichtigen Hemdchen aussiehst?“, flüsterte Alex jetzt seiner ebenfalls leise aufseufzenden Gattin nach einer Weile ins Ohr.

„Nöh, hast du nicht – und ab sofort bist du wieder still. Sprechen habe ich dir schließlich auch nicht erlaubt. Ich glaube jedoch fast, dass ich jetzt noch ein bisschen langsamer machen muss. Ich will nämlich das Verlangen in deinen blauen Augen sehen, sonst höre ich augenblicklich mit meinen Folterkünsten auf.“

Auch wenn es dem weiterhin passiven Alex Kranz überaus schwerfiel, so folgte er dennoch dem Ansinnen seiner Frau. Als diese sich und ihm nach einer Weile die Schlafgewänder vom Leib riss, ihn in ihrer Mitte aufnahm und sich mit ihm auf einem von tiefer Liebe geprägten Gipfel der Lust traf, traten Alex unverhofft Freudentränen in die Augen.

Während das gemeinsam erlebte Feuerwerk anschließend langsam verblasste, raunte er seiner Mora trotz des Sprechverbots leise ins Ohr: „Ich liebe dich noch immer so, wie am allerersten Tag – und das ist ein verdammtes Wunder.“

Danach drehte er sich auf die Seite und umarmte seine Frau, die sich sogleich an ihn kuschelte. „Du hattest doch Sendepause – und doch hast du gerade schon wieder geredet.“

„Ich habe geflüstert, mein Schatz. Das gilt nicht als Reden. Und jetzt ruh dich bitte von deinen leidenschaftlichen Anstrengungen aus und schlaf in meinen Armen ein. Morgen sprechen wir über all die Dinge, die wir demnächst vor der Brust haben – wobei die Zukunft unserer Zwillinge und unserer kleinen Anna-Mora an allererster Stelle steht.“

„Mora-Lisa und Maxi sind keine Kids mehr, die sind nämlich beide schon fast erwachsen. Ich hoffe nur, dass sie nicht sauer sind, weil wir Rabeneltern so lange von zuhause weggeblieben sind. Und unsere Anna ist glücklich, weil sie von der gesamten Crew andauernd ausgiebig betüttelt wird“, grummelte Mora Kranz leise vor sich hin, ehe auch sie allmählich ins Land der Träume entschwand.

***

Als der auf Kurs TERRA fliegende Konvoi Tage danach den Rand der heimatlichen Galaxis erreichte, wurden auf Anweisung des derzeitigen Befehlshabers Dagmund-Thor die Etappendistanzen verkürzt. Deswegen gingen die Schiffe alle fünf Tage unter Licht und stoppten für eine längere Zeit, um auf eventuelle Funksignale der verschollenen THOR zu lauschen.

„So ein Mist – immer noch kein Lebenszeichen von Admiral Mero“, hatte Kommodore Brigid-Thor gerade per Visiophon gesagt, als sie beim fünftletzten Stopp von Lara Bint Tabari auf der CHROMA unter Umgehung ihres hinter ihr stehenden Kommandanten und Ehemanns Janis in direkter Ansprache an alle Schiffe unterbrochen wurde.

„Ich hab‘ da was, das nach der gerafften Kurzbotschaft einer Funkboje aussieht. Moment, gerade empfange ich noch drei weitere Signale von weiter zurückliegenden Positionen“, sagte die junge Ehefrau von General Janis, während sie ihre inzwischen fast einjährige Tochter Gadi mit einem Arm völlig ungeniert zum Füttern an ihre Brust presste. Mit der anderen Hand hämmerte sie indessen weiter auf ihre Computertastatur ein uns begann nach wenigen Sekunden schon wieder zu reden:

„Ich kann die Kryptierung der aufgefangenen Signale zwar nicht entschlüsseln, aber so wie’s aussieht, hat der pfiffige lemurische Admiral versucht, uns eine Flugspur zu hinterlassen. Kann die PEGASUS meine empfangenen Daten bestätigen? Moment – ich schick euch alles was ich habe eben mal rüber.“

„Können wir, Lara. Die Kurzsignale haben meine Orter ebenfalls erfasst. Nur ist keiner meiner Spezialisten in der Lage, den Inhalt der aufgefangenen Datenpakete in Klartext zu verwandeln. Nur auf dem PSI-Sektor tut sich nach Mitteilung deines Gatten bislang rein gar nichts. Dass bedeutet, es gibt nach wie vor keinen telepathischen Kontakt zu den wenigen Mandoranern, die sich an Bord der THOR befinden“, warf an dieser Stelle der Kommandant der PEGASUS, Admiral Mano Silva, über die aufgebaute Visiophonkonferenz in die Debatte ein.

„Das ist nicht verwunderlich. Ich nehme an, dass die Telepathen an Bord von Meros THOR ganz bewusst schweigen, weil sie sich ja sonst verraten würden. Dieser hochgradig parabegabte Schweinepriester VOLTAN würde die Position von Meros Kreuzhantel sonst doch sofort mitkriegen – oder etwa nicht?“, entfuhr es Mora Kranz noch im selben Moment.

„Stimmt Mora, das hatte ich nicht bedacht. Deswegen hören wir ab sofort auch mit der Suche nach PSI-Signalen unserer auf der THOR mitfliegenden mandoranischen Verbündeten auf und konzentrieren uns auf die gerafften Datenimpulse, die von Janis Ehefrau gerade auf alle Bordcomputer übertragen wurden“, meldete sich jetzt der lemurische Großadmiral Dagmund-Thor zu Wort.

„Setzt bitte all eure verfügbaren Spezialisten auf diesen Code an, damit wir nicht nur den Absendeort, sondern auch den Inhalt der an uns gerichteten Datenpakete dekodieren können. Erste Ergebnisse erwarte ich beim nächsten Zwischenstopp.

Und liebe Lara, bitte sei so gut und schick die aufgefangenen Datenpakete mit einem begleitenden Kurzbericht auch an unsere terranischen Einsatzzentralen. Die kryptierte Hyperfunkverbindung nach TERRA besteht ja bereits, seitdem wir beim vorletzten Etappenstopp unsere Missionsberichte dorthin übermittelt haben.“

„Geht klar, Großadmiral Dag – ich bin schon dran. Bitte gebt mir aber noch ‘ne halbe Stunde Zeit, bis ich dieses Datenwirrwarr sendefähig mit unserem Flottenschlüssel kodiert habe. Und du, mein verehrter CHROMA-Kommandant und Ehemann, könntest mir jetzt mal unsere Tochter abnehmen und wickeln. Lass sie aber zuerst aufstoßen. Dafür habe ich nämlich im Moment keine Zeit.“

Noch im gleichen Moment wurde die äußerst fähige IT-Spezialistin von ihrem überaus glücklich grinsenden Ehemann Janis bei der Babybetreuung vor der Kamera abgelöst, als plötzlich die, wie alle anderen Teilnehmer der Konferenz darüber versonnen lächelnde Brigid-Thor plötzlich zusammenfuhr und in ihr Visiophon rief:

„Der Flottenschlüssel! Das ist es! Mensch Leute, da hätte ich auch eher draufkommen können. Mero verwendet anscheinend nicht die übliche JDEF-Kryptierung, sondern das was ich hier auf meinem Bildschirm vor mir sehe, ist anscheinend ein mit dem uralten phaetonischen Flottenschlüssel kodierter Kurztext. Ich wusste doch gleich, dass ich sowas Ähnliches früher schon mal gesehen habe.“

„Du hast recht, Brigid – jetzt sehe ich es auch. Diese Hyperfunktelegramme tragen am jeweiligen Ende sogar den phaetonischen Zeitstempel im Klartext“, stimmte Dagmund-Thor seiner Tochter aufgeregt zu.

„Am nächsten Stopp wissen wir sicher schon mehr, weil wir von dort aus dann vermutlich noch mehr Standortmeldungen der THOR auffangen können. Wir haben ja bis zum Erreichen unserer Heimat nur noch maximal drei verkürzte Etappen vor uns. Daher werden wir, was Meros verschollenen Kreuzhantelraumer betrifft, schon bald mehr über dessen wahrscheinliche Flugroute wissen.

Außerdem werde ich den Befehlshabern in den JDEF-Einsatzzentralen diese außergewöhnliche Neuigkeit gleich mal zukommen lassen. Denn wie ich unseren Großfürsten Kendo-Khar kenne, hat er schon längst etliche seiner Fernaufklärer auf Horchposten an den Rand des SOL-Systems entsandt. Mit Laras aufgefangenen Daten erfahren unsere Leute daheim dann endlich, wonach genau sie suchen sollen.“

Die ORION-Mission

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