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Kapitel 8 Rückkehr zum JDEF-HQ Europa

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Nach diesem ereignisreichen Samstag setzte die MHORA-X2 am frühen Sonntagmorgen erneut auf dem Landefeld in Fürstenfeldbruck auf. Dort standen bereits Sanitäter bereit, die den mobilen Regenrationstank mit Alexander Kranz unter Obhut des Medizinerehepaars MacLeod und in Begleitung seiner Gattin Mora unverzüglich in die benachbarte Universitätsklinik der Wissenschaftsakademie überführten.

Währenddessen meldeten sich Oberst Konrad Ackermann und die Chefpiloten der MHORA-X2 mit den fünf eng miteinander befreundeten Fähnrichen im Hauptquartier der JDEF-Einsatzzentrale Europa, um aus erster Hand und eigener Anschauung über die Vorfälle auf LUNA-PRIME und die Überwältigung der gekaperten TERRA-ONE zu berichten.

Als die acht JDEF-Offiziere den Besprechungsraum des HQ betraten, warteten dort nicht nur die drei Kommandierenden Generale, sondern auch der 2. Direktor der JTSA Karl Schwarz mit einigen seiner Agenten gespannt auf die Aussagen der zu einem ersten Rapport erschienen Frauen und Männer.

Nach einer kurzen Begrüßung ergriff der Kommandierende General der JDEF-Einsatzbasis, Air Vice Marshal Sir Jeffrey Langston, als regionaler Oberbefehlshaber das Wort:

„Meine Damen und Herren, ich danke für euer rasches Erscheinen. Ich bin sehr froh, dass ihr und die meisten eurer Kameradinnen und Kameraden das Abenteuer auf LUNA einschließlich der anschließenden Abfangoperation nahe CERES gut überstanden haben. Doch ehe wir über den ganzen Schlamassel reden, würde ich zunächst gerne wissen, wie es dem im Einsatz verletzten Ehemann von Mora Kranz inzwischen geht. Wer kann mir dazu etwas sagen?“

„Sir, ich denke, dass Fähnrich MacLeod und ich diese Frage aufgrund unseres noch immer andauernden telepathischen Kontakts zu meiner und zu seiner Mutter am besten beantworten können“, meldete sich Moras Sohn Alexander-Max Kranz verzugslos mit unbewegter Miene zu Wort.

„Nur zu, Fähnrich Kranz – sprich bitte weiter. Übrigens vielen Dank an euch drei, dass ihr uns schon so frühzeitig – damit meine ich, noch vor eurer Befreiung – über die mandoranischen Telepathen auf der CHROMA mit so vielen wichtigen Detailinformationen zur Identität der Entführer und deren Absichten versorgt habt.“

„Gern geschehen, Sir Jeffrey – doch jetzt zu Ihrer Frage: Der Zustand meines Vaters ist gottseidank nicht mehr lebensbedrohlich, obwohl er von Geschosssplittern aus einer Granatpistole in die linke Schulter getroffen wurde.

Wobei ihm wahrscheinlich sein aktivierter Individualschutzschirm das Leben gerettet hat. Nur sind unsere Schirme in erster Linie auf die Abwehr von Strahlschüssen ausgelegt und bieten gegen Splitter aus solch uralten konventionellen Waffen leider nur einen begrenzten Schutz.

Mittlerweile liegt mein Dad im künstlichen Koma drüben in der Klinik unserer Akademie in einem mandoranischen Regenerationstank. Gegenwärtig ist er stabil und wird dank der exzellenten Arbeit von Fähnrich Alecs Eltern in einigen Tagen hoffentlich das Schlimmste überwunden haben.“

Gleich nach dieser knappen Antwort warf Maxis Cousin Alec-Robert leise ein:

„Übrigens, Sir – es waren wir beide und meine Cousine, die unsere Fluglehrer zu diesem Übungsflug am Vormittag unserer Graduierungszeremonie gedrängt haben. Hätten wir darauf verzichtet, und nicht auch noch die blöde Idee gehabt, auf LUNA-Prime zu landen, wäre das Shuttle der MHORA-X2 sicher nicht beschädigt worden. Außerdem hätten wir dann auch nicht unsere Graduierungszeremonie am gestrigen Nachmittag sowie die für den Abend angesetzten Feierlichkeiten versäumt.“

„Tja, ihr drei forschen Junioroffiziere, wenn man jung und ehrgeizig ist, kommt so etwas hin und wieder schon mal vor. Aber ich verstehe das. Wenn ich mich da an meine eigene Vergangenheit erinnere, so fallen mir da auch ein paar wagemutige Aktionen ein, die ich in eurem Alter mit einigen Kameraden zusammen ausgeheckt habe. Disziplinar maßregeln werde ich euch deshalb also nicht – vor allem, weil diese ganze Sache am Ende ja auch ihr Gutes hatte.

Ohne euren Trainingsflug hätten wir nämlich die Ermordung der Stationsbesatzung auf LUNA-PRIME und die Entführung des altlemurischen Kugelraumers möglicherweise erst bei der nächsten Routineablösung der Stationscrew, respektive beim unautorisierten Start des gekaperten Raumers entdeckt.

Die von euch gesprengten Festaktivitäten werden wir halt einfach auf einem späteren Zeitpunkt verschieben, zumal sich die Landung einiger Ehrengäste auf TERRA ebenfalls verspätet. Macht euch also darüber mal keine Sorgen. Ferner habe ich ohnehin bereits angeordnet, dass wir erst dann etwas zu feiern haben, wenn Fürstin Moras Mann Alexander wieder auf seinen eigenen zwei Beinen steht.“

„Sir Jeffrey, der Übungsflug und der Verlust des Beiboots der MHORA-X2 geht ganz allein auf meine Kappe“, mischte sich jetzt Oberst Ackermann in das Gespräch ein.

„Auch wenn unser Training angemeldet und von der Raumflugkontrolle genehmigt war, hätte ich als kommandierender Senioroffizier die Landung auf LUNA-PRIME in dem Moment abbrechen müssen, als wir keinen Funkkontakt zur Stationsbesatzung bekamen.“

„Es ehrt dich Konrad, dass du dich vor deine Flugschüler stellst“, ergriff an dieser Stelle der deutsche Brigadegeneral Martin Kern das Wort.

„Wie unser KG19 jedoch bereits sagte, sind Entschuldigungen nicht nötig – und die auf LUNA flugunfähig geschossene S1 kann man sicher bergen und reparieren, bis Moras Explorer unter neuem Kommando wieder in den Einsatz geht. Doch darüber reden ich mit den künftigen Kommandanten Rando und Mary Starke ein anderes Mal.

Jetzt geht es uns, und vor allem Direktor Schwarz und seinen Leuten von der Terranischen Abwehr erstmal darum, mehr über eure Kidnapper und deren ominösen Geheimbund zu erfahren. Also Leute, legt los und berichtet, was genau dort draußen passiert ist.

Was uns alle dabei am Allermeisten interessiert, ist die Frage, auf welchem Weg diese Kerle unbemerkt nach LUNA-PRIME gelangen konnten. Den ungenehmigten Start eines Raumschiffs von TERRA zum MOND wäre unserer Raumflugkontrolle schließlich ganz sicher aufgefallen. So kann es demnach also nicht gewesen sein.“

„Stimmt, Herr General – ein unbekanntes terranisches Raumfahrzeug war dabei nicht im Spiel. Den Überfall auf LUNA-PRIME haben diese Verbrecher nämlich auf ganz anderem Wege bewerkstelligt.

Da ich mit Oberstleutnant Marianne Starke ja für ein Weilchen in unserem beschädigten Shuttle festsaß, hatte ich noch vor unserer Bergung die Gelegenheit, mich in die Gedanken der Anführer dieser Schweinehunde einzuklinken“, griff an dieser Stelle die hübsche Akademiestudentin Mora-Lisa überraschend in das Gespräch ein, bevor sie nach einem vorsichtigen Blick in die Runde und dem auffordernden Nicken von Martin Kern sofort mit fester Stimme weitersprach:

„Meine gerade erwähnte telepathische Schnüffelei habe ich zusammen mit meinem Freund Moana und seiner Schwester Kala auch während der Verfolgung der TERRA-ONE von Bord der MHORA-X2 aus fortgesetzt, wobei wir drei so einiges an Erhellendem über diese Geheimorganisation TERRA-First-Nation erfahren haben.

Darüber hinaus konnten wir uns nach dem Aufbringen des gekaperten Kugelraumers während des Rückflugs zur ERDE untereinander über unsere gemeinsamen Lauschaktionen austauschen.“

„Gut – doch komm jetzt mal zum Punkt. Also Fakten, Fakten, Fakten, Lisa. Und zwar so kurz und bündig, wie möglich, wenn ich bitten darf“, erwiderte der deutsche General sogleich.

„Jawohl, Herr General – ich bemühe mich. Tja, wir Telepathen sind uns inzwischen einig, dass neben diesem ungarischen Baron Bela von Esterhazy, dem offensichtlichen Anführer dieser TERRA-First-Nation Verbrecher, auch dessen Stellvertreter Dr. Jerome Jackson sehr wahrscheinlich die Schlüsselfiguren in Bezug auf die gerade gestellte Frage ist. Doch dazu muss ich nun leider doch ein wenig weiter ausholen – die Zusammenhänge sind nämlich etwas kompliziert.“

Als die gespannte zuhörenden Generale und der JTSA-Direktor Karl Schwarz zustimmend nickten, setzte Fähnrich Mora-Lisa Kranz ihren begonnenen Bericht verzugslos fort:

„Okay – also, dieser skrupellose Amerikaner Dr. Jackson hat früher mal eine ganze Zeitlang als Triebwerks- und Waffensystemingenieur auf Admiral Anuk-Thors Werft in Nevada gearbeitet, bis er aufgrund andauernder Diebstähle aus dem von ihm geleiteten Labor seinen dortigen Job verlor. Sein tiefsitzender Hass auf unsere Sternenallianz resultiert aus dieser Zeit – seine diesbezüglichen Gedanken waren in dieser Beziehung völlig eindeutig.

Da er jedoch als Sohn reicher Eltern über gute Anwälte verfügte und die verschwundenen High-Tech-Waffenkomponenten unauffindbar blieben, wurde Dr. Jackson aus Mangel an Beweisen gar nicht erst angeklagt, sondern man beließ es in beiderseitigem Einvernehmen bei seiner Entlassung aus der JDEF. Was aus heutiger Sicht leider ein bedauerlicher Fehler gewesen ist. Denn er hat schon kurz darauf seine kriminelle Karriere fortgesetzt und zu deren Tarnung eine Firma in Arkansas gegründet.

Nach seinem unrühmlichen Rausschmiss war der clevere Herr Doktor nämlich zusammen mit seinem Sohn Hank einige Jahre lang als nach außen hin erfolgreicher Luftfahrtunternehmer tätig. Das funktionierte vor allem deshalb so gut, weil sein Junior, der uns nicht ganz unbekannte Hank Jackson, praktischerweise schon damals eine Pilotenlizenz besaß.

Und mit ihm und seinem Fliegerfreund Manuel Ortega, einem wegen Drogenkonsums genauso unehrenhaft aus der JDEF entlassenen ehemaligen Shuttlepiloten, war es für den schon damals nicht unvermögenden Dr. Jackson nicht besonders schwer, einige veraltete Flugzeuge aufzukaufen, um damit eine Touristenfluglinie von seinem Wohnort Little Rock nach Südamerika aufzuziehen.

Wobei die drei Kerle ihre angeblichen Touristenflüge in erster Linie wohl als Tarnung für den Transport kolumbianischer Drogen benutzt haben und so einen immensen Sack voll Geld verdienen konnten. Denn ihr müsst wissen, dass der gute Manuel der Familie eines kolumbianischen Drogenbarons entstammt.

Als mein Bruder Max und mein Cousin Bobby den kriminellen Kolumbianer auf LUNA-PRIME telepathisch unter die Lupe nahmen, fiel ihnen sofort auf, dass dieser überhebliche Mistkerl sich köstlich darüber amüsierte, trotz seiner Herkunft durch die engmaschigen Einstellungsüberprüfungen der JDEF gerutscht zu sein. Sein Ziel war es übrigens von Anfang an, sich ein JDEF-Shuttle für die Geschäfte seines Vaters unter den Nagel zu reißen.

Manuels verehrter Daddy Diego Ortega dirigiert nämlich von seiner Ranch in Mexiko aus schon ziemlich lange einen beträchtlichen Teil des Drogen- und Waffenschmuggels zwischen Süd- und Nordamerika. Nur wurde er dabei bis heute noch nie von den Behörden erwischt. Und diesem Drogenbaron wäre ein zum Tarnflug fähiges Shuttle für seine heimlichen Drogentransporte sehr zupass gekommen. Nur flog Mister Ortega jr. halt leider aus der JDEF, ehe er sich eins unserer Beiboote unter den Nagel reißen konnte.

Da uns Manuel Ortega ja bei unserem Einsatz auf der TERRA-ONE mit ins Netz gegangen ist, sollten deine Agenten diesem Schweinehund, was das angeht, in Kürze mal genauer auf den Zahn fühlen, Onkel Karl.

Denn dieser Dreckskerl war eigentlich von seinen Anführern dazu ausersehen, den gestohlenen Kugelraumer zu fliegen. Nur reichten seine bei der JDEF erworbenen Kenntnisse als Shuttlepilot dafür nun mal nicht aus, weshalb man am Ende unsere beiden Fluglehrer zum Steuern der TERRA-ONE zwang.

Und weil Dr. Jacksons Charterfirma Sunshine Holiday Airlines noch immer existiert, wären die bis vor kurzem von Manuel und weiteren angeheuerten Piloten durchgeführten Transporte dieser Fluggesellschaft ein Punkt, bei dem man jetzt mal dringend mit tiefergehenden Ermittlungen ansetzen müsste. Denn Dr. Jacksons eigener Sohn Hank sitzt ja hoffentlich noch immer im Hochsicherheitsgefängnis auf CERES.“

„Soweit verstanden, Lisa“, meldete sich jetzt der bislang nur schweigend zuhörende Chef des europäischen Zweigs der JTSA Karl Schwarz zu Wort.

„Ich denke, dass du mit dem Namen Hank Jackson gerade den jungen Hijacker gemeint hast, der mit seinen drei schießwütigen Kumpanen vor wenigen Jahren versuchte, euren Linienflug von Glasgow nach Nevada zu entführen20. Was jedoch zum Glück, dank eurer Eltern und mit eurer tatkräftigen Mithilfe, gründlich in die Hose ging. Aber wem sag ich das, Lisa – du und dein Bruder waren damals ja schließlich dabei.“

Nach diesen Worten räusperte sich der frühere bayerische Staatsminister erst einmal kurz, ehe er mit belegter Stimme an die Adresse der Generale und der Besucher weitersprach:

„Eigentlich sollte man ja annehmen, dass diese vier gewissenlosen Kidnapper inzwischen allesamt längst verurteilt und auf CERES inhaftiert wären. Dass dem jedoch nur teilweise so ist, wisst ihr vermutlich gar nicht, weil der Prozess gegen diese Leute damals aus den Medien herausgehalten wurde.

Denn ausgerechnet dieser Hank Jackson, hat sich im Jahr 2030 seiner Aburteilung durch den Terranischen Strafgerichtshof durch Flucht aus dem häuslichen Gewahrsam entziehen können.

Du hast es ja eben selber gesagt: Die Familie Jackson – und vor allem sein Vater – verfügten schon damals über ausreichende Geldmittel, um ihr verbrecherisches Söhnchen Hank jr. bereits nach wenigen Monaten auf Kaution aus der Untersuchungshaft herauszukaufen.

Und nur wenige Tage nach seiner vorläufigen Freilassung ist dieser Mistkerl, trotz elektronischer Fußfessel, auf Nimmerwiedersehen im Untergrund verschwunden und bisher nie wieder auf dem Radar der JTSA aufgetaucht, während zumindest seine drei Mittäter zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt werden konnten.

Jedoch ist dann beim Transport der schuldig gesprochenen Hijacker nach CERES ein weiteres unrühmliches Malheur passiert. Der streng bewachte Gleiterkonvoi, der die verbliebenen drei Häftlinge zum Abflug nach CERES von Den Haag nach Rom bringen sollte, wurde nämlich während des Flugs vom Boden aus angegriffen.

Das Ende vom Lied war der Abschuss der drei Gleiter in den italienischen Alpen, bei dem die begleitende Wachmannschaft des Gefangenentransports sowie zwei der Inhaftierten schwer verletzt wurden. Wobei die beim Abschuss der Gleiter eingesetzten Strahlwaffen herkunftsmäßig eindeutig aus lemurischer Produktion gestammt haben müssen.

Wir vermuten inzwischen, dass dieses Attentat auf das Konto von angeheuerten ehemaligen Mitgliedern einiger von uns bereits hoppgenommener Mafia-Familien geht, die allerdings im Auftrag Dritter gehandelt haben dürften. Nur fehlen uns dafür leider nach wie vor die Beweise. Doch nach eurem bisherigen Bericht ist es wohl evident, dass die eigentlichen Auftraggeber in den Reihen der neuen TERRA-First-Terrororganisation zu suchen sind.

Das Schlimmste dabei ist aber, dass die bei diesem Anschlag unverletzt gebliebene Gefangene Alina von Brandeis den Crash der in der Mitte des Konvois fliegenden Transportmaschine nahezu ohne Blessuren überstand und in Folge mittels eines alten Helikopters vom Ort des Geschehens entkommen konnte.

Wie es scheint, war die Befreiung dieser hochkriminellen österreichischen Adeligen demnach auch das eigentliche Anschlagsziel. Denn es gibt Indizien dafür, wonach sich die eiskalte Killerin Alina während der kurzen Zeit ihrer gemeinsamen U-Haft in ihren amerikanischen Kumpan Hank Jackson verguckt hat. Deswegen denken wir, dass sie mittlerweile sehr wahrscheinlich mit ihm gemeinsam auf der Flucht ist. Denn vermutlich war er der Pilot, der sie nach dem Abschuss unserer Transportgleiter mit einem alten Hubschrauber aus den Schweizer Alpen herausgeflogen hat.“

„Schön, dass ihr Heimlichtuer von der JTSA uns Militärs jetzt endlich mal über die Einzelheiten dieser vor drei Jahren schiefgegangenen Aktion informiert“, regte sich Brigadegeneral Martin Kern in diesem Moment spontan auf.

„Du hast ja irgendwo recht, Martin. Gleichwohl haben wir stets versucht, die Hintermänner der damaligen Flugzeugentführung sowie der späteren Gefangenenbefreiung auszuforschen. Nur ist bislang nicht allzu viel dabei herausgekommen, was in gleicher Weise auch für die Fahndung nach Hank Jackson und seiner Busenfreundin Alina gilt.

Allerdings bieten sich mit der Festsetzung ihrer bis dato noch nicht in Erscheinung getretenen Anführer, genauso, wie mit der Ergreifung ihrer Komplizen auf der TERRA-ONE, ab sofort ganz neue Ansatzpunkte für weitere Ermittlungen. Und exakt daran arbeiten unsere Agenten bereits weltweit, seit wir deren Namen und Herkunftsadressen dank den von euch Telepathen frühzeitig durchgegebenen Informationen erfahren haben.“

„Tut mir leid, Karl. Ich wollte die Fähigkeiten der JTSA eben nicht kleinreden. Ich weiß ja, dass ihr keinen einfachen Job macht und euch auch nicht über bestehende Gesetze hinwegsetzen könnt. Und ich verstehe auch, dass ihr die Details eurer Arbeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht an immer die große Glocke hängen könnt. Schließlich ist unser schöner Planet TERRA ja kein diktatorischer Überwachungsstaat.

Darüber hinaus müssen wohl ehrlicherweise auch die JDEF und ihre nachgeordneten zivil-militärischen Behörden daran arbeiten, in der Vergangenheit begangene Fehler, zum Beispiel bei der Rekrutierung unseres Nachwuchses, aufzudecken und künftig so weit wie möglich zu eliminieren.

Daran führt wohl auch bei uns kein Weg vorbei, denn es ist ja noch völlig unbekannt, wo und wie viele verdeckt agierende Spione es noch immer innerhalb unserer Streitkräfte und Zivilbehörden gibt, die bislang nur noch nicht als Gegner enttarnt wurden, obwohl sie Sympathisanten oder sogar Mitglieder der TFN21-Organisation sind.

Doch meine vorhin gestellte wichtigste Frage haben Mora-Lisa und ihre Kameraden noch immer nicht beantwortet. Also, wie in aller Welt sind diese mörderischen Nationalisten nach LUNA-PRIME gelangt und warum ist das niemanden aufgefallen?“

„Das beantworte wohl besser ich, einverstanden? Immerhin habe ich mich von Beginn an auf die Gedanken dieses kriminellen Dr. Jackson konzentriert“, ergriff an dieser Stelle Fähnrich Alec-Robert MacLeod das Wort, bevor er nach einem Nicken seiner Cousine Mora-Lisa fortfuhr:

„Lisa hat ja bereits richtig gesagt, dass es sich bei diesem Dr. Jerome Jackson um eine, wenn nicht die Schlüsselperson handelt, der wir den ganzen Schlammassel auf LUNA-PRIME zu verdanken haben. Er ist ja jetzt der einzig verbliebene Anführer dieser Terroristen, denn sein schießwütiger Mordgeselle und Chef Baron Bela von Esterhazy wurde bei der Befreiungsaktion bekanntlich von Kommodore Brigid-Thor ins Jenseits befördert. Doch zurück zu dem Mistkerl Jerome Jackson.

Das Wichtigste ist wohl, dass dieser verblendete Ingenieur unmittelbar nach seinem Prädikatsexamen am MIT22 schon in jungen Jahren bei der damaligen NASA Beschäftigung fand. Eben dort ist er offenbar auf hinterlassene Papiere und Archivdateien seines heimlichen Idols Leonard Tobias Antic gestoßen, dessen abstruses nationalistisches Gedankengut er später übernahm. Und der Rauswurf auf Admiral Anuks Werft, hat seinen latenten Hass auf die USNO und die JDEF wahrscheinlich erst recht beflügelt.“

„Mon Dieu – damit sprichst du von der menschlichen Hälfte des Transmittermutanten VOLTAN, der damals zu den STYXX übergelaufen ist“, unterbrach jetzt der französische Brigadegeneral Jean-Luc Lamotte den jungen Kadetten.

„Lass mich raten – die Dokumente dieses Leonard Antic haben Dr. Jackson zu dessen letzten Wohnort in Bosnien geführt. Und zwar deswegen, weil er beim Studium der von diesem Monster hinterlassenen Dokumente unter anderem auch auf den von uns schon vor Jahren versiegelten bosnischen Großtransmitter am Rande der Kleinstadt Visoko nahe Sarajevo23 gestoßen ist, stimmt‘s?“

„Oui, mon Général, das ist korrekt. Und genau in dieser bosnischen Region hat er sich um Kontakte zu Leonards früheren Helfershelfern aus den Reihen der früheren TLA24 bemüht, aus der inzwischen offenbar die TERRA-First-Nation Bewegung hervorgegangen ist.

Scheinbar waren die Nationalisten um den ungarischen Baron von Esterhazy auch diejenigen, die Dr. Jackson begeistert dabei halfen, in den lemurischen Großtransmitter bei Visoko einzudringen und diese Anlage mit einem rasch zusammengestellten Sturmtrupp für den Sprung nach LUNA-PRIME zu benutzen. Wobei einige dieser brutalen Kämpfer seltsame Stirnbänder trugen, von denen wir noch nicht genau wissen, wozu sie dienen.“

„Tja, das wird sich sicher aufklären lassen. Und damit würde dies dann den unbemerkten Transfer dieser Mörder zum MOND erklären“, murmelte Air Vice Marshal Langston jetzt leise vor sich hin.

„Dennoch ist es mir ein Rätsel, warum die Aktivierung des Transmitters von unseren Überwachungsstationen nicht angemessen wurde.“

„Nun, Sir Langston – erstens hat man dem verschlossenen bosnischen Transmitter in letzter Zeit anscheinend unsererseits keine allzu große Aufmerksamkeit mehr geschenkt – und zweitens wette ich, dass sich unter den auf der TERRA-ONE festgenommenen Verbrechern ein ehemaliger Transmittertechniker befindet. Und der wusste, wie man solch eine einmalige Aktivierung nach außen hin tarnen kann“, meinte Fähnrich Alexander-Max Kranz ganz spontan.

„Mein Freund Maxi hat recht“, mischte sich an dieser Stelle die Aquanautin Kala in das Gespräch ein. „Als angehende Hyperphysikerin kann ich seiner Annahme nur zustimmen. Und mein schüchterner Bruder Moana denkt das ebenfalls, obwohl er im Hauptfach ja eigentlich Exoarchäologie studiert hat.

Wir sollten also mal überprüfen, ob es in letzter Zeit in der besagten bosnischen Region ungeklärte Probleme mit einem Kraftwerk gegeben hat. Die Explosion eines Hochenergie-Trafos wäre beispielsweise durchaus geeignet, ein einmaliges Ein- und Ausschalten des Transmitters zu kaschieren. Wenn ihr wollt, durchforste ich mit meinen Kameraden nach dieser Besprechung gleich mal die einschlägigen Nachrichtendatenbanken in unserer Akademie.“

„Gute Idee, Kala. Macht das bitte – und falls ihr etwas herausbekommt, direkte Meldung an mich“, erwiderte Karl Schwarz umgehend, bevor er nach kurzem Nachdenken weitersprach:

„Zusätzlich, Sir Langston, schlage ich vor, dass die JDEF zusammen mit meinen Agenten sofort ein Einsatzkommando nach Bosnien schickt, um die Schaltprotokolle des Transmitters zu überprüfen. Harry Marten und Jens Meister hier neben mir sind schon dabei unsere Leute in Rom zu alarmieren.

Wir brauchen nämlich schnellstens Informationen darüber, wie oft der Großtransmitter in letzter Zeit von Unbefugten benutzt worden ist. Es wäre ja durchaus denkbar, dass der Sprung nach LUNA-PRIME nicht der einzige Transfer war, der über diese altlemurische Einrichtung durchgeführt wurde.“

„Du denkst, diese Terroristen könnten auf diesem Weg möglicherweise heimlich nach SANTOR 5 gelangt sein? Das SANTOR-System war doch das primäre Ziel, auf das diese Anlage bei der Flucht von Leonard Antic ursprünglich ausgerichtet war.

Und nur wir wissen, dass auf der Transmitterstrecke zwischen TERRA und SANTOR 5 damals durch eine Fehlfunktion der grässliche Supermutant entstand, den wir seither unter dem Namen VOLTAN kennen“, erwiderte der schottische Kommandeur der JDEF-Einsatzbasis Europa prompt.

„Ja – genau das glaube ich, auch wenn ich mir nicht sicher bin. Vielleicht dachten diese unverschämten Nationalisten ja, dass sie auf diesem Weg ihren geflohenen Kumpel Leonard wiederfinden würden. Von dessen Transmitterunfall und dem Kampf gegen die STYXX auf SANTOR wurde in den terranischen Medien im Nachhinein ja nicht jede Einzelheit berichtet.

Jedenfalls sollten wir auch diese Möglichkeit überprüfen. Ich bleibe ja noch bis zu den verschobenen Festivitäten hier vor Ort, um die dazu notwendigen Erkundungsmaßnahmen seitens der JTSA zu koordinieren. Und sobald die CHROMA mit den überlebenden Gefangenen zurück ist, lasse ich die auf der TERRA-ONE geschnappten TFN-Verbrecher von meinen Verhörspezialisten ausquetschen.

Dazu werde ich mir zur Verstärkung und Koordinierung zudem noch meinen Stabschef Colonnello Lorenzo Moretti aus unserer römischen Zentrale herholen. Und vielleicht kann ich ja sogar General Janis überreden, uns für die Verhöre seine beiden Botschafter Rhea und Ares auszuleihen.“

„Schön, dann wären wir hier fürs Erste fertig. Halt, eines noch: Ich werde außer Karls JTSA-Agenten auf jeden Fall auch Kommodore Brigid-Thor mit in den Bosnien-Einsatzes schicken. Sie kennt sich in diesem bosnischen Transmitter am besten aus und hat ja auch nach dessen Entdeckung damals bereits die Schaltprotokolle dieser Anlage untersucht. Zudem wird sie diese Aufgabe sicher von den Schuldgefühlen ablenken, mit denen sie sich angesichts der Verletzung von Alex Kranz noch immer herumplagt.

Ferner habe ich die Absicht, unseren bald eintreffenden Oberbefehlshaber Großfürst Kendo-Khar, sowie Kommodore Brigid-Thor und unseren Freund Oberst Thure-Pan zu bitten, einen eventuell notwendigen Einsatz ins SANTOR-System schon mal auf dem Papier vorzubereiten.

Allerdings erst, nachdem unser JDEF-Oberbefehlshaber zuvor mit den dortigen Regierungsvertretern gesprochen hat. Neben Brigid war ja auch ihr alter Kamerad Thure-Pan schon oft an derartigen Nachforschungen beteiligt – und zudem kennt sich auch der lemurische Oberst blendend mit der altlemurischen Transmittertechnologie aus.“

Damit wandte sich der Kommandierende General der Einsatzbasis Europa noch einmal an seine acht Besucher und dankte ihnen für ihren ausführlichen Bericht, bevor er noch hinzufügte:

„Soweit für heute – außerdem wollt ihr sicher endlich in die Klinik, um nach eurem verwundeten Vater zu sehen. Sagt bitte euren Verwandten und insbesondere eurer Mutter, dass ich ihren Fürsten persönlich besuchen komme, sobald er seinen Regenerationstank wieder verlassen darf. Meine Stellvertreter sowie Karl und ich müssen uns jetzt erstmal um den Bosnien-Einsatz und um die ggf. erforderlichen Nachforschungen auf SANTOR 4 und 5 kümmern.“

Nach diesen Worten wandte sich der KG noch einmal an die fünf Fähnriche und meinte mit verschmitzter Miene:

„Apropos – was eure versäumte Graduierung betrifft, so muss ich euch leider mitteilen, dass diese Zeremonie für den Rest der Akademieabsolventen bereits heute Nachmittag ohne euch stattgefunden hat. Dies vor allem deshalb, weil der größte Teil eurer erfolgreichen Klassenkameraden bereits am kommenden Montag den Dienst in ihren neuen Verwendungen antreten muss.

Doch hatte ich euch vorhin ja schon gesagt, dass das in eurem speziellen Fall kein Beinbruch wäre. Also keine Sorge – den theoretischen Teil eures Studiums habt ihr fünf ebenso, wie eure Akademiekameraden, ebenfalls bestanden. Daher sehen wir uns voraussichtlich spätestens in zwei Wochen im hiesigen Casino wieder.

Denn dort wird der heute ebenfalls ausgefallene Abendempfang für die Rückkehrer aus ANDROMEDA und deren Gäste stattfinden, bei dem ihr eure Offizierspatente nachträglich von unserem JDEF-Oberbefehlshaber Großfürst Kendo-Khar überreicht bekommt.

Und ich hoffe sehr, dass unser tapferer Mitstreiter Alex Kranz bis dahin wieder auf den Beinen ist und wir mit der endgültigen Zerschlagung der TERRA-First-Nation Bewegung auch schon ein paar Schritte weiter sind.

Ich wünsche mir bei alledem nur, dass uns vorher nicht noch ein unerwarteter Notfalleinsatz auf den SANTOR-Planeten dazwischenkommt und wir die geplante Feier deswegen noch einmal erneut verschieben müssen“, beendete jetzt der schottische Air Vice Marshal die mehr als zweistündige Unterredung.

Als die fünf Fähnriche daraufhin zusammen mit dem Ehepaar Starke und ihrem Fluglehrer Oberst Ackermann aufstanden, um sich in aller Eile zu Fuß zur benachbarten medizinischen Fakultät der Terranischen Wissenschaftsakademie auf den Weg zu machen, fragte Mora-Lisa Kranz ihren fast drei Jahre jüngeren Cousin Alec-Robert in schnippischem Ton:

„Der Alte hat doch eben sicher einen Fehler gemacht. Ich meine, als er davon sprach, uns alle fünf bei unserer nachträglichen Graduierung wiederzutreffen. Schließlich, mein lieber Bobby, bist du ja gerade erst fünfzehn Jahre alt geworden und hast demnach noch locker zwei bis drei Jahre theoretisches Medizinstudium vor dir – oder soll ich jetzt mal ein bisschen in deinem Hirn rumstochern, damit ich erfahre, was es mit Sir Jeffreys kryptischer Mitteilung auf sich hat?“

„Das würde dir nichts nützen, liebes Cousinchen – denn mit meinen PSI-Gaben verstehe ich mich sehr gut darauf, meine Gedanken gegen neugierige Telepathen wie dich abzuschirmen. Also, liebe Lisa, versuch es erst gar nicht. Jedoch bevor du vor lauter Neugier platzt, lass dir Folgendes sagen:

Genauso wie ihr, bin auch ich mit dem Theorieteil meines Studiums in Rekordzeit fertig geworden. Hatte ja schließlich tagtäglich noch ein paar abendliche Extra-Vorlesungen seitens meiner Eltern zu ertragen.

Und da ich die noch fehlende Praxisanteile bei Professor Steiner und seinem Assistenzarzt Dr. Schmidt an Bord der MHORA-X2 erwerben soll, hat das mit der Graduierung schon seine Richtigkeit. Außerdem seid ihr beiden ja nur zweieinhalb Jahre älter als ich.“

„Schon gut, verehrter Cousin – ich wusste ja schon immer, dass du ein verkapptes Wunderkind bist. Nur hättest du mundfauler Geheimniskrämer uns das auch schon mal früher erzählen können – schließlich wohnen wir ja bereits seit gut zwei Jahren zusammen“, grinste Mora-Lisa jetzt zurück.

„Haben wir’s dann? Ich schlage vor, wir machen uns jetzt lieber mal zu euren Eltern in die Klinik auf“, warf an dieser Stelle die junge Aquanautin Kala ein, während sie sich bei ihrem Freund Alex-Max unterhakte, um ihn mit sanfter Gewalt aus der Tür der Einsatzzentrale zu befördern.

„Glaubt ihr wirklich, dass unsere Nachgraduierung bereits am übernächsten Wochenende stattfinden wird? Ich bin da nämlich nicht so optimistisch, denn ich meine, dass diese von Sir Jeffrey vorhin gemachte Äußerung wohl eher ein Wunschgedanke von ihm gewesen ist“, meinte Mora-Lisa Kranz während des Fußmarschs zur Klinik mit vorsichtiger Stimme.

„Das werden wir ja merken, wenn es soweit ist. Mich interessiert momentan viel mehr, wie’s unserem Dad geht und ob unsere aquanautischen Freunde von Mom und ihm akzeptiert werden“, erwiderte ihr Bruder Maxi prompt, während er jetzt Hand in Hand mit seiner Freundin Kala neben seinen Begleitern her schritt.

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