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Ausbildung

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Da er in einem aristokratischen Haus aufwuchs, erhielt Octavius selbstverständlich eine erstklassige Ausbildung. Bezüglich seiner Lehrer erfahren wir aber auch von einem eher ungewöhnlichen Detail, das erneut seinen Respekt vor den Personen spiegelt, die an seiner Erziehung beteiligt waren. Den Elementarunterricht besorgte in Philippus’ Haushalt ein griechischer Sklave namens Sphairos, allerdings in enger Zusammenarbeit mit den Eltern – ein altbekanntes Erfolgsrezept und alles andere als eine moderne Entdeckung. Der grammaticus Sphairos lehrte den Jungen Lesen, Schreiben und Rechnen – und Griechisch, schließlich waren die römischen Aristokraten kosmopolitisch orientiert, und die griechische Kultur war bereits seit mehr als zwei Jahrhunderten integraler Bestandteil der römischen, eine Synthese, die in der Dichtung, der bildenden Kunst, der Architektur und Religion der augusteischen Zeit einen neuen Höhepunkt erreichen sollte. Wie andere Adelige auch, konnte Octavius/Augustus nie so fließend Griechisch sprechen wie ein griechischer Redner, baute aber ganz gewohnheitsmäßig immer wieder griechische Phrasen und Wörter in seine lateinische Korrespondenz ein und versuchte sich sogar an Gedichten auf Griechisch. Was Sphairos angeht, so schenkte ihm Octavius später die Freiheit und gewährte ihm im Jahr 40 v. Chr. sogar ein Staatsbegräbnis, obgleich er sich mitten in den Wirren des Bürgerkriegs befand.

Als Octavius zum Teenager herangewachsen war, erhielt seine Schulbildung einen deutlichen Schwerpunkt auf griechischer Philosophie und Rhetorik. Auch für diese Zeit kennen wir die Namen seiner Lehrer – Alexander hatte seinen Aristoteles, aber Octavius hatte ein ganzes Team. Seine beiden Philosophielehrer, Areios von Alexandria und Athenodoros von Tarsos (dem Geburtsort des Apostels Paulus) waren prominente Vertreter der führenden philosophischen Schule ihrer Zeit, des Stoizismus. Die Stoa setzte unter anderem auf ethische Verantwortung und betonte die göttliche Ordnung des Universums. Typischerweise waren diese Philosophen nicht weltfremd; Augustus blieb später mit beiden in Verbindung und beauftragte sie mit diplomatischen und administrativen Aufgaben auf Sizilien und im Osten. Ein weiteres Beispiel für diese fortgesetzte Nähe war, dass Athenodoros Octavia der Jüngeren, deren Sohn Marcellus mit gerade einmal 19 Jahren starb, eine seiner Abhandlungen widmete. Eine andere bezeichnende Episode erzählt davon, dass Athenodoros, der aus einem Teil der Welt kam, der von hellenistischen Monarchen regiert worden war, Sorge hatte, dass man sich Augustus allzu leicht nähern konnte. Um die Sicherheitslücken rund um den Kaiser zu verdeutlichen, verkleidete er sich einmal als Frau und wurde in einer überdachten Sänfte in Augustus’ Zimmer gebracht. Er sprang heraus, ein Schwert in der Hand, und schrie den Kaiser an: „Hast du keine Angst, dass jemand auf diese Weise zu dir kommt und dich tötet?“ Augustus reagierte laut Dio (56.43.2) folgendermaßen: „Weit davon entfernt, wütend zu sein, dankte er ihm für die Anregung.“ Das war die übliche Reaktion auf gut gemeinte Ratschläge eines alten Lehrers, und es scheint, als habe er daraufhin keinen Befehl erteilt, den Personenschutz zu verbessern. Später stellte er eine Leibwache ein, die aus mehreren Germanen bestand, doch nach dem Germanenaufstand im Jahr 9 n. Chr. entließ er sie wieder.

Eine professionelle Rhetorikausbildung war für jeden Römer, der in der Öffentlichkeit stand und eines der höheren Ämter anstrebte, eine conditio sine qua non. Ein Problem definieren und eine Rede konstruieren zu können, Vertrautheit mit literarischen Tropen und verschiedene Sprechtechniken – all dies waren Bestandteile der Kenntnisse und Fähigkeiten, die ein effektiver Redner systematisch zu meistern hatte. Selbstverständlich gab es dabei miteinander konkurrierende rhetorische Schulen und Praktiken. Zunächst war die Rhetorikausbildung ein Monopol griechischer Lehrer gewesen, doch zu Octavius’ Zeit boten bereits seit mehreren Jahrzehnten lateinische Rhetoriker ihre Dienste an, und er selbst hatte einen lateinischen und einen griechischen Lehrer. Beide waren führend auf ihrem Gebiet: Marcus Epidius, der auch Antonius und vielleicht sogar Vergil unterrichtete, und der noch berühmtere Apollodor von Pergamon, dessen Lehrbuch ins Lateinische übersetzt wurde und der einen klaren, direkten Stil befürwortete, frei von Schwulst und Künstlichkeit. Dass Octavius in der Lage war, ihm ansehnliche Summen zu zahlen, kann man daran ablesen, dass Apollodor seine Schule in Rom verließ und Caesars Schützling Ende 45 v. Chr. nach Apollonia (im heutigen Albanien) begleitete. Dort wollte Octavius vor einem geplanten Feldzug gegen den größten Feind Roms im Osten, die Parther, mit Soldaten Caesars trainieren; und dort erfuhr Octavius auch von Caesars Ermordung.

Diese Tatsache zeigt aber auch, dass Octavius regelmäßigen Rhetorikunterricht benötigte. Befehle zu geben und in der Öffentlichkeit zu sprechen fiel ihm nicht leicht, denn es schlug ihm leicht auf die Stimme. Doch es war typisch für ihn (und beispielhaft für sein ganzes Leben, nicht nur in Bezug auf die Rhetorik), dass er nicht aufgab und sein naturgegebenes Defizit mit Hartnäckigkeit auszugleichen verstand; Nikolaos berichtet sogar, dass Octavius ein ganzes Jahr lang auf Sex verzichtet habe, um seine Stimme und seine allgemeine Konstitution zu stärken (vgl. Kasten 1.3), vielleicht eines der besten Beispiele für den erfolgreichen Einsatz der Abstinenz, das wir kennen. Auch wenn Sueton und andere Historiker bezeugen, dass er gut aus dem Stegreif sprechen konnte, und nicht wenige der von ihm überlieferten Zitate seine Schlagfertigkeit beweisen (siehe Kasten 5.10), brachte er jede seiner Reden ganz methodisch zu Papier – im auffallenden Gegensatz zur damals gängigen Praxis. Indes war dies nicht das einzige Beispiel für seinen Hang zum Nonkonformismus.

Ein weiterer Aspekt seiner Ausbildung war das körperliche Training. In den frühen Jahren oblag diese Aufgabe in Rom in der Regel den Vätern oder ihren gesetzlichen Stellvertretern, später übernahmen Profis den Sportunterricht. Römische Adlige sollten als Offiziere in der Armee dienen und mussten im Nahkampf ausgebildet werden. Die körperliche Ertüchtigung umfasste Schwimmen, Reiten, Fechten und Speerwerfen. Doch auch hier machte ihm die Natur einen Strich durch die Rechnung: Neben anderen körperlichen Schwächen hatte Octavius ein schwächeres linkes Bein, das ihn manchmal hinken ließ, und er war krankheitsanfällig und neigte zu hitzebedingter Erschöpfung. Doch auch hier blieb er hartnäckig, auch wenn er es hin und wieder übertrieb und die Anstrengung ihn überwältigte, zum Beispiel als Caesar seinem gerade einmal siebzehnjährigen Großneffen (anstelle eines Magistrats) die Organisation der griechischen Spiele in Rom übertrug, die im Zusammenhang mit Caesars Triumphzügen abgehalten wurden. Der überlastete Octavius brach zusammen, wahrscheinlich aufgrund eines Hitzschlags, und musste einige Zeit das Bett hüten. Doch er lernte dazu: Es gab in seinem späteren Leben exponentiell mehr Fälle von großer Belastung, und dennoch lebte er für einen Römer der damaligen Zeit erstaunlich lange. Er wurde 76 Jahre alt, und das war zweifellos nur möglich mit einem gehörigen Maß Selbstdisziplin. Seine schwache Konstitution war für Octavius indes kein Hindernis für Beziehungen zum anderen Geschlecht, weder in seiner Jugend noch später in seinem Leben; Nikolaos berichtet ganz pflichtgemäß, dass Octavius’ Mutter auch in dieser Hinsicht ihre schützende Hand über ihn hielt, hübsch und begehrt, wie der junge Mann war (Kasten 1.3).

Augustus

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