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4 Thematische Karten und Sonderformen

4.1 Thematische Karten

Definition

Für thematische Karten existieren keine strengen Richtlinien hinsichtlich Inhalt und Layout. Vielmehr soll eine thematische Karte jeweils eine bestimmte Aussage vermitteln.

Im engeren Sinne versteht man unter einer thematischen Karte eine Karte, „welche auf einer inhaltlich entsprechend reduzierten und überarbeiteten Grundlage spezielle Themen zum Ausdruck bringt, die auf einen ganz speziellen Aussagezweck abgestimmt sind“. (ARNBERGER 1977, S. 13)

Die meisten existierenden Karten sind thematische Karten. Als Kartengrundlage verwenden sie häufig Elemente der amtlichen Topographischen Karten, z.B. Verwaltungsgrenzen.

Wir begegnen beinahe täglich thematischen Karten, z.B.

Anwendungs bereiche

• in den Medien (Zeitung, TV-Nachrichten, Wetterbericht, etc.)

• in der öffentlichen Verwaltung (Flächennutzungsplan, Bauantrag, etc.)

• in Unternehmen (Darstellung von Kundenstandorten, Betriebsstandorten, Vertriebsgebieten, Marktpotentialen, Fahrtrouten, etc.)

• in der Forschung (Darstellung räumlicher Verflechtungen)

Kommunikation

In einigen der genannten Fälle dienen thematische Karten als Kommunikationsmittel: Sie erlauben, Informationen über räumliche Sachverhalte besser zu erfassen, als es mit einem Text oder einer Tabelle möglich wäre. Dieser Umstand wird vor allem in den Medien genutzt (vgl. Abb. 4-1).

Datenspeicher

Neben der Kommunikation dienen thematische Karten als effizientes Speichermedium: Die Darstellung eines Sachverhalts als Karte kann weniger aufwendig und/oder präziser sein als eine textliche Beschreibung. Die Speicherfunktion von Karten wird vor allem in der amtlichen Verwaltung (Vermessung, Raum- und Regionalplanung) genutzt.

So beschrieb bspw. das bayerische Landesentwicklungsprogramm (LEP) in früherer Fassung die Lage der „Erholungslandschaft Alpen“ folgendermaßen:

„(…) Im Osten, Süden und Westen verläuft die Grenze entlang der Staatsgrenze zur Bundesrepublik Österreich, und zwar im Osten beginnend am Autobahngrenzübergang Schwarzbach bis nach Weienried im Westen. Die Nordgrenze beginnt im Osten am Grenzübergang Schwarzbach und führt in westlicher Richtung entlang der Bundesautobahn zur Ausfahrt Bergen – entlang der Kreisstraße TS 6 nach Bergen – entlang der Kreisstraße TS 5 bis Ortsausgang Staudach – von dort längs der B 305 nach Bernau a. Chiemsee und über die Kreisstraße RO 14 bis Niederaschau – entlang der St 2093 bis Frasdorf – von dort entlang der Kreisstraßen RO 5 und RO 26 nach Rohrdorf – entlang der St 2359 über Nußdorf – das Inntal querend nach Degerndorf – von dort auf der St 2089 über Großholzhausen nach Feilnbach – daran anschließend entlang der Kreisstraßen RO 46 und MB 22 nach Hundham und der St 2077 folgend bis Leitzach – entlang der St 2010 über Parsberg nach Miesbach und dann auf der B 472 über Bad Tölz, Bad Heilbrunn und auf der B 11 über Bichl, Benediktbeuern nach Kochel – von dort entlang der St 2062 und der St 2562 über Schwaiganger nach Ohlstadt bis zur Einmündung in die B 2 und dann nach Süden bis Eschenlohe und über Schwaigen, Aschau bis Hermannswiese – weiter entlang der St 2082 über Bad Kohlgrub bis zur B 23 am Ortseingang von Saulgrub – vom südlichen Ortseingang Saulgrub über die sogenannte Königsstraße (Forststraße) bis zur Einmündung in die B 17 bis Unterreiten – von hier aus entlang der B 17 bis zur Abzweigung der Werkszufahrt zum Stauwerk Füssen und dann über die Werksbrücke zum Lech – am Westufer des Lechs entlang bis zur B 310, dieser folgend über Füssen, Weißensee und Pfronten-Kreuzegg bis zur Einmündung der B 309 bei Pfronten-Weißbach und der B 309 folgend bis zur Einmündung der Kreisstraße OAL 1 und entlang dieser Straße (im Landkreis Oberallgäu Kreisstraße OA 8) bis Wertach – von dort entlang der St 2007 bis zur Einmündung der St 2006 beim Höhenpunkt 728, der St 2006 folgend bis zu der Einmündung in die B 308 bei Immenstadt i. Allgäu – von hier entlang der B 308 über Bühl und Thaikirchdorf bis zur Einmündung der Kreisstraße OA1 – dieser Straße folgend entlang der B 308 bis zur Einmündung der Ortsstraße beim Höhenpunkt 779, weiter entlang der Ortsstraße durch Oberstaufen bis zu deren Einmündung in die B 308, entlang der B 308 bis zur Einmündung der St 2001 von Simmerberg, dieser folgend durch den Ort Weiler i. Allgäu bis zur Einmündung der Kreisstraße LI10 bei Bremenried, entlang der Kreisstraße bis zu deren Einmündung in die St 2378 in Scheidegg und entlang dieser bis zur Landesgrenze.“ (BAY STLU 1994, S. 168)


Abbildung 4-1: Medienkarte


Abbildung 4-2: Raumabgrenzung als Karte

In späteren Ausgaben des LEP wurde dieser Text durch eine Karte ersetzt, anhand derer sich der beschriebene Sachverhalt jederzeit rekonstruieren lässt (Abb. 4-2). Diese Karte speichert dieselbe Information in graphischer anstatt in verbaler Form.

Forschungsmittel

Als dritter Zweck thematischer Karten ist der Einsatz als Hilfsmittel in der Forschung zu nennen: Die kartographische Darstellung erlaubt uns, räumliche Zusammenhänge zu erkennen, die in anderer Form, z.B. als Datentabellen, nicht zu sehen wären (Abb. 4-3).


Abbildung 4-3: Wissenschaftliche Karte

Charakteristika

Trotz ihrer Vielfalt weisen alle thematischen Karten einige Gemeinsamkeiten auf:

• Raumtreue ist wichtiger als Lagetreue. Daher sind thematische Karten oftmals stark generalisiert.

• Inhalte und Layout der Karte sind nicht formal festgelegt, sondern werden auf einen ganz bestimmten Aussagezweck hin ausgewählt.

• Eine thematische Karte enthält i.d.R. nur wenige topographische Elemente.

• Eine thematische Karte ist i.d.R. für die einmalige Verwendung bestimmt und wird nicht aktualisiert.

4.2 Sonderformen von Karten

Stumme Karten

Der Begriff „Stumme Karten“ bezeichnet Karten ohne Kartenschrift, ohne Erläuterung und mit nur wenigen topographischen Elementen. Sie werden häufig als Arbeitskarten eingesetzt, z.B. als Grundlage für eigene Kartierungen.


Abbildung 4-4: Stumme Karte

Kognitive Karten

Eine weitere Sonderform bilden so genannte kognitive Karten. Ein Beispiel: Ein Forschungsprojekt zum Tourismus in Deutschland untersucht, welches Bild die Bevölkerung von den wichtigen touristischen Zielen hat. Dies soll mit Hilfe einer Umfrage erhoben werden.

Die Befragten werden dabei gebeten, auf einer stummen Karte (Abb. 4-4) Lage und Namen folgender Ziele einzutragen: Alpen, Allgäu, Eifel, Harz, Erzgebirge, Bodensee, Mecklenburgische Seenplatte. (Versuchen Sie das auch selbst einmal!)

Die entstehenden Karten bilden die kognitiven Karten der befragten Personen ab, d.h. deren räumliche Kenntnisse und Wahrnehmung. Mit ihrer Hilfe kann der Forscher objektiv messen und bewerten, wie gut die Befragten die Ziele kennen.

Eine kognitive Karte ist die graphische Darstellung von Teilen der räumlichen Umwelt, wie sie individuell wahrgenommen wird.

Kognitive Karten heißen auch Mental Maps. Sie sind nicht zu verwechseln mit Mind Maps, letzteres ist eine Methode aus der Arbeitspsychologie.

Weiterführende Informationen zu kognitiven Karten finden Sie bei DOWNS et al. (1982) und MONMONIER (1993).

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