Читать книгу Sprache, Stil und starke Sprüche - Karsten Rinas - Страница 6

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„Ich wage nicht zu entscheiden, wo die grössere Gefahr liegt, ob in dem Verhalten des wissenschaftlichen Beobachters, der leidenschaftslos allen ungeschickten und unkünstlerischen Sprachäusserungen zuschaut und sie gewissenhaft einreiht, oder in dem Gebahren des heissblütigen Sprachreinigers, der im Regelzwang befangen, vor lauter Jammern und Klagen über das gesetzlose Treiben zu keinem Kunstgenuss mehr kommt.“ (Ernst TAPPOLET 1898: 26)

„Die erweiterte Demokratie aber – einst die Verbündete der freien Forschung und der Philosophie gegen die Oberherrschaft des kirchlich gebundenen Geistes – bildet sich langsam zur größten Gefahr für die geistige Freiheit um. […] Der Typus Demokratie, der in Athen Sokrates und Anaxagoras verurteilte […], steigt langsam im Abendlande wieder empor. […] Es beginnt bei uns mit kirchlichen Weltanschauungsprofessuren und sozialdemokratischen ‚Strafprofessuren‘; mit parlamentarischem Druck aller Art auf schwache Staatsautoritäten in akademischen Besetzungsfragen. Aber wartet! Der Prozeß wird noch weiter gehen.“ (Max SCHELER 1924: 71)

„Der Dualismus von Tatsachen und Entscheidungen nötigt zu einer Reduktion zulässiger Erkenntnis auf strikte Erfahrungswissenschaften und damit zu einer Eliminierung von Fragen der Lebenspraxis aus dem Horizont der Wissenschaften überhaupt. Die positivistisch bereinigte Grenze zwischen Erkennen und Werten bezeichnet freilich weniger ein Resultat als ein Problem. Denn des abgeschiedenen Bereichs der Werte, Normen und Entscheidungen bemächtigen sich nun die philosophischen Deutungen eben auf der Basis einer mit der reduzierten Wissenschaft geteilten Arbeit von neuem.“ (Jürgen HABERMAS 1969: 171)

„Die Bewertungsphobie der Linguistik kommt zwar im Namen des wissenschaftlichen Objektivitätsgebots […] daher, ist jedoch in zweierlei Hinsicht selber hochgradig ideologisch kontaminiert. Zum einen entspringt sie einer vorgefassten Parteinahme gegen den elaborierten Code des Bürgertums, den sie für ein Repressionsmittel hält. […] Zum anderen beruht sie auf einer pseudobiologischen Theorie, deren Effekt, wenn nicht Absicht es ist, kulturelle Differenzen für unerheblich und oberflächlich zu erklären, […] die Sprache als unversehrbar durch irgendeinen Sprachgebrauch hinzustellen und die tiefe sprachliche (und damit kognitive) Gleichheit aller Menschen zu behaupten.“ (Dieter E. ZIMMER 2005: 347f.)

Sprache, Stil und starke Sprüche

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