Читать книгу Unsterblich geliebt - Lara Greystone - Страница 17

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Blind hatte John auf das Unvermeidliche gewartet, während er spürte, wie ihm der Schweiß herunterlief. Doch dann hatte Raven ihm den Sack vom Kopf gezogen und Elia ihm die erlösende Botschaft verkündigt.

Als Vinz einen Moment später die strammen Ketten an seinen Armen löste, sank er fix und fertig auf dem feuchten Kellerboden auf die Knie.

Er fühlte sich völlig ausgebrannt, sein Brustkorb hob und senkte sich, als wäre er gerade dem Tod davongelaufen, was der Sache ja ziemlich nahe kam. Gerade noch hatte er sich mental auf die schlimmsten Schmerzen eingestellt. Es gelang ihm kaum, wieder umzuschalten und klar zu denken.

Momente später hörte er sich selbst stammeln: „Das ist doch nicht möglich.“

„Klar geht das!“, klang Ambis Stimme von irgendwoher.

„Man muss nur die Eine unter Zehntausenden erwischen, die zu einer Symbiose fähig ist. Du hast sozusagen den Jackpot geknackt, John! Aber das ist noch nicht alles, ihr habt auch gleich noch die Symbiose angekurbelt.“

„Das kann nicht sein.“

Wieder hörte er seine Stimme wie ein entferntes Echo. Elias Kopf tauchte vor ihm auf. Sein Freund musste in die Hocke gegangen sein.

„Hey, alles okay, Kumpel?“

„Ich weiß nicht. Ich versteh das nicht.“

„Was denn?“

„Wir sind uns vorher nur ein einziges Mal begegnet.“

Sein Freund zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht war es ja Liebe auf den ersten Blick?“

„Ich kann euch sagen, in so einem Fall verwandelt sich der Körper zu einem fleißigen Chemielabor!“, meinte Ambi sofort.

„Tja, John“, Elia schob eine der schweren Ketten auf die Seite, „diese Ketten hier bist du los, dafür hast du jetzt ein anderes Problem. Du hast ihr dein Blut geschenkt und dich damit über die Symbiose an diese Frau gebunden, obwohl sie noch nicht deine Lebensgefährtin ist. Du kennst doch unsere Legenden. Wenn ein Vampir seine Geliebte nicht als Gefährtin für sich gewinnen kann, treibt ihn das zur Verzweiflung und manchmal bis in den Wahnsinn.“

„Tun das nicht alle Frauen?“ Quints Stimme, eindeutig.

„Seid nicht so negativ!“, hörte er Vinz widersprechen, „Unser Taktiker hat ausnahmsweise mehr Glück als Verstand. Ich habe Jahrhunderte einsam verbracht, ehe Arabella meine Gefährtin wurde.“

Elia grinste ihn so aufmunternd an, das musste doch irgendetwas Gutes heißen.

„Vinz hat recht, John. Außerdem muss es bei deiner Lara ja auch gefunkt haben, sonst hätte sich die Blüte bei ihr nicht entwickelt. Sei einfach der Gentleman, der du bist, und umwerbe sie. Viel Glück, alter Freund!“

Elia klopfte ihm auf die Schultern.

„Ich weck Sarah jetzt auf. Sie liegt auf der Krankenstation, weil Alva sichergehen wollte, dass sie im Tiefschlaf nicht doch deine Schmerzen spürt.“

„Unser John wandelt jetzt also auf Freiersfüßen, was?“

Ambi klang amüsiert. Ihm selbst war aber nicht nach Scherzen. Frustriert fuhr er sich mit der Hand durch die Locken und sah hoch.

„Freier? – Ich war erst einmal in meinem Leben ein Freier und das ist Jahrhunderte her. Und wer weiß, ob Lara mich überhaupt will, immerhin wäre das für die Ewigkeit.“

„Hey, ich könnte dir ja ein Aphrodisiakum für sie mixen.“

Zornig packte Raven den Chemiker augenblicklich an der Gurgel und knurrte in unverhohlener Drohung: „Tu es und ich schneid dir die Eier ab! Wir sind hier nicht bei den Gesetzlosen, wo Frauen einfach unter Drogen gesetzt werden, so wie Rose damals!“

Lernen durch Schmerzen, nannte man das wohl. Doch er würde sich nicht einmischen. Ambi sollte inzwischen wissen, dass Raven ihm so einen Spruch nie durchgehen lassen würde, geschweige denn den echten Versuch.

„Hey, reg dich ab! Man wird doch mal einen Scherz machen dürfen“, keuchte Ambi und hatte Glück, denn Raven ließ ihn mit einem warnenden Blick wieder los.

Nie im Leben hätte John damit gerechnet, dass Lara eine Symbiontin war. Gab es für ihn wirklich die Chance auf eine neue Gefährtin für die Ewigkeit?

Tausend Fragen stürmten auf ihn ein, als er versuchte, die neue Situation und ihre Folgen in Gedanken durchzugehen …

Wie würde Lara damit umgehen, durch die Symbiose seine Empfindungen zu spüren? Oder seinen Schmerz und die Trauer um Elisabeth?

Elisabeth! Es kam ihm vor, als wäre sie erst gestern gestorben. Der bloße Gedanke an sie tat schon weh.

Ein leichter Faustschlag von Vinz in die Schulter riss ihn schließlich aus seinen Überlegungen.

„Hey, lass den Kopf nicht gleich hängen. Arabella würde sagen, mit dem Freien ist es wie mit dem Radfahren, das verlernt man nie.“

„Ich hab das Radfahren nie gelernt, Vinz.“

„Komm schon, es ist vorbei, John.“

Stimmt. Er würde tatsächlich ohne die kleinste Brandblase aus dem Turm spazieren!

„Ara wird bestimmt vor Freunde ausflippen, wenn ich sie gleich wecke.“

Am Rande bekam er mit, dass Vinz ging.

Er kniete immer noch auf dem Boden und starrte auf eine feuchte Steinplatte – fast nackt und schweißgebadet. Und nun begannen seine ohnehin schon verkrampften Muskeln auch noch zu zittern.

Jemand rüttelte ihn an der Schulter, er blickte auf. Es war Raven, der als Letzter mit Rose noch im Turm stand.

„Das Zittern kommt vom Adrenalin, John. Du bist vollgepumpt damit. Geh in den Trainingsraum und nimm dir den Boxsack vor, bis dein Körper sich beruhigt hat. Dann kriegst du auch den Kopf wieder frei.“

Raven streckte ihm die Hand entgegen.

„Wird wohl das Beste sein.“

Er war froh, dass Raven ihn hochzog, seine Beine schienen dabei Nachhilfe zu brauchen.

„Vielen Dank euch beiden. Ihr habt mir im wahrsten Sinne des Wortes die Haut gerettet. Dann werd ich jetzt mal in die Trainingshalle gehen.“

„So etwa?“

Rose blickte seltsam lächelnd an ihm hinunter und Raven knurrte leise.

Ups – das knappe Tuch um seine Hüften war gerade dabei, über den entscheidenden Punkt zu rutschen. Er bekam es im allerletzten Moment noch zu fassen.

„Vorher zieh ich mich wohl besser mal an.“


Raven hatte recht gehabt. Sein Kopf war wieder frei und sein Körper zur Ruhe gekommen, als er zwei Stunden später frisch geduscht neben Laras Krankenbett saß. Gedankenverloren nahm er ihre Hand und strich sanft mit dem Daumen darüber, während er ihre friedlich schlafende Gestalt betrachtete. Alva überprüfte gerade routinemäßig ihre Vitalwerte.

„Wie geht es eigentlich Sarah? Hat sie etwas von mir mitbekommen?“

„Nein. Sie ist mittlerweile putzmunter und wird von Elia bestens umsorgt, wie immer.“

„Gut. Sie hat wegen meines Bluts schon genug durchgemacht.“

„John! Du hast ihr damit das Leben gerettet, vergiss das nicht.“

Nachdenklich blickte Alva auf seine Hand.

„Elisabeth würde wollen, dass du wieder glücklich wirst. Auch wenn ich nicht Ravens Fähigkeiten habe, spüre ich schon lange, wie dich die Trauer um sie innerlich auffrisst.“

Alva nickte in Laras Richtung.

„Das Leben hat euch beiden eine neue Chance gegeben. Wirf das nicht achtlos weg, aber sei vorsichtig mit ihr, sie musste in letzter Zeit eine Menge verkraften.“

„Ich hab ihre Krankenakte gelesen.“

„Damit meine ich nicht ihre Verletzungen von dem Sprung, John. Hier, ich habe Elia recherchieren lassen. Diese Lara hat nicht nur eine Chemotherapie hinter sich, die ihr die Haare ausfallen ließ, sondern sie hat sich auf den Tod vorbereitet und mit ihrem Leben abgeschlossen. Vermutlich wird sie in einem psychischen Ausnahmezustand sein, wenn sie aufwacht, und dann wirst du ihr auch noch erklären müssen, dass du ein Vampir bist und was mit ihr geschehen ist.“

„Ich hatte so eine Ahnung.“

Er wollte gerade nach den Ausdrucken greifen, die Alva ihm reichte.

„Alle ihre Verletzungen heilen, John, aber der Tumor in ihrem Kopf ist unverändert.“

Die Papiere fielen zu Boden.

Ein Gefühl, als würde er zu Eis erstarren.

„Alva, das kann nicht sein. Du musst dich irren. Vampirblut heilt alles.“

„Das dachte ich auch – bis heute.“

Er war unfähig, sich zu rühren. Alva sammelte die Seiten auf.

„Tut mir leid, John. Ich werde noch heute einen Termin bei unserem Spezialisten für sie machen. Wir Frauen sind für dich da, wenn du Hilfe mit Lara brauchst, okay?“

„Danke“, brachte er endlich heraus und erinnerte sich auch wieder daran, was er zuvor hatte fragen wollen.

„Wäre mein Quartier nicht eine angenehmere Umgebung, wenn Lara aufwacht? Das … ähm … wäre mir lieber.“

Schnell legte er noch ein Argument hinzu: „Außerdem müssen du und Sarah dann nicht mehr Tag und Nacht abwechselnd hier sein.“

Alva sah ihn so merkwürdig an, er wurde unsicher.

„Geht es ihr denn nicht so gut, dass wir sie verlegen können? Ich würde mich auch rund um die Uhr um sie kümmern.“

Er folgte dem Blick der Ärztin zu Laras Hand und hielt sie unwillkürlich fester.

„Das glaub ich dir gern, aber wann willst du dann jagen? Du kannst Lara in ihrem Zustand nicht beißen.“

„Alva! Das würde ich nie tun, nicht ohne sie zu fragen. Sonst wäre die Symbiose zwischen uns endgültig.“

Außerdem würde er Lara in ihrem hilflosen Zustand nicht als persönlichen Getränkeautomat missbrauchen!

„Ich war wegen der Verbrennung auf der Jagd, das reicht erst mal.“

Alva hob eine Augenbraue.

„John, du klebst förmlich an diesem Stuhl.“

Die Ärztin schüttelte kaum merklich den Kopf.

„Das ist so typisch für Gefährten. Ich schätze, keiner würde so gut auf Lara achten wie du.“

„Sie ist noch nicht meine Gefährtin, Alva.“

Hätte er nicht diese blöde Visitenkarte im Kampf verloren, dann …

„Stimmt und hier geht es um deine Zukunft. Ihre Werte sind so weit stabil und ich kann auch in deiner Wohnung nach ihr sehen.“

Etwas leiser ergänzte sie: „Das Einzige, was sie bekommen wird, ist eine wunde Stelle, da, wo du unablässig über ihren Handrücken streichelst.“

Ach wirklich? Er musterte Laras Hand und hörte Alva seufzen.

„John! Das war ein Scherz.“

„Ach so.“

„Also gut. Du musst mir mit dem medizinischen Equipment und ein paar anderen Sachen helfen, dann können wir gleich loslegen. Aber denk dran: Sobald Lara aufwacht, wird sie sich zuerst fragen, warum sie nicht tot ist.“

„Ich weiß. Aber ich bin Taktiker und erstelle Pläne für alle möglichen Notfallszenarien. Ich werde mir einfach ein paar Argumente zurechtlegen.“

Warum schüttelte denn Alva jetzt beinahe amüsiert den Kopf?


Unsterblich geliebt

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