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2. Die Wechsel des Fürstbischofs

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Es war Krieg und Ingolstadt schien im Belagerungszustand zu sein. Soldaten, Milizionäre aus dem ganzen Lande, Händler, Gaukler und natürlich der unvermeidliche riesige Tross waren wie die achte Plage über die Menschen im Ort und in seiner Umgebung hereingebrochen. In einem breiten Ring lagerte der Großteil von ihnen auf den Wiesen und Feldern rund um die Stadt. Ingolstadt, die stolze Handelsstadt an der Donau, platzte aus allen Nähten, drohte in Anarchie, im Unrat und Gestank zu versinken.

Therese war dieser Zustand nur zu bekannt. Selbstsicher und unbesorgt bewegte sie sich daher vom Haus des Bäckers quer durch die Stadt zu ihrem Ziel. Die Gewissheit, dass Pater Gregor ihre Botschaft nun sicher entdeckt und entschlüsselt haben würde, machte sie geradezu fröhlich. Er hatte sie eben erkannt; seine Irritation war ihr nicht verborgen geblieben. Und er würde eine Gelegenheit finden, bei der sie miteinander reden konnten. Außerdem hatte der Pocher zu spüren bekommen, dass sie wieder zurück war. Das Spiel hatte begonnen.

Ungehindert bewegte sie sich dicht an den Häusern entlang, ging dort, wo hin und wieder Steine lagen und der Boden nicht mehr aufgeweicht war. Und unvermittelt war sie nicht mehr die einzige, die auf dem trockenen Bereich der Straße unterwegs zum Rathaus und zum Salzmarkt war.

Hier pulsierte die Stadt bereits: Menschen kamen ihr entgegen, drängten sich mit Körben und Säcken beladen an ihr vorbei, zogen Ziegen, blökende Kälbchen oder junge Fohlen am Strick hinterdrein. Immer wieder musste sie stehen bleiben, drückte sich dann eng an die Hauswand, um nicht in den Straßenkot ausweichen zu müssen. Durch die noch aufgeweichte, enge Straße quälten sich Fuhrwerke, ohne eine Spur im morastigen Straßengrund zu hinterlassen.

Vor ihr öffneten die ersten Verkaufsluken, erlaubten ihr im Vorbeigehen einen Blick in die verschiedenen Werkstätten und auf die ausgestellten Waren. Gleichzeitig entströmte ihnen eine Vielzahl unterschiedlichster Düfte hinaus auf die Straße, wo diese sich über den feuchten Muff und den Gestank erhoben, der zwischen den Häusern hervorkroch.

Abrupt wurde sie aus ihrer Geruchs- und Gedankenwelt heraus gerissen, sprang geistesgegenwärtig einen Schritt zurück: Direkt vor ihr ergoss sich platschend der Inhalt eines Waschzubers mit kräftigem Schwall auf die Straße und bildete dort in den kleinen und großen Vertiefungen des Morasts milchige Pfützen. Ein wuchtiger Kerl mit blankem Oberkörper, vorquellendem Bauch und pludriger Uniformhose stand leicht vorgebeugt in der engen Tür, spuckte ungeniert hinter dem Wasser her, und verschwand dann mitsamt seinem Zuber im Inneren des Hauses.

Sie erreichte das Rathaus und den Salzmarkt.

Eine Krämerbude reihte sich an die andere und in der Luft lag eine Unruhe gleich dem Summen in einem Bienenkorb. Ohne Eile schlenderte sie zwischen den Buden und Ständen hindurch, atmete das Bild voller Buntheit und Emsigkeit geradezu begierig ein.

Die Gasse der Schuhmacher fand sie, wie vom Bäcker beschrieben, hinter dem Spital, schräg gegenüber dem Rathaus. Die Gasse war eng, vielerorts stießen die vorstehenden Erker fast gegeneinander. Trotz der nun scheinenden Sonne war es ein wenig duster. Muffig und modrig atmeten die Häuser die Feuchtigkeit der letzten Wochen aus.

Unmerklich etwas ansteigend mündete die Gasse schon bald auf einen kleinen, gepflasterten und von der Sonne beschienenen Platz. Und wieder veränderte sich ihre Umgebung radikal: Statt Muff und Moder atmete dieser Platz lichte Vornehmheit. Anders als im unteren Teil der Stadt waren die Häuser, die den Platz in einem überschaubaren Oval umgaben, aus behauenen Steinen und in der Mehrzahl in drei Stockwerken übereinander gebaut. Die zum Teil großen Fenster und die schweren, durch allerlei Schnitzwerk und Auflagen gestalteten Eingangstüren ließen den Reichtum ihrer Besitzer erahnen. Sie war am Ziel.

Einen Augenblick blieb sie stehen, sah sich um. Die breite Straße, die rechts von ihr den Platz verließ, musste zum oberen Tor der Stadt führen. Immer wieder kamen von dort einfache Bauernkarren, wurden von schwerfälligen Ochsen gemächlich über den Platz gezogen, um auf der gegenüberliegenden Seite in den Morast der Stadt einzutauchen. Mit ihnen kamen vom Leben aufgeraute Männer und Frauen, die den Platz überquerten und von den Gassen am Rande verschluckt wurden. In der Mitte des eher länglichen Platzes und nur wenige Schritte von ihr entfernt stand ein vornehmer, aber vollkommen schmuckloser, geschlossener Wagen. Der Fahrer des Wagens wartete offenbar auf jemanden, lehnte mit übereinander geschlagenen Beinen lässig gegen das große Hinterrad und genoss ebenso wie der angespannte Braune die wärmenden Sonnenstrahlen.

Therese musterte die Häuser der Reihe nach, brauchte aber nicht lange zu suchen. Das Kaufmannshaus des vornehmen Tuchhändlers Jacob Loderer lag unübersehbar schräg gegenüber auf der anderen Platzseite. Sie war beeindruckt: Es war nicht unbedingt größer als die anderen Häuser, die den Platz im Rund begrenzten. Aber durch die hellen, glattgeschliffenen Sandsteinquader wirkte es auffallend herrschaftlich.

Ihre Betrachtungen wurden unterbrochen: Zwei zottige, kraftvolle Kaltblüter zogen ein Fuhrwerk, hochbeladen mit Fässern, knirschend und polternd durch ihr Blickfeld in Richtung Weinmarkt. Dichtauf folgte ein zweites mit dicken Holzbalken beladenes Gespann. Schnaubend und stampfend, bei jedem Schritt angestrengt mit dem Kopf nickend, legten sich auch hier die beiden Kraftpakete mächtig ins Geschirr, verloren große Schaumflocken, die ihnen vom Maul rissen und aufs Pflaster tropften. Nach und nach wurden die gegenüberliegenden Häuser wieder sichtbar.

Dort im Lodererhaus hatte sich jetzt die Eingangstür geöffnet. Aus der dunklen Öffnung traten nacheinander zwei Männer - beide wohl in der Mitte des Lebens und sehr vornehm gekleidet. Offensichtlich gab es nicht mehr viel zu sagen: Nur einen Augenblick später trennten sie sich, und der offensichtlich Ältere strebte in sehr strenger, gebieterischer Haltung dem wartenden Wagen zu. Der andere stand noch in der Türöffnung, ließ seinen Blick einen Moment ruhig über den Platz wandern, dann schloss sich die Tür hinter ihm.

Der Fahrer, gerade noch die Sonnenstrahlen genießend, war schon dabei, seine Kleider zu ordnen, um dann den Einstieg des dunklen Wagens zu öffnen. Ohne ein Wort zu verlieren, bestieg der Strenge den Wagen. Der Fahrer schwang sich vorn auf das karge Brett und der Braune zog den Wagen in Richtung Stadttor.

Einen Augenblick stand sie unentschlossen vor der breiten, in der Art eines Portals gearbeiteten Eingangstür, sie fürchtete, den Zeitpunkt ihres Besuches schlecht gewählt zu haben. Entschlossen betätigte sie dann den schweren, bronzenen Türklopfer, der etwa in Brusthöhe auf der Tür angebracht war.

Unwillkürlich wich sie ein wenig zurück, als die Tür schon im nächsten Augenblick geöffnet wurde. In der Tür stand ein anderer als der, der sie gerade erst geschlossen hatte. Riesig, kahlköpfig und abweisend füllte dieser andere den Türrahmen aus: Ein eindrucksvoller Wächter des Hauses! Hier waren Worte ohne Wert! Therese erkannte das auf den ersten Blick und reichte dem Abweiser betont langsam ihr versiegeltes Schreiben. Wortlos, so als wäre sie ein Laufbursche, schloss dieser die Tür, und sie konnte erneut den Türklopfer betrachten. Allerdings reichte die Zeit gerade, um die Augenbrauen besorgt etwas nach oben zu ziehen und die Lippen aneinander zu pressen; die Tür öffnete sich erneut. Der Abweiser stand nun, gewissermaßen als Verlängerung der Tür, im Raum, wies wortlos und um keinen Taler höflicher mit einer knappen Handbewegung ins dunkle Innere des Hauses. Für die Dauer eines Atemzuges verharrte Therese, schaute ihn ruhig und gelassen an, ging dann schweigend an ihm vorbei und wartete, bis er die Türe geschlossen hatte. Unbeeindruckt ging er voraus und sie musste sich beeilen, um ihm durch einen langen, schmalen Flur und eine Treppe hinauf zu folgen.

Und dann stand sie zum ersten Mal in ihrem Leben vor einer riesigen, geteilten Eingangstür, in deren Hälften Glasscheiben eingesetzt waren. Dort wo in andern Häusern hinter Holztüren Dunkelheit herrschte, brach sich hier hell funkelnd das einströmende Sonnenlicht. Der Hüne öffnete den rechten Türflügel, ließ sie eintreten und schloss die Tür wieder.

Einen Moment verharrte sie gleich hinter der Tür. Genau ihr gegenüber befand sich ein Erker, durch dessen Fenster das herein quellende Licht den Raum verschwenderisch ausleuchtete und erwärmte. Sie war allein in diesem recht großen Raum, dessen aufwendig gearbeitetes Parkett und eine helle Stuckdecke vom Reichtum seines Besitzers zeugten. Schwere, aufgeraute Stoffe verbargen die Steinwände, und verbreiteten mit einem warmen Rostrot Wärme und Behaglichkeit.

Die Glastür! Sie wandte sich um. Das untere Drittel der beiden Türflügel war jeweils aus mattglänzendem, dunklem Holz, welches auch den kräftigen Rahmen für die vier klaren Glasscheiben der oberen zwei Drittel bildete.

Tausende kleiner Stippen, eingeschlossen in feinen Linien und Bögen, ließen auf den großen Glasfeldern jeweils einen im Sprung begriffenen Löwen entstehen, dessen Kopf zur Türmitte wies. Beeindruckt beugte Therese sich vor, wollte die eingelassenen Glasscheiben nur schnell einmal berühren, als sich seitwärts von ihr eine weitere Tür öffnete und Jacob Loderer den Raum betrat.

Wie sein Hausdiener von beeindruckender Gestalt, zierte sein Haupt jedoch dichtes, dunkles und offensichtlich schwer zu bändigendes Haar.

„Euch gefällt die Tür?“ Ohne sich lange bei Begrüßungsfloskeln aufzuhalten, ging er auf den Gegenstand ihres Interesses ein.

„Ich beneide euch darum, besonders das Glas hat es mir angetan. Ich habe so etwas noch nie gesehen!“ Sie wandte sich wieder zur Tür, „Nicht in einer Tür.“

Seine Stimme übertrug den ehrlichen Besitzerstolz, „Das glaube ich euch gern! Glas in dieser Qualität wird zur Zeit nur in Italien, in Venedig und auf Murano gefertigt. Nirgendwo sonst in Europa werdet ihr solche Glasarbeit bekommen.“ dabei umriss seine rechte Hand, aus der ihr Schreiben zusammengerollt hervorschaute, ruhig und im großen Bogen eine der Löwengravuren.

Therese sah zu ihm auf, „Wie entsteht solch ein Kunstwerk? Ich meine: Wie kommt ein Bild, noch dazu solch ein großes wie dieses, auf das Glas?“

Sein Lächeln, welches die eigene Bewunderung für diese kunstvolle Arbeit deutlich ausdrückte und das angedeutete Kopfnicken zeigten Verständnis mit der Fragestellung. „Durch endlose Geduld, ein sehr gutes Auge, große künstlerische Fertigkeit und natürlich mit einem scharfen Diamantgriffel. Mit ihm werden diese vielen, vielen kleine Vertiefungen in die Glasoberfläche gebracht, ebenso diese Linien.“ Seine Hand fuhr den Linien des Kopfes und denen des Rückens nach. „Alleine diese sichere Linienführung entlang des Rückens ist schon eine Kunst.“ Wieder fuhr seine Hand geradezu liebevoll der Linie nach, „Der Griffel kann auf jeder Scheibe nur einmal angesetzt werden. Muss dann mit einem gewissen Schwung bis zum passenden Anschlusspunkt und so eben bis in die Schwanzspitze durchlaufen. Einen solchen Strich haben nur die Meister.“ Er wandte sich ihr direkt zu, lächelnd, aufgeräumt und gut einen Kopf größer als sie. „Aber ihr habt mir etwas mitgebracht, was die Grundvoraussetzung für unser reizendes Gespräch ist.“ Damit hob er die rechte Hand, in der er den Brief hielt. Das Siegel war erbrochen. „Setzen wir uns!“ Er wandte sich nach rechts zu einem großen massiven Tisch, bot ihr einen Platz an und saß ihr dann an der Längsseite des Tisches gegenüber.

Die Unterarme auf den Tisch gelegt, die Hände übereinander, sah er sie ruhig an, musternd, überlegend. „Eine Frau kommt mit einem Empfehlungsschreiben meines jüdischen Freundes Izaak Goldberg zu mir. Das ist sehr erfreulich, aber auch sehr verwunderlich. Wie geht es meinem Freund Izaak? Ich glaube, wir haben uns jetzt gut drei Jahre nicht gesehen.“

„Vermutlich werdet ihr ihn nur noch in Leipzig zur Messe treffen können. Die Unsicherheiten, die der Krieg mit sich bringt, haben ihm das Reisen verleidet, den Fernhandel hat sein Sohn Moshe übernommen.“

„Ah. Ihr scheint Izaak und Moshe gut zu kennen!“ Pause. Er legte den Kopf etwas schräg nach rechts, blickte Therese nachdenklich an, die ihrerseits nichts anderes tun konnte, als seinem Blick ruhig stand zu halten. „Mich verwundert das sehr!“ Er änderte seine Haltung nicht, wirkte fast ein wenig misstrauisch. „Ihr müsst das verstehen: So lange ich Izaak Goldberg kenne, und wir miteinander Geschäfte machen, und das sind jetzt gut dreißig Jahre, hat er immer Geschäft und Frauen voneinander getrennt. Beides hat er geliebt, konnte ohne nicht sein, aber immer getrennt, wie Wein und Wasser.“ Sein Blick ruhte fest auf Therese als erwarte er eine Antwort.

Therese senkte etwas den Kopf, ihr Blick parierte den seinen ruhig, aber zunehmend ernst, „Ich kann euch versichern: An dieser Maxime hat sich nichts geändert! Er folgt ihr wie eh und je. Und was mich betrifft, so folge ich, unter anderen Vorzeichen, dem gleichen Grundsatz.“ Dann langsamer, jedes Wort betonend: „Das Geschäft ist der gemeinsame Nenner!“

Er beugte sich etwas vor, seine buschigen Augenbrauen waren jetzt leicht hochgezogen. „Ihr macht Geschäfte mit Izaak Goldberg!“ Eine Feststellung, die eher als Frage gedacht war und, Therese war sich nicht ganz sicher, Bewunderung oder Zweifel ausdrückte.

„Ich mache hin und wieder Geschäfte mit ihm, und einige wenige Geschäfte machen wir gemeinsam,“ sie lächelte gewinnend, „zum Beispiel mit euch!“

Jacob Loderer lehnte sich im Stuhl zurück, begab sich gewissermaßen in Lauerstellung, stützte dazu den linken Ellenbogen auf die Lehne und versenkte das Kinn zwischen Daumen und gekrümmtem Zeigefinger, „Ihr bietet mir ein Geschäft an? Ich bin neugierig!“

Einen kurzen Augenblick sah ihn Therese mit leicht schräg geneigtem Kopf an, „Ihr steht im Ruf, über ausgezeichnete Verbindungen zum Domkapitel und zu Bischof Marquard zu verfügen.“

Wie, um zu relativieren, öffnete er für einen Moment die vor dem Mund liegende Hand, zog die Mundwinkel etwas nach unten, schwieg.

„Wir möchten bei einem Finanzhandel, der zu Lasten des Bistums Eichstätt abgeschlossen wurde, eure Hilfe in Anspruch nehmen. Wir möchten, dass Ihr eines der anstehenden Geschäfte über eure guten Verbindungen für uns abwickelt.“

„Einen Finanzhandel?“ Seine Stirn schob sich ungläubig in Falten. „Ward ihr mal in Eichstätt?“

Sie wirkte gleichgültig, zuckte mit den Schultern, „Vor langer Zeit.“ Seine Hand löste sich vom Kinn, „Das Eichstätt, welches ihr wohl noch gesehen habt, das gibt es nicht mehr! 34 ist die Stadt fast vollkommen ausgebrannt! Häuser, Kirchen, Klöster: Alles war verloren! Alles! Das Bistum benötigt also nichts so sehr, wie flüssiges Geld! Jeder Gulden, jeder Reichstaler ist hochwillkommen!“ Das Kinn verschwand wieder zwischen Daumen und Zeigefinger. „Ihr könnt vom Marquard vielleicht alles Mögliche bekommen, aber ganz sicher nicht einen Gulden!“ Mit einem Blick, der ihr Nichtwissen gegenüber dem zuvor Gesagten und dessen logische Konsequenzen in Wohlwollen einhüllte, saß er da, von der Sonne gönnerhaft verwöhnt, geduldig wartend.

„Ich weiß, dass eure Darstellung von der schwierigen Lage Eichstätts zutrifft.“ Thereses Blick wanderte für einen Augenblick zum Erkerfenster. „Aber diese besondere Situation des Bistums ist Teil unseres Kalküls.“

Seine Hand glitt langsam auf die Brust, sein Gesicht war eine Frage. „Ich fürchte, ich kann euch nicht verstehen!“ Jacob Loderer bewegte den Oberkörper entschlossen zum Tisch, „Sagt mir ganz offen und klar, um welche Art von Geschäft es geht! Ich kann mir aus dem, was ihr mir bisher gesagt habt, keinen Reim machen!“

„Also. Es ist ganz einfach! Nach der Katastrophe von 34 hat der damalige Fürstbischof Westerstetten die Aufnahme eines größeren Kreditbetrages zum Juli 35 veranlasst, wohl um so die größte Not zu lindern. Dieser Kreditbetrag wurde in mehrere Einzelbeträge mit unterschiedlichen Laufzeiten aufgeteilt.“

„Zuschläge?“

„Je nach Laufzeit 36 und 40 vom Hundert.“

Er schob die Augenbrauen nach oben, war erkennbar überrascht, „36 vom Hundert?“

Sie zog leicht ihre Schultern hoch, öffnete gelassen ihre Hände, „Gutes Geld war und ist knapp und damit teuer! Jedenfalls konnten wir diese noch vom Westerstetten unterschriebenen Verträge und Wechsel erwerben, der erste Wechsel läuft im nächsten Monat ab. Das heißt: Das Bistum Eichstätt muss ihn wohl oder übel bedienen, will es nicht vertragsbrüchig werden.“

Jacob Loderer legte sich langsam in seinen Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sie nun interessiert an, „Zugegeben, das wird den Marquard schmerzen, aber er wird zahlen müssen. Umso mehr erscheint mir euer Anliegen rätselhaft!“ Seine Augen verengten sich ein wenig, tasteten die Wand hinter ihr ab und fast sinnend, „Irgendetwas lauert hier im Hintergrund! Eine solche Wechseleinlösung ist heute der normalste Vorgang. Warum also der Umweg über mich?“ Seine Augen kehrten zurück, „Meine Dienste sind keineswegs umsonst? Und Izaak Goldberg zahlt nur, wenn er muss!“

„Das gilt ebenso für mich! Aber ich sagte ja bereits: Eure guten Verbindungen nach Eichstätt sind für uns wichtig, und sie sind uns deshalb einiges wert. Im Übrigen trügt euch euer Instinkt keineswegs.“

Bestätigendes, zufriedenes Lächeln, er wusste, dass er sich auf seine Erfahrung verlassen konnte.

„Wir möchten den Darlehensbetrag dieses ersten Wechsels gar nicht zur Auszahlung bringen, sondern gezielt umwandeln in entsprechendes Gut. Dabei ist es von größtem Wert, dass diese Umwandlung so unauffällig und selbstverständlich wie möglich geschieht. Etwa wie ein Entgegenkommen, eine Gefälligkeit, welche ihr dem Marquard gewähren könntet. In der gekonnten Durchführung dieses Geschäfts liegt euer besonderer Wert für uns.“

Das Schweigen fiel diesmal etwas länger aus. Jacob Loderer schaute sie aus leicht zusammengekniffenen Augen nachdenklich an, „Wie hoch ist die Wechselsumme?“

„1170 Gulden zu sechsunddreißig vom Hundert auf sechs Jahre! Die Zuschläge sind in Gulden zu zahlen. Fünfzig vom Hundert der Zuschläge wären euer Gewinn!“

Wieder eine lange Pause, in der seine Augen leicht zusammengekniffen etwa gleich lange auf ihrem Gesicht, auf der Tischplatte und dann wieder auf ihrem Gesicht ruhten.

Sie wusste, dass er jetzt nicht mehr zurück konnte. Als Kaufmann musste er das Geschäft machen.

Seine Frage kam sehr langsam, hochkonzentriert, „Ich nehme mal an, dass es sich bei dem Vergleichsobjekt um Grund und Boden handelt, und dass ihr ein ganz bestimmtes Objekt zu tauschen beabsichtigt.“

Sie zog die Augenbrauen zustimmend ein wenig hoch, „Es geht zuerst um den Zagelhof, am Hang oberhalb der Stadt. Und zwar mit allem Land und Wald und dem etwas tiefer liegenden Köblerhof samt Grund. Außerdem wollen wir aus dem Besitz des Bistums jenen Grund mit Hof übernehmen, auf dem zur Zeit der Scharfrichter Pocher wohnt. Den gesamten Grund mit allen Gebäuden! Ich erwarte nicht, dass vom Marquard oder den Kapitularen Einwände gegen diese Umgestaltung des Wechselwertes kommen werden. Das Bistum macht hier einen guten Tausch.“

Er nickte vor sich hin, langsam und überlegend, sah dann unvermittelt auf, entschlossen, „Gut, ich übernehme das Geschäft, so wie ihr es wünscht! Kann ich den Wechsel sehen?“

„Sicher! Nur,“ und dabei erhob sie sich von ihrem Stuhl, „muss ich mir dazu meinen Mantel ausziehen. Ich bitte Euch, mir das nachzusehen. Ich konnte schwerlich mit einem Wechsel in der Hand durch die Stadt laufen.“ Sagt´s, während sie ihren Mantel über die Schultern gleiten ließ und er ihr entspannt lächelnd, aber interessiert zusah.

Der Mantel war von innen mit leichtem Stoff gefüttert. In drei Bahnen wurde er von langen, sauber und nahezu unsichtbar gezogenen Nähten zusammengefasst.

Etwa zwei Handbreit unterhalb der Hüfte öffnete Therese mit spitzen Fingern die linke Naht. Den gekappten Faden zog sie einfach nach oben heraus, wodurch eine Öffnung entstand, groß genug, um mit der ganzen Hand hineinfahren zu können. Die Wechsel, von einem bräunlichen Pergamentumschlag geschützt, legte sie ruhig auf den Tisch.

Mit einem Schmunzeln beugte sich Jacob Loderer vor an den Tisch, „Es ist erstaunlich, wie geschickt Frauen immer wieder etwas zu verbergen wissen.“ und befasste sich mit dem Umschlag und den darin enthaltenen Wechseln. Nebeneinander legte er sie auf, fuhr mit seinen Fingerspitzen langsam, wie suchend, über das Geschriebene, hatte bald den zur Fälligkeit anstehenden Wechsel herausgefunden, nahm ihn an sich und lehnte sich ruhig in seinem Stuhl zurück. Als Therese sich setzte, beugte er sich wieder vor, „Habt ihr schon überschlagen, zu welcher Summe die Zuschläge aufgelaufen sind?“ Er blickte sie gerade heraus an, während seine Hände den Wechsel gewissermaßen in Besitz genommen hatten.

„Bei Ablauf des Wechsels werden genau 421 Gulden an Zuschlägen fällig! Von diesen 421 Gulden wären dann gerundet 210 Gulden euer Anteil.“ Er schob die Lippen etwas vor, „Ich denke, das kriegen wir hin, ihr könnt euch auf mich verlassen!“

„Gut! Wären noch die zwei anderen Wechsel!“ Ihre Augen wiesen kurz auf die Papiere, die bereits auf seiner Seite des Tisches lagen, und kehrten dann zu ihm zurück, ruhig, abwartend.

Er drehte sie nacheinander um, überflog kurz die Rückseite, „Beide Wechsel laufen gegen Ende dieses Jahres ab!“ Seine Mundwinkel zogen sich nach unten, die Augenbrauen nach oben, während seine Hand am ausgestreckten Arm auf den Wechseln ruhte, „Das sind gewaltige Beträge – zuzüglich der Zuschläge! Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Marquard diese Darlehen einlösen kann! Der Mann ist jetzt schon dabei, überall im Lande Geld zu erbetteln, um sein Bistum wieder aufzubauen und die übernommenen Schulden zu begleichen. Da hat der Westerstetten sich vergaloppiert!“ Nacheinander hob er die Wechsel hoch: „Zweitausenddreihundert und zweitausendsiebenhundert, das sind fünf – tausend – Gulden!“ Er sprach den letzten Teil des Satzes Wort für Wort verlangsamt aus, so als wollte er sich die gewaltige Summe möglichst eindringlich vorstellen. „Vierzig Prozent sagtet ihr? Das sind noch einmal zweitausend Gulden! Unmöglich!“

Indes, seine Skepsis und Sorge reichten nicht bis zu ihr. „Ich beabsichtige nicht, die Wechsel direkt beim Fürstbischof einzufordern.“

„Sondern?“

„Ich möchte den Gesamtbetrag der Wechsel in ein neues Geschäft einbringen – ganz einfach!“

„Ganz einfach!“ er betonte das „a“ im ´Ganz´ übermäßig lang, während er sich in seinen Stuhl zurücklehnte, „Wie stellt ihr euch das vor? – Immerhin müsst ihr den Betrag zunächst einmal flüssig machen. Ohne Geld kein neues Geschäft!“

„Nein! Nicht unbedingt! Ihr kennt die hiesigen Märkte, die Händler! Könntet ihr euch vorstellen, dass es euch möglich wäre, mir jemanden zu vermitteln, der zunächst einmal Geld in dieser Größenordnung braucht und der deshalb in der Lage wäre, mit dem nötigen Druck die Wechsel umzuwandeln?“ Sie machte eine kurze Pause, hielt seinen Blick mit dem Ihren fest, während er, vielleicht unsicher, ob er überhaupt richtig gehört hatte, wie angenagelt in seinem Stuhl saß.

„Ihr solltet euch nicht so viele Gedanken über die unbestreitbare wirtschaftliche Notlage des Bistums machen. Diese ist ein von mir durchaus berücksichtigter Planungsfaktor!“ Es dauerte eine Weile, bis er sich ganz langsam aus seinem Stuhl nach vorn an den Tisch bewegte, dort, fast ein wenig unwillig, mit der Hand durch die Luft wischte, „Erklärt mir das!“

„Nun, langfristig wird das Bistum auch wieder zu Geld kommen. Schon Izaak Goldberg war der Meinung, dass die Kirche der sicherste Kreditnehmer sei. Was liegt also näher, dem Fürstbischof jetzt mit einem Darlehen zu helfen, damit er seine Schulden bezahlen kann.“ Sie machte ein Gesicht, als wolle sie sagen: Ist doch klar, oder?

Nachdenklich fixierte er sie, überlegte. Abwägend dann, „Ist es nur das Geschäft, oder wollt ihr nicht vielleicht eher eine Rechnung begleichen?“

„Beides, wenn ihr so wollt!“ Sie lehnte sich zurück, bemühte sich, das Feuer in ihren Augen klein zu halten, „Ihr denkt wohl in die richtige Richtung, und da steht noch eine ziemlich hohe Rechnung aus! Aber, Tatsache ist, dass ich zwei Wechsel besitze, mit denen sich der Westerstetten eine ziemlich hohe Geldsumme beschaffen konnte. Er wusste, dass deren Ausstellung auch logisch deren Rückzahlung beinhaltete und zwar zu einem festgelegten Zeitpunkt. Das war und das ist ein ganz normales Geschäft – ich habe da keine Skrupel. Und wenn ich dem Marquard heute einen Anschlusskredit anbiete, um so die viel höheren Verzugszuschläge zu vermeiden, was ist daran verwerflich?“

„Nein, nein, das ist geschäftlich vollkommen korrekt und dennoch: Euer Vorgehen erscheint mir nicht zufällig und in der gegenwärtigen Situation auch einigermaßen gnadenlos!“

Ihr angedeutetes Schulterzucken sagten so etwas wie: „So ist eben das Leben!“.

„Sagt mir noch eines,“ er legte den Kopf leicht in den Nacken und sein Ausdruck bekam etwas Lauerndes, „was veranlasst euch zu glauben, dass ich vertraulich mit euren Informationen umgehen werde, dass ich mich überhaupt auf dieses Geschäft einlassen werde? Immerhin liegen die Wechsel ja hier auf meinem Tisch!“

„Ehrlich gesagt: Um eure Verlässlichkeit mache ich mir keine großen Sorgen! Izaak hat euch für die Abwicklung dieses Geschäftes empfohlen, das reicht mir!“ Sie verschwieg, dass auch Izaak Goldberg große Bedenken hinsichtlich der Zumutbarkeit dieses Geschäftes hatte. „Außerdem:“ sie beugte sich weit vor, sah ihn mit großen Augen an, „Ich bin nicht erst seit heute auf der Welt. Ein Vertrauensbruch in einer Angelegenheit, bei der Zahlungen dieser Größenordnung abgewickelt werden, würde mehr als nur euren tadellosen Ruf beschädigen! So etwas spricht sich in Geschäftskreisen noch schneller herum als der Ausbruch der Pest. Wer wollte dann in diesen Zeiten noch mit euch verhandeln?“ Langsam lehnte sie sich wieder zurück, ohne ihn aus ihren fragenden Augen zu lassen.

Irgendwie beeindruckte, reizte und ärgerte ihn diese Frau gleichzeitig. Zum Teufel mit Izaak Goldberg! Unbewusst ließ er sich in den Stuhl zurücksinken, verschränkte die Arme über der Brust, musterte sie überlegend.

Eine Weile tat sich gar nichts. Seine Augen tasten sie ab, schweigend, überlegend, prüfend. Schon keimte in ihr die Sorge, doch zu hoch gesetzt und verloren zu haben.

„Ihr seid eine bemerkenswerte Frau und versteht wahrlich euer Handwerk, vermutlich die Schule Izaak Goldbergs. Gut! Ich mache euch einen Vorschlag, der ganz nach eurem Geschmack sein wird. Aber er ist für uns beide – für euch und für mich – nicht ohne Risiko! Was mich betrifft, so müsste ich mich auf eure absolute Verschwiegenheit verlassen können! Meine Person darf in keinerlei Zusammenhang mit diesem Handel genannt werden. Dessen muss ich ganz sicher sein!“

Sie legte den Kopf etwas zurück, hintergründig lächelnd, „Eure Informationen sind bei mir ebenso sicher aufgehoben, wie meine bei euch.“

„Ja, ja!“ Er gluckste etwas, schaute sie belustigt an, „So etwas hätte ich mir ja denken können. Zu eurem Risiko: Es besteht zuerst mal darin, dass dieser Händler Protestant wäre!“

„Ich sehe darin kein Risiko!“ Unvermittelt musste sie schmunzeln, „Vielmehr erhöht dieser Umstand für mich den Reiz des Handels. Der Fürstbischof muss einem Protestanten…“

„Einem…“ er fügte dies mit erhobenem Zeigefinger ein, „ihm bestens bekannten Augsburger Protestanten!“

„Noch besser! Dem muss er schweren Herzens die Wechsel einlösen! Mein Gott, er wird nachts nicht schlafen können, wenn er sich vorstellt, wie dieser Protestant das viele Geld in den Kampf gegen die katholische Liga einbringt.“ Sie wandte sich ihm direkt zu, immer noch lächelnd und ihr Blick bekam eine Wärme, die ihm irgendwo im Bauchbereich unter die Haut ging. „Ihr könnt es nicht wissen, aber, das tut meiner Seele gut, ist ein Tropfen Öl auf die Wunde.“

„Ich dachte es mir! Nur, und das ist der andere Punkt: Ihr werdet es nicht leicht haben! Er ist ein tyrannischer Mann, der herrschen will und das Herrschen gewohnt ist. Er ist schwierig und wird euch – zumal als Frau – nicht so ohne weiteres akzeptieren. Euer Geld ja, euch dagegen wird er bedenkenlos an die Wand drücken.“ Sein Gesicht verriet ihr, dass er nicht übertrieb. Er meinte es ernst, machte sie nachdenklich.

„Hm! Aber dieser Mensch braucht dringend einen größeren Geldbetrag?“

„Ganz dringend! Er betreibt in Augsburg mehrere große Webereien. Stellt pikanterweise Decken, Vorhangstoffe und was weiß ich noch für die Kirchen und Klöster der Region her – auch für die Eichstätter! Der Handel läuft über einen katholischen Mittelsmann.“

„Ich nehme an, der heißt Loderer!“ Lächelnd teilten sie sich die diebische Freude. „Außerdem beliefert er viele Heere mit Zeltplanen, Uniformstoffen und Wolldecken. Auch immer über Zwischenhändler.“

„Wie gehabt!“

„Wie gehabt!“ antwortete er schmunzelnd. „So! Nun ist der Mann in der unglücklichen Lage, dass sich die Aufträge zwar türmen, er aber nicht in erforderlicher Menge weben kann, da ihn die Katholiken teilweise enteignet und die Webstühle einfach verkauft haben. Er muss also neu aufbauen, unbedingt!“

„Wie hoch ist das Risiko einer erneuten Enteignung?“

„Ausschließen kann man das in diesen Zeiten nie ganz. Aber ich glaube, wir haben das überstanden. Und es gibt niemanden, der solche Mengen liefern könnte. Eure Wechsel kämen ihm also wie gerufen. Er würde sie als Wink des Himmels verstehen. Und ihr könnt euch darauf verlassen: Der würde sie in Eichstätt flüssig kriegen. Nur wie gesagt, ihr müsst sehr auf der Hut sein!“

„War das dieser streng dreinschauende Herr, der eben direkt vor mir aus eurem Hause kam?“

„Ja-ja! Habt ihr ihn noch gesehen? Ganz in Schwarz gekleidet, der Herr Spenner! – Ein tyrannischer Asket!“

Für einen Moment herrschte Schweigen. Weit zurückgelehnt saß sie in ihrem Stuhl, blickte mit schräg gelegtem Kopf und leicht zusammengekniffenen Augen sinnend an die Wand hinter ihm. Er dagegen saß vollkommen entspannt in seinem Stuhl, betrachtete sie interessiert, genoss, eine Spur belustigt, ihren für ihn sichtbaren Kampf um die richtige Entscheidung und wusste doch: Sie konnte sich nicht mehr entscheiden, sie würde zubeißen!

Als sie sich endlich aufrichtete, hüllte ihn ihre Entschlossenheit geradezu ein, „Ich denke, ich muss euren Vorschlag annehmen!“ Sie schmunzelte, „Ehrlich gesagt kann ich gar nicht anders. Die Vorstellung, einen Protestanten im Besitz Fürstbischöflicher Wechsel zu wissen, ist einfach unwiderstehlich. Was euren Geschäftspartner angeht, so werden wir das Geschäft…“

Er beugte sich vor, hob, Widerspruch andeutend, die Hand, „Nicht „wir“! Ich werde lediglich die Verbindung mit meinem Geschäftspartner herstellen, ein zufälliges Treffen. Das Geschäft ist allein eure Angelegenheit!“ damit schob er ihr ruhig die zwei vor ihm liegenden Wechsel wieder zu. „Wie gesagt: Es darf nach außen keine Verbindung zu mir geben!“

„Das hatten wir besprochen und ihr habt mein Wort. Aber die Frage ist doch: Ist der Mann informiert wenn ich ihn treffe oder muss ich ihn etwa ansprechen, um mit ihm Kontakt aufzunehmen? Wie soll das gehen?“

„Ihr habt Recht! Ich werde ihn natürlich informieren, auf seine Verschwiegenheit kann ich mich verlassen und….“

Sie beugte sich vor, ließ ihn erstaunt innehalten, „Verzeiht, dass ich euch unterbreche! Gebt mir einen kleinen Vorsprung und unterrichtet ihn vorerst nicht davon, dass sein Verhandlungspartner eine Frau ist! Es würde mich im Voraus schwächen.“

Er legte den Kopf zurück, betrachtete sie nachdenklich, konzentriert, „Wie stellt ihr euch das vor? Er wird Informationen von mir haben wollen. Und ich brauche ihn weiterhin als Geschäftspartner!“

„Das Angebot könnte über einen Mittelsmann erfolgt sein, ihr habt lediglich die Wechsel gesehen. Izaak war oft gezwungen, diesen Weg zu nehmen und ich als Frau leider auch.“ Sie zog bedauernd die Schultern hoch, „Das Geschäft bestimmt die Spielregeln, wir müssen uns anpassen.“

Er grinste amüsiert, schüttelte leicht den Kopf, „Unverantwortlich von meinem Freund Izaak, euch so in die Schule genommen zu haben. Allerdings wäre es wohl nicht klug, für die Besprechung des Geschäftes ein Treffen hier in meinem Hause zu vereinbaren, wir sollten einen anderen Treffpunkt finden. Wo kann ich euch erreichen, wenn ich Näheres weiß und wenn der Handel mit dem Bistum Eichstätt vollzogen wurde?“ Er war offensichtlich zufrieden, lehnte sich, verwöhnt von den Sonnenstrahlen, entspannt zurück und schaute Therese zu, wie sie ihre Papiere sorgsam wieder im Mantel verschwinden ließ.

„Ich weiß es noch nicht!“ Therese erhob sich, und begann damit, die Bänder ihres Mantels zu schließen. „Möglicherweise gar in Eichstätt. Ich werde euch benachrichtigen.“

„Gut! Wartet einen Augenblick!“

Die Zeitspanne, in der er den Raum verließ reichte gerade aus, um der aufschäumenden Freude über das Gelingen dieses lange geplanten und herbeigesehnten Vorganges wieder Herr zu werden. Wenig später brachte sie Jacob Loderer vor die Haustür und verabschiedet sich von ihr.

Ein wichtiger Schritt war getan! Therese atmete tief durch, blickte sinnend zu dem Platz, an dem vor einiger Zeit noch der dunkle Wagen stand, lächelte verschmitzt! Hätte sie auch nur geahnt, welche Folgen dieser Handel noch haben sollte, ihr wäre das Lächeln vergangen.

Trissa, Hexe von Eichstätt

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