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Persönliche Erfahrungen: Ich als ­Erwachsene*r

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Symbole sprechen lassen: Trauer ist für mich wie …

„Liebe Kolleginnen und Kollegen, am kommenden Montag haben wir unseren Team-Tag zum Thema „Kinder in ihrer Trauer begleiten“. Wir beginnen den Tag mit einer gemeinsamen Anfangsrunde. Meine Bitte ist, dass jede*r von euch einen symbolischen Gegenstand mitbringt, der für folgenden Satz passt: „Trauer ist für mich wie …“. Vielen Dank und herzliche Grüße!“

Diese Methode eignet sich als Einstieg in das Thema. Die teilnehmenden Personen erhalten hierfür einen Brief mit der Information und Bitte, einen symbolischen Gegenstand mitzubringen, der für eine bestimmte Frage steht, beispielsweise „Trauer ist für mich wie …“ oder „Der Tod bedeutet für mich …“. Nacheinander stellt jede Person ihren Gegenstand vor und legt diesen auf einem Tisch oder einem Tuch ab. Ist es nicht möglich, die teilnehmenden Personen frühzeitig zu bitten, einen symbolischen Gegenstand mitzubringen, kann eine Auswahl verschiedener Gegenstände auf einem Tisch präsentiert werden, beispielsweise Tücher in verschiedenen Farben, Naturmaterialien, Spielsachen, Alltagsmaterialien.

Fragentombola: Fragen zum Thema Tod

Jede Person erhält drei Kärtchen, auf die jeweils eine Frage notiert werden kann. Alle Fragekärtchen werden in einem Körbchen gesammelt und wie bei einer Tombola „gemischt“. Anschließend werden sie unter den Teilnehmer*innen verteilt und in der Runde vorgelesen. Weil die Fragen anonym vorgelesen werden, muss sich niemand mit seinen persönlichen Fragen in der Runde outen. Diese Vorgehensweise bietet somit einen gewissen Schutz. Die Fragen werden in einem nächsten Schritt an einer Pinnwand sortiert und bestimmten Themen zugeordnet. Auf diese Weise können sich anschließend Kleingruppen bilden, die sich über verschiedene Aspekte und die damit verbundenen Fragen austauschen. Bei Bedarf kann eine Rückmeldung in das Plenum erfolgen, indem die Teilnehmer*innen, die mögen, oder eine zuvor bestimmte Person einer jeden Gruppe berichtet.

Spaziergang über den Friedhof

Bei einem Spaziergang über den Friedhof mit einer vertrauten Kollegin oder einem vertrauten Kollegen ist es möglich, behutsam miteinander ins Gespräch zu kommen. Für den Austausch eignen sich die folgenden Impulsfragen:

 Welche Erfahrungen habe ich in meinem Erwachsenenleben mit dem Verlust von Menschen und Tieren gemacht? Wie gehe ich mit Verlusten, Abschieden, Sterben und Tod in meinem Leben um? (Karte 6)

 Glaube ich an ein Weiterleben nach dem Tod? Wie stelle ich mir ein Leben nach dem Tod vor? Was ist meine Hoffnung und mein Glaube? (Karte 7)

 Sterben, Tod, Trauer: Was macht mir Angst? Woraus schöpfe ich Trost und Zuversicht? Was sind meine Stärken und Ressourcen? (Karte 8)

 Wie gehe ich mit der Trauer anderer Menschen um? Wie responsiv, empathisch und mitfühlend schätze ich mich ein? Wie gut kann ich mit dem Herzen zuhören? (Karte 11)

Im Anschluss an den Spaziergang kann ein Austausch im Plenum erfolgen: Wie waren die Gespräche? Seid ihr gut miteinander ins Gespräch gekommen? Was war in euren Gesprächen besonders interessant? Wer möchte etwas erzählen?

Ein Bild, das mich angesprochen hat

Zum Thema passende Bildmaterialien, beispielsweise Postkarten, Kalenderbilder, Fotos aus Zeitschriften, Todesanzeigen … liegen zur Betrachtung aus. Eine jede teilnehmende Person wählt ein Bild aus, über das sie sich mit einer anderen Person oder in einer Dreiergruppe austauschen möchte. Impulsfragen können sein:

 Sterben, Tod und Trauer: Was hat mich an diesem Bild besonders angesprochen? Welche Gedanken kommen mir in den Sinn, wenn ich das Bild betrachte?

 Welche Gefühle löst dieses Bild in mir aus?

Kreativer Zugang zum Thema durch Zeichnen und Malen

Für einen kreativen Zugang zum Thema werden A3-Malpapier, Ölmalkreiden bereitgelegt und dezente Musik ausgewählt. Mit einer kurzen Gedankenreise oder einem lyrischen Text (z.B. dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse) können die teilnehmenden Personen in das Thema eingestimmt und danach eingeladen werden, ihre Gefühle und Gedanken bildhaft darzustellen. Dazu kann man leise Musik hören. Anschließend bilden sich Paare oder Dreier-Gruppen, die sich gegenseitig ihre Bilder vorstellen. Mit der Frage „Möchtest du mir etwas über dein Bild erzählen?“ werden die Gespräche eröffnet. Die Betrachter nehmen sich Zeit und hören zu, ohne zu bewerten. Zudem können sie Fragen an die Person richten, die ihr Bild vorstellt, beispielsweise:

 Wie ist es dir beim Malen ergangen?

 Was hast du als einfach und was als schwer empfunden?

 Wie siehst du dein Bild? Was überrascht dich an deinem Bild?

Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

in andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

an keinem wie an einer Heimat hängen,

der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

uns neuen Räumen jung entgegen senden,

des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Eine andere Vorgehensweise ist, dass zuerst die betrachtende Person zu Wort kommt und die Person, die das Bild gemalt, nur zuhört. Wichtig ist, dass sich die Personen darüber verständigen, dass ein Bild lediglich eine Projektionsfläche für subjektive Assoziationen und Interpretationen ist. Deshalb sollten die Rückmeldungen über ein Bild beschreibenden Charakter haben und in der Ich-Form formuliert werden, zum Beispiel: „Ich sehe auf deinem Bild ein tiefes Tal. Ich frage mich, ob dieser Weg eine besondere Bedeutung hat. Mich sprechen die warmen Farben deines Bildes sehr an.“

Es kann sehr interessant und aufschlussreich sein, von den Gedanken und Gefühlen anderer zu hören, die das Bild auslöst. Zum Abschluss können an die Gestalterin bzw. den Gestalter des Bildes folgende Fragen gerichtet werden:

 Was war für dich von dem, was ich erzählt habe, interessant?

 Gibt es etwas, das dir gefallen hat oder das hilfreich war?

 War etwas dabei, worüber du nachdenken möchtest?

 Welcher Gedanken gefällt dir nicht, so dass du ihn ziehen lässt?

Frag mich!

Die Bücher der bekannten Kinderbuchautorin Antje Damm „Frag mich!“ (Frankfurt a. M. 2012) und „Ist 7 viel?“ (Frankfurt a. M. 2013) sind wirkliche Schatzbücher. Sie bieten eine Vielfalt an bedeutsamen Fragen, über die Kinder und Erwachsene tiefsinnig miteinander ins Gespräch kommen können. Ich habe aus den beiden Büchern jene Fragen ausgewählt, die mit den Themen Sterben, Tod, Trauer, Verlust zu tun haben.

Fragen aus „Frag mich!“

 Woran glaubst du?

 Mit wem hast du Mitleid?

 Warst du schon mal irgendwann ganz allein?

 Welches Ding bewahrst du für immer auf?

 Hast du schon mal ein totes Tier gefunden? Was hast du damit gemacht?

 Glaubst du, dass du einen Schutzengel hast?

 Was macht dich traurig?

 Mit wem kannst du über alles reden?

 Wen hast du einmal getröstet?

 Wen vermisst du?

Fragen aus „Ist 7 viel?“

 Wird es die Erde immer geben?

 Tut alt werden weh?

 Steht unser Leben von Anfang an fest?

 Sind Schnecken manchmal traurig?

 Gibt es Engel?

 Wissen wir wirklich alles?

 Ahnt die Gans, was mit ihr passiert?

 Hinterlässt jeder Spuren?

 Wozu ist Traurigsein gut?

 Wer bestimmt, wann wir leben?

 Wie lange leben Pflanzen?

 Warum werden manche krank?

 Wie ist das, wenn man tot ist?

 Warum leben wir nicht ewig?

Wozu ist Traurigsein gut?

Die Frage „Wozu ist Traurigsein gut?“ gehört zu meinen Lieblingsfragen aus Antje Damms Buch „Ist 7 viel?“ Mit der Frage gibt die Autorin den wertvollen Impuls, darüber nachzudenken, inwieweit Traurigsein auch gut sein könnte. Diese Frage wird auf Kärtchen geschrieben und lädt zum Austausch ein.

Ein Elfchen zum Thema Trauer

Ein Elfchen ist ein fünfzeiliges Gedicht mit elf Worten, die in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet sind: 1. Zeile = ein Wort; 2. Zeile = zwei Worte; 3. Zeile = drei Worte; 4. Zeile = vier Worte; 5. Zeile = ein Wort. Das erste Wort beschreibt, um welches Thema es geht.

Trauer

Mein Schatz

ich vermisse dich

Du in meinem Herzen

Sehnsucht

Trost

Ohne dich

Hoffnung Liebe

Glaube wandelt meine tiefe Sehnsucht

Dankbarkeit

Mein Traueralphabet

Die „ABC-Methode“ (Vera F. Birkenbihl) eröffnet die Möglichkeit, sich auf ungewöhnliche Weise (in Einzelarbeit) in das Thema „Trauer“ hineinzudenken. Hierfür bekommen die teilnehmenden Personen ein Blatt, auf dem die Buchstaben des Alphabets am linken Blattrand vertikal untereinander aufgelistet sind. Ein jeder Buchstabe gibt den Impuls für den Anfangsbuchstaben eines Wortes oder Satzes. Die Ergebnisse werden in Partnerarbeit ausgetauscht und laden zum gemeinsamen Nachdenken ein.

Mein Erinnerungs- und Erbstück

Die teilnehmenden Personen werden gebeten, ein Erbstück oder einen Erinnerungsgegenstand an einen verstorbenen Menschen mitzubringen. Jede Person sucht sich eine*n Gesprächspartner*in und stellt ihren Gegenstand vor. Die Teilnehmer*innen tauschen sich aus und kommen über die Gegenstände behutsam miteinander ins Gespräch. Für diese Übung eignen sich folgende Impulsfragen:

 Ein geliebter Mensch ist gestorben: Wofür bin ich dankbar? Was bewahre ich in guter Erinnerung? In welcher Weise spüre ich Verbundenheit? (Karte 9)

Meine Schatzkiste: Das hilft mir in meiner Trauer

Diese Übung richtet den Blick auf eigene Ressourcen und Kompetenzen. Hierfür wird die Mitte mit einer Schatzkiste symbolisch gestaltet. Folgende Impulsfragen sind dafür geeignet:

 Was hilft mir in meiner Trauer? Was tut mir gut, wenn ich traurig bin? Wie ist mein persönlicher Weg der Trauer und Verlustbewältigung? (Karte 10)

 Drei Menschen, die für mich da sind, wenn ich Hilfe benötige? Wie leicht oder schwer fällt es mir, um Hilfe zu bitten und mir Hilfe zu holen? Wie sorge ich für mich selbst? (Karte 12)

 Krisen sind Herausforderungen und Chancen zugleich. Was hat mich in meiner Trauer an meisten herausgefordert? Worin sehe ich meinen persönlichen Gewinn am traurigen Verlust? Welchen Sinn gebe ich dem Verlust in meiner Lebensgeschichte? (Karte 13)

 Was sind meine drei wichtigsten Kraftquellen? Worauf kann ich mich verlassen? Was gibt mir Sicherheit und Struktur, wenn in meinem Leben plötzlich alles drunter und drüber geht? (Karte 14)

Die Fragen werden den Teilnehmer*innen zur Verfügung gestellt. Die teilnehmenden Personen ziehen sich zurück und notieren auf Kärtchen ihre persönlichen Kraftquellen und Ressourcen. In einem weiteren Schritt kann sich ein Austausch in Kleingruppen anschließen.

Zitate als Impulsgeber

Eine Sammlung verschiedener Zitate, die sich mit Themen wie Wandlung, Veränderung, Verlust, Abschied, Trauer, Trost, Hoffnung … beschäftigen, bietet vielfältige Impulse, die zum Austausch anregen:

 Welches Zitat hat mich besonders und welches weniger angesprochen?

 Über welches Zitat möchte ich nachdenken und mich austauschen?

Zitate zu den Themen Wandlung, Veränderung, Verlust, Abschied, Trauer, Trost, Hoffnung

Was die Raupe das Ende der Welt nennt, ist für den Rest der Welt ein Schmetterling.

Laozi

Das Geheimnis des Lebens und das Geheimnis des Todes sind verschlossen in zwei Schatullen, von denen jede den Schlüssel zur anderen enthält.

Mahatma Ghandi

Hinter jedem Winter steckt ein zitternder Frühling und hinter dem Schleier der Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen.

Khalil Gibran

Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir Abschied nehmen.

Albert Schweitzer

Erinnerungen sind wie ein Paradies,aus dem man nicht vertrieben werden kann. Du kannst dein Leben nicht verlängern, noch verbreitern, nur vertiefen

Gorch Fock

Es kann im Herbst nicht mehr verwelken als im Frühjahr gewachsen ist.

Sprichwort

Trost zu spenden, ist nicht eine Sache der Worte, sondern ein Anliegen des Herzens.

Unbekannt

Man muss durch die Nacht wandern, wenn man die Morgenröte sehen will.

Kahil Gibran

Das Leben – es ist die Erinnerung an einen vorüberfliegenden Tag, den wir als Gast zugebracht haben.

Blaise Pascal

Trösten ist eine Kunst des Herzens.Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen und schweigend zu leiden.

Otto von Leixner

Alles, was man über das Leben lernen kann, ist in drei Worte zu fassen: Es geht weiter!

Friedrich von Schiller

Hinter jedem Problem, das dich gefangen nimmt, verbirgt sich die Chance zum Wachstum.

Jochen Mariss

Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur, die seine Liebe in unseren Herzen zurückgelassen hat.

Albert Schweizer

Abschiede sind dazu da, für Vergangenes zu danken, am Gegenwärtigen sich zu freuen und für die Zukunft zu hoffen.

Adalbert Ludwig Ballinger

Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.

Unbekannt

Um die Seele zu fördern, ist es wichtig, sie sanft zu leiten.

Teresa von Avila

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