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Findemich bei mir

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Also, im Moment habe ich, Emma, noch Probleme, die richtige Schriftart und Buchstabengröße für unserenText zu finden. Ich habe zwar eine Gleitsichtbrille an, aber wer so ein Ding wie ich auf der Nase hat, weiß, dass man manchmal trotzdem blind wie ein Maulwurf ist. Vielleicht kennt ihr das ja.

Mal sehen. Vermutlich ist Buchstabengröße vierundzwanzig doch etwas zu groß, auch wenn ich damit den Text sehr gut erkennen kann.

Findemich lacht, er meint, bei der Buchstabengröße hätten wir das Buch schnell geschrieben, weil dann bräuchten wir für jede Seite nur drei Sätze schreiben und wären somit schnell bei einem stattlichen Buchumfang von hundert Seiten und mehr.

Hmm. Vielleicht sollte ich Schriftgröße zweiundsiebzig wählen, dann wären wir jetzt schon fertig mit unserem Buch.

Toll, jetzt nestelt mein Assistent (für Findemich: derjenige, der hilft, nicht derjenige, der andere behindert. Findemich versteht nämlich nicht jedes Wort in der Menschensprache) an der Tastatur rum. Ihm geht das alles nicht schnell genug.

Ihr müsst wissen, dass zu Findemichs Charaktereigenschaften (für Findemich: wie du eben bist) auch die Ungeduld zählt. Manchmal zumindest. Und jetzt auf jeden Fall, weil wir haben uns zusammen vorgenommen, unsere gemeinsamen Geschichten nieder zu schreiben, damit sie für euch zugänglich sind und das versetzt den Gnomen offensichtlich in Aufregung. O.k., ich gebe zu, ich bin auch etwas nervös.

Na, eigentlich ist das hier auch sowas wie ein Wochentagebuch oder ein Monatstagebuch. Und ja, sicherlich schreiben wir auch mal einige Tage hintereinander etwas für euch.

Ah, Findemich erinnert mich gerade an etwas Wichtiges: Wir wollen euch bitten, geduldig mit uns zu sein, weil wir beide keine sehr erfahrenen Schriftsteller sind. Außerdem bekommen wir uns offensichtlich wegen den Rechtschreibregeln und der Grammatik in die Haare. Findemich ist zwar mehrere Hundert Jahre alt, aber von deutschen Rechtschreibregeln und der korrekten Grammatik hat er genauso wenig Ahnung wie ich, nämlich keine.

Trotzdem meint er natürlich Verbesserungsvorschläge machen zu müssen.

Als Gnom findet er es extrem wichtig, dass eine gewisse Symmetrie (für Findemich: Muster, die hübsch aussehen) und optische Harmonie (für Findemich: Gleichmäßigkeit, die man mit den Augen sieht) in dem Text vorhanden ist.

Natürlich hat er ganz andere Schönheitsempfindungen als ich und zudem orientieren sich seine Vorlieben nicht an der Dudengrammatik oder an anderen Regeln. Er möchte z.B. auf der ersten Buchseite mit den Buchstaben und Kommata (für Findemich: diese kleinen, schrägen Häkchen im Text) - oder heißt es Kommas? – einen Baum zeichnen.

Er sagt, das wäre ganz wichtig, weil so ein Baum ein Symbol für sein Leben darstellen würde. Eine hübsche Blume würde auch gehen. Natürlich auch ein Tier, wie ein Vogel, oder eine Kuh, ein Hängebauchschwein oder ein Meerschweinchen.

Ihr seht schon, Findemich liebt die Natur.

Ich wäre ja auch damit einverstanden, wenn ich eine Ahnung hätte, wie ich Inhalt und Buchstabenbaum miteinander verbinden könnte. Das ist mir zu schwierig! Findemich schmollt jetzt ein wenig. Ach, das legt sich wieder.

Während Findemich vor sich hin schmollt, kann ich euch ja schon mal erklären, was eigentlich ein Gnom ist.

Jetzt muss ich euch ein wenig enttäuschen. Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau. Ich kenne nur den Gnom Findemich, also bekommt ihr ein wenig Gnombeschreibung anhand von diesem einen Exemplar (für Findemich: Einzelner aus einer Gruppe, vermutlich versteht er das auch nicht, egal) geliefert. Ich denke, im Laufe eurer Buchlektüre, werdet ihr sowieso euch ein gutes Bild von einem Gnomen machen können.

Der Gnom Findemich mag auf jeden Fall die blauen Weingummischlümpfe, die er auch gerade wieder verdrückt, zum naschen und scheint mit seinem Gewicht nie Probleme zu bekommen. Findemich schiebt alle möglichen ungesunden Sachen in sich hinein, zum Glück nichts Giftiges und meint auch noch, das wäre doch gar nicht ungesund, das würde doch nur unsere (damit meint er die menschliche) Wissenschaft so sagen, damit sie einige von uns (er meint damit die Menschen) als krank und behandlungsbedürftig erklären könnten. Ich wünschte, ich könnte seine Einstellung teilen, weil ich mag nämlich auch gerne Süßes. Leider sieht man bei mir immer die Folgen von solchen Naschereien.

Findemich dagegen ist rank und schlank und dabei hält er überhaupt nichts von Sport. Im Gegenteil, er vertritt die Meinung, dass zu viel Bewegung unkomfortabel ist. Genau: unkomfortabel, nicht ungesund, sondern eher unbequem. Findemich ist also als Gnom eher ein Siebenschläfer oder ein Faultier. Er murrt gerade: „ Gar nicht wahr!“ und dabei beißt er herzhaft in mein, jawohl mein Stück Pflaumenkuchen. Seins steht noch in der Küche.

Na, auf jeden Fall ist er wohl nicht mehr beleidigt wegen dem Faultier, das ist die Hauptsache.

Ich muss mir jetzt mal einen Kaffee machen. Kuchen ohne Kaffee ist nur die halbe Miete. Ich mache übrigens immer einen arabischen Kaffee, also einen gekochten, nicht gefilterten, den mag mein Magen gerne und außerdem kann ich mehr davon trinken.

Ach, jetzt noch etwas Sahne zu dem Pflaumenkuchen und es wäre perfekt. Findemich nickt zustimmend. Das habe ich mir gedacht. Na ja, das nächste Mal beim einkaufen denke ich auch an die frische Sahne.

So, da bin ich wieder zurück. Mit Kaffee. Beim Gang in die Küche habe ich gesehen, dass der Abwasch auch noch nicht gemacht ist. Ich habe leider keine Geschirrspülmaschine. Und mein Gnom hier ist kein Heinzelmännchen. Wieder nickt er zustimmend. Ich kneife ihn gerade mal in sein Bäuchlein. Er lacht.

Ich würde jetzt gerne mit Findemich und meinem Laptop irgendwo sein, wo es warm und hell draußen ist. Im Moment ist nämlich Januar und obwohl es gerade mal 14 Uhr ist, ist es schon düster draußen. Außerdem nieselt es und es ist kalt.

Findemich, hat sich gerade, als ich in der Küche war, auch dorthin begeben. Er mag es nämlich, den blubbernden Blasen in meinem Topf zu zusehen, wenn ich Kaffee koche. Ich mache mir dann immer Sorgen, ob er schon alt genug ist, um keinen Blödsinn zu machen und nicht vielleicht doch mit der Nase dort in den Topf fällt. Er ist zwar – nach seinen Angaben – einige Hundert Jahre alt, aber was heißt das schon?! Ach ja, das hatte ich schon erwähnt. Vielleicht ist er für einen Gnom gerade erst im Teenageralter und daher übermütig und unvorsichtig.

Aber eigentlich weiß ich auch gar nicht, ob so heißes Wasser ihm was antun könnte. Ich habe ihn neulich erwischt, wie er ziemlich lange im Schnee saß und da schien ihm zumindest Kälte und Nässe nichts auszumachen. Allerdings wenn er sich schlafen legt, will er immer schön von mir zugedeckt werden. Was ich natürlich auch gerne für ihn tue.

Sein Lieblingsbettchen ist mein Schäfchenstofftier Lotti. Lotti ist recht groß, schön weich und sieht auch sehr lieb aus. Findemich legt sich gerne an Lotti gekuschelt hin, bekommt dann von mir sein Zubettzudeckchen (das ist aus reiner Schafswolle und hält schön warm) über seinen kleinen Körper gelegt und dann schläft er seelenruhig ein. Gnome scheinen nie Einschlafprobleme zu haben.

Wenn ich es mir richtig überlege, scheinen wir beide jetzt in unserem ersten Kapitel gleich ganz viele kleine Geschichten reingepackt zu haben. Nicht das uns die Geschichten aus gehen, bevor das Buch zu Ende geschrieben ist. Außerdem hatten wir vor, noch mehr Bücher gemeinsam zu schreiben, wenn es uns dann nach Beendigung des ersten Buches immer noch Spaß macht. Und habe ich nicht mal gelesen, dass so ein typischer Anfängerfehler bei Schriftstellerdebütanten ist, dass sie gleich im ersten Buch alles erzählen wollen?

Einen Titel für das Buch müssen wir uns auch noch ausdenken. Findemich will was Blumiges haben. Ob blumig was Schwülstiges ist? Vielleicht: „Die glorreichen Abenteuer des heldenhaften Gnom Findemich“? Also, das klingt mir zu kitschig. Das Ding ist ja, wenn ihr das Buch lest, haben wir bereits einen guten Titel gefunden. Trotzdem sollt ihr hier an dieser Stelle bei der Titelfindung Hautnah dabei sein. Wie wäre es mit: „Emmas Abenteuer mit dem Gnom Findemich“. Hmm, das klingt mir etwas zu nüchtern.

Was Blumiges. Ich frage ihn gerade mal. Er meint, da sollen Blumen drin vor kommen. ????? Vielleicht bin ich ja etwas schwer von Begriff – für einen Gnom bestimmt – aber wie soll ich um Himmels willen eine Blume in den Titel einbauen?! „Findemich und das Butterblümchen“, sagt er. Jetzt muss ich aber lachen. Klingt ja hübsch, aber von einem Butterblümchen handeln unsere Geschichten ja gar nicht schwerpunktmäßig. Und ich habe mal gelesen, dass der Buchtitel für das gesamte Buch stehen soll. Aber was Witziges fände ich gut. Wer hätte geahnt, dass es so schwer ist, einen guten Titel zu finden … ? Jetzt trinke ich schon den zweiten Becher Magenschonkaffee und mein Gehirn ist wie weggeblasen. Leere, absolute Leere.

Auch habe ich mal gelesen, dass es gut für die kreative Ideenfindung ist, wenn man mal ein Päuschen einlegt. So eine kleine Pause ist immer gut. Also, melde ich mich gleich wieder. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Na seht ihr, da habe ich Findemichs Vorschlag, die Buchstaben und Zeichen auch optisch zu verwenden, mal umgesetzt.

Habe den Abwasch gemacht und meinen Körper ein wenig gestreckt. Mal sehen, ob mir jetzt mehr einfällt. Allerdings habe ich den Fehler gemacht, meine Hände nach dem Abwasch einzucremen. Jetzt riechen sie zwar gut, aber dafür habe ich keinen guten Halt auf der Tastatur. Moment, muss mal eben meine Finger abwischen. Findemich brüllt: „Aber nicht an mir!!!!!“ Ich weiß gar nicht, was Gnome gegen Cremes, Badewannen und Duschen haben. Vielleicht ist ja Findemich Wasserscheu, aber was hat er dann gegen Cremes?

Egal, für den Moment. Jetzt sollte mir der Titel einfallen. Tut er aber nicht. Typisch. Wenn ich unter Druck stehe …

Übrigens habe ich heute noch ein Abenteuer vor. Ich will meine Haare selber färben. Gestern war ich schon mal so mutig und habe in einem Drogeriemarkt (ja, ich weiß, Namen von Firmen dürfen in Büchern nicht genannt werden, wenn man keinen Ärger bekommen will) mir eine Packung Haarfärbemittel gekauft. Sie sollen intensiver Braun werden, meine Haare.

Mir gefällt meine natürliche Haarfarbe nicht sonderlich. Aber alle paar Wochen zum Frisör zu gehen und dafür zu blechen finde ich auch nicht berauschend. Also, werde ich jetzt mal selber zum Farbtopf greifen und berichte euch dann, wie es geworden ist. Hoffentlich gut.

Mit Haare färben habe ich nur aus meiner Studentenzeit Erfahrung. Da habe ich mal ein Naturfärbemittel benutzt. Zuerst leider die falsche Farbe. Auf der Packung hätte stehen müssen: „Warnung! Dieses Pulver färbt ihre Haar so orange wie eine echte Orange!“ Aber da stand natürlich nichts dergleichen und so hatte ich Wochenlang orange Haare. Es war Sommer, die Sonne knallte auf mein Haupt und so leuchtete ich zusätzlich wie eine Leuchtboje. So macht man halt seine Erfahrungen. Die zweite Packung, die ich ausprobiert habe, enthielt einen anderen Farbton und stand mir wesentlich besser.

Findemich meint, so orange Haare an mir würden ihm aber gut gefallen. Ich sähe dann aus wie seine berühmten Verwandten, die Kobolde. Er selber hat kurzes, leicht gewelltes, braunes Haar. Braune Augen und einen hellen Teint. Widererwarten hat er wie ein Mensch fünf Finger und Zehen und sieht auch sonst wie ein Miniaturmensch aus. Keine spitzen Ohren, leider, die fände ich nämlich schön.

Aber nun zurück zum Titel.

Mein ehemaliger Deutschlehrer würde sagen: „Lass den Titel weg und schreibe erst mal weiter.“ Das finde ich durchaus eine beruhigende, gute Idee, die ich hier übernehme. Erst mal weiter schreiben, der Rest kommt schon von alleine.

Da fällt mir eine wichtige Information über Gnome ein, die Findemich mir anvertraut hat. Und weil ich nicht will, dass sie verloren geht, weil ich vergessen habe, sie nieder zu schreiben, hier also die Information: Gnome werden für menschliche Augen dann sichtbar, wenn der Gnom das will. Und Gnome wollen das dann, wenn sie etwas von einem Menschen wollen. Von mehreren Menschen wollen sie nie etwas, wie Findemich mir versicherte. Menschen werden von Gnomen ausgesucht. Immer. Nie umgekehrt.

Es kann also sein, dass euer Wohnzimmer mit Gnomen voll besetzt ist und ihr bekommt das nicht mal mit. Das ist ein Ding, nicht wahr?

Er meinte noch, dass noch andere Nicht-Menschliche außer ihm in meiner Wohnung sind. Wer die „anderen“ sind, habe ich ihn vorsichtshalber erst mal nicht gefragt, denn ich will nachts noch schlafen können.

Jetzt fragt ihr euch sicher, was der Gnom eigentlich von mir will und warum er mich ausgesucht hat, um Kontakt aufzunehmen. Er hätte ja wirklich jemand anderen aussuchen können. Also, was hat mich Gnomtauglich gemacht?

Findemich sagte mir dazu, dass er jemand finden wollte, der begabt darin ist, ein Buch zu schreiben. Ja, haha, genau, wo ich doch noch nie ein Buch veröffentlich habe und höchstens ein paar Schreibübungen gemacht habe. Dazu meinte er, ich wäre eben auf dem Weg, und dass ich mehrere Ansätze gemacht hätte und mein Ding noch nicht gefunden hätte, wäre ja genau richtig für die Auswahl gewesen. Was hätte er mit einem erfahrenen Autor anfangen sollen, der erfolgreich Bücher über z.B. Segelflugzeuge veröffentlicht hat?

O.k., das leuchtete mir ein. Zudem wollte er jemanden haben, der noch formbar ist, indem was geschrieben werden soll. Außerdem vertrüge es nicht jeder Mensch, plötzlich einen Gnom zu sehen und diesen dann als dauerhaften Mitbewohner zu beherbergen.

Ja, auch das konnte ich mir lebhaft vorstellen.

Ein wichtiges Kriterium für seine Auswahl war ebenso, dass der ausgewählte Mensch etwas mit der Gnomart anfangen konnte. Jemand wie mich, der auch noch als Erwachsener gerne Comic-Hefte liest, Stofftiere liebt und Einkommenssteuererklärungen zum fürchten findet, wäre da genau richtig gewesen.

Auch hat er gesehen, dass ich gerne wie er Süßes esse, Fantasyfilme mag, mich bevorzugt in der Natur aufhalte und Tiere liebe. Alles optimal für die Gnomauswahl!

Ach ja, dann hat er noch entdeckt, dass ich ein kreativer Mensch bin. Und das gehört zum Findemichs weiteren Plan. Er will mit mir zusammen selbstgemachtes Kreatives (er sprach von Bildern auf Leinwänden) für die Menschen anbieten, welches deren Herz erfreuen soll. Wir haben also noch einiges vor. Und ich freue mich sehr darauf!

Ihr glaubt ja gar nicht, wie froh ich bin, dass ein Gnom mich als würdig erachtet hat, mit ihm zusammen zu arbeiten. Das ist das Stichwort: Arbeit.

OH GRAUS! Ich hatte vor einiger Zeit einen Kurs gemacht, der erklären sollte, wie man perfekte Lebensläufe und Bewerbungen schreibt. Aus der Nummer war ich nämlich schon länger raus. Die letzte Bewerbung für eine ordentliche Arbeit hatte ich vor ungefähr gefühlten tausend Jahren geschrieben und war überhaupt nicht mehr up to date (für Findemich: auf dem neusten Stand der Dinge). Der Blick in meine Schatztruhe zeigte mir aber, dass es an der Zeit war, etwas zur Schatztruhenauffüllung zu tun. Leider besitze ich keinen Zauberstab. Wie unpraktisch. Zahlen tippen hat bis zu diesem Zeitpunkt nicht richtig funktioniert. Also, was tun? Genau! Einen Kurs belegen, der alles Notwendige erklärt.

Schon bei der Vorstellungsrunde – im Kurs saßen rund dreißig, durchaus sehr nette,Teilnehmer – merkte ich, dass ich irgendwie nicht so recht da rein passte. Die anderen schienen in anderen Welten zu leben als ich. Als ich erzählte, dass ich in einem Elfenbeinturm wohne, mit meinen Stofftieren zusammen, die recht anspruchsvoll sind, ich keine Ahnung von Excel, Access und sonst was habe, aber recht zufrieden bin, wenn ich einen Hagebuttenstrauch in Ruhe betrachten kann, schienen die anderen nichts damit anfangen zu können. Schade aber auch!

Auf jeden Fall kam es dann dazu, dass wir schöne Lebensläufe schreiben sollten. Auweia.

Ermutigend war allerdings schon mal, dass der Lebenslauf auch wirklich zu uns passen sollte. Aber wer von einem Arbeitgeber will schon lesen, dass ich gerne das Hängebauchschwein auf dem Bauernhof um die Ecke mit Rosinenbrötchen füttere und das als eine wichtige Tätigkeit in meinem jetzigen Lebensabschnitt ansehe? Findemich schon! Der fand das genauso wichtig wie ich, wenn nicht sogar wichtiger. Aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt des Kurses noch nicht, denn Findemich war noch gar nicht in mein Leben getreten.

So war ich ein unglücklicher Kursteilnehmer, der einfach nicht wusste, was er schlussendlich in den eigenen Lebenslauf schreiben sollte. Die Sachen, die ich wichtig fand, gehörten laut Kursleiterin nicht darein. Und das, was darein gehörte, war einfach nicht in großen Mengen bei mir vorhanden.

Meine Mutter meinte schon immer, ich sei eine Träumerin und damit hatte sie wohl auch recht. Zum Glück ist das bei den Gnomen eine ausgesprochen wichtige Eigenschaft, die als große Stärke angesehen wird.

So saß ich also in dem Kurs und dachte traurig, dass wohl jetzt der Ernst des Lebens auch für mich anfinge, wo ich mich doch so viele Jahre immer so erfolgreich davor gedrückt hatte. Und dann dachte ich noch, dass mein Vater, als er mir zur Grundschuleinschulung auf den Weg mit gab, dass jetzt für mich der Ernst des Lebens beginne, mir einfach nur die Wahrheit gesagt hatte. Leben und Spaßlosigkeit schien für Erwachsene zusammen zu gehören und irgendwann würde ich das auch schon merken und jetzt war es wohl endgültig soweit.

Die Lebensläufe sollten auf ordentlichem, weißem Papier gedruckt sein. Mein Drucker hatte schon vor Jahren den Geist aufgegeben. Ich fand sowieso, dass so ein s/w Druck nicht mein Leben wiedergeben könnte. Wo war bloß die Farbe? Und warum sollte auch noch das Foto von mir ebenfalls s/w sein? Aber das war noch nicht alles. Die Klamotten sollten seriös aussehen. Ebenso die Frisur. Himmel hilf! Das war ich einfach nicht.

Mir schwebte ein Lebenslauf mit bunten Strasssteinchen beklebt vor. Schließlich wollte ich doch Leichtigkeit und die Freude in meinem Leben ausdrücken. Gerne hätte ich noch einige bunte Blumen auf den Bogen gemalt. Findemich meint gerade zu mir: „Siehst du, das wäre doch sehr vernünftig gewesen!“ Und ich finde, er hat recht. Ich passe in kein s/w Lebenslauf und ich bezweifele, dass das einer tut.

Ich hatte schlaflose Nächte. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere und überlegte mir, wie ich aus der Patsche herauskommen könnte. Was sollte ich mit einem Arbeitgeber anfangen, der s/w Lebensläufe bevorzugt ? Und was sollte ein Arbeitgeber mir jemandem wie mir anfangen, der sich in Tagträumen ergeht und Zuckerwatte mag? Das passte doch hinten und vorne nicht zusammen!

Ich war wütend. Meine Kursleiterin wusste auch keine Lösung, außer, dass ich mich anpassen sollte. Anpassen! Ich! Auch das konnte es nicht sein. „Nicht mit mir!“, dachte ich. Und so schaltete ich den Rest des Kurses meine Gedanken ab und beobachtete durch die Fenster des Kursraumes die Wolken und Vögel. Findemich sagte mir damals, dass das ein kritischer Punkt gewesen sei. Hätte ich mich angepasst, wäre ich für die Gnomauswahl nicht in Frage gekommen. S/w Menschen wollen sie nicht. Träumer sind ihnen lieber, viel lieber. Ach, was hatte ich für ein Glück und habe es jetzt noch!

Die Gnomwelt beobachtete mich also ganz genau. Und das über Jahre hinweg. Und ich wusste natürlich nichts davon. Findemich sagte mir, dass ich ihnen leid getan hätte. Aber sie mussten sich erst ganz sicher sein, dass ich auch wirklich zu ihnen passe, bevor sie mich kontaktieren konnten.

Erst einmal ist es in der Geschichte der Gnome vorgekommen, dass ein Auserwählter sich so dermaßen gewandelt hat, dass eine Zusammenarbeit mit den Gnomen nicht mehr möglich war. Und das war schlimm, weil die Gnome großen Wert darauf legen, dass sie richtig – also in ihrem Sinne - dargestellt werden.

Dieser abtrünnige Auserwählte war irgendwann zu einem normalen Erwachsenen geworden und das hatte seine Sicht von den Dingen verändert. Total verändert. Es war so schlimm, dass er seinen Gnom nicht mehr richtig sehen konnte. Was der Gnom zu ihm sagte, konnte er entweder nicht verstehen, weil seine Ohren die Gnomstimme nicht richtig vernahmen oder er begriff einfach nicht mehr, was der Gnom ihm vermitteln wollte. Es hatte keinen Sinn mehr. Die Zusammenarbeit mit diesem Menschen wurde von Gnomseite gekündigt, weil der Auserwählte zudem anfing Falsches über die Gnome zu berichten.

Dieser Mann hat sich nie wieder von seinem erwachsen sein erholt. Er hat einen Sohn bekommen und mit seiner Frau zusammen hat er diesem immer wieder erzählt, dass im Leben der Ernst auf einen wartet und dass das Leben hart und anstrengend ist und dass dies bereit mit der Grundschule so beginnt. Der arme Sohn war mit zehn Jahren schon erwachsen. Er besuchte regelmäßig Kurse, die ihm das Spielen austreiben sollten. Mit Erfolg! Mit zwölf Jahren konnte er eine Präsentation mit Beamer vor Publikum abhalten. Er wusste was eine Statistik ist und wie man sie „verbessert“.

Mir hat diese Gruselgeschichte Angst gemacht. Zum Glück bin ich schon in dem Alter, wo nur noch wenige Menschen einem sagen, was man zu tun hat und was nicht.

O.k., den Titel für das Buch habe ich jetzt immer noch nicht.

Ich glaube, ich mache Schluss für heute und erzähle morgen weiter.

Inzwischen ist es schon Abend. Findemich ist am gähnen. Wir müssen noch zusammen Abendbrot essen und dann wollten wir uns einen Sciencefiction-Film ansehen, der von einer menschlichen Marsbesiedlung handelt.

Mit dem Haare färben wird wohl heute nichts mehr. Es ist auch besser, wenn ich das bei Tageslicht mache, denke ich.

Euch also einen schönen Abend und eine gute Nacht!

Bis morgen denn oder übermorgen!


Gnomspaß mit Findemich

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