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Auf ein Neues

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Findemich schimpft mit mir, wir haben mit Schreiben zwei Tage ausgesetzt.!

Keine Ahnung, wo die Zeit geblieben ist. Ich frage mich immer, wie das Frauen machen, die noch kleine Kinder zu versorgen haben und womöglich dazu einen Ehemann. Einkaufen gehen, etwas Bewegung an der frischen Luft braucht man ja auch, Zähne putzen, Haare kämen. Geht das euch manchmal auch so? Man steht auf und denkt: „Aber, ich habe mir doch gerade die Zähne geputzt! Ach nö, nicht schon wieder waschen!“ Das ist manchmal mehr als lästig. Finde ich zumindest.

Ja, ja, und weswegen Findemich noch schimpft, ist, weil ich mich nicht getraut habe, die Haar im Alleingang zu färben. Ich habe gekniffen. Schande über mich!

Ich dachte, bei der ersten Packung Färbemittel, dass ich mir damit vielleicht die Haare verhunze. So bin ich noch mal in den Laden und habe mir zusätzlich ein Naturfärbemittel gekauft, was ich zumindest vor etlichen Jahren schon mal verwendet habe und sehr zufrieden damit war.

Mit dem zweiten Mittel ist Findemich auch glücklich. Er sagt, das Pulver rieche so schön nach Erde, während die andere Packung nach ätzender Flüssigkeit stinkt. Na ja, als Gnom hat er natürlich ein sehr feines Näschen. Aber ich muss sagen, dass mir das Naturpulver auch angenehmer vorkommt. Jetzt warte ich noch darauf, dass wieder etwas Tageslicht da ist – im Moment ist es schon wieder nach 16 Uhr und es ist stock dunkel.

Und es gibt noch einen dritten Punkt, warum Findemich verschnupft ist. Gestern beim Einkaufen gab es im Supermarkt 1,50 große Teddybären zu kaufen. Die waren auch noch runter gesetzt. Keine Frage, Findemich fand den dunkel braunen wunderschön, ich ja auch. Aber ich finde, ich habe allmählich genug Stofftiere in meiner Wohnung.

Sicherlich ist noch genügend Platz für einige kleinere Exemplare, aber so ein Bär nimmt ja einen ganzen Sessel ein. Das geht nicht.

Findemich ist da natürlich anderer Meinung. Er meinte, ich solle den blöden Papierschrederer rauswerfen oder den Wäscheständer, dann wäre auch wieder mehr Platz. Gnome, die mehrere Hundert Jahre alt sind, scheinen nicht unbedingt praktisch veranlagt zu sein. Ich habe ihn gefragt, wo ich dann bitte schön meine nasse Wäsche aufhängen solle? Er meinte doch tatsächlich, dass da unten im Garten doch schöne Bäume mit prima Ästen stehen würden und so ein paar Flecken in meinen Sachen – besonders wenn es Rinden-Grün ist – würden doch nichts ausmachen. Ich habe ihm nur einen Vogel gezeigt. Die Bäume gehören nicht mal zu meinem Garten, weil ich habe nämlich keinen. Ich wohne in einer Mietwohnung mit Balkon, da gibt es keine Bäume, die man mit nasser Wäsche behängen kann.

Findemich ist immer der Meinung ihm gehört alles. Ich muss ihm mühevoll beibringen, dass die Nachbarin vom EG es ganz und gar nicht mag, wenn er Löcher in ihre Erdböschung an ihrer Terrasse gräbt. Die gute Frau denkt inzwischen, dass die Löcher von böswilligen Nachtbesuchern stammen. Sie kann ja Findemich nicht sehen. Noch hören. Und an buddelndeTiere glaubt sie nicht.

Natürlich habe ich Findemich gefragt, warum er denn so gerne Löcher in das Erdreich gräbt. Die Löcher haben alle einen Durchmesser von einem Fußball und sind etwa zwanzig bis dreißig Zentimeter tief. Er legt auch nichts in die Löcher, die bleiben dann einfach so, wie er sie gebuddelt hat. Und wisst ihr, was er geantwortet hat? Die Erde braucht eben ab und zu etwas Lüftung. Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass er mich damit auf den Arm nimmt.

Wenn wir zusammen einkaufen gehen, macht er sich immer unsichtbar. Auch ich kann ihn dann nicht sehen, wenn er das nicht will. Und in Geschäften zieht er es gerne vor, unsichtbar zu sein. Dann kann er in aller Ruhe einiges anstellen. Gestern hat er Schokobonbons gemampft. Bevor wir an der Kasse waren und ich das Ganze bezahlen konnte, hatte er außerdem einen Liter Milch getrunken. Wie passt diese gewaltige Menge überhaupt in seinen winzigen Magen? Und dann habe ich gesehen, wie eine Flasche Met von Geisterhand im Gang schwebte. Das wollte er dann auch noch trinken. Milch und Met, also mir wäre sehr schlecht davon geworden. Aber damit war noch nicht genug, eine Minisalami musste dran glauben und eine Tüte Chips, die die gesalzen sind, hat er dann auch noch aufgerissen. Und das Schlimmste ist, die Kassiererin dachte natürlich, ich hätte so einen Fressanfall während meiner Einkaufstour bekommen. Also, beliebt habe ich mich damit nicht gemacht. Wie war das? Gnome sind weniger frech als Kobolde? Behauptet Findemich ja immer. Wie gut, dass ich keinen Kobold bei mir zu Hause wohnen habe!

Ich könnte ja Findemich während ich einkaufen gehe, hier zu Hause lassen, aber dann ist er mir böse und das will ich ja auch nicht.

Sein Lieblingsladen ist aber das Spielzeuggeschäft bei uns im Einkaufszentrum. Da gibt es bunte Flummis, Stofftiere bis zum abwinken und alles Mögliche anderes Buntes.

Findemich versucht mich schon die ganze Zeit dazu zu überreden, ihm ein eigenes Spielzeugzimmer einzurichten. Nun, wir haben schon viele Spaßsachen in der Wohnung. Aber so gut verstaut, dass es nicht alles wie ein einziges Kinderzimmer aussieht. Ihr müsst euch vorstellen, dass ja auch Leute hier rein kommen. Bekannte, Freunde und Handwerker. Was sollen die denken? Dass ich einen Gnom beherberge, wissen die nämlich nicht.

Ach, ich hole mir noch eine kleine Salami aus dem Kühlschrank. D.h., wenn Findemich nicht schon alles verputzt hat. - Nein, Glück gehabt, es war noch eine da.

Gestern habe ich mir auch eine Kladde geholt mit so einem Drachen drauf, der fliegt. Hübsches Bild. Ich denke, dass ich mir ab und zu Notizen machen sollte, damit ich nicht alles vergesse, was ich hier erzählen möchte. Da ist so eine Kladde als Notizbuch Gold richtig. Das findet Findemich auch. Ihm gefällt der Drache. Ich dachte schon, dass er ihn vielleicht zu gefährlich findet, aber dem ist nicht so. Na ja, Findemich schaut mit mir zusammen ja auch Horrorfilme an. Dann verlassen wir nach Ende des Films unser TV-Zimmer und trauen uns kaum noch ins Bad, weil ich so einen langen Flur habe, den man nicht gut überblicken kann. Gut schlafen tun wir dann meistens auch nicht, was uns aber nicht davon abhält auch weiterhin Gruselfilme uns anzuschauen. Ein wenig Unvernunft muss ja ab und zu sein, sonst würde das Leben ja keinen Spaß machen.

So ein Buch zu schreiben ist aber echt mühsam. Ich schreibe und schreibe und es sind erst drei Seiten, die ich zu den alten hinzugefügt habe. Blöd, dass Findemich nicht in die Tasten hauen kann. Wir haben es mal ausprobiert. Aber da er so klein ist, müsste er von Taste zu Taste hüpfen und dann ist er schon nach zwei Sätzen völlig aus der Puste. Außerdem ginge das viel zu langsam. Und zu viele Tippfehler macht er auch, die ich dann eh wieder korrigieren müsste. Also, das hier ist der schnellste Weg. Ich kann zum Glück auch mit zehn Fingern schreiben. Bis auf ein paar Ausnahmen (die Zahlenreihe mit ihren Zeichen habe ich mir vor Jahren nicht bei gebracht), kann ich also recht schnell tippen. Trotzdem kommt es mir so vor, als würden wir im Schneckentempo voran kommen.

Also, wie machen das echte Schriftsteller? Acht Stunden am Tag schreiben? Oh Mann, das wäre mir viel zu anstrengend! So lange kann ich mich gar nicht konzentrieren. Aber vielleicht sagen die das auch immer nur und in Wirklichkeit sitzen die wie ich ab und zu mal am Laptop und schreiben weiter. Das wäre mir am Angenehmsten!

Findemich gähnt schon wieder und erinnert mich so daran, dass auch ich schon recht müde bin. Ich glaube, ich mache für heute noch ein Nickerchen. Ein Zwischennickerchen bevor wir beiden uns vor die Glotze setzen. Ich weiß gar nicht mehr, was heute Abend im Fernsehen kommt. Hoffentlich was unterhaltsames. Gestern Abend haben wir zusammen einen Piratenfilm angeschaut. Den kannte ich zwar schon, aber Findemich noch nicht. Wir haben Chips gegessen und es uns gut gehen lassen.

Die Tage war die Heizung defekt. Eine wahre Katastrophe bei dem nass-kalten Wetter da draußen. Trotz Mütze, Schal und Bettdecke war es mir auf dem Sofa zu kalt.

Findemich fand es auch ungemütlich, obwohl ich glaube, dass er seine Körpertemperatur besser den Umweltbedingungen anpassen kann, als ich. Aber ich bin ja froh, wenn er mir nicht friert oder gar einen Schnupfen bekommt. Und meine Stofftiere beklagen sich auch nicht, wenn es nicht richtig warm im Raum ist. Da bin ich auch sehr froh drüber.

Auf jeden Fall war der Heizungsmann da und jetzt geht die Heizung wieder perfekt. Und da das schon öfters mit dem Heizungsausfall vorgekommen ist, hat er versprochen jetzt im Winter jede Woche unten im Heizungskeller nach dem Heizkessel zu schauen, damit wir es schön warm haben. Auch darüber bin ich erleichtert!

So, dann werde ich mal ein kleines Schlümmerchen halten, damit ich zum Abendfernsehprogramm wieder fit bin. Da gähnt Findemich schon wieder.


Gnomspaß mit Findemich

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