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Äpfel aus dem vergessenen Garten

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„Es war so: Als man die tschechischen Jungs für den Krieg einzog, da traten sie ein in das Armeekorps von General Ludvik Svoboda“, erklärt Josyp Mychaltschyn aus dem Dorf Hruschwyzja Perscha in der Nähe von Riwne laut und ausdrucksstark. „Die Tschechen sahen sofort, was Kolchosen bedeuteten und wer die Sowjets wirklich waren. Und ein Tscheche sagte dem Kommandanten: ‚Wir wollen aus den wolhynischen Kolonien zurückkehren in unsere Heimat. Wir werden Prag befreien – aber lasst uns zurückkehren.‘“

Die Prager Operation, die am 11. Mai 1945 endete, wurde die letzte Offensivoperation der Roten Armee in Europa während des Zweiten Weltkriegs. Hierbei nahmen die sowjetischen Truppen mehr als 850.000 deutsche Soldaten und Offiziere, dazu 35 Generäle, gefangen. An der Befreiung Prags nahmen auch die wolhynischen Tschechen aktiv teil. Kommandant Svoboda hatte keine Wahl, er musste die Vereinbarung erfüllen und den Kolonisten die Rückkehr gewähren.

Die Tschechen warteten mehr als ein Jahr auf die Genehmigung und unterzeichneten am 10. Juli 1946 in Moskau ein Dokument mit dem endlosen Titel: Abkommen zwischen den Regierungen der Tschechoslowakei und der UdSSR über das Recht der Option und der wechselseitigen Umsiedlung tschechischer und slowakischer Bürger, die in der UdSSR auf dem Territorium des ehemaligen Gouvernements Wolhynien leben, und den Bürgern russischer, ukrainischer und belarussischer Nationalität, die auf dem Territorium der Tschechoslowakischen Sowjetrepublik leben.

So erhielten etwa vierzigtausend Tschechen, die sich in den 1860er Jahren in Wolhynien angesiedelt hatten, das Recht, das Land zu verlassen. Und die meisten nahmen dieses Recht wahr. Sie hatten sich in den ukrainischen Ländern gut geschlagen: Jahrzehnte harter Arbeit trugen gute Früchte. Die tschechischen Bauernhöfe waren hier die reichsten, ihre Häuser am besten gebaut, es gab genügend Kirchen und Brauereien. Mit der sowjetischen Ordnung erwies sich jedoch dieses Leben als unvereinbar.

„Es ist schwer, sich von den Orten zu trennen, in denen wir geboren wurden, wo unsere Eltern und wir uns abgearbeitet haben, um unseren Nachkommen eine bessere Zukunft zu sichern“, sagte 1947 Vladimir Šrek, ein Tscheche, bei der Messe in der einheimischen tschechischen Kirche. „Alles ist geschaffen von unseren Händen, besprengt mit unserem Schweiß, wir dachten, dass uns das alles für immer gehört. Und jetzt verlassen wir Wolhynien mit einem Beutel über den Schultern, fast ohne Geld, wie lassen fast alles zurück. Aber sind unsere Eltern etwa mit mehr Reichtum nach Wolhynien gekommen, als wir es jetzt verlassen? Die Früchte unserer Arbeit bleiben hier.“

„Wer von uns hatte keinen befreundeten Tschechen, mit dem wir uns gerne trafen und unterhielten? Wir werden sie vermissen, wenn sie gehen“, fügte der orthodoxe Priester hinzu.

Nach der Ansprache begannen die Gemeindeglieder so wie der Pater zu weinen.

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