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3. Der Seebund der Athener a) Bündnismitglieder und Schwurformel

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Das im Jahre 478/7 von Aristeides geschmiedete Bündnissystem war in inhaltlicher und formaler Hinsicht ein Novum: Während alle bisherigen Bündnisverträge die Führung eines Landkrieges vorsahen, legten die im Jahre 478/7 geschlossenen Verträge den Partnern Verpflichtungen auf, die allein den Seekrieg betrafen – deshalb auch die moderne Bezeichnung „Seebund“. Sparta hatte mit den Mitgliedern des Peloponnesischen Bundes im Laufe der Zeit Einzelverträge geschlossen; Athen tat dies auf einer konstituierenden Versammlung mittels eines mündlichen Schwuraktes, den Aristeides den Bundesgenossen abnahm und seinerseits für die Athener leistete. Die Versenkung von Eisen- oder Bleiklumpen im Meer (Plutarch, Aristeides 25,1) symbolisierte die Dauerhaftigkeit der Bündnisse. Ihre Summe ergab einen Kampfbund, in dem Athen die politische und militärische Führung (Hegemonie) zufiel. Deshalb bezeichneten die Athener die Gesamtheit des Bundes als „Die Athener und ihre Bundesgenossen“, d.h. die Athener standen der Masse der namentlich nicht genannten Bündner gegenüber.

Gründungsmitglieder

Da uns keine Liste der Gründungsmitglieder überliefert ist, müssen wir sie aus verstreuten Quellenangaben erschließen. Demnach zählten hierzu neben Athen fast alle Poleis der kleinasiatischen Küste bis an die karische Küste, ferner die Inselpoleis Chios, Samos, Amorgos sowie die von Lesbos, dazu Euböa (außer Karystos), Keos, Naxos, Kythnos, Siphnos, Mykonos, Ios, Syros, Delos, Paros, Lemnos, Imbros, Nisyros und einige Städte |7|der Chalkidike im Nordwesten der Ägäis. Vielleicht folgten kurze Zeit später Rhodos, dessen Städte Lindos, Kamiros und Ialysos von den Persern abgefallen waren, sowie einige Städte auf Zypern. Es handelte sich um einen Bund maritim ausgerichteter Poleis, die sich um die Ägäis konzentrierten.

Eidesformel

Nach Aristoteles (Athenaion Politeia 23,5) leistete Aristeides den Bündnispartnern den Eid, „dass Freund und Feind für sie gemeinsam sein sollten“. Diese Formel wird an anderer Stelle auch von Thukydides (1,44,1) erwähnt und ist inschriftlich aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erhalten. Ihr Inhalt war recht vage und ließ den Athenern genügend Gestaltungsmöglichkeiten, um ihr militärisches Übergewicht politisch auszunutzen. Denn im Gegensatz zu modernen Militärbündnissen fehlten genaue Angaben über den Bündnisfall sowie über die Art und Zielsetzung des gemeinsamen Kriegszuges, und auch das Verhältnis der Bundesgenossen zu Athen war nicht näher definiert.

Vielfach hat man deshalb gemeint, andere Klauseln hätten diese Lücke gefüllt. So hatten die Samier, Chier und Lesbier sowie einige andere Inselgriechen nach der Konferenz von Samos geschworen, „dass sie treu sein und nicht abtrünnig werden wollten“. Vielleicht wurde eine vergleichbare Formel auch bei der Gründung des attischen Seebundes verwendet. Inschriftlich ist diese Formel allerdings nur in den Verträgen überliefert, die rebellierende Bündner nach ihrer Wiedereingliederung durch Athen eingehen mussten (s.S. 21f.). 478/7 gab es aber noch keine Anzeichen für eine solche Entwicklung, so dass Athen sich äußerst ungeschickt verhalten hätte, wenn es schon jetzt eine entsprechende Formel gefordert hätte. Es handelt sich also wohl um eine Ergänzung, die erst später in den Vertrag aufgenommen wurde. Das Gleiche gilt für eine Formel, die sich aus einer von Thukydides (6,76) stilisierten Rede des Syrakusaners Hermokrates aus dem Jahre 422 rekonstruieren lässt. Demnach verbot diese den Bündnern, sich den Feldzügen des Bundes zu verweigern sowie Kriege gegen ein anderes Bundesmitglied zu unternehmen; doch war auch diese Bestimmung 478 überflüssig, da bereits die Schwurformel solche Aktionen ausschloss.

Athen und Sparta

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