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WELCHE ERWACHSENEN?

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Wenn wir bisher von „Erwachsenen“ gesprochen haben, so geschah dies bewusst relativ undifferenziert. Doch der Begriff des Erwachsenseins muss konturiert und v.a. differenziert werden, um die Zielgruppe für Erwachsenenbildung genauer in den Blick bekommen zu können.

Phase des Erwachsenseins

Lebensalter. Zunächst stellt sich die Frage, wann man erwachsen wird. Ist man mit achtzehn erwachsen? Die großangelegten, regelmäßig durchgeführten Shell-Jugendstudien (z.B. Jugend 2010, 2006 etc.) untersuchen junge Leute von 14 bis 27 Jahren mit der Begründung, dass das Jugendalter aufgrund der langen Ausbildungszeiten bis weit ins frühe Erwachsenenalter reicht. In der Tat sehen sich viele Auszubildende oder Studierende, obwohl sie zwar faktisch über achtzehn Jahre alt sind, noch durchaus der Gruppe der „Jugend“ zugehörig. Der tatsächliche Eintritt ins Erwachsenenalter wird flexibel und individuell verschieden bestimmt. Die erwähnten Jugendstudien machen ein Zusammenspiel von drei Faktoren fest, die den endgültigen Übergang markieren: Auszug aus dem Elternhaus (unabhängiges Zimmer oder eigene Wohnung); feste Bindung (Partnerschaft); finanzielle Unabhängigkeit, wobei nicht alle Faktoren gleichzeitig vorhanden sein müssen. In der gegenwärtigen Gesellschaft sind diese Übergänge immer öfter erst in der Mitte oder gar gegen Ende der 20er Jahre der Fall.

Wir sprechen im Folgenden von jungen Erwachsenen, wenn wir Menschen von der Volljährigkeit bis zum Ende der 20er Jahre im Auge haben, vom mittleren Erwachsenenalter (30–60), vom höheren Erwachsenenalter (60–75) und vom hohen Alter (75 und höher). Hinzu tritt der Begriff der Senioren, der üblicherweise für Menschen nach der Berentung verwandt wird („nachberufliche Lebensphase“). Alle Altersstufen im Erwachsenenalter sind für die religiöse Bildung wichtig. So wurden viel zu lange die „jungen Erwachsenen“ als Zielgruppe vernachlässigt (Greiner 2005), während man sich fast ausschließlich dem nicht weniger wichtigen Feld der Familienbildung widmete (Jünemann 2012).

ältere Menschen

Wichtig ist zu sehen, dass die Gruppe der älteren Menschen nochmals deutlich differenziert werden muss, da es erhebliche Unterschiede in den einzelnen Stufen des Alters gibt (Überblick: Kade 2009). So unterscheidet die kirchliche Erwachsenenbildung bewusst zwischen dem sog. „Dritten Alter“ (Lebenszeit nach der Familien- und Berufsphase) und „Vierten Alter“ (Zunahme der Bedürftigkeit von Hilfe, Betreuung oder Pflege und damit verbundene Einschränkungen). In der Bildungsarbeit mit älteren Menschen spielen dabei eher Aspekte der Lebenskontexte und Lebenssituation als vielmehr das Lebensalter eine Rolle (vgl. KBE 2002).

heterogene Lebensformen

Lebensform. Die Pluralisierung der Lebensformen bringt eine Heterogenität an Gruppen mit sich, die ihr Leben auf höchst unterschiedliche Weise gestalten. Dazu gehören u.a.: Singles (junge Singles, Singles-Frauen, Singles-Männer, Geschiedene, getrennt Lebende, Verwitwete); Paare, die in Partnerschaften zusammen leben; junge Familien; Familien mit größeren Kindern; Paare, bei denen die Kinder bereits aus dem Haus sind; Berufstätige; Erwerbslose; Menschen aus bildungsnahen oder aus bildungsfernen Schichten; Arme; Menschen, die mit Krankheit oder Behinderung konfrontiert sind (selbst oder im Familien- bzw. engeren Freundeskreis). Die Liste ist um ein Vielfaches verlängerbar.

Herkunft. Wie oben bereits angesprochen, leben in unserer Gesellschaft Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen, die insbesondere mit Blick auf Bildungsveranstaltungen differenziert werden müssen (Migranten bzw. Menschen mit „Migrationshintergrund“; Menschen verschiedener kultureller, sozialer, ethnischer, religiöser Herkunft).

Einführung in die religiöse Erwachsenenbildung

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