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MILIEUS, IN DENEN ERWACHSENE LEBEN

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In den vergangenen Jahren wurde die deutsche Bevölkerung mehrfach mit Blick auf bestimmte Milieus untersucht (MDG-Milieuhandbuch 2013; Sinus-Institut 2011; zusammenfassende Darstellung mit Blick auf Erwachsenenbildung: Ebertz 2012). Nach dem Wegfall traditioneller Milieus (katholische oder protestantische Milieus; Arbeitermilieu etc.) kann man für die heutige Gesellschaft dann von Milieus sprechen, wenn sich bestimmte Bevölkerungsgruppen durch ähnliche Lebensbedingungen, Lebenserfahrungen, Lebensauffassungen, Lebensweisen, Lebensstile, Lebensführungen und eine gewisse, ausgeprägte Binnenkommunikation ausweisen. Die Gruppen werden nach subjektiven und objektiven Parametern, nach Wertorientierungen und ihrer Stellung im sozialen Feld gegliedert. Visuell spiegeln die berühmten „Kartoffelgraphiken“ die Einteilung und Überlappung der einzelnen Milieus (s. Website des Sinus-Instituts, Heidelberg; dort ebenfalls Kurzcharakteristik der Milieus). Je weiter oben die Milieus in der Graphik angesiedelt sind, desto höher ist das Bildungs-, Einkommens- und Berufsniveau; je weiter rechts sie stehen, desto „moderner“ oder „postmoderner“ sind die Menschen dieser Milieus orientiert.

diverse Milieus

Folgende Einteilung wurde aufgrund der empirischen Analysen vorgenommen: Traditionelle (15 %), Konservativ-etablierte (10 %), Bürgerliche Mitte (14 %), Liberal-Intellektuelle und Sozialökologische (zusammen 14 %), Prekäre und Adaptivpragmatische (zusammen 18 %), Hedonisten (15 %), moderne Performer und Expetitive (zusammen 13 %). Auch wenn die Trennlinien zwischen den Milieus keineswegs scharf sind und es Menschen gibt, die an verschiedenen Milieus gleichzeitig partizipieren (im Beruf eher bürgerlich, im Freizeitverhalten hedonistisch oder als „Performer“ auftretend), kann als Konsequenz der Milieuforschung gesagt werden: „Die kommunikativ auseinander strebenden Milieus können offensichtlich keinem gemeinsamen Drehbuch mehr unterworfen werden. … Aus Gründen unterschiedlicher Milieuzugehörigkeit wächst das Risiko einer gebrochenen, jedenfalls wechselseitig nicht zufrieden stellenden Kommunikation: dass man sich inhaltlich nichts zu sagen hat, was beiden Seiten wichtig und hilfreich ist, dass die Art und Weise des Mitteilens auf Ablehnung stößt und dass dem Verstehen Grenzen gesetzt sind.“ (Ebertz 2012, S. 69)

Damit wird klar, dass Bildungsangebote nicht „für alle“ Menschen gleichermaßen konzipiert werden können, sondern dass sie milieuspezifisch geplant und organisiert werden müssen. Auch sind die jeweiligen Eigenzeiten der unterschiedlichen Milieus zu berücksichtigen (beispielsweise die höchst divergenten Wochenendgestaltungen), ebenfalls die divergenten Aufenthaltsorte (Wohnbereiche und Treffpunkte) ihrer Mitglieder.

Der Milieubegriff führt uns wieder zurück zu dem zu Beginn dieses Abschnitts erwähnten „Lebensweltbegriff“: Die subjektive Deutung von Welt und Wirklichkeit ist von Menschen, die in der gleichen Gesellschaft leben, höchst unterschiedlich – je nach ihren Verstehensvoraussetzungen, Gruppenzugehörigkeiten und Vorerfahrungen.

Einführung in die religiöse Erwachsenenbildung

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