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19. JANUAR

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Du zeigst mir den Weg zum Leben.

Deine Nähe erfüllt mich mit Freude,

aus deiner Hand kommt ewiges Glück.

PSALM 16, 11

Wer mit dem Psalmbeter diesen Vers aus vollem Herzen beten kann, der lebt sinnvoll. Er lebt in der Gegenwart und schaut nicht ständig unzufrieden rückwärts oder resigniert in die Zukunft. Wer der Gegenwart Gottes ausweicht, lebt am Leben vorbei. Die Zeit verrinnt, alles Schöne und Beglückende bleibt ungelebt. In Gedanken ist er im Morgen. Ruhelos und besinnungslos schuftet er vor sich hin. Eine unbegreifliche Angst sitzt ihm im Nacken.

Der Psychoanalytiker und Arzt Horst-Eberhard Richter kennzeichnet diese Menschen so: »Diese Angst betrifft das Sterben erst sekundär. Primär ist es eine Angst vor dem Leben selbst oder genauer, vor der Leere seines Lebens, dem man den Sinn entzogen hat. Der Zwang zur Fortschrittsperspektive besagt, dass man nicht das Jetzt und Hier bejahen und ausschöpfen kann, sondern sich immer hektisch unterwegs sieht. Das Motto lautet: Immer nur nach vorn und oben blicken. Dabei verliert man den Augenblick. Dann ist es wirklich so, dass das Leben zerrinnt. Man erschrickt über das Tempo des Zerrinnens, weil man eben nie und nirgends mit seinem Bewusstsein wirklich verweilt und zur Gegenwart Ja sagt.«

Können wir den Augenblick genießen, den Kaffee Schluck für Schluck trinken, die Blüten in ihrer Pracht bewundern, die Vogelstimmen aufnehmen und ein Gedicht in seiner Tiefe bedenken? Wer in seinem Tun und Lassen einen Sinn spürt und wer sein Leben als sinnvoll wahrnimmt, kann zur Gegenwart Ja sagen, kann den Augenblick genießen, kann Stille aushalten, kann verweilen und muss nicht krampfhaft die Zeit ausfüllen.

Wer die Gewissheit hat: »Du zeigst mir den Weg zum Leben«, der schätzt den Augenblick und genießt die Gegenwart.

Du bist an meiner Seite

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