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6. FEBRUAR

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Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Keiner soll sich über den

anderen erheben, sondern ihn mehr achten als sich selbst. Verfolgt nicht

eure eigenen Interessen, sondern seht auf das, was dem anderen nutzt.

PHILIPPER 2, 3 – 4

Ehrgeiz spielt in unserer Leistungsgesellschaft eine große Rolle. Ein ehrgeiziger Mensch, ob jung oder alt, ist angesehen und geachtet. Doch hat der hoch geschätzte Ehrgeiz mehr als eine Schwachstelle. Vor allem, wenn wir ihn geistlich unter die Lupe nehmen. Ein gutes Beispiel ist der Film »Die Dornenvögel«. Der hochbegabte Pater Ralph tritt in Australien eine große Erbschaft an, die ihm in Rom beim Vatikan Ehre einbringen soll. Er verzichtet auf die Liebe zu einer jungen Frau. Er sagt zu ihr: »Ich liebe dich sehr, aber Gott steht an erster Stelle.« Er reißt sich von ihr los und kehrt nach Rom zurück, wo er zunächst Sekretär des Erzbischofs und später Kardinal wird. Der Erzbischof ist wie ein väterlicher Freund zu ihm. Aber er hat den jungen Priester durchschaut. In einer ruhigen Stunde sagt er zu ihm: »Sie haben sich in Australien nicht zwischen einer Frau und Gott entschieden, sondern zwischen einer Frau und dem Ehrgeiz.«

Wir möchten uns und den anderen vormachen, dass Gott über allem steht. Wir täuschen und belügen uns selbst. Nicht der lebendige Gott ist das einzige Motiv, Ehrgeiz, Eitelkeit und Anerkennungssucht sind die tief liegenden Triebfedern. Nicht nur Pater Ralph, der spätere Kardinal, wird von solchen Lebenslügen heimgesucht. Jeder von uns kennt diese raffinierten Selbsttäuschungen. Dieser getarnte fromme Ehrgeiz gaukelt uns ein frommes Selbstbild vor. Wir glauben an unsere Selbstlosigkeit. Wir glauben an unseren ehrbaren Ehrgeiz. Dabei verrät allein das deutsche Wort, dass sich der Ehrgeiz als ein äußerst fragwürdiges geistliches Streben entpuppt. In unserer Gesellschaft wird Ehrgeiz hoch geschätzt, und viele Christen erwarten von Predigern, Seelsorgern und Therapeuten, dass diese »heilige Kuh«, der Ehrgeiz, unangetastet bleibt. Wir sollten da achtgeben.

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