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Brady

Wütend stehe ich an meinen Wagen gelehnt und starre auf die Stelle, an der sich bis gestern Abend noch mein Haus befunden hat. Nun kann man nur noch erahnen, dass ich gestern um diese Zeit dort noch gelebt habe.

Nach einigen Sekunden stoße ich mich ab und gehe auf das Nachbargrundstück zu dem Haus von Kendra. Langsam umrunde ich es, bis ich den Zugang zu ihrem Keller entdeckt habe. Dabei sehe ich mir alles ganz genau an. Doch an den Fenstern und auch an der Vordertür kann man keine Spuren des nächtlichen Einbruchs erkennen.

An der Kellertür kann ich jedoch auf den ersten Blick das kaputte Schloss erkennen. Es lässt keinen Zweifel daran, dass es Profis waren, die in der letzten Nacht sich Zugang zu dem Haus verschafft haben.

Genauso wie es Profis waren, die mein Haus in die Luft gejagt haben, denke ich angespannt.

Der Anblick sorgt dafür, dass ich wütend werde und mich anspanne. Normalerweise habe ich mich besser unter Kontrolle. Doch wenn es um Kendra geht, ist meine Selbstbeherrschung nicht vorhanden. Allerdings ist mir bewusst, dass ich es nur schaffe, sie zu beschützen, wenn ich mich besser im Griff habe.

„Ah, hatte ich also recht“, ruft Riley hinter mir mit einem zufriedenen Ton.

In der Sekunde, in der ich mich zu ihm umdrehe, kann ich erkennen, dass auch Killian und Caiden um die Ecke biegen. Sie bleiben hinter Riley stehen und sehen mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Was macht ihr denn hier?“, frage ich meine Freunde, während ich sie aufmerksam ansehe.

„Na was schon? Du hast dir anscheinend ein paar große Schwierigkeiten eingefangen. Hast du wirklich gedacht, dass wir dich damit alleine lassen? Wir wollen auch ein wenig Spaß haben.“

Einen Moment sehe ich einen nach dem anderen an. Auch wenn es nicht alle aus meinem Team sind, so weiß ich doch, dass die Meinung der anderen da nicht anders aussieht. Bereits in der letzten Nacht haben sie mir klar zu verstehen gegeben, dass ich mich auf sie verlassen kann.

„Wer auch immer das ist, er wird sich wünschen, dass er mir niemals über den Weg gelaufen ist“, knurre ich. „Dafür werde ich ihn fertig machen.“

Killian wirft einen Blick auf mein Haus, oder besser gesagt das, was davon übrig geblieben ist, und nickt.

„Du bist auf jeden Fall jemanden richtig auf die Füße getreten“, stellt er fest und geht an mir vorbei auf die Tür zu. „Es waren Profis. Ich habe das schon oft genug gesehen, um mir in diesem Punkt sicher sein zu können.“

„Soweit bin ich auch schon.“ Ich kneife meine Augen ein Stück zusammen.

„Ja, aber das macht den Anschein auf mich, als wäre es ihnen egal gewesen, ob man etwas sieht oder nicht. Und das wiederum sorgt dafür, dass sie dir wahrscheinlich ganz offen sagen wollen, dass sie hinter dir her sind.“

Mit diesen Worten dreht er sich wieder in meine Richtung.

Ohne ein Wort zu verlieren, ziehe ich meine Waffe, die ich unter meinem Shirt im Hosenbund versteckt habe, und entsichere sie. Dann gehe ich an ihm vorbei und betrete das Haus. Es dauert nicht lange bis ich höre, wie die anderen mir folgen.

Während ich auf die Treppe zugehe, die nach oben führt, werfe ich in jede Ecke einen Blick. Jede Stelle, wo sich noch jemand versteckt haben könnte, schaue ich mir genauer an. Doch mich hätte es gewundert, wenn jemand so dämlich gewesen sein sollte, sich hier zu verstecken.

In der nächsten Etage empfängt uns Chaos. Kissen liegen im Wohnzimmer herum und der Inhalt der Schränke wurde auf dem Boden verteilt. Der Fernseher liegt mit dem Bildschirm nach unten auf dem Boden und Türen wurden aus ihren Fassungen gerissen.

Bei dem Anblick, der sich uns bietet, bin ich froh, dass ich es erst gesehen habe und so Kendra darauf vorbereiten kann, was sie hier erwartet.

„Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet“, stellt Caiden fest und pfeift leise durch die Zähne.

Der Anblick sorgt dafür, dass ich noch wütender werde. Wenn es jemand auf mich abgesehen hat, soll er zu mir kommen. Ich werde ihm schon zeigen, dass es eine denkbar schlechte Idee ist, mir in die Quere zu kommen.

Allerdings sollte er Kendra heraushalten. Sie hat mit meinem Job nichts zu tun. Und hierbei kann es nur um meinen Job gehen.

In dem Moment, in dem ich mich jedoch dazu entschlossen habe, sie in mein Leben zu lassen, habe ich dafür gesorgt, dass dies nicht mehr so ganz stimmt.

Dieser Gedanke gefällt mir nicht, doch er stimmt. Hätte ich mich weiterhin von ihr ferngehalten, wäre sie nun nicht in Gefahr und ich bräuchte mir keine Sorgen machen. Doch dann hätte ich auch nicht die Chance gehabt, einer wundervollen Frau näherzukommen.

„Verdammt“, fluche ich laut genug, sodass sich alle in meine Richtung drehen.

Allerdings beachte ich sie nicht weiter, sondern gehe ins Schlafzimmer. Hier sieht es auch nicht besser aus. Die Matratze wurde vom Bett geschmissen und der Inhalt ihres Kleiderschrankes ist überall verteilt. Doch in dem Moment, in dem ich mich umdrehen und es wieder verlassen will, fällt mein Blick auf etwas.

Es ist nur ein Zettel, der mitten in diesem Chaos liegt. Doch genau das ist es, wieso er meine Aufmerksamkeit erregt. Irgendwie sieht er Fehl am Platz aus.

Langsam gehe ich auf ihn zu und hebe ich ihn schließlich auf.

Ich werde dich umbringen und ich werde deine kleine Freundin umbringen. Erst hast du meiner Schwester Hoffnung gemacht und jetzt fickst du eine andere. Dafür werdet ihr büßen müssen.

Es sind nur drei Sätze, mehr nicht. Doch sie reißen meine Welt aus ihren Angeln. Auch wenn kein Name darunter steht weiß ich, von wem dieser Brief ist. Und ich weiß auch genau, worauf er anspielt. Allerdings habe ich bis jetzt gedacht, dass ich ihn von dieser schwachsinnigen Idee abbringen konnte, indem ich ihm klar gesagt habe, dass da nichts zwischen uns lief.

Dieser Brief beweist mir jedoch gerade das Gegenteil.

Mit großen Schritten gehe ich wieder zu den Jungs und lese ihnen das Schreiben vor. Ich brauche ihnen nicht sagen, worum es geht, da auch sie es wissen. Sie waren bei diesem Vorfall dabei und haben genau mitbekommen, wie es abgelaufen ist.

„Ich glaube, wenigstens in diesem Punkt kann ich dich beruhigen. Aber du hast ihr nie Hoffnung gemacht“, stellt Riley deswegen fest.

„Das weißt du, das weiß ich. Verdammt, das weiß das ganze Team und jeder, der von dieser Geschichte gehört hat. Ihr Bruder nimmt es jedoch ganz anders auf.“

Es fällt mir gerade schwer, mich unter Kontrolle zu halten. Meine Lippen bilden nur noch eine dünne Linie und ich sehe rot. Würden er und seine Schwester mir jetzt gegenüber stehen, würde ich ihnen sagen, dass sie mich mal können und die Geschichte richtig stellen. So bleibt mir jedoch nichts anderes übrig, als diesen Spinner zu fassen, bevor er Kendra in seine Hände bekommt.

„Wir werden ihn schnappen“, erklärt nun Killian, als würde er meine Gedanken lesen können, und die anderen nicken.

Ich bin den Jungs dankbar, dass ich mich jederzeit auf sie verlassen kann. Wir sind nicht nur ein Team, wir sind auch Freunde. Verdammt, in den letzten Jahren haben wir so viel durchgemacht, dass wir zu einer Familie geworden sind.

Seal Team 9

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