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Vorbemerkung

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Crazy, was ist nicht alles völlig crazy gewesen, damals, Mitte der Siebziger Jahre? In jedem Jahrzehnt gibt es genügend weltpolitische Ereignisse, persönliche Erlebnisse, kulturelle, künstlerische und musikalische Entwicklungen, die den vorgegebenen Rahmen zu sprengen scheinen. Vieles, was erst einmal verrückt erscheint, wird im Laufe der Zeit zurechtgerückt und relativiert. Was war damals besonders crazy? Glauben Sie mir, ich bin nicht so blöd, es Ihnen schon jetzt zu verraten.

Eine Bitte: Lassen Sie sich nicht von den vielen Namen, über das Ihr Gehirn im Laufe des Romans stolpert, verwirren. Ihr Gehirn ist klüger als Sie denken. Anders als Sie, ist es in der Lage, sich auch noch im nächsten und übernächsten Zeitreise-Band an eine Episode zu erinnern, der Sie beim ersten Lesen keinerlei Bedeutung beigemessen haben.

Nehmen wir einmal an, ich würde hier in diesem Band ganz kurz von einem Sergej mit kosakischer Abstammung und seiner Vorliebe für Pferderennen berichten. Werden Sie dann bitte nicht nervös und denken Sie nicht, Sie hätten etwas versäumt. Lehnen Sie sich entspannt zurück und vertrauen Sie Ihrem Gehirn, es wird sich zur gegebenen Zeit an ihn und seine Vorliebe erinnern. Und dann – in der Story, Jahre später – werden Sie verstehen, warum diese Person in diesem oder jenem Abschnitt meiner über fünfzigjährigen Geschichte, die ich erzähle, vorkommt.

Jeden einzelnen Band meiner Zeitreise-Serie habe ich versucht so zu konstruieren, dass man ihn für sich genommen lesen kann. Warum? Weil ich bei den vorherigen Bänden auf die Meinung nicht weniger potentieller Leser gestoßen bin, die sagten: „Ach, die Sechziger! Ach, die Siebziger – sehr schön, aber das war nicht meine Zeit. Ich bin ein Kind der Achtziger Jahre.“

„Ach“, antworte ich dann, „Sie lesen also auch nur Krimis, wo Sie beim Mord und der Aufklärung persönlich dabei waren?“ Viele verstehen diese Anspielung, lachen und geben mir Recht: „Ja, die Zeit davor könnte mich schon interessieren.“

Einige aber verstehen meine Anspielung nicht, selbst wenn ich sie bis zum Grund des San Andreas Graben vertiefte. Immerhin ist der 30 bis 45 Kilometer tief. Sie wollen auf Teufel komm‘ raus nur über „ihre“ Zeit lesen. Am liebsten wäre es ihnen, sie kämen persönlich darin vor. Aber das kann ich dann doch nicht bieten.

Dann gibt es da noch meine Spezies, Freunde und enge Bekannte aus den frühen Jahren, die müde abwinken, wenn ich von meinem Buch erzähle. „Ach, Stefan“, sagen sie, „alter Kram, kenn ich doch alles, brauch ich nicht nochmal.“

Wenn sie dann doch irgendwann zu dem Roman gegriffen und ein paar Seiten gelesen haben, können sie nicht mehr aufhören, und zum Schluss rufen sie mich an und sagen: „Mensch Meier, da ist ja wieder alles vor mir auferstanden aus dem trüben Schleier des Vergessens und Verdrängens. Mann, wie viel hat sich doch verändert! Und trotzdem – verdammt viele Knackpunkte sind immer noch die gleichen wie damals!“

Und jetzt“, so frage ich sie dann, „was machst du jetzt damit?“

Ich gebe es meinen Enkeln, die haben doch keinen blassen Schimmer von diesen Zeiten.“

Sehr gut“, sage ich zu meinen Oldies, „gut so.“

Und an diesen Abenden kann ich irgendwie sehr beruhigt einschlafen. Man gibt es an die Enkel zum Lesen. Sie müssen die Geschichte wissen.

Und wir müssen die Geschichte erzählen.

Wer, wenn nicht wir?

Unter

dem

Pflaster

liegt

der

Strand

Für Boris, Kai und Jo

Crazy Zeiten - 1975 etc.

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