Читать книгу Kenne deinen Wert! - Susan J. Moldenhauer - Страница 12

Оглавление

4 Der eigene Marktwert – was ist das eigentlich?

Es klingt ökonomisch, und das ist es im Grunde genommen auch. Im Bereich der Personalwirtschaft sprechen wir von Human Resources oder Human Capital, wobei sich über die Wahl der Begriffe sicher diskutieren ließe. Diese Begriffe beschreiben den Wert der Personalausstattung und somit jedes einzelnen Mitarbeiters im Unternehmen. Demzufolge bringst du als Mitarbeiterin im Unternehmen oder als Bewerberin auf einen Job einen Wert ein. Das ist dein individueller Marktwert, der sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt. Dazu gehören:

•deine Ausbildung mit dem eigenen Wissen und Können

•deine bisherige Berufserfahrung und die herausgebildeten fachlichen Kompetenzen

•deine Talente, Stärken und Schwächen

•deine sozialen und personalen Kompetenzen

•deine persönlichen Werte und Antreiber

•deine Risikobereitschaft, zum Beispiel die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen

Hard Skills: Qualifikation, Erfahrung, Kenntnisse

Die Qualifikation ist mit der (abgeschlossenen) Ausbildung oder dem (absolvierten) Studium recht klar abgesteckt. Bei den Erfahrungen sind neben den beruflichen Stationen auch die Erfahrung im Ehrenamt, die Tätigkeit als Trainerin im Sportverein, als Schulsprecherin oder Praktika oder Nebenjobs relevant, gerade wenn hierdurch interessante Kompetenzen, die im Job gebraucht werden, erworben oder fein geschliffen worden sind. Eine Trainerin kann gut auf die individuellen Stärken und Schwächen einzelner Menschen eingehen, motiviert und begleitet das Team, fordert es und baut es bei Niederlagen wieder auf. Das sind Kompetenzen, die eine gute Führungspersönlichkeit ausmachen. Jemand im Ehrenamt hat vielleicht gelernt, zu organisieren und ressourcenschonend zu planen. Wer neben dem Studium in der Gastronomie oder im Verkauf gearbeitet hat, kann gut mit Menschen und deren Bedürfnissen umgehen, ist eher kommunikationsstark und daher gut in Vertriebspositionen untergebracht.

Fachliche Kompetenzen sind Fertig- und Fähigkeiten, die du im Rahmen einer Ausbildung, eines Studiums oder über Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen erwerben und vertiefen kannst. Dazu gehören:

•technisches Wissen und Kenntnisse

•Sprachkenntnisse

•IT-Kenntnisse

•Kenntnisse in der Gestaltung von Webseiten

•Marktkenntnisse

•spezifische Branchenkenntnisse

Methodische Kompetenzen beschreiben, wie du deine Kenntnisse anwendest und umsetzt. Darunter fallen:

•das freie Reden vor Gruppen

•Arbeitsplanung

•analytisches Denken

•systematisches Aneignen von Wissen

•strukturierte Arbeitsweise

•Anwendung von Lehrmethoden

•Zeitmanagement

Soft Skills: Mit personalen und sozialen Kompetenzen glänzen

Die sozialen und personalen Kompetenzen gehen in den Bereich der Persönlichkeit und beschreiben, wie wir mit anderen Menschen interagieren und kommunizieren und wie wir in neuen, ungewohnten Situationen, wie Konflikten oder Krisen, reagieren.

Es lohnt sich, sich hiermit genauer auseinanderzusetzen, zumal manche Unternehmen bereits erkannt haben, dass soziale Kompetenzen, die Soft Skills, in unserer heutigen →VUCA-Welt zunehmend wichtiger werden, um den Herausforderungen der Digitalisierung und Transformation gerecht werden zu können. In manchen Konzernen werden diejenigen Mitarbeiter für Führungspositionen weiterentwickelt, die neben der fachlichen Qualifikation vor allem die passenden sozialen und personalen Kompetenzen aufweisen.

Personale Kompetenzen:

•Ausdauer

•Frusttoleranz

•Begeisterungsfähigkeit

•Entscheidungsfreude

•Ehrgeiz

•Resilienz

•Verantwortungsbereitschaft

Soziale Kompetenzen:

•Einfühlungsvermögen, Empathie

•Kommunikationsstärke

•Durchsetzungsstärke

•Führungskompetenz

•Konfliktfähigkeit

•Verhandlungskompetenz

•Teamfähigkeit

•interkulturelle Kompetenz

Folgende Fragen können dich dabei unterstützen, deine sozialen und personalen Kompetenzen herauszuarbeiten:

•Was macht einen guten Arbeitstag für mich aus?

•Und worüber ärgere ich mich im Job am meisten?

•Umgebe ich mich gern mit anderen Menschen?

•Arbeite ich oder gestalte ich gern etwas gemeinsam mit anderen Menschen?

•Was unterscheidet mich möglicherweise von anderen, die den gleichen oder einen vergleichbaren Job ausüben?

•Worin sehen die Menschen, die mich gut kennen, meine Stärken?

•Worin sehen gute Freunde meine Schwächen?

•Was schätzen meine Arbeitskollegen an der Zusammenarbeit mit mir?

Persönliche Werte und Antreiber

Wenn du deine eigenen Werte und Antreiber kennst, kannst du diese in Verbindung mit deiner fachlichen Expertise und Erfahrung gezielt für dein Vorankommen einsetzen.

Außerdem bieten dir deine Werte eine gute Orientierung, um deine aktuelle oder künftige Situation zu hinterfragen:

•Stimmt das, was ich tue, mit meinen Werten überein?

•Stehe ich hinter meiner Aufgabe?

•Erfüllt mich meine Arbeit, gibt sie mir Energie?

•Fällt mir das, was ich tue, leicht?

•Habe ich das Gefühl, mich dazu überwinden zu müssen, meine Aufgaben zu erledigen?

•Fühlt sich das, was ich jeden Tag tue, energieraubend an?

Idealerweise passen deine Wertvorstellungen zu denen des jetzigen oder künftigen Arbeitgebers (mehr dazu in Kapitel 6 Der aktuelle oder der künftige Arbeitgeber: Passen wir zusammen?).

Was sind Werte? Werte sind Prinzipien, nach denen wir unser Leben ausrichten oder es weitestgehend versuchen. Wir verbinden damit Eigenschaften, Qualitäten oder Emotionen, die wir als erstrebenswert betrachten und die uns Sinn oder Orientierung in unserem Tun und Handeln geben. Sie stellen für uns somit ein Ideal dar, das auf unserer eigenen, subjektiven Betrachtung aufbaut. Deshalb sprechen wir auch von Wertvorstellungen.

Auch die meisten Unternehmen – egal ob Kleinunternehmen oder Konzern – definieren Werte. Diese sogenannten Unternehmenswerte finden wir in den Unternehmensleitlinien auf der Webseite oder in Hochglanzbroschüren des Unternehmens abgedruckt. Sie werden nach außen und innen kommuniziert und dienen der Unternehmensführung und den Mitarbeitern als Handlungsorientierung, Verhaltensmaßstab und Entscheidungsgrundlage. Im Idealfall werden sie ernst genommen und auch gelebt. Dann handelt das Unternehmen im Einklang mit seinen Werten.

Warum erwähne ich dies an dieser Stelle? Die Unternehmenswerte haben Auswirkung auf Entscheidungen im Unternehmen und somit auch auf die Auswahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit schließt sich der Kreis. Kennst du deine eigenen Werte, so kannst du diese gezielt nutzen, um dich im Vorstellungsgespräch oder bei der Gehaltsverhandlung entsprechend zu positionieren.

Oft sind wir uns unserer Werte nicht bewusst. Sobald jedoch einer unserer Werte verletzt wird, fühlen wir uns unwohl, »laufen vor der Situation weg« und entwickeln Vermeidungsstrategien. Du kannst es in Situationen feststellen, in denen du zum Beispiel bestimmten Menschen aus dem Weg gehst oder Themen nicht ansprichst. Du »schluckst« Ungereimtheiten »runter«. Wie in einem unsichtbaren Rucksack trägst du diese Erfahrungen oder Erlebnisse mit dir herum, bis du in einer ganz anderen Situation plötzlich intensiv reagierst. Dadurch bietest du, gewollt oder ungewollt, Konflikten einen Nährboden.

Folgende Fragen können dir helfen, dir deiner Werte bewusst zu werden:

•Was ist mir in meinem Leben wichtig?

•Welche Aufgabe erfüllt mich besonders und warum?

•Was schätze ich an den Menschen, mit denen ich gern Zeit verbringe?

•Was möchte ich mit meinem Tun erreichen?

Mithilfe von Reflexionssätzen kannst du deine Werte herausarbeiten, indem du folgende Satzanfänge ergänzt:

•Mich macht es richtig glücklich, …

•Mir ist es wichtig, …

•Wenn ich nie mehr für Geld arbeiten bräuchte, würde ich …

•Ein Leben ohne … wäre für mich nur halb so schön.

Beispiele:

… dazu beizutragen, dass es den Menschen, die mir wichtig sind, gut geht.

… eine gute Karriere zu machen.

… meinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen.

… viel Geld zu verdienen.

… zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen beizutragen.

… etwas Sinnstiftendes zu tun.

Um die eigenen Werte zu bestimmen, kann es helfen, verschiedene Lebensbereiche genauer anzusehen:

•Beziehungen

•Beruf

•Gesundheit

•Finanzen

•Freizeit

Im Bereich des Berufs kann die Antwort auf die Frage »Was macht einen guten Arbeitsalltag für mich aus?« zum Beispiel lauten: »Wenn ich Neues gelernt habe, Sinnvolles tue, erfolgreich an Lösungen mitgewirkt habe und jemandem weitergeholfen habe.«

Daraus können für den Bereich »Beruf« folgende Werte abgeleitet werden:

•Veränderung

•Kollegialität

•Hilfsbereitschaft

•Offenheit

•Neugier

•Zielorientierung

Grundsteine für das eigene Wertegerüst werden schon sehr früh durch das individuelle soziale Umfeld (Familie, Erziehung) gelegt. Die eigenen Werte können sich durch spätere Erfahrungen (Freundeskreis, Lehrende, Trainerinnen, der erste Chef) verändern. Durch persönliche Erfahrungen können neue Werte hinzukommen oder bisherige Werte wegfallen.

Um eine Gewichtung deiner eigenen Werte abzuleiten, kann es dir helfen, die Werte auf einer Skala von 0 (= dieser Wert ist mir nicht so wichtig) bis 10 (= dieser Wert ist mir ganz besonders wichtig) gedanklich zu sortieren oder schriftlich festzuhalten. Hierdurch gewinnst du für dich eine gute Übersicht und Klarheit über deinen eigenen Wertekanon.

Die berühmte Extrameile: Was macht mich aus?

Jeder Mensch bringt durch das Zusammenspiel seiner Kompetenzen, Erfahrungen und Werte das »gewisse Extra« mit, das gerade ihn für eine Aufgabe im Unternehmen qualifiziert. Weißt du, wofür du stehst und warum das Unternehmen gerade dich einstellen sollte, dir mehr Gehalt zahlen oder dich bei der nächsten Beförderung berücksichtigen sollte? Und bist du bereit, auch mal eine Schippe draufzulegen, wenn es darauf ankommt? Ist auch mal die ein oder andere Überstunde drin, wenn das Projekt in der heißen Phase ist und termingerecht abgewickelt werden muss? Fühlen sich die Kunden bei dir fachlich top beraten und menschlich gut aufgehoben?

Darüber hinaus ist es augenöffnend, sich einmal genauer mit sich selbst und den eigenen (Lebens-)Zielen zu beschäftigen. Ich möchte dir das Bild eines Leuchtturmes mitgeben: Stelle dir vor, dein Wissen und Können, dein Wirken, deine Erfahrung und das, wofür du stehst, sind ein Leuchtturm. Leuchttürme stehen auf einem Fundament, haben eine bestimmte Höhe, um weithin sichtbar zu sein, und sorgen mit ihrem Leuchtfeuer für Orientierung. Fragst du Menschen, die zur See gefahren sind, so wirst du hören, dass der Leuchtturm für Heimat, Sicherheit, Geborgenheit, Familie, Verständnis und Orientierung steht. In diesem Sinn, wie sieht dein Leuchtturm aus?

Deine Qualifikation bildet das Fundament. Je stabiler und fester das Fundament, umso besser hält der Leuchtturm der stürmischen See stand. Das Wasser und die Gischt prallen an der Höhe des Leuchtturmes (deiner Erfahrung) ab, und je höher der Leuchtturm, umso besser ist dieser zu sehen. Deine Motivation, das, wofür du brennst, steuert die Halogen-Metalldampflampe, die für das Leuchtfeuer sorgt. Das Leuchtfeuer ist weithin sichtbar. Es ist das, was du einbringst und was dich auszeichnet.

Wofür stehst du?


Lust, selbst kreativ zu werden? Nimm ein Blatt Papier und male oder zeichne deinen eigenen Leuchtturm. Ergänze die Punkte Wissen, Erfahrung, Motivation und Leistung um deine Angaben.

Kenne deinen Wert!

Подняться наверх