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Was ist Schamanismus? Der „Schamane“

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„Der Schamane ist ein Mensch mit großen magischen Kräften, der sich mithilfe von Tanz, Musik und Drogen in Rauschzustände versetzt, um Seelenreisen zu unternehmen und Verbindung mit den Verstorbenen und Geistern aufzunehmen. Die Schamanen wirken als Priester und Heiler“.1

Diese Definition der Duden-Redaktion klingt zunächst recht zutreffend, ist jedoch zugleich so vage formuliert, dass sich jeder darunter etwas anderes vorzustellen vermag. Tatsächlich besteht hinsichtlich der Frage, was Schamanismus ist, Uneinigkeit. Das liegt auch daran, dass der Begriff in akademischen Traktaten und esoterischen Romanen gleichermaßen anzutreffen ist – mit grundsätzlich differierender Konnotation. Während kritisch-rationale Wissenschaftler in der Regel davon reden, dass es gar nicht einen oder den Schamanismus gibt und ihren Gegenstand zuweilen weg-rationalisieren, sind sich viele Neo-Heiden sicher, dass der Schamanismus so etwas wie die Ur-Religion der Menschheit ist und verwechseln manchmal Evidenz und Einbildung. Während manche Ethnologen noch nie einen Schamanen live erlebt haben, halten einige moderne Ethnos sich gar selbst für authentische Schamanen.

Einen ersten Hinweis darauf, was Schamanismus ist, gibt die Etymologie des Wortes: „Schamane“ leitet sich vom sibirisch-tungusischen Wort šaman ab und heißt „der, der weiß“ bzw. „der erregt ist“ oder auch „weiser Mann“. Der Schamane ist also ein Mensch, der im Zustand der Erregung (Raserei, Ekstase) eine Art von Wissen oder Erkenntnis erfährt. Der Ursprung des Wortes šaman wiederum wird im Hunnisch-Ungarischen kám, „Wahrsager, Seher“, vermutet. Demnach ist der Schamane dazu in der Lage, das in der Erregung geschaute wahre Wissen mythisch mitzuteilen. Vielleicht hängt šaman auch mit dem Sanskrit-Wort cramana „Bettelmönch, Asket“ zusammen, was auf die Funktion des Schamanen als Mystiker und Magier sowie als praktischer Philosoph hindeutet.

Jedoch gilt es zu beachten, dass der Begriff „Schamane“ nicht zwingend eine Selbstbezeichnung derjenigen ist, die „schamanisch“ tätig sind, sondern nur bei ganz bestimmten Völkern Nord- und Mittelasiens verwendet wird. Vielmehr hat jede Kultur und Tradition – sogar unter verwandten Völkerschaften – ihren eigenen Begriff: Noch „im 19.-20. Jahrhundert gab es bei den Völkern Mittelasiens und Kasachstans keine einheitliche Bezeichnung für Schamanen“.2 Nicht der Begriff also, sondern das Phänomen „Schamanismus“ ist weltweit verbreitet – und zeitlos.

Schamanismus bei den Germanen

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