Читать книгу Generation Z - Valentina Vapaux - Страница 13

INFORMATIKLEHRER OHNE AUSBILDUNG

Оглавление

Ich erinnere mich an die Onlinetrainings in meiner Schule. Die Gefahren im Internet! Alles, was du postest, bleibt für immer im Internet! Auf Social Media sind nur Pädophile unterwegs! Von Computerspielen und dem Internet wirst du süchtig!

Ich saß in der dritten Reihe mit meinen Freunden und wir schauten uns nur an, lachten und rollten mit den Augen. Wie auch im Sexualkundeunterricht bringen Angsttaktiken bei (Vor-)Pubertierenden wenig. Um ehrlich zu sein, erreichen sie meistens sogar das Gegenteil. Die haben ja gar keine Ahnung! Was nach klassischem Teenagerhohn und Selbstüberschätzung klingt, ist aber nicht unbedingt falsch.

Viele Lehrer:innen und Eltern haben tatsächlich keine Ahnung, wie es ist, aufzuwachsen mit der ganzen Welt in deiner Hand. Es ist schwierig, jemanden als Lehrinstanz anzuerkennen, wenn diese Person offensichtlich weniger von der Materie versteht als du selbst.

Die halbherzigen Workshops haben im Nachhinein nichts bewirkt. Ich sitze trotzdem hier mir der Selbstdiagnose Social-Media-süchtig. Liegt das jetzt in der Verantwortung meiner veralteten Schule? Natürlich nicht.

Aber es kann nicht sein, dass so etwas wie soziale Netzwerke das Denken und Verhalten einer ganzen Generation verändern und das Schulsystem einfach so zuschaut und uns einmal in der Schullaufbahn einen lieblos zusammengeschusterten, 45 Minuten langen Workshop hinknallt. Danke für nichts, honestly.

Wir brauchen ein Schulfach, das sich komplett mit der digitalen Welt befasst. Das Social-Media-Trends aus einer soziologischen Perspektive analysiert. Wieso bekommen Mädchen, die sich fast nackt inszenieren, mehr Aufmerksamkeit als politischer Content? Wie funktioniert Hass im Netz? Was machen Algorithmen mit unserer Psyche?

Aber was ist das Problem damit? Schulen, Bildungsinstitutionen und Experten sagen, das Internet sei zu schnelllebig. So schnell kann man keinen Lehrplan entwickeln und Bücher drucken. Bis alles fertig ist, ist es schon wieder veraltet. Oder: Das ist doch alles noch so neu. Wer weiß, wie sich das entwickeln wird.

In einem solchen Schulfach sollte es aber nicht um kurzlebige Trends und virale TikTok-Tänze gehen. Wir brauchen ein Fach, das uns umfassende Medienkompetenz beibringt und uns die Strukturen im Internet erklärt. Sodass wir selbst zu mündigen Onlinekonsument:innen werden. Man kann mir wirklich nicht erzählen, dass man 16-Jährigen Kants »Kritik der reinen Vernunft« beibringen kann, aber nicht, wie man mit dem Internet umgeht.

Das fordern mittlerweile viele Menschen. Die Gründerin Verena Pausder setzt sich für Medienkompetenz und digitale Bildung ein: »Am wichtigsten dabei ist, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden. Sie müssen über technische und medienpädagogische Kompetenzen verfügen (…) Mir geht es vor allem darum, dass unsere Kinder die Digitalisierung nicht nur in der passiven und unmündigen Rolle von Konsument*innen erleben, sondern sich aktiv und selbstbestimmt einbringen und auch hinter die Benutzeroberfläche schauen. Dazu müssen nicht alle Kinder zu Programmierer*innen werden, aber ein Grundverständnis für die Funktionslogik von Computern sollten sie haben. Sie sollten auch wissen, wie das Internet funktioniert oder wie Daten übermittelt werden. Insofern gilt mein Appell einer umfassenden Medienbildung und einem ganzheitlichen Technologieverständnis. Das müssen unsere Kinder unbedingt verpflichtend in der Schule lernen.«10 Sie schlägt vor, eine Bundeszentrale für Digitale Bildung zu gründen und unser gesamtes Schulsystem zu modernisieren.

Das alles ist eine große Aufgabe, doch Disziplin, ein gesunder Umgang mit den sozialen Medien und eine umfassende Aufklärung können nicht nur von uns kommen. Die Politik hat uns gegenüber als Generation eine Verantwortung. Und sie wird dieser bislang nicht gerecht.

Generation Z

Подняться наверх