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LAS VEGAS BLINKT AUCH NACHTS UM VIER

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Ich stehe vor der riesengroßen Slotmaschine und ziehe den Hebel. Bilder flattern an meinem Auge vorbei. Kleine Spritzen tanzen über meine Haut. Sie stechen sanft und ich spüre sie kaum. Ich merke nur, wie mein Körper taub wird und die Zeit gefriert. Es klingelt, rollt und rauscht. Ich ziehe und ziehe und ziehe. Aus der kleinen Öffnung kommen goldene Münzen. Ich glaube, ich bin gerade frei. So lange, bis die Nadeln zu Boden fallen und eine Leere in mir entsteht.

Kraftlos richte ich mich auf und setze mich woandershin im bunten Raum. An dem Automaten blitzen Videos auf. Zitternde Informationen wanzen sich an mich ran. Und verschwinden wieder. Ich muss wissen, was als Nächstes passiert. Dunkle Partys. Schöne Oberflächen. Teure Stoffe. Ich ziehe schon wieder am Hebel.

Für einen Augenblick glaube ich, dass ich erlebe, was ich sehe. Doch die Bilder sind wie Nieselregen auf meinem Gesicht und vor der Tür tobt ein Sturm. Eigentlich will ich rausgehen und im Regen tanzen. Doch die Halle ist hell erleuchtet von den blinkenden Lichtern der Automaten. Es ist so einfach, auf dem roten Samtsessel zu sitzen und weiterzuspielen.

Mein Münzsack ist inzwischen voll. Ich hebe ihn auf und nehme eine in die Hand. Die Münze verfärbt und verformt sich. In meiner Hand liegt nur noch ein Klumpen Dreck.

Wir treffen uns vor hochgewölbten Galerien. Vor Designer-Sushi-Studios. Wir stehen auf Hügeln, fühlen uns ganz klein. Manchmal sitzen wir einfach nur so da, beieinander. Ein bisschen Wein unter einer Sternenlichtlampe. Wir reden dann so für zwanzig Minuten. Jemand checkt nur kurz die Nachrichten. Um sie entsteht eine Glasmauer. Sie ist nicht mehr anwesend. Die Konversation stagniert. Soll ich über das Wetter reden? Oder irgendwelche Gefühle stammeln? Wie kann ich die Energie im Raum am Leben halten? Mein Finger gleitet über eine Glashülle nach oben. Scrollen ist wie eine kurze Befreiung, eine Pause von der Welt. Plötzlich ist es still, irgendwo läuft nur scheppernder, alter SoundCloud Rap. Ich blicke nach oben und sehe, wie wir alle irgendwie woanders sind. Ich weiß nicht, wie viele Minuten vergangen sind. Shit, meine Bildschirmzeit geht hoch. Demonstrativ knalle ich mein Handy auf den Tisch.

»So, lasst uns jetzt doch kochen!« Rausgehen, lachen, trinken, rennen. Eigentlich scheißegal. Hauptsache, nicht stumm voreinandersitzen.

Es ist ja auch nicht so, als würden wir uns nicht mögen oder als hätten wir uns nichts zu erzählen. Wir sind nicht mal zwanzig und alles fühlt sich wie der fucking Weltuntergang an. Egal, ob da draußen die Welt wirklich untergeht oder ob es nur die unfassbare Wucht unserer Gefühle ist. Aber das machen wir jetzt gerade nicht. Es kostet Kraft und Kraft ist kostbar. Scrollen ist so einfach, leben viel zu schwer.

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