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EINE BEZIEHUNG WIE ZU GOTT?

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Generation Z ist eingenommen vom Leben der Influencer:innen, sie werden jeden Tag rund um die Uhr verfolgt. Aber diese Menschen in den kleinen blinkenden Bildschirmen bleiben keine Wunschvorstellungen. Sie werden zur besten Freundin, zur großen Schwester, ja sogar zum Idol. Man baut eine sogenannte parasoziale Beziehung zu den Kreator:innen auf. Der Begriff stammt von den US-Psychologen Donald Horton und Richard Wohl. 1956 definierten sie Interaktionen mit einem Akteur und einer Masse, die den Akteur durch ein nichtphysisches Organ wahrnimmt, als parasoziale Interaktion. Dabei ist ausschlaggebend, dass die Interaktion zwischen dem Akteur und der Gruppe die Illusion einer Face-to-Face-Kommunikation vermittelt, eine sogenannte orthosoziale Interaktion. Mit anderen Worten, die Influencer:in simuliert den Follower:innen eine analoge Beziehung, indem er oder sie mit den Follower:innen so umgeht wie mit Freund:innen. Den Follower:innen wird ein Gefühl von Nähe vermittelt. Die Influencer:in kennt die Follower:innen nicht, diese glauben aber, die Influencer:in zu kennen.

Horton und Wohl bezogen ihre medienpsychologischen Theorien damals vor allem auf die Hollywoodstars der Fünfzigerjahre. Parasoziale Beziehungen sind aber viel älter als Instagram und Schwarzweißfilme. Gebete oder die Beziehung zu Gott sind ihnen zufolge eine noch viel ältere Art der parasozialen Interaktion. Nur dass Gott, na ja, keine Fitnesstees empfiehlt.

Was früher Sänger:innen und Filmstars waren, sind heute Influencer:innen. Diese Art der Bewunderung ist nichts Neues und nicht per se schlecht. Wir müssen uns allerdings über diese einseitige Art von Beziehung bewusst werden und hinterfragen, wie viel Platz wir diesen Menschen in unserem Leben zugestehen. Denn mit den parasozialen Beziehungen hat sich etwas verändert: Wir nehmen uns viel mehr Zeit für diese Menschen als die Generationen vor uns. Früher konnte man seine Idole in Zeitschriften bewundern, auf dem Walkman ihre Songs hören oder mit ein wenig Glück deren vierminütiges Musikvideo auf MTV erhaschen. Heute können wir uns stundenlang von unseren Idolen beplätschern lassen. Wir wissen, dass sie gern Spinat, aber keinen Rucola essen, dass sie jeden Morgen Yoga machen und sich fast jeden Tag mit ihrer Freundin und deren Hund treffen. Es ist faszinierend, doch irgendwie auch absurd.

Viele Jugendliche »verbringen mehr Zeit« mit Influencern als mit ihren Freunden. Die 14- bis 19-Jährigen sind durchschnittlich mehr als vier Stunden pro Tag online13, davon einen Großteil der Zeit auf YouTube und Instagram.

Aber wie ordnet man jetzt diese Art von unausgeglichener Beziehung ein? Es ist nicht an sich schlecht, sich Ratschläge in Mode, Make-up oder Lebensfragen von jemandem zu holen, den man nicht offline kennt und vielleicht auch nie kennenlernen wird.

Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns darüber klar werden, was diese Menschen da machen, wer sie wirklich sind, wer sie vorgeben zu sein und was sie repräsentieren.

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