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EINLEITUNG Die Person des Verfassers

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Wider den Brauch des Altertums erscheint in allen Handschriften, die unmittelbar auf den Archetypus zurückgehen, als Name des Verfassers lediglich der Gentilname Vitruvius, und auch die Schriftsteller, die ihn zitieren, wie Plinius, Frontin, Faventin, Sidonius Apollinaris (um 430—480 n. Chr.), nennen ihn nur einfach —15. Jh.s erscheinen in den Hs. Vornamen, bald L., bald C., bald M., bald M. L., die aber unter den gegebenen Umständen keinen Anspruch auf Zuverlässigkeit haben können. — Ebenso wenig wie einen Vornamen überliefern die ältesten Hs. ein Cognomen, und wenn bei Faventin als Schriftsteller über Architektur Vitruvius Polio aliique angeführt werden, so kann diese zweideutige1 Stelle ebensowenig ein Beweis für das Cognomen Polio sein wie die Angabe im Vatic. IX (Ausgang des 15. Jh.s) Vitruvii Pollionis peritissimi et eloquentissimi viri etc.

Da unser Autor nach seiner eigenen Angabe im Heere Caesars mit der Herstellung der Waffen für die Heeresartillerie beschäftigt war, liegt der Gedanke nahe, ihn mit dem von Plin. nat. 36,48 erwähnten, in Formiae geborenen, römischen Ritter Mamurra zu identifizieren, der nach Plinius praefectus fabrum Caesars in Gallien war, und P. Thielscher hat RE IX A 1 487ff. sich in mühsamer Kleinarbeit bemüht, diese Identität glaubhaft zu machen. Sieht man diesen Nachweis als gelungen an, dann wäre als voller Name L. Vitruvius Mamurra anzunehmen, der sein Werk aber aus irgendwelchen Gründen nur unter seinem Gentilnamen veröffentlicht hat.

Wann der Verfasser geboren ist, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Thielscher nimmt als Geburtsjahr das Jahr 84 v. Chr. an und dürfte damit wohl den ungefähren Zeitpunkt getroffen haben. Der junge Vitruvius erhielt von seinen Eltern eine gediegene Ausbildung als Architekt, d.h. im Sinne der Antike als Ingenieur. Offensichtlich trat er früh in den Heeresdienst ein2. Unter Caesar gehörte er jedenfalls zu dessen Stab, leitete den Bau von Kriegsmaschinen und trat nach dessen Tod, 44 v. Chr., in gleicher Eigenschaft in die Dienste des Augustus. Wann seine Emeritierung erfolgte, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen.

Wie aus 207,5ff. und Frontin Kap. 253 zu schließen ist, war V. auch bei dem Bau der römischen Wasserleitung tätig. Vermutlich gehörte er als architectus zum Stabe des M. Vipsanius Agrippa, als dieser als Aedil die Versorgung der Privathäuser mit Wasser verwirklichte (33. v. Chr.). Da V. schwerlich zu dieser Zeit noch im Heeresdienst tätig sein konnte, ist wohl die Annahme berechtigt, daß seine Emeritierung vor 33 v. Chr. erfolgt sein muß.

Auch nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienst hatte V. enge Beziehungen zum Kaiserhaus, besonders zu Augustus Schwester Octavia, auf deren Fürsprache hin V. von Augustus Geldzahlungen erhielt, die es ihm ermöglichten, sorglos seinen Lebensabend zu verbringen.

V. hatte sich nach seiner eigenen Angabe (133,8) dem Studium der Architektur gewidmet, nicht um damit Geld zu verdienen. Er hat sich nie darum bemüht, Bauaufträge zu bekommen und ist daher —ebenfalls nach seiner eigenen Angabe — zu seinen Lebzeiten ein wenig bekannter Architekt geblieben. Er erwähnt nur einen von ihm selbst ausgeführten Bau, die Basilika in Fano (106,12ff.), und es ist durchaus unwahrscheinlich, daß er noch andere Bauten ausgeführt hat. Seine Hauptbeschäftigung als Architekt scheint der Bau von Geschützen und die Betätigung beim Bau der römischen Wasser leitungen gewesen zu sein. Wenn wir seinen Worten Glauben schenken dürfen, bedeutete ihm materieller Reichtum sehr wenig (133,15). Bescheidenen Besitz mit gutem Ruf schätzte er höher als Reichtum verbunden mit schlechtem Ruf. Seine Hoffnung, der Nachwelt bekannt zu sein, gründete er auf die Herausgabe seines Werkes.

(Ist Vitruv mit Mamurra identisch, dann war er mindestens zeitweilig ein schwerreicher Mann. Er besaß auf dem Caelius ein Haus, dessen Wände mit Marmorplatten geschmückt und dessen Säulen massive Marmorsäulen waren!)

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