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1.3 Die Zeigestruktur der Beratung

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Die Erziehung beginnt mit der Geburt und sogar – wenn man die diesem Einschnitt vorausgehenden elterlichen Lebensumstände, Verhaltensweisen und Einstellungen mit einbezieht – schon vorher. Sie findet ihren Abschluss zu jeweils bestimmten Mündigkeitsterminen (z. B. Volljährigkeit), die kulturell fundiert, in sozialen Konventionen gefasst und rechtlich kodifiziert sind. Dann setzt sie sich einerseits als »Selbsterziehung« fort. Andererseits kommt Erziehung weiterhin als »Habitus« zur Geltung, als »Erzogenheit«, und das ein ganzes Leben lang. Als »flexible response« der Evolution ist sie, anders gesagt, auf Langfristigkeit angelegt, auf langfristige Einflussnahme ebenso wie auf langfristige Wirkungen.

Im Falle der Beratung ist dies, wie sofort und leicht zu erkennen ist, grundlegend anders: Keiner von uns wird ein ganzes Leben lang kontinuierlich beraten, und dementsprechend gibt es auch keine Institutionen, die zu besuchen wir für etliche Jahre zum Zwecke des Beraten-Werdens verpflichtet wären. Vielmehr hat Beratung offensichtlich eine komplementäre Funktion, sie ist zumeist an bestimmte Situationen gebunden und bleibt auf sie begrenzt. In der Tradition unseres Faches wurde Beratung daher als »unstetige Form« aufgefasst, durch die die »Stetigkeitspädagogik« an bestimmten Stellen des Lebenslaufes ergänzt wird (vgl. Bollnow 1984, S. 18 ff.).

Dem hier verfolgten Plan entsprechend geht es im Folgenden allein darum, Beratung als eine spezifische Form der Kommunikation in erster Linie aus operativer Perspektive zu betrachten.11 Das soll in fünf Schritten geschehen:

Beratung ist ein komplexer, vielfältig schillernder Begriff, der zahlreiche Kontexte berührt und daher mittlerweile keineswegs einheitlich verwendet wird. Insofern ist es notwendig, diese Komplexität zunächst aufscheinen zu lassen und sie dann für die Zwecke dieser Darstellung auf angemessene Weise zu reduzieren. Das ist die Aufgabe des ersten Abschnittes ( Kap. 1.3.1). Im zweiten Schritt geht es sodann, von allem semantischen Ballast befreit, ausschließlich um die Situation der Beratung selbst; sie wird mit phänomenologischen Mitteln genau zu beschreiben versucht, damit der Tatbestand, um den es geht, möglichst prägnant zum Vorschein gebracht werden kann ( Kap. 1.3.2). Nach diesen Vorbereitungen wird dann im dritten Schritt der Blick auf die spezifische Zeigestruktur der Beratung möglich ( Kap. 1.3.3). Da Affekt und Emotion in der Situation der Beratung eine gewichtige Rolle spielen, sollen die damit verbundenen Probleme in einem eigenen vierten Abschnitt behandelt werden ( Kap. 1.3.4). Im fünften und letzten Schritt schließlich wird die oben schon beiläufig aufgeworfene Frage, ob – und wenn ja, in welchen Hinsichten – Beratung und Erziehung in einem genuinen Zusammenhang stehen, beantwortet werden ( Kap. 1.3.5).

Erziehung - Beratung - Psychotherapie

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