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2. Thales und Anaximander

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Die wesentliche Frage der ersten Philosophen, des Thales und des Anaximander, geht auf die άϱχή(An. B 1). In den Worten Anaximanders, der nach dem Zeugnis des Simplikios diesen Ausdruck zuerst gebraucht hat (A 9), bedeutet άϱχή das, von dem her dem Seienden Entstehen und Untergang zuteil werden; denn „woraus den seienden (Dingen) das Entstehen kommt, dahinein geschehe auch der Untergang“ (B 1). Nimmt man, im kritischen Anschluß an die aristotelische Interpretation dieses Begriffs der frühen Philosophie (vgl. M 983 b 7ff.) 4, aber zugleich der inneren Notwendigkeit des Gedankens selber folgend, hinzu, daß, woraus die Dinge entstehen und wohinein sie untergehen, zugleich das sein muß, wodurch und worin sie, solange sie sind, ihren Bestand haben, dann wird man άϱχή angemessen mit „Ursprung, Urgrund und Abgrund“ übersetzen können. Eben in diesem ihrem dreifachen Walten ist die ἀϱχή des Seienden mächtig; denn in dem Wort άϱχή schwingt die Grundbedeutung der Herrschaft mit; sie „steuert“ alles (A 15).

Dieses als Ursprung, Urgrund und Abgrund in allem herrscherlich Waltende nun nennen jene frühen Philosophen – wie die alten Gewährsmänner, darunter kein geringerer als Aristoteles, berichten – τὸ ϑεῖον, „das Göttliche“ (A 15). In gleicher Weise wird auch von den Pythagoreern überliefert, sie hätten von einem ϑεῖον gesprochen, das „des herrscherliehen Ursprungs, Urgrunds und Abgrunds (ἀϱχή) über das All würdig“ sei (Py D 3).

Damit ist der erste philosophisch-theologische Grundbegriff gefunden: das Göttliche als das in allem Wirklichen mächtig Waltende. Er erhält bereits in dieser frühen Zeit weitere Bestimmungen, die ihn für lange Zeit festlegen und die weitere Geschichte der Philosophischen Theologie maßgebend bestimmen. Denn in diesem seinem Sein als ἀϱχή ist das ϑεῖον vom endlich Wirklichen charakteristisch unterschieden. Es ist für Anaximander, wie Aristoteles und Hippolytos berichten, „ohne Alter“ (ἀγήϱω), „ohne Tod“ (ἀϑάνατον), „ohne Untergang“ (ἀνώλεϑϱον), „ohne Anfang und ohne Verderb“ (ἀγένητον ϰαί ἄφϑαϱτον) (B 3, A 11, 15). In diesem Sinne bezeichnet Anaximander das Göttliche auch als das „Unendliche“ (ἄπειϱον) (B 1).

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