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Sind Sie schon durchseucht?

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Wenn Sie diese Frage an der Silvesterparty 2019 gestellt hätten, wären sie Ihr Sektglas los und man hätte Ihnen einen doppelten Espresso serviert. Heute ist jeder froh, wenn er es wäre, Wir wären quasi gratis geimpft und könnten die Viren anderer Leute problemlos abwehren.

Die Coronaisierung der Sprache geht jedoch fröhlich weiter:

Social distancing hatte ich schon immer gegenüber meinen Nachbarn und dem Chef, nun muss ich Abstand halten. Tut gut.

Herdenimmunität hatte ich bisher den Schafen zugeordnet, nun kann jeder von uns der Sündenbock für das Virus zu sein, weil es mich nicht umbringen kann. Tut auch gut.

Tröpfcheninfektion, Aerosol und Partikeldurchmesser hatten wir doch mal im Biologie-Unterricht, aber wegen solch winziger Sachen musste man sich bisher keine Sorgen machen. Die Zeiten ändern sich.

Die Spuckschutzscheibe ist die absolute Sicherheit für alle Kassiererinnen, damit ihnen niemand in die Kasse spuckt. Sie ist nun überall eingebaut und so bleibt das Geld trocken.

Lockdown war bisher eine primitive Männerfantasie, wenn man eine Blondine in den Keller locken wollte. Heute trifft man sie gar nicht mehr, weil alle Ausgangsperre haben. Außerdem gilt generelles Kontaktverbot. Schade.

Fake news waren nie phantasiereicher als jetzt: In der Ukraine soll Wodka gegen das Virus wirken, Corona-Bier macht dicht, weil viele an Infektionen aus der Flasche glauben, amerikanische Sekten verjagen das Problem mit stundenlangem Dauerbeten. Gemeinsam.

Rachenabstrich ist für mich eine absolut neue Körpergegend, bisher dachte ich, dass er nur deutlich tiefer gemacht würde.

Klinkenputzen ist nicht mehr für Sektenmitglieder und Staubsaugervertreter, die Bedeutung hat sich total verändert hin zur Desinfektion dank Schmierreinigung.

Nur das gemeine Volk sagt heute noch „Corona-Virus“, die Intellektuell-sein-wollenden nennen es „Covid-19“. Huch, das tönt gefährlicher.

„Bleiben Sie gesund!“ gehört zum heutigen Standardwunsch und ist gemeint wie vorher das „Wie geht’s?“, niemand wollte es wirklich wissen. In Geschäftsbriefen wird die Bedeutungslosigkeit dieses Wunsches dokumentiert, in dem man wie früher anstatt „mfg“, nun gefühllos abkürzt:

„BSg“ (Bleiben Sie gesund).

mfg BSg, denn „Wir sind im Krieg“! (Trump)

Satire satt 1

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