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Kapitel 5

„Ich muss nicht in die Kirche gehen, um mit Gott zu sprechen oder in der Bibel zu lesen …“

Eines Sonntagmorgens weckte mich meine Großmutter zum Kirchgang. Ich war den ganzen Tag zuvor und so lange wie möglich in den Abend hin­ein draußen gewesen und hatte Crack vertickt. Ich hatte ungefähr achtzig Dollar auf meine Rechnung verdient, so viel wie nie zuvor an einem einzigen Tag. Ich war hundemüde.

„Auf geht’s, Boo-Boo“, sagte meine Großmutter. „Du musst dich anziehen.“

„Ich komm ja schon, ich komm ja schon“, sagte ich, aber noch bevor sie das Zimmer verlassen hatte, schlief ich schon wieder tief und fest. Ein paar Minuten später kam sie zurück und rüttelte mich wach. Ich stand nicht mal vom Bett auf. Ich schüttelte sie nur mit meiner Schulter ab und sagte: „Ich will aber nicht hingehen.“

Sie dachte, dass mit mir etwas nicht stimmte. „Was? Bist du krank?“, fragte sie. „Geht’s dir gut? Hast du Bauchschmerzen? Was hast du gestern gegessen? Du warst den ganzen Tag über draußen und hast wahrscheinlich was Unrechtes gegessen. Zu viel Junkfood. Ich geb dir ein bisschen Ginger-Ale.“

„Ich bin okay“, sagte ich. „Ich will nur nicht in die Kirche gehen.“

Sie sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Red jetzt keinen Unsinn, und zieh dich an“, sagte sie. Dann verließ sie das Zimmer, und ich schlief wieder ein. Ich schlief aber nicht mehr ganz fest ein, da ich wusste, dass die Unterhaltung noch nicht zu Ende war. Wie erwartet, kam meine Großmutter nach ein paar Minuten zurück und zog mir die Decke weg. Der plötzliche Kälteschock weckte mich ziemlich schnell auf. Ich sagte ihr, dass ich nicht in die Kirche gehen würde.

„Was soll das heißen, du willst heute nicht in die Kirche gehen?“, fragte sie.

„Ich habe nicht ‚heute‘ gesagt. Ich sagte, ich will nicht in die Kirche gehen. Star geht nicht in die Kirche. Harold geht nicht in die Kirche. Karen geht nicht …“

„Du brauchst mir nicht zu erzählen, wer alles nicht zur Kirche geht! Ich gehe in die Kirche; ich weiß, wer nicht dort ist!“ Ich bekam Angst. Meine Großmutter erhob niemals ihre Stimme, und jetzt schrie sie beinahe. Ich wusste, dass die Kirche ein wichtiger Teil ihres Lebens war. Sie verbrachte den ganzen Samstag damit, Kuchen zu backen, die sie verkaufte, um so der Kirche zu helfen, Geld für die Erhaltung und Renovierung aufzubringen. Ich wusste nicht, wie ich ihr sagen sollte, dass ich nicht stundenlang den Herrn preisen wollte, wenn ich genauso gut unterwegs sein und Drogen verkaufen konnte. Es passte für mich auch nicht zusammen, erst den Herrn zu preisen und dann auf dem Absatz kehrt zu machen, um im Gebüsch und auf der Straße Crack zu verkaufen. Aber das war schon ein ganz anderes Gespräch, für das ich noch nicht bereit war. Zum Glück kam mein Großvater herein.

„Was zum Teufel ist denn hier los?“, fragte er.

„Sprich nicht so am Tag des Herrn, Curtis“, sagte meine Groß­mutter.

Plötzlich war ich nicht mehr so glücklich darüber, dass mein Großvater hereingekommen war. Er war gerade von seiner Frau zurechtgewiesen worden, und ich war schuld daran. Mein Großvater ballte die Fäuste an den Seiten, als ob er gleich losschimpfen wollte. Ich war geliefert. „Was ist denn los?“, fragte er.

„Boo-Boo sagt, dass er nicht mehr in die Kirche gehen will.“

„Verdammt“, sagte mein Großvater. „Wenn der Junge nicht in die Kirche will, dann muss er auch nicht in die Kirche gehen.“ Meine Großmutter war still. Ich war gerettet. Meine Großeltern waren bereits seit einiger Zeit unterschiedlicher Meinung in Sachen Kirche. Das war aber nicht immer so gewesen. Als er noch einer anderen Kirche angehörte, ging mein Großvater immer treu und brav zum Gottesdienst. Er war so sehr in die ­Gemeinde integriert, dass er einige Jahre lang sogar als Dekan tätig war. Einmal brachte er ein paar tausend Dollar zusammen, damit sich die Kirche eine neue Orgel kaufen konnte. Irgendwann wurde in der Kirche ein großes Konzert veranstaltet, und mein Großvater organisierte die Band, verkaufte die Eintrittskarten und kümmerte sich um alles. Am Abend des Konzerts jedoch verschwand der Pastor mit den gesamten Einnahmen. Mein Großvater musste auf die Bühne gehen und sich bei den hunderten von Menschen, die gekommen waren, entschuldigen. Nach diesem Ereignis wechselte meine Großmutter die Kirchengemeinde, aber mein Großvater wollte keinen Fuß mehr in eine Kirche setzen – solange der Anlass nicht eine Hochzeit oder ein Begräbnis war.

An jenem Morgen in meinem Zimmer sagte er dasselbe, was er schon seit Jahren sagte: „Scheißdreck, ich muss nicht in die Kirche gehen, um mit Gott zu sprechen oder in der Bibel zu lesen.“ Dann verließ er das Zimmer. Meine Großmutter folgte ihm. Das war das letzte Mal, dass ich zur Kirche gegangen war.

Dealer, Rapper, Millionär. Die Autobiographie

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