Читать книгу Welt des Vâlant - A. B. Schuetze - Страница 5

Auf der Suche in Archiven

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Mit einem Knall flog die Tür auf und Sabine schwebte mit unzähligen Einkaufstüten herein.

„Maxi … ich bin wieder da. Du glaubst gar nicht, was sich da draußen abspielt. Touristen über Touristen, die wie die Heuschrecken über die Geschäfte herfallen. Ist ja auch kein Wunder, bei den Preisreduzierungen. … Ach übrigens, dir habe ich auch etwas mitgebracht. Ich konnte einfach nicht widerstehen.“

Dabei ließ sie euphorisch die Taschen fallen und wühlte aufgeregt nach dem Mitbringsel für ihre Freundin.

Die saß auf dem Balkon und arbeitete an ihrem Laptop. Mit leicht hochgezogenen Augenbrauen unterbrach sie ihre Recherchen und schaute missbilligend auf.

„Komm schon. Schau mich nicht so böse an. Du wirst sehen, in diesem Kleid wirst du der Hingucker sein. … Und ein wenig Ablenkung ist gut für dich. Das weißt du hoffentlich.“

Sabine gab Maximiliane einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und warf ihr ein entzückendes Sommerkleidchen in den Schoß. Im nächsten Augenblick war sie wie ein Wirbelwind wieder verschwunden, um ihre Errungenschaften in Augenschein zu nehmen.

Ursprünglich war die quirlige Studentin auf dem Weg in die Universitätsbibliothek gewesen, um Nachforschungen anzustellen. Nachforschungen über so seltsame Begriffe wie Adanwe. Menanim.

Im Internet konnten die beiden Frauen nichts dazu finden. Außer einem Monsieur Adamwe, irgendwo in Frankreich wohnhaft, wurden ihnen nur Teilbegriffe, Wortfetzen und Silben, die in dem Begriff Adanwe enthalten waren, angezeigt. Doch anew, awned, dawen, dawn, wade ergaben einfach keinen Sinn und keinen Bezug zu den Träumen. Ebenso Menanim. Nur Wortteile in diversen Comics. Sonst nichts.

Auf diesem Weg kamen sie also nicht weiter. Schon stellte sich Maximiliane die Frage, ob sich Sabine vielleicht verhört hatte.

„Auf keinen Fall“, beharrte die kopfschüttelnd.

„Es musste doch einen Weg geben, hinter die Bedeutung der Worte zu kommen. Auch ein Internet ist nicht allwissend. … So schnell geben wir nicht auf. Schon mal was von Frauenpower gehört?“

Dann fiel Sabine Andreas ein.

Andreas, ein alter Bekannter arbeitete in der Bibliothek der Universität. Er war so etwas, wie das Faktotum der Bücherei und der Archive. Keiner wusste, wie lange er schon da arbeitete. Andreas war schon immer da. Nichts, was er nicht wusste oder wo nachzuschlagen war.

Und genau zu ihm war Sabine unterwegs gewesen, als sie in den Geschäften diese riesigen SALE-Schilder entdeckt hatte.

Andreas und die vielen eingestaubten Bücher laufen mir mit Sicherheit nicht weg. Die heruntergesetzten Waren jedoch schon. Wie die Geier stürzen sich die Leute auf die Wühltische.

Sabine konnte nicht anders. Es war halt eines ihrer Hobbys. Shoppen.

Shoppen ist wie ein Abenteuer, ein Kampf um die Befriedigung von Begierden. Das Hochgefühl, wenn man als Sieger aus dem Geschehen hervorging … unbeschreiblich.

Und damit es Maximiliane genauso gut ging wie ihr, hatte sie für diese auch gleich mit eingekauft.

Beim Auspacken ihrer Beute begann nun doch das schlechte Gewissen an ihr zu nagen. Ein ganz klein wenig.

Mit einer reumütigen Miene schlich sie sich an Maximiliane, die gerade ihr Kleid anprobierte, heran und schlang von hinten ihre Arme um den schlanken Körper der jungen Frau.

„Es tut mir leid, dass ich nicht in der Bibliothek war. Hm … oder? Eigentlich nicht, denn du siehst toll aus. Die Farben passen irre gut zu deinen grauen Augen. … Wow! Die lassen deine Iris in einen ganz besonderen Glanz erstrahlen. Hast du gewusst, dass du um die Pupille einen silbernen Kranz hast? Ähm … hattest du schon immer solche Augen?“

Sabine schüttelte den Kopf. So hatte sie Maximiliane noch nie gesehen.

Die lachte und meinte nur: „ Nee, die hast du scheinbar im Ausverkauf gratis dazu bekommen, nur um mir eine Freude zu machen.“

Daraufhin knuffte Sabine sie in die Seite´und trat mit ihr vor den mannshohen Spiegel im Schlafzimmer. Beide lächelten zufrieden. Zufrieden mit dem, was sie da sahen.

„Pass auf. Ich war ja nicht nur shoppen. Im Schaufenster des Buchgeschäfts hier um die Ecke habe ich eine Ausgabe von 'Traumdeuten – alles, was sie wissen müssen' von … ach ist auch egal … entdeckt. Dabei kam mir die Idee, wir lassen uns deinen Traum im Internet deuten. Ich habe das früher schon mal gemacht. Manchmal klappt's. Na ja … Wenn man dran glaubt … Und dann gehen wir zusammen zur Uni und fragen Andreas Löcher in den Bauch.“

Maximiliane schaute auf Sabine herab und grinste. Man konnte dieser Frau einfach nicht böse sein.

Wie machte sie das bloß? Wenn sie einen nur ansah, verflog aller Ärger. Sie war ein Engel.

„Es ist okay für mich. … Ach … und vielen Dank für das Kleid. Du bist eben doch die beste Freundin der Welt. Egal was auch immer du machst, es ist nie verkehrt“, meinte sie schmunzelnd und nickte zustimmend.

Noch immer eng umschlungen gingen beide zurück auf den Balkon, auf dem noch Maximilianes Laptop wartete.

Also Traumdeutung, überlegte die junge Frau.

Ob vielleicht doch alles nur eine psychische Sache war?

Innerlich schüttelte sie den Kopf. Sie wusste es besser und Sabine gewiss auch.

Maximiliane spürte das. Auch bei ihrer Freundin waren wunderliche Dinge am Werk.

Skeptisch, was diese Traumdeutung mit sich bringen würde, begann sie ihren Traum auf der Seite von 'Traumwelten' einzugeben. Enter. Warten. Dann das Ergebnis.

Gemeinsam lasen die beiden Frauen vor sich hinmurmelnd den Text, der auf dem Bildschirm erschien. Erstaunt sahen sie sich an.

So einfach sollte das alles gewesen sein?

Auf keinen Fall. Das ist alles Quatsch. Nur ein netter Zeitvertreib für Menschen, die daran glaubten. Der Wahrheitsgehalt? … Arg zweifelhaft und nicht im Mindesten schlüssig.

Maximiliane runzelte die Stirn.

>Der Träumer soll seine innere Einstellung zu seinem Bewusstsein und Verstand, zu Tatkraft und Willen erfassen. Vom Wesen her sehr überempfindlich entsteht hier der Wunsch, aus Verständnis und Anerkennung heraus, nach dem Bedürfnis der Freiheit. Er soll sein wahres Wesen enthüllen und sein Leben durch Energie und Tatkraft gestalten. Der Träumer sehnt sich nach Liebe und Glück und sollte den Verstand nicht überbewerten. Er glaubt an seine Fähigkeiten, die ursprünglich sehr wichtig, jedoch in Vergessenheit geraten waren. Trotz Erinnerungen, die wieder bewusst werden, sollte er auf dem Boden der Tatsachen bleiben, mit Intelligenz und Flexibilität die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und schwierigen Situationen standhalten. Es könnte Hinterlistiges geschehen.<

Hinterlistiges geschehen? Sabine stöhnte auf. Ist es das? Hinterlistiges könnte geschehen? Was ist, wenn nun die Betrachtungsweise die Falsche ist? Und vor allem, welche Betrachtungsweise? Die des Traumes? Des Träumers?

Noch nach der Antwort auf ihre Fragen suchend, starrte Sabine mit großen Augen auf den Bildschirm.

Sie konnte nicht glauben, was sich da soeben tat.

Die Worte gerieten in Bewegung und bildeten einen gänzlich neuen Text.

>Öffne mir dein Bewusstsein und deinen Verstand. Erkenne mein Bedürfnis nach Freiheit. Du willst mich und schreitest zur Tat. Enthülle mein wahres Wesen. Ich bin deine Liebe und dein Glück. Glaube, auch wenn der Verstand dir anderes sagt, an deine Fähigkeiten, die Erinnerungen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und sie mit Intelligenz und Flexibilität aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Halte schwierigen Situationen stand, denn es könnte Hinterlistiges geschehen.<

Sabine zwinkerte und schüttelte zum wiederholten Mal den Kopf. Bildete sie sich das alles nur ein?

Doch es war nicht an dem.

Dem Traum wurde, von wem auch immer, eine neue Bedeutung gegeben.

Eine Information an den Träumer. An Maximiliane. Kann das wahr sein? Gibt es so etwas? Maximiliane. Wieso reagiert sie nicht?

Sabines Blick fiel auf den Platz neben sich.

Ein abstruses Bild zeigte sich ihr.

Maximiliane saß, wie in der Zeit eingefroren, vor ihrem Laptop. Wie aus dem Wachsfigurenkabinett. Sie rührte sich nicht. Atmete nicht. Reagierte auch nicht auf Berührung und Ansprache.

Sabine fing an zu hyperventilieren. Panik machte sich breit.

Was ist denn das für eine …? Was …? Gott, was mache ich denn jetzt?!

„Max! Maxi! Maximiliane!“, schrie sie ihre Freundin an und schüttelte sie.

Ihr Magen begann zu rumoren, zu rebellieren und sie rannte ins Badezimmer, um sich zu übergeben.

Sie machte sich sauber, spritze sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht und erschrak.

Aus dem Spiegel blickte ihr ein zutiefst verstörtes Gesicht entgegen.

Das bin doch nicht ich! Oder doch? Was geht denn hier nur vor sich? Wann fing das ganze … das ganze …

Alles in Sabines Kopf wuselte durcheinander.

Oh Gott, wann fing das alles nur an? Was mache ich denn jetzt? … Ruhe! Auf jeden Fall … Ruhe bewahren! Denk nach!

Sabine starrte noch immer ihr Spiegelbild an, als sie plötzlich eine Stimme aus der Wohnung hörte. Ihr knickten die Knie weg.

„Bine? Hallo! Wo steckst du denn?“

Die Badezimmertür wurde aufgerissen und Maximiliane stand da, als sei nichts geschehen.

„Ach hier steckst du. Du warst plötzlich verschwunden und ich …“

Maximiliane stockte bei dem was sie eben hatte sagen wollen. Sie legte den Kopf schief ob der Unmöglichkeit, die ihr gerade bewusst wurde.

„Du warst plötzlich verschwunden?! Aber wie …? Das kann doch gar nicht sein. Eben hast du noch neben mir gesessen und dann will ich dir etwas zeigen und du warst nicht mehr da. Ich habe nicht gesehen, wie du aufgestanden und ins Bad gegangen bist. Wie …? Ich glaube, ich drehe jetzt wirklich durch. Was passiert nur mit mir?“

Hilflos standen sich die beiden Frauen gegenüber. Es musste doch eine simple Erklärung für diese Phänomene geben. Vielleicht sollten sie alle Fakten ein weiteres Mal durchgehen.

***

Bei einer Tasse Tee berichtete Sabine noch immer mit zitternder Stimme, was geschehen war.

Der letzte Text stand noch auf dem Bildschirm. Es war definitiv eine Nachricht. Eine Nachricht, von wem auch immer.

Also doch weiterforschen und den Dingen auf den Grund gehen.

Sabine und Maximiliane atmeten tief durch, lächelten sich Mut machend an und klatschten ab. Dann machten sie sich gemeinsam auf in die Bibliothek, um zu schauen, was Andreas zu dieser ganzen Geschichte meinte und ob er nicht einschlägige Literatur für sie hätte.

Die Bibliothek war im ältesten und wohl auch größten Gebäude des Campus untergebracht.

Ein ehrwürdiges altes Gemäuer, an dem die Zeit nicht spurlos vorübergegangen war, und die Gelder für eine Restaurierung scheinbar nicht aufgebracht werden konnten. Ein Teil war bereits wegen Einsturzgefahr gesperrt und es würde bestimmt nicht lange dauern, bis diese altehrwürdige Bibliothek ausgelagert werden müsste.

Aber wie auch immer, Sabine und Maximiliane hatten heute kein Auge für diese im Verfall befindliche Schönheit. Sie waren auf der Suche nach Andreas.

Durch ein gigantisches Tor, welches für seine Größe relativ leicht und geräuschlos zu öffnen war, traten die Frauen in den Lesesaal. Ein leicht muffiger Geruch nach alten Büchern und Papieren schlug ihnen entgegen. Außer dem Umblättern der Buchseiten und dem Klickern der Computertastaturen waren keinerlei Geräusche zu vernehmen. Eine Bibliothek eben.

Die Bibliothekarin musterte die beiden Eintretenden mit einem prüfenden Blick und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit.

Eine riesige Halle mit jeder Menge Tische, Stühle und Computer lag vor ihnen. Rund um den Raum wurde eine Galerie, auf der sich bis unter die hohe Kuppel Bücherregale erstreckten, von Marmorsäulen getragen.

Schnell liefen Sabine und Maximiliane, liefen den Gang hinter den Säulen entlang, vorbei an Porträts großer Männer, die dort an den Wänden hingen.

Noch bevor sie die Tür ins Untergeschoss erreichten, sahen sie Andreas, der gerade um die Ecke bog.

„Hallo, Andreas!“, rief Sabine.

Als er seinen Namen hörte, drehte er sich um, nicht ohne vorher in Richtung Bibliothekarin zu schielen, die ein grimmiges „Sch!“ von sich gab. Er zwinkerte beiden Frauen zu, verdrehte die Augen wegen des „Sch!“ und gemeinsam stiegen sie die ausgetretenen Kellertreppen hinunter in die Katakomben. Katakomben nannten sich die Kellerräume, in denen Bücher gelagert wurden, die nicht jedermann zugänglich waren. Diese Werke mussten in der Regel vorbestellt werden und durften die Räumen der Bibliothek nicht verlassen.

Auf dem Weg in Andreas' Refugium erzählten Sabine und Maximiliane ihm ihre Geschichte. Er hörte aufmerksam zu und murmelte hin und wieder etwas vor sich hin, woraus die Frauen nicht schlau wurden.

Dann kratzte er sich am Kopf und meinte: „Verzwickte Lage, meine Damen. Ts ts ts. Adanwe, Menanim, ja? Hm … hört sich wie eine ururalte Legende an. Nichts Großes und Bedeutendes. Sehr alt. So alt wie die Zeit. Heute im Zeitalter von Wissenschaft und Technik … und man sollte auch meinen der Aufgeklärtheit … sind solche Legenden längst in Vergessenheit geraten. Bestenfalls noch als Märchen bekannt oder Fantasiegeschichten von Anderwelten, in denen fremdartige Lebewesen hausen. So was wie Elben, Riesen, Vampire …“

„… und Highländer?“, fiel ihm Maximiliane ins Wort.

„Ist ja toll. Die leben alle heimlich und getarnt unter uns Menschen und ausgerechnet wir zwei beiden mussten in so ein Horrorszenario reinrutschen.“

Sie deutete Sabine heimlich an, ob Andreas vielleicht nicht ganz richtig im Kopf wäre und an Andreas gewandt entschuldigte sie sich.

„Sorry, sollte nicht so respektlos klingen, denn schließlich wollten wir ja deine Hilfe. Also du meinst, es könnte sich um … Ja, um was eigentlich handeln? Kannst du uns von dieser Legende erzählen?“

Andreas hatte Maximlianes Zeichen an Sabine sehr wohl gesehen, nahm dies jedoch nicht so ernst, denn wer sein Leben hier unten verbrachte und in den Büchern aufging, besaß bestimmt zu Recht einen Hau. Ganz seine Meinung und manchmal auch Glück für andere.

Er fing an, die Bücherregale abzulaufen und hin und wieder eines der Bücher in die Hand zu nehmen, nur um es dann wieder kopfschüttelnd ins Regal zurückzustellen.

„Hm, … also ich hab da keine Unterlagen mehr darüber. Aber ich kenne da einen alten schrulligen Antiquitätenhändler, der hat mit Sicherheit noch derartige Aufzeichnungen. Während ich ihn anrufe, damit er seine Schätze durchforstet, könnt ihr schon mal hinüberfahren. … Hier ist die Adresse. … Ach so, ja. Legende. Passt auf. Es soll da ein Volk geben, so alt wie die Zeit. Sie lebten schon immer unter den Menschen. Haben eine eigene Heimat in einer Anderwelt, in welche sie nur zu einer bestimmten Sternenkonstellation gelangen können. Ein sehr friedliebendes und gewaltfreies Volk, die nach den Gesetzen der Steine leben.“

Als Andreas die fragenden Blicke der jungen Frauen sah, zuckte er mit den Schultern, hob die Hände abwehrend empor und fügte hinzu: „Fragt mich nicht. Keine Ahnung, was Steine für Gesetze haben. Ich glaube ja, die haben gar nichts. Totes Material. Aber … nichts genaues weiß man nicht. … So Ladys, von meiner Seite war's das. Lasst euch mal wieder sehen. Ich muss dann.“

Andreas winkte die beiden hinaus und war im nächsten Moment zwischen seinen Regalen verschwunden.

Da standen sie nun. Nicht viel schlauer als vorher, aber mit einer Adresse in den Händen.

Sie steckten die Notiz ein und machten sich auf, am anderen Ende der Stadt ein kleines Antiquariat aufzusuchen, um nach einer geschlagenen Stunde kreuz und quer durch die Stadt vor einem, im wahrsten Sinne des Wortes, kleinen und schäbig wirkenden Laden zu stehen.

>...rariat für Büche...< stand auf einem verrosteten halb herunterhängenden Schild über der Tür.

In der Auslage waren zum Teil zerfallene und vergilbte Bücher mehr oder weniger ansprechend drapiert.

Stirnrunzelnd musterte Maximiliane das äußere Erscheinungsbild des Geschäfts als sie ein plötzlicher Lufthauch im Genick herumfahren ließ.

Muss ich mir wohl eingebildet haben. Da ist nichts und niemand. Nur zwei kleine Kinder, die Himmel-und-Hölle spielten. Hm. Das ist aber seltsam.

„Hallo. Wen haben wir denn da? Du wirst ihn nicht befreien können. Er gehört mir und wenn ich mit ihm fertig bin, komme ich zu dir“, flüsterte es an ihrem Ohr und sie spürte eine Zunge, die an ihrer Ohrmuschel leckte.

Eine Gänsehaut lief über ihren Körper.

Maximiliane sah ihr Spiegelbild im Schaufenster und …

Ein hochgewachsener, elegant gekleideter Mann mit tiefschwarzen Augen, in denen das rote Feuer der Hölle loderte, stand hinter ihr. Seine schwarzen Haare waren mit grauen Strähnen durchzogen und in einem Zopf geflochten, der bis zur Hüfte reichte. Aristokrat durch und durch, wie ein Herr aus vergangenen Zeiten.

Gerade als sie sich umdrehen wollte, verschwand er mit einem teuflischen Grinsen.

„Maxi. Erde an Maxi. Wo steckst du denn schon wieder mit deinen Gedanken? Hast du nicht gehört, was ich gefragt habe?“

Sabine stand neben ihrer Freundin und musterte diese, wie sie das Schaufenster anstarrte, ihr Blick jedoch auf das Geschehen hinter ihr gerichtet schien. Sie zog sie am Arm beiseite und war überrascht, wie kalt sich die andere anfühlte, obwohl doch eine schwüle Hitze in den Straßen der Großstadt herrschte.

Maximiliane tat einen Schritt zurück und sah den Bürgersteig hinauf und hinunter sowie auf die gegenüberliegende Straßenseite.

„Wieder so eine dumme Fata Morgana. Wenn sich das Rätsel nicht bald löst, drehe ich noch durch. Lass uns reingehen“, sagte sie ohne den besorgten Ausdruck auf Sabines Gesicht zur Kenntnis zu nehmen.

Aus dem benachbarten Kurzwarengeschäft trat eine Frau, Ende dreißig vielleicht, und schaute sich suchend um. Dann rief sie nach ihren Kindern, die hier eben noch gespielt hatten. Doch die Straße war menschenleer.

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