Читать книгу Gilbartas Fluch - A. B. Schuetze - Страница 7
4. Kapitel
ОглавлениеObwohl Elfriede körperlich total erschöpft in ihr Bett fiel, lief ihr Gehirn auf Hochtouren und vergönnte ihr keine Ruhe. Wie ein Hamster in seinem Rad spulte es nicht nur den heutigen Tag immer und immer wieder vor ihrem inneren Auge ab. Auch alle möglichen Gedanken purzelten durcheinander.
Ihr war schon alles Mögliche über diesen Dugal McMall zu Ohren gekommen. Eins seltsamer als das andere. Ihm dennoch gegenüberzustehen, empfand sie wie eine Zeitreise.
Plötzlich sah sie Dugal MacNjal in seinem Arbeitszimmer vor sich. Es fühlte sich so real an wie in ihren Träumen, die sie seit zwei Jahren heimsuchten. Begonnen hatten sie mit Selbstporträt im Arbeitszimmer.
Damals stand sie in der Galerie eine gefühlte Ewigkeit vor diesem Gemälde. Es stellte MacNjal hinter seinem Schreibtisch dar. Etwas an ihm faszinierte sie nicht nur, sondern hielt sie in seinem Bann. Seine Ausstrahlung vielleicht, denn sie dominierte seit jener Zeit zu jedem Vollmond ihre Träume.
Wie konnte McMall seinem Ur- … Wie viele Ur mochten es wohl sein? … -ahnen so ähnlich sein. Ach was ähnlich! Sie glichen sich bis aufs Haar fast schon wie Zwillinge. Selbst das winzig kleine Tattoo in Form eines T und einer darauf liegenden offenen Sechs hinter dem linken Ohr war das Gleiche.
Warum war das noch niemandem aufgefallen?
Selbst das Interieur … Oh ja, McMall hatte ihr eine plausible Erklärung gegeben. Aber entsprach sie wirklich der Wahrheit? Spiegelte das Motiv des Gemäldes die tatsächlichen Begebenheiten des damaligen Jahrhunderts wider? Fand dieser Fakt bei der Prüfung der Echtheit eines Werkes jemals Beachtung?
Holztafel, Spannrahmen, Leinwand, Pigmentierung und Farbschichten, der Allgemeinzustand der Oberfläche und des Maluntergrundes … das alles schon, aber die eigentliche Aussage der Darstellung?
Dann war da noch die Farbgebung … unüblich für jene Zeit.
Was, wenn die Gemälde aus McMalls Sammlung alle …
Je länger Elfriede darüber nachdachte, umso mehr verstrickte sie sich in unhaltbaren Vermutungen. Letztendlich musste sie einsehen, dass alle bisher geprüften Werke dem 15. Jahrhundert zugeordnet werden konnten.
McMall mochte vieles sein, aber mit Sicherheit kein Künstler. Dennoch gab es die Gerüchte.
McMall.
Neben dem Gemälde galt seiner Person ein weiterer ihrer Gedanken. Er war schon ein beeindruckender Mann. Nicht nur sein Erscheinungsbild … Statur, Gesicht, Augen, Lippen …
Elfriede verlor sich in ihren Erinnerungen.
Sie sah ihn vor Augen und erkannte jedes Detail, sodass sie ihn aus dem Gedächtnis malen konnte.
Nur sein Auftreten, seine Kälte verwirrten sie. Selten hatte Elfriede jemanden getroffen, der mit seiner Präsenz den gesamten Raum beherrschte, in dem er sich befand. Gleichwohl, seit frühester Kindheit wusste sie sich zu behaupten. Um sie einzuschüchtern, musste er definitiv andere Geschütze auffahren.
Das schien ihm allerdings ebenfalls klar geworden zu sein, denn die komplette Zeit des Abends hatte er sie nicht aus den Augen gelassen. Wohl auf der Suche nach einer ihrer Schwachstellen. Da konnte er lange suchen. Sie würde sich nicht vor ihm entblößen.
Entblößen.
Elfriede konnte sich bei der Zweideutigkeit des Wortes ein Kichern nicht verkneifen. Ob sie ihm gefiel?
Sie ließ seine Begrüßung nochmals Revue passieren und kam zu dem Schluss: Auf keinen Fall.
Es zeugte nicht von Wohlwollen und Sympathie, so wie er sich ihr gegenüber aufgeführt hatte. Er war ihr ständig ins Wort gefallen und hatte sie mit Nichtachtung bedacht.
Elfriede erinnerte sich nicht, jemals auf solch eine Art und Weise empfangen worden zu sein.
Bereits bei ihrer Begrüßung betrachtete McMall sie kühl und reserviert. Er erteilte seine Anweisungen, als wäre sie eine seiner Angestellten. Letztendlich schob er sie trotz ihres Einwandes in die Obhut seines Butlers ab.
Wütend über dieses respektlose Benehmen blieb Elfriede nichts anderes übrig, als kehrtzumachen und William hinterherzurennen.
Wieder an der Treppe angekommen, fiel ihr am Ende des Ganges ein riesiges Fenster auf, welches keineswegs einen Blick nach draußen zeigte. „William? Verzeihen Sie die Frage, aber was ist das dort hinten?“ Sie zeigte in besagte Richtung.
„Das ist ein Wintergarten. Er geht über alle Stockwerke und ist von jeder Etage über eine Wendeltreppe zu erreichen. Sie können ihn sich gewiss noch anschauen. Nur im Moment wäre es besser, Ms. Bauer, Sie suchten Ihr Zimmer auf und erfrischten sich ein wenig. Seine Lordschaft hält es mit der Pünktlichkeit sehr genau.“
Liebend gern wäre sie auf der Stelle dorthin marschiert, um den Wintergarten anzuschauen. Doch zu ihrem Verdruss hielt es ja seine Lordschaft mit der Pünktlichkeit sehr genau. Sie verdrehte die Augen bei diesem Gedanken. Außerdem betrat William bereits das nächste Stockwerk.
Er führte sie zu genau jenem Zimmer, welches direkt über McMalls Arbeitszimmer lag.
„Ihr Zimmer, Ms. Bauer.“ Der alte Mann öffnete die Tür und ließ sie eintreten, während er auf dem Gang stehen blieb.
Den Großteil des Raumes nahm ein riesiges Bett ein. Vor einem Kamin standen zwei bequem aussehende Sessel. Ein Kleiderschrank, eine Kommode und ein Tischchen ergänzten die Einrichtung. Alle Möbelstücke waren aus sehr dunklem, edlem Holz kunstvoll in Handarbeit gefertigt worden. Sie bildeten einen schönen Kontrast zu den hellen und schlichten Wänden. Sowohl die Übergardinen und der Bettüberwurf als auch die Plaids der Sessel ähnelten einander in Farbe und Muster. Sie gaben dem Zimmer etwas Gemütliches und Anheimelndes. Das Bett wurde von flauschigen Vorlegern umrandet.
Eine Tür führte in ein angrenzendes Bad mit Regendusche und einer frei stehenden Badewanne. Der Clou … man konnte beim Baden aus dem bodentiefen Fenster hinaus aufs Meer sehen.
Es überraschte Elfriede, derartig Schönes hier vorzufinden. Fast fühlte sie sich in eine andere Zeit versetzt, bis ein Klopfen an der Tür sie aus ihren Träumen des Entzückens riss.
„Ms. Bauer? … Entschuldigen Sie bitte mein Eindringen. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Hier bringe ich Ihnen Ihren Koffer.“
Fragend wandte sie sich um. Ein Mann von vielleicht vierzig Jahren stand in ihrem Zimmer.
Wo befand sich William und wer war … er?
„Oh! Wo habe ich nur meine Manieren gelassen? Mein Name ist Oliver Meloy. Ich bin der Assistent, Sekretär, die linke Hand und vieles mehr von Mr. McMall. Ich hoffe, Sie können mir mein Versäumnis nachsehen“, schob er mit einem gewinnbringenden, fast spitzbübischen Lächeln schnell nach.
Bei seinem Anblick dachte Elfriede, er schien ein netter Kerl zu sein und neben Liam ein Lichtpunkt in diesem Haus. Freundlich eilte sie ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. „Schön, Sie kennenzulernen, Mr. Meloy. Und danke für das Heraufschleppen meines Koffers. Das war sehr nett von Ihnen.“
„Das gehört zu meinen Aufgaben. Aber sagen Sie ruhig Oliver zu mir. … Der Boss hat Sie schon herzlich willkommen geheißen?“
Sofort legte sich ihre Stirn in Falten, sodass Oliver in lautes Lachen ausbrach.
„Er ist etwas … schwierig. Aber als Boss macht er seine Sache ganz gut. Ich glaube, es gibt keinen besseren, wenn man ihn zu nehmen weiß. Als Mensch … hm … sehr introvertiert. … Nun, dann möchte ich Ihnen sagen: Seien Sie herzlich willkommen, Ms. Bauer.“
„Vielen Dank, Oliver. Dann aber auch Elfriede oder Elfie, wie mich meine Freunde nennen.“
Auf diese Weise lernte sie Oliver kennen und sie stellte sich sogleich die Frage: Wie konnte er nur mit McMall so gut zusammenarbeiten, wie er behauptete? Sie waren wie Feuer und Wasser, wie Sonne und Eis.
Oliver wies sie nochmals darauf hin, dass sie um 20:45 Uhr zum Dinner erwartet wurde. Auch beschrieb er ihr den Weg zum Speisezimmer, was William versäumt hatte, und ließ sie danach wieder allein.
Schnell entledigte sie sich ihres Blazers und des Tops, erfrischte sich, überprüfte ihr Make-up, warf sich eine Tunika über und band ihr Haar in einem Pferdeschwanz zusammen. Ein letzter Blick in den Spiegel … Kopf hoch, Schultern zurück. So gewappnet machte sie sich auf die Suche nach dem Speisezimmer.
Sie wusste, es ging die Treppen hinunter bis in die große Halle und durch den Salon, den sie bereits bei ihrer Ankunft gesehen hatte.
Da standen sie, vertieft in eine Diskussion an einer wunderschönen alten Anrichte mit Vitrinenaufsatz … McMall in Begleitung von Oliver und einem Herrn, der ihr später als Jasper van Drühe vorgestellt wurde.
Schon beim Eintreten fiel Elfriede sofort der reich verzierte Schrank, in dessen Schubladen wahrscheinlich das Familiensilber aufbewahrt wurde, und die hinter Glastüren befindliche fantastische Sammlung kostbarer Gläser auf.
An der Tafel, die den gesamten Raum einnahm und an der wohl an die fünfzig Personen Platz fanden, saß Amanda Spencer auf einem der robusten Stühle mit hoher Rückenlehne. Die rothaarige Schönheit und gleichzeitig McMalls Agentin starrte vor sich hin. Das Gespräch der Männer als auch ihr Eintreten ignorierte sie. Selbst im Laufe des Abends zeigte sie keinerlei Interesse. Sie war eindeutig verärgert gewesen.
Anders van Drühe. Er stellte begeistert Fragen bezüglich ihrer Person und ihres Werdegangs.
Das wiederum gefiel McMall gar nicht.
Van Drühe, selbst ein gut aussehender Mann, schien das nicht zu stören. Er wusste sich zu behaupten, auch wenn sein gesundes Selbstbewusstsein und eine gewisse Macht durch McMalls Ausstrahlung von Kälte und Gefahr in den Schatten gestellt wurden.
Wollte sie jetzt wirklich diese beiden Männer miteinander vergleichen?
Van Drühe entstammte definitiv dieser Welt. Und McMall? Ihn umgab eine mystische Aura. Zwei so verschiedene Männer und dennoch beide begehrenswert.
Eigentlich sollte Elfriede aus vielfältigen Gründen nicht einmal derartige Gedanken hegen. Auch nicht träumen. Oder doch?
***
Wie schon so oft lief Elfriede barfuß, nur bekleidet mit einem transparenten weißen Nachthemd und einem dazugehörigen Morgenmantel, durch die spärlich beleuchteten Flure.
Anders als in den Träumen davor erfasste sie plötzlich ein beklemmendes Gefühl. Sie schaute sich ängstlich um. Warum, konnte sie nicht sagen. Niemals zuvor war ihr etwas in den Gängen zugestoßen gewesen.
Eigentlich sollte sie das Wissen darum beruhigen.
Sollte, doch das tat es nicht. Warum verhielt sie sich so? Vielleicht, weil in Filmen dem Zuschauer gezeigt wurde, wie sich Personen in solchen Fällen panisch umdrehten?
Getrieben von einer Stimme in ihrem Kopf, eilte sie vorwärts. Sie hörte: sgrìobhaidhean mac a ’mhallachd … oder so ähnlich. … Immer und immer wieder.
Elfriede beherrschte die Sprache nicht. Deshalb war es ihr auch schwergefallen, das Gehörte zu verschriften und zu übersetzen.
Laut Google-Übersetzer bedeuteten diese Worte so viel wie: Schriften Sohn des Fluches.
Aber wer sollte der Sohn des Fluches sein? Um welchen Fluch ging es dabei? Vor allem aber, wer hatte die Schriften verfasst und wann? Das beschäftigte sie, während sie an so vielen geschlossenen Türen beidseits des Ganges vorbeirannte.
Sie hetzte zum Zimmer hinten in der Ecke. Obwohl sie wusste, was sich hinter dieser Tür verbarg, musste sie dort hinein.
Welchen Raum sie auch immer in den Vollmondnächten der letzten zwei Jahre aufgesucht hatte … ob am Anfang des Ganges, in der Mitte, linke Seite, rechte Seite … es war stets das Arbeitszimmer von Dugal MacNjal gewesen.
Doch heute erfasste sie eine Ahnung, dass es sich um das Zimmer von Dugal McMall handelte. Bestand darin des Rätsels Lösung … im Wissen um den wahren Besitzer? Nur wie konnte das möglich sein? Sollte sie es heute Nacht erfahren?
Vorsichtig öffnete Elfriede die Tür und trat ein. Eine gespenstische Ruhe schlug ihr entgegen und … etwas anderes. Sie spürte es sofort, wusste aber nicht, was es war.
Das Mondlicht schien wie immer durch die Fenster und erhellte das Zimmer genug, um die Umrisse der Möbel sehen zu können.
Sie kannte sie in ausreichendem Maß … die kleine Raucherecke mit Tischchen und zwei Sesseln gleich rechts neben der Tür; ein größerer Schrank ähnlich einem Vintage Highboard mit einem mittleren Glasteil; dem schloss sich der massive Schreibtisch und dahinter der klobige Drehstuhl an; auf der linken Seite durchgängig ein deckenhohes Bücherregal.
Sie blickte sich im Raum um, ohne zu wissen, nach was sie suchte. Sicher, nach den Schriften. Doch in welcher Form? Ein oder mehrere Bücher oder Schriftrollen, gedruckt oder handgeschrieben, dick oder dünn, gebunden oder lose?
Bisher war ihre Suche erfolglos gewesen, denn …
Jäh stöhnte sie auf. Jetzt wusste sie, was nicht stimmte. Der Stuhl hinter dem Schreibtisch stand nicht wie in den anderen Nächten mit der Rückenlehne in den Raum.
Hieß das: MacNjal schaute nicht aus dem Fenster hinaus aufs Meer; erhob sich nicht und kam auf sie zu; blickte sie nicht mit seinen traurigen, müden Augen erwartungsvoll an; streckte nicht seine Hände bittend nach ihr aus und löste sich dann auch nicht auf? All das würde heute nicht passieren, weil … er schlichtweg fehlte?
Sofort verstärkte sich das seltsame Gefühl in Elfriede. Ihr Herz schlug zu laut und zu heftig. Sie schluckte, doch ihre Zunge klebte am Gaumen. Einer Eingebung folgend, schaute sie an sich hinunter und fragte sich, ob sie noch träumte.
Statt dem langen, weißen Nachthemd und dem Morgenmantel trug sie ihr schwarzes Seidenhemd, welches gerade ihren Po bedeckte, und einen Slip … ihre bevorzugte Nachtwäsche.
Diese Erkenntnis traf sie unerwartet wie ein Vorschlaghammer. Schlafwandelte sie? Suchte sie wahrhaftig die Schriften in McMalls Arbeitszimmer?
Elfriede beschloss, umgehend in ihr Zimmer zurückzukehren.
Noch einmal schaute sie sich um.
Wobei … so eine Gelegenheit bot sich ihr nicht wieder. Sie konnte in aller Ruhe die Regale, den Schreibtisch und den verschlossenen Schrank durchsuchen.
Unschlüssig, was sie tun sollte, starrte sie auf den leeren Schreibtischstuhl.
Die Entscheidung wurde ihr abgenommen. Eine kühle Hand legte sich von hinten um ihren Hals. Heißer Atem strich über ihr Ohr, als jemand flüsterte: „So eine neugierige kleine Lady. Hast du mich gesucht? … Oder vielleicht doch etwas ganz anderes?“
Auf der Stelle versteifte sich Elfriede. Eine Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper.
McMall.
Sie erkannte ihn zuerst an seinem markanten Duft, der sie an Wind, Wellen und Gischt erinnerte, aber auch an den Sonnenuntergang über dem Meer. Er passte zu ihm und seiner Insel.
Dann vernahm Elfriede seinen tiefen Bariton. Bisher hatte sie ihn nie so leise und samtig gehört. Letztens noch troff seine Stimme vor Kälte, Macht und Sarkasmus. Im Moment brachte er all ihre Nerven zum Schwingen und ihr Blut zum Kochen. Ihr Herz schlug mittlerweile bis zum Hals.
Wie konnte er nur so plötzlich hinter ihr stehen? Es war nicht das geringste Geräusch zu hören gewesen. Die Tür befand sich jederzeit in ihrem Blickfeld und hinter ihr gab es nur eine Wand mit dem riesigen Bücherregal.
Ihre Gedanken spielten verrückt. Sie drehten sich im Kreis. So sehr sich Elfriede auch anstrengte, sie fand nicht die richtige Antwort auf seine derart provozierenden Fragen.
„Egal was, ich kann es dir geben. Du musst es mir nur sagen.“
Nur sagen? Was würde er dafür verlangen?
Elfriede machte den Mund auf, doch kein Wort kam über ihre Lippen.
Warum wehrte sie sich nicht? Warum bot sie ihm nicht Paroli?
Ohne seine Hand von ihrem Hals zu nehmen, drehte McMall Elfriede zu sich herum und sah sie spöttisch mit seinen kalten Augen an. „Wollen wir doch mal sehen, was ich für dich tun kann, meine kleine Elfe.“
Kleine Elfe? Seine Stimme wirkte wie reine Magie, die Elfriede gefangen nahm. Sie fühlte sich wie ein Kaninchen in den Fängen einer Schlange, hypnotisiert … ihrer Kraft beraubt.
Er besaß alle Macht über ihren Körper.
Langsam schob McMall seine Beute rückwärts, bis sie mit dem Po an den Schreibtisch stieß, und beugte sich so weit vor, dass sie fast auf Selbigen zu liegen kam. Seinen Blick richtete er auf ihre Augen sowie ihre Mimik und blieb wie fasziniert an ihren Lippen hängen.
Elfriede versank in den silbernen Strahlen im Grün seiner Iris. Ihr eiserner Wille verwandelte sich in Pudding. Ein letzter Gedanke schoss ihr durch den Kopf: Er wird doch nicht …
Konnte ihr Herz noch schneller rasen?
Sie brauchte Luft, obwohl ihr Atem bereits ihre Lunge in einem Tempo füllte, dass sie fast den Brustkorb durchschlug. Elfriede wusste, er spürte ihren jagenden Puls unter seiner Hand … und er liebte es.
Im nächsten Moment lagen seine Lippen auf den ihren. Er war nicht sanft, sondern fordernd und brachte das mit einem Knurren und leichten Bissen unmissverständlich zum Ausdruck. Seine Zunge begehrte Einlass und bedingungslose Kapitulation.
Stöhnend öffnete sie ihre Lippen einen winzigen Spalt.
Das reichte ihm, um ihren Mund zu erobern.
Genauso hatte sie sich den Mann ihrer Träume vorgestellt ... heiß. Er brachte sie zum Glühen.
Sie verbrannte innerlich.
Gefangen in der Ekstase des Spieles ihrer Zungen merkte Elfriede nicht, wie McMall sie auf den Schreibtisch legte. Erst als er ihre Arme ausgebreitet an den Enden des Möbelstückes fixierte, riss sie den Kopf herum und unterbrach damit nicht nur den Kuss, sondern auch den Zauber.
Entsetzt starrte sie ihre Handgelenke an.
Sie hatten also doch einen Nutzen … die Löwenklauen an den Ecken der Arbeitsplatte. Elfriede hatte sich oft gefragt, ob sie außer schönen Zierrat darzustellen, auch über eine Funktion verfügten.
Nun wusste sie es.
Sie hielten ihren Körper an Ort und Stelle.
Darüber total aufgebracht, versuchte sie augenblicklich ihre Hände aus dem Griff der Klauen zu befreien. So viel sie auch zerrte, sie verletzte sich nur selbst. Wütend schrie sie McMall an: „Mach mich los! Sofort! Verdammt noch mal! Los!“ Elfriede sah rot.
Noch während sie um die Befreiung ihrer Arme kämpfte und McMall anschrie, nahm er unbeeindruckt und seelenruhig ihre Beine in einen festen Griff, winkelte sie an und stellte sie auf dem Schreibtisch ab, um sie ebenfalls zu fixieren.
Trotz ihres Zorns drang sein leises Lachen zu Elfriede durch.
Dieser Grobian von McMall beugte sich über sie, strich ihre Haare aus dem Gesicht und fuhr mit dem Zeigefinger vom Haaransatz über Schläfe und Wange hinab zu ihrem Hals. „Sch. Sch. Sch. Ruhig, meine kleine Elfe. Alles hat seinen Preis“, flüsterte er an ihrem Ohr. Mit einer Hand hielt er ihr Kinn gefangen und eroberte gleich darauf erneut ihren Mund. Seine Zunge schob sich zwischen ihre Lippen und sie konnte ihn wieder schmecken … etwas rauchig, aber auch würzig. Leicht betäubend. Süchtig machend.
Seine andere Hand knöpfte derweil Elfriedes Hemd auf, entblößte ihre Brüste und begann sie abwechselnd zu kneten und zu necken.
Ein Stromschlag schoss durch sie hindurch, als er erst ihre Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger rollte und anschließend zwickte. Automatisch zog sie ihren Brustkorb zurück und reckte den Bauch nach oben.
Leise lachte er in ihren Mund und fuhr nur mit den Fingerspitzen langsam das Tal zwischen ihren Brüsten abwärts, über den Bauch bis in ihren Slip, den er ihr mit einem Ruck vom Leib riss.
Wieder trieb Elfriede auf einer Welle der Lust. Ihr blieb nur ein Japsen nach Luft und ein lustvolles Stöhnen.
Das war wie eine Aufforderung für McMall. Sein Mund begab sich sogleich auf Wanderschaft. Entlang des Weges, den kurz zuvor seine Finger genommen hatten, hauchte er heiße Küsse auf ihre Haut.
Sie hob den Kopf, um zu sehen, was er tat, und biss sich auf die Lippen, damit ihr keine weiteren Geräusche entschlüpften. Er sollte auf keinen Fall darüber triumphieren, dass seine kleine Folter das Ziehen zwischen ihren Schenkeln steigerte.
All ihre Bemühungen machte er in der nächsten Sekunde zunichte. Er saugte ihre Klitoris zwischen seine Lippen und umspielte sie mit seiner Zunge.
Mit einen kleinen Schrei spannten sich all ihre Muskeln an, was er mit großer Genugtuung quittierte.
„Bleib locker, meine kleine Elfe. Das ist erst der Anfang. … Lass dich einfach fallen.“
Das konnte er doch nicht … Wenn er so weitermachte, zerging sie vor Lust.
Selbst ein kurzes Stoßgebet nutzte nichts.
Er machte weiter und sie ergab sich in ihr Schicksal. Elfriede überließ schlichtweg Körper und Geist voll und ganz McMall.
Er leckte und saugte weiter an ihrer Klitoris, schob seine Zunge kreisend weit in ihre Scheide hinein und knurrte zufrieden.
Niemals vorher hatte jemand so etwas mit ihr angestellt.
Es sollte ihr unangenehm sein. Doch das war es nicht. Stattdessen schob sie ihm ihr Becken weiter entgegen. Sie brauchte mehr. Viel mehr.
Sein Lachen vibrierte überall da, wo er sie berührte … und dann überrollte Elfriede ein Orgasmus ohnegleichen. Ihre Vagina zog sich zusammen, ihr Becken ruckte nach oben, ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ein Schrei der Befreiung verließ ihre Kehle.
Elfriede fiel erschöpft auf die Matratze zurück.
Als sie nach gefühlter Ewigkeit den Kopf hob, sah sie McMall mit glühenden Blicken am Fußende ihres Bettes stehen.
Was?! Entsetzt riss sie die Augen auf und schoss im nächsten Moment in die Höhe. Sie starrte an jene Stelle, an der sie McMall zu sehen glaubte.
Hatte sie sich geirrt? Da stand niemand.
Kopfschüttelnd lehnte sie sich wieder in die Kissen zurück. Sie dachte wirklich …
Ohne den Gedanken zu Ende zu bringen, schnellte sie in Sekunden erneut hoch.
Was?! … Bett? Matratze? Ihr … Zimmer?
Verwirrt sah sich Elfriede um. Sie lag wirklich in ihrem Bett, in ihrem Zimmer im Haus von Dugal McMall. Mit einem tiefen Seufzer blies sie die Luft aus.
Nur ein Traum. Allerdings ein intensiverer als all die vorherigen. Sie besaßen nicht solch eine nachhaltige Wirkung auf ihren Körper wie die, die sie noch immer spürte.
Adrenalin ließ ihr Herz gegen ihre Rippen hämmern und ein Glückscocktail bestehend aus Serotonin, Dopamin, Noradrenalin rauschte durch ihre Adern.
In der Luft hing ein Hauch von Bergamotte und Grapefruit sowie von Moosen, Hölzern und verschiedenen Gewürzen … ein einzigartiges Odeur. Sein Duft.
Sie roch ihn noch immer, als stünde er hier im Raum.
Sie sah seine sonst so kalten Augen, die sie glühend vor Begehren angestarrt hatten.
Unmöglich, denn derartige Gefühle zeigten sich nicht in seinem Blick. Alles nur ein Traum.
Elfriede nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche, die auf dem Nachtschränkchen stand und blickte an sich hinab.
Das Hemd war zugeknöpft, der Slip noch in Takt. Genauso, wie es sein sollte.
Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich ins Zimmer.
Ein Blick auf die Uhr zeigte kurz vor halb sieben.
Ein neuer Tag.
Sie würde heute ihre Arbeit erledigen, sich dann von Liam wieder zum Flughafen bringen lassen und nach Hause fliegen.