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6. Kapitel

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Elfriede blickte sich im Raum um und stellte fest, dass es in dieser Werkstatt an nichts fehlte. Sie erfüllte alle Voraussetzungen für kunsttechnologische Prüfungen, naturwissenschaftliche Analysen und Multispektral-Untersuchungen zur Erstellung von Gutachten sowie zu fachgerechten, professionellen Restaurierungen.

Welcher Privatier brauchte solch eine Ausstattung? Verstand McMall mehr davon, als er zuzugeben bereit war? Oder mochte er nur nicht seine Gemälde in die Obhut anderer geben, außer auserwählten Galeristen. Ließ er alle Gutachter und Restauratoren auf seine Insel einfliegen, so wie sie?

Elfriede musste sich eingestehen, es grenzte an ein Wunder, an einen Traum, in dieser Umgebung arbeiten zu dürfen. … Sie würde es total genießen.

Ehrfürchtig strich sie über die hochwertigen Geräte unter anderem zur Mikro-Röntgen-Fluoreszenz und Raman-Spektroskopie, Infrarot-Reflektografie sowie zur Infrarot-Falschfarbenfotografie.

Vor einem Glasschrank, der eine der Wände des Raumes vollends einnahm, blieb Elfriede stehen. Sie besah sich den Inhalt … Binde- und Klebemittel, Lösungsmittel und Chemikalien, Malgründe, Papier und Folien, Pinsel und Bürsten, Werkzeuge wie Skalpelle und Spatel, Schutzbrillen, Baumwollhandschuhe, Vergrößerungsgläser, Fachliteratur, Farbkarten und vieles mehr von namhaften Herstellern.

In einer Nische lagerten in einem Regal unzählige Behälter mit Farbpulvern in den unterschiedlichsten Farbnuancen … historische Pigmente, feine farbige Glasmehle, Erden, Eisenoxide und Mineralpigmente ebenso wie natürliche Pflanzenfarbstoffe.

Elfriede erkannte sofort die qualitativ hochwertigen Produkte für Restaurierungen, Denkmalpflege, anspruchsvolle Malerei und Handwerk. Sie bezog ebenfalls ihre Farben von diesem renommierten Familienunternehmen, weil es nicht nur eine unvorstellbare Farbpalette, sondern auch eine immens große Auswahl anbot.

Immer wieder suchten Vater und Sohn nach Materialien zur Herstellung der ursprünglichen Farben, so wie sie vor Jahrhunderten Verwendung fanden.

Hatten sie die richtige Rezeptur für MacNjals einmalige Farben gefunden? Es musste anscheinend so sein. Warum sonst sollte McMall einen solchen Vorrat angelegt haben?

Dieses reichhaltige Angebot zu sehen … Elfriede ging das Herz dabei auf. Ein wahrer Schwall von Freude und Enthusiasmus durchströmte sie. Es juckte ihr in den Fingern. Sie musste sofort mit ihrer Arbeit beginnen.

Wenn Dugal McMall in diesem Moment von ihr verlangt hätte, das dritte Gemälde jetzt hier an Ort und Stelle zu restaurieren, sie wäre mit Feuer und Flamme dabei gewesen. Sie selbst besaß ein recht gut ausgestattetes Atelier, aber an einen solchen Arbeitsplatz reichte es bei Weitem nicht heran.

Schnell schlüpfte sie in einen der Kittel, die rechts am Eingang hingen, zog ein Paar der weißen Baumwollhandschuhe aus dem Schrank über und betrachtete das erste Bild. Was sagte es ihr? Was wollte der Maler dem Betrachter vermitteln?

Schon beim Betreten der Werkstatt hatte sie das Motiv an den Ausblick, den sie durch das Fenster ihres Zimmers genießen konnten, erinnert. Vielleicht nicht so ganz, aber gewiss aus dem des Zimmers eine Etage tiefer.

Wie konnte das möglich sein? Hatte sich diese Insel bereits im Besitz des Künstlers oder seiner Familie befunden? Das würde die frappierende Übereinstimmung von McMalls Arbeitszimmer mit dem des Gemäldes erklären. War das sein Geheimnis?

Wieder drifteten Elfriedes Gedanken ab. Stets versuchte sie, Antworten auf all ihre Fragen zu finden. Allerdings sollte sie sich im Augenblick ausschließlich auf das Bild vor ihr konzentrieren.

Weiten der Gezeiten.

Dem Betrachter bot sich der Blick auf felsiges Gestein, teilweise bedeckt mit robusten Gräsern und Blumen bis hin zu einer Steilküste. Dahinter lag die endlose Weite des Meeres, dessen Kraft die Wellen unaufhaltsam gegen die Felsen warf. Die Brandung war so gewaltig, dass sich die Wassermassen einen Kampf mit dem kargen Boden lieferten. Die wenigen Sonnenstrahlen zwischen den dahinziehenden Wolken brachen sich in den Wassertropfen und ließen sie in den Farben des Regenbogens glitzern.

Heute zeigte sich die See von ihrer sanften Seite, ganz anders als auf dem Gemälde.

Vielleicht war es MacNjal gar nicht auf die Naturgewalten angekommen. Was, wenn er einen anderen Sturm gemeint hatte … zum Beispiel in seinem Inneren oder in der Gesellschaft Schottlands im 15. Jahrhundert?

Warum aber Weiten der Gezeiten? Die Unendlichkeit der Zeit, des Universums, des Lebens?

Wer kannte die Antwort?

MacNjal No̳ 25 las Elfriede leise die Signatur in der linken unteren Ecke des Gemäldes. Nummer 25? Nummerierte MacNjal seine Werke oder gab es für die Zahl eine andere Bedeutung? Ein Blick auf das Gemälde daneben zeigte ihr, dass dieses keine Nummer besaß. Seltsam.

Was bedeutete die Nummer? Hieß es vielleicht doch, MacNjal hatte Weiten der Gezeiten als fünfundzwanzigstes Bild gemalt?

Laut Katalog umfasste McMalls Sammlung an die hundert Arbeiten des Malers, aber nicht jedes trug eine Nummer. Wiesen nur seine ersten fünfundzwanzig Werke eine derartige Kennung auf? In dem Fall musste Weiten der Gezeiten zu den ältesten gehören, die der Künstler geschaffen hatte.

Auf den ersten Blick befand sich das Bild in einem ausgezeichneten Zustand … ohne Anzeichen einer Restaurierung, was unmöglich schien. Bei einem Gemälde, mehrere Jahrhunderte alt, musste der Zahn der Zeit Spuren hinterlassen haben. Das galt es festzustellen.

Elfriede setzte ihre Schutzbrille mit der eingearbeiteten Lupe auf und betrachtete sich die Sache genauer.

Diese außergewöhnlichen Farben, die kaum sichtbaren Pinselstriche, für die MacNjal bekannt war, und der Vermerk auf der Rückseite der Leinwand, ebenso ein typisches Merkmal des Malers … Sie entdeckte sowohl auf Vorder- als auch Rückseite so gut wie keine Ausbesserungen. Elfriede war … begeistert.

Selbst die dünnen Linien aus Blei, die die Entstehungsgeschichte des Gemäldes dokumentierten, hatten die Zeit maßgeblich unbeschadet überstanden.

Die Entstehungsgeschichte? Oder mehr als das? Etwas viel Weitreichenderes?

Elfriede schüttelte leicht den Kopf. Was sollte es sonst sein und vor allem warum? Sie musste McMall nach der Übersetzung fragen, da sie selbst weder diese alte Schrift noch Sprache beherrschte.

Im Grunde beschränkte sich ihre Arbeit nur auf die Prüfung der Echtheit des Gemäldes. Dennoch interessierte sie sich für den Inhalt des Textes. Brennend. Bedurften diese Notizen nicht auch einer Erwähnung in ihrem Bericht?

Allerdings musste das warten. Möglicherweise für immer, denn Elfriede plante, noch vor McMalls Rückkehr verschwunden zu sein. Sie konnte eben nicht alles haben.

Gerade als sie das Gemälde wieder umdrehte, fiel ihr die Handschrift auf. Wenn nicht bereits ein grafologisches Gutachten vorliegen würde …

Sie betrachtete die Schriftzüge genauer. Es bestand eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen diesen und McMalls … sehr charakteristisch und stark. Elfriede war bereit zu schwören, McMalls Handschrift erkannt zu haben.

Seufzend widmete sie sich ihrer eigentlichen Aufgabe, der Begutachtung des Bildes auf jede nur erdenkliche Art.

Elfriede untersuchte und analysierte die Leinwand, den Rahmen und die Farben hinsichtlich des Alters sowie der Beschaffenheit. Ebenso etwaigen Restaurierungsarbeiten. Anschließend dokumentierte sie ihre Ergebnisse.

Damit fertig, verfuhr sie mit dem zweiten Werk auf die gleiche Weise.

Wie immer, wenn Elfriede sich konzentriert in ihre Arbeit stürzte, tauchte sie in Sphären ein, in denen nichts um sie herum eine Rolle spielte. Deshalb blickte sie erstaunt nach getaner Arbeit auf ihre Uhr. Die Zeit war wie im Flug vergangen.

Apropos Flug, ein kurzer Blick auf die gesammelten Werke in der Halle musste noch drin sein, bevor sie ihre Sachen packte und sich von Liam auf das Festland bringen ließ.

Wie ein exklusiver Besucher einer Galerie schlenderte sie zwischen den Gemälden entlang, betrachtete dies oder jenes intensiver, andere dagegen nur flüchtig. Dabei fiel ihr auf, dass in der Tat nicht in jeder Signatur neben dem Namen eine Zahl stand.

Sie wusste selbst nicht, warum sie dieses Merkmal so sehr beschäftigte, aber ein Gefühl sagte ihr, irgendetwas übersehen zu haben.

Nachdenklich schaute sie noch einmal zurück, als ob da die Antwort liegen würde. Nein, eher nicht.

Sie zuckte ratlos mit den Schultern, schnappte sich entschlossen die beiden Mappen mit den Dossiers und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben, wo sie auf William traf.

Hatte er vor dem Aufzug Posten bezogen, um auf ihre Rückkehr zu warten? Oder war es reiner Zufall, dass er dort stand? Egal. Auf jeden Fall kam ihr seine Anwesenheit sehr entgegen.

„Ah, William. Ich habe hier die beiden Gutachten. Wenn Sie sie bitte Mr. McMall geben würden. Und könnten Sie bitte Liam informieren, dass er mich in zehn Minuten nach Sumburgh fliegen kann. Ich gehe nur schnell meine Sachen packen.“ Elfriede drückte mit einem freundlichen Lächeln einem verdutzt schauenden William die Papiere in die Hand. Sie wollte sich gerade zur Treppe umwenden, als sich der Butler räusperte.

„Ms. Bauer, es tut mir leid, aber ich dachte seine Lordschaft hätte es Ihnen bereits gesagt. … Mr. Scott hat heute seinen freien Tag.“

„Ist denn Mr. McMall schon zurück?“

„Seine Lordschaft wird erst am frühen Abend zurückerwartet.“

„Gut! Dann fliege ich heute Abend. Ich nehme doch an, er kommt dann gemeinsam mit Mr. Scott.“ So sicher war sich Elfriede in ihrer Annahme nicht mehr, weshalb der letzte Satz eher wie eine Frage klang.

Der Aufenthalt auf diesem gottverlassenen Felsen mitten im Meer wurde immer skurriler. Am liebsten hätte sie geschrien, sich die Haare gerauft, mit dem Fuß aufgestampft.

Als ob sie es bereits geahnt hätte, antwortete William: „Leider wird Mr. Scott heute nicht zurückerwartet. … Bitte, Ms. Bauer, besprechen Sie doch Ihre Abreise mit seiner Lordschaft.“ Mit einem Ausdruck von Unbehagen in seinen Gesichtszügen und seiner Körperhaltung schob er eine gemurmelte Entschuldigung nach und verschwand mit einer leichten Verbeugung im Dienstbotentrakt.

Elfriede blieb fassungslos in der Empfangshalle zurück.

Kein Wort darüber, wann McMall erwartet wurde.

Kein Wort darüber, wie er auf die Insel gelangte.

Kein Wort darüber, was sie jetzt anfangen sollte.

Es schien, als wäre William vor einer weiteren Konfrontation mit ihr geflohen. Warum? Besaß er Informationen, die er nicht versehentlich verraten wollte?

Ahnungslosigkeit schloss Elfriede definitiv aus. Dazu war William viel zu sehr mit McMall verbandelt … Familie eben.

Also, was lief hier ab?

Den Kopf voller wirrer Gedanken und eine Menge Wut im Bauch stampfte Elfriede hinauf zu ihrem Zimmer.

Just in dem Moment, als sie schwungvoll die Kurve nehmen wollte, blickte sie den Flur entlang und sah am anderen Ende wieder das Fenster zum Wintergarten. Wenn sie schon Zeit totschlagen musste, dann in einem ihr angenehmeren Ambiente. Warum nicht?

Kurzentschlossen entschied sie sich um. Sie marschierte den Gang entlang, bis sie vor der Glastür haltmachte.

William hatte gestern nicht übertrieben. Man gelangte tatsächlich über eine Wendeltreppe aus jeder Etage in den Wintergarten. Nur war da Elfriede von solch einem wackligen und durchgerosteten Ding aus Horrorfilmen ausgegangen, das beim Betreten die eine oder andere Schraube verlor und man in die Tiefe stürzte.

Doch was sie hier vor sich sah, war einfach … wow.

In der Tat stand Elfriede vor einer Wendeltreppe, aber auf der zum einen zwei Personen nebeneinander laufen konnten und es zum anderen keine freie Sicht nach unten gab. Vielmehr bestanden die Stufen aus massivem Holz, gefächert von Etage zu Etage angebracht, wie aus einem verdrehten Baumstamm herausgearbeitet. Ein kunstvoll geschmiedetes Geländer mit ebenfalls hölzernem Handlauf bildete den äußeren Abschluss.

Elfriede konnte sich nicht sattsehen. Wer stellte so etwas einmalig Schönes her … und vor allem …?

Zum wiederholten Mal in den letzten vierundzwanzig Stunden schüttelte sie den Kopf … egal, ob aus Verärgerung oder Bewunderung.

Die Treppe stellte auf alle Fälle ein weiteres Kunstwerk in diesem Haus dar. Dies hier war ein weiterer Beweis dafür, dass McMall sich mit vornehmer Eleganz umgab. Er zeigte eindeutig Geschmack.

Wie eine Königin setzte Elfriede einen Fuß nach dem anderen auf die polierten Stufen und schritt majestätisch hinab ins Erdgeschoss.

Unter tropischen Pflanzen aller Art, die in dieser Region fremdartig wirkten, dabei jedoch einen gewissen Zauber ausstrahlten, fanden sich eine einladende Sitzlandschaft mit Kissen ohne Ende, eine Bar-Ecke sowie …

Elfriede traute ihren Augen nicht. Vor einer riesigen Fensterfront, die vom Boden bis unter das Dach reichte, erstreckte sich ein Pool über die gesamte Breite des Hauses und vermittelte den Eindruck, weit hinaus aufs Meer schwimmen zu können.

Sie fühlte sich fast wie im Tropenhaus eines Zoos oder Tierparks, nur dass die exotischen Vögel fehlten. Dafür strahlte der Garten eine angenehme Ruhe aus. Die richtige Atmosphäre zum Relaxen und all die Fragen hinter sich zu lassen. Das brauchte Elfriede im Moment.

Sie streifte ihre Schuhe ab und machte es sich in einem der bequemen Sessel gemütlich. Dazu zog sie die Füße unter ihren Po, kuschelte sich tiefer in die Polster, lehnte den Kopf an die hohe Lehne und schloss die Augen.

Sie öffnete sie auch nicht, als sich William neben ihr räusperte. Er servierte auf dem flachen Tisch vor den Sitzmöbeln eine kleine Erfrischung und Stärkung. Auf seine Frage, ob sie gern Musik gehört hätte, bekam er nur ein Hm-m zur Antwort.

Gleich darauf ertönten leise Klavierklänge von überall her. Sanftes Wellenrauschen lullte Elfriede richtiggehend ein. Nur einen Moment, einen klitzekleinen Augenblick, einen Atemzug der Entspannung …

Sich nach allen Seiten umschauend hastete sie die Wendeltreppe empor.

In welche Etage?! Wohin?!

Keine Antwort. Immer nur die geflüsterte Aufforderung die Schriften Mac a ’mhallachd zu finden.

Es wäre hilfreich gewesen, wenn sie nur ein einziges Mal erfahren hätte: worum es sich bei den Schriften handelte; wie sie aussahen; wer sie besaß oder irgendetwas von Belangen. Doch diese Hinweise bekam sie nicht.

Elfriede schaute nach unten, dann nach oben.

Ganz hinauf in den dritten Stock? Oder war sie da schon gewesen? Hatte sie nicht bereits alle Türen geöffnet und immer wieder denselben Raum vorgefunden … das Arbeitszimmer des MacNjal?

Sicher? Es war doch aber McMall, der sie …?

Panisch blieb sie stehen, um zu überlegen.

Die eindringliche Stimme ließ ihr keine Zeit für irgendwelche Gedanken und trieb sie weiter und weiter und weiter.

Sie sollte sich beeilen, denn sie hatte nur einen Moment, einen Augenblick, einen …

Keuchend fuhr Elfriede auf. Wo …?

Oh Gott, war sie etwa eingeschlafen? Sie riss die Augen auf und massierte sich die Schläfen.

Absolute Stille umgab sie.

Die Musik hatte aufgehört zu spielen. Auf dem Tisch standen noch immer ein Teller mit Sandwiches, eine Schale mit exotischen Früchten sowie ein Krug Irn-Bru, dem schottischen Nationalgetränk.

Davon abgesehen, dass Elfriede diesem koffeinhaltigen Softdrink aus Schottland nichts abgewinnen konnte, beschäftigte sie nur eine Frage: Wie lange war sie weg gewesen?

Durch die riesigen Fenster hinter dem Pool kündigte sich bereits der Sonnenuntergang an. Folglich war es später Nachmittag oder vielmehr früher Abend.

Als ob diese Information bei ihrem Magen angekommen wäre, begann dieser kräftig zu knurren. Ihn interessierte nicht die malerische Schönheit des Augenblicks, ...

Die Sonne stand knapp über dem Meer. Ihre Strahlen schaukelten auf den kleinen Wellen und ließen aufspritzende Wassertropfen wie Diamanten funkeln.

… sondern nur, dass Elfriede seit heute Morgen nichts mehr gegessen hatte. Für gewöhnlich bekam ihr Körper regelmäßig seine Energiezufuhr. Kein Wunder, dass er einen Aufstand probte.

Rasch schnappte sie sich eins der Sandwiches und verschlang es undamenhaft in Windeseile. Dem Ersten folgte ein zweites.

William wäre empört gewesen. Von McMalls Meinung dazu mal ganz abgesehen.

Mit zwei weiteren zusammengeklappten, belegten Brotscheiben, einer Banane und einigen Trauben machte sie sich erneut auf in ihr Zimmer. Sie hoffte inbrünstig, dass ihr niemand über den Weg liefe. Am allerwenigsten McMall. War er überhaupt schon zurück?

William würde es sie gewiss wissen lassen, wenn seine Lordschaft sie zu sprechen wünschte.

Elfriede knirschte mit den Zähnen und unterdrückte ein genervtes Schnauben. Kaum hatte sie den wundervollen Relaxbereich verlassen, kochten wieder alle schlechten Gefühle in ihr hoch. Nun befürchtete sie, dass der Erste, der ihr begegnete, die volle Ladung abbekam. Deshalb beeilte sie sich, in ihrem Zimmer zu verschwinden.

Etwas frisch gemacht, das Make-up erneuert sowie andere Klamotten und sie wäre ein neuer Mensch. Leider war sie nicht auf einen längeren Aufenthalt vorbereitet gewesen. Dementsprechend wenig Garderobe befand sich in ihrem Koffer. Das bedeutete, sowohl Hose als auch Tunika vom Vorabend mussten erneut herhalten.

Darüber nicht allzu erfreut, öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer. Sofort entdeckte sie das Kleid auf ihrem Bett. Irgendwer musste ihre Gedanken gelesen haben, denn weder gehörte es ihr, noch hatte sie es dorthin gelegt.

Eine Karte mit der charakteristisch starken Handschrift, die sie von mehreren Gemälden kannte, forderte sie höflich auf, dieses Kleid zum Dinner zu tragen.

Buchstäblich die gleichen Schriftzüge. Elfriede legte die Einladung wieder auf das Bett.

Seltsam. … Sehr seltsam.

Ohne es zu berühren, betrachtete sie das Kleidungsstück skeptisch.

Es war aus einem glänzenden, weich fließenden Stoff in der Farbe ihrer Augen … einem intensiven Türkis. Das zarte Hellblau der Säume und der Kellerfalten des Rockes bildete einen wunderschönen Kontrast dazu.

Ja, das Kleid hatte schon etwas.

Das Mieder eng und ab der Taille weit ausgestellt würde ihre üppigen Rundungen betonen, und der Carmen-Ausschnitt würde McMall einen Blick auf ihre freien Schultern gewähren.

Wollte sie das?

Sie wusste es nicht. Darüber musste sie erst nachdenken, und das ging am besten, während sie sich im Bad generalüberholte.

Gilbartas Fluch

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