Читать книгу 5 lange und 7 kurze Krimis - A. F. Morland - Страница 11
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ОглавлениеEs begann an Charlys Arbeitsplatz und endete dicht vor der Hölle. Aber für Charly, den olivfarbenen Einwanderer aus Mexiko, waren es nur noch ein paar Sekunden, die er an allem teilnahm. Und er ahnte nichts.
Niemand in der Fabrikhalle ahnte etwas. Sie schoben mattsilbern blinkende Bleche unter die riesigen Pressen, zweiundzwanzig Stück in fünf Minuten war der genormte Akkord. Mindestleistung nannten das die REFA-Experten und -Zeitnehmer. Charly schaffte bis zu sechsundzwanzig. Aber damit war er auch nicht über einen gebrauchten Chevrolet, eine gemietete Bruchbude in Oaks und einen auf Raten laufenden Farbfernseher hinausgekommen. Schulden hatte er nach wie vor mehr, als er verkraften konnte.
Charly fühlte sich, gegen seinen früheren „Wohlstand“ in Mexiko, hier als Fürst. Und Charly schuftete wie besessen. Vor ihm die fast haushohe Deburo Presse, die aus einem glatten Stück Blech zweiundzwanzig bis sechsundzwanzig mal alle fünf Minuten eine Motorhaube für den Harrison-Traktor machte. Ein Zischen, ein sanftes Fauchen, fertig. Dreißig Tonnen Gewicht standen darüber, Bleche von einem Millimeter und mehr formten sich in der Presse wie Nudelteig.
Rechts von Charly gab es eine ganze Straße solcher Pressen, die vollautomatisch arbeiteten und bis zu neunhundert verarbeitete Bleche pro Stunde ausstießen. Charly aber hatte nun vier Monate an dieser Einzelpresse gearbeitet, in die bestimmte Stückteile von Hand eingelegt werden mussten. Ein von ihm beim Vorbeugen durchbrochener Lichtstrahl sorgte dafür und sollte dafür sorgen, dass die Presse sich nicht senken konnte, wenn der Arbeiter gerade unter ihr mit Kopf und Oberkörper war, um das Blech einzurichten. Vier Monate lang hatte das so geklappt. Tausende und Abertausende von Malen. Und es würde noch genau drei Sekunden lang so sein.
Das Blech flog auf der anderen Seite auf dem Schlitten weg, die Presse ging zischend hoch, Charly schob das flache, ungeprägte Blech vor, rechts in die Passer, links in die Passer und ...
Da geschah es! Obgleich der Lichtstrahl unterbrochen und die Presse davon gestoppt sein musste, klickte es oben, wie es immer der Fall war, bevor sie sich senkte.
Aber der Lärm in der Halle überdeckte dieses Geräusch, und Charly hörte es nicht. Er hatte bloß plötzlich das Gefühl, etwas könnte nicht in Ordnung sein. Er hielt inne, wandte sich um, aber da war es schon zu spät. Es kam viel zu schnell, und er konnte nichts dagegen tun. Und er spürte kaum noch etwas.
Als sich die Presse wieder gehoben hatte und sie ihn fanden, war das, was von ihm übrig war, grauenhaft anzusehen. Der Vorarbeiter Higgins bekam einen Nervenschock. Der hinzugeeilte Ingenieur Kurtz musste sich übergeben und war nicht mehr imstande, seinen Dienst fortzusetzen.
Die beiden Werkssanitäter, die später geholt wurden, konnten ebensowenig helfen wie Dr. Fitzsimmons, der Betriebsarzt.
Drei Stunden später, als Männer des Werkschutzes den Toten bereits in den Zinksarg gebracht hatten und die Pressen der Automatic-Straße längst wieder arbeiteten, erschien Inspektor Wyan von der Polizei, brachte zwei weitere Beamte mit und klebte nach kurzer Untersuchung und Zeugenbefragung das Dienstsiegel an die Presse, womit sie als behördlich stillgelegt galt. Anschließend aufgeregte Debatte im Büro des Chefingenieurs, dann beim Betriebsleiter und schließlich die Verkündung des Untersuchungsresultates durch Inspektor Wyan: „Meine Herren, ich habe von einem anderen und ähnlichen Fall bei Dodge gehört. Ich verständige den staatlichen Untersuchungsausschuss und erkläre die Presse bis zum Abschluss und zur Entscheidung des Ausschusses als stillgelegt.“
„Aber das kostet uns täglich Tausende von Dollars. Diese Maschine gibt es hier nur einmal, Inspektor“, protestierte Betriebsleiter Seeger.
„Keine Debatte, Sir“, sagte Wyan. „Der Untersuchungsausschuss wird entscheiden. Bis dahin gilt meine Anweisung. Sollten Sie die Presse dennoch in Betrieb setzen, kennen Sie ja die Folgen. Unter zwei Jahren Gefängnis kommen Sie oder derjenige, der das verantwortet, nicht weg. Guten Tag, meine Herren!“