Читать книгу 5 lange und 7 kurze Krimis - A. F. Morland - Страница 21

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„Ich habe diesen Inspektor Wyan gefragt“, sagte Robert Burton, der Sekretär des Barons, der seit Jahr und Tag als so etwas wie die wandelnde Kartei seines Chefs herumlief, mitunter auch phänomenale Gehirnakrobatik betrieb, die Normalverbraucher staunen ließ.

„Und was sagt dieser Bursche, Robby?“, fragte Le Beau. Michel Dupont, den Freunde Le Beau nannten, war wochenlang auf See gewesen. Man sah es ihm an. Sein etwas ramponiertes Belmondo-Gesicht hatte eine Kupferfarbe angenommen, die Wind und Sonne in die Haut gebrannt hatten. Offenbar waren ihm auch die paar Pfund Körpergewicht verloren gegangen, denn er wirkte noch sehniger als sonst. Ein Bündel Muskeln, Sehnen, Knochen und Pfeffer, sagte einmal ein Bekannter von ihm. Es kam den Tatsachen ziemlich nahe.

„Er sagt, dass er einiges tun wird, um die Cops, die vor und hinter der Anstalt offiziell Schmiere stehen müssen, etwas nachlässig sein zu lassen. Vielleicht kann er was arrangieren, um sie ganz abzuziehen“, berichtete Robert. Er wischte sich über sein immer spärlicher werdendes Kopfhaar, hantierte an der Brille herum, wie er das immer tat, wenn er aufgeregt war. Und er war wirklich ganz schön aus dem Häuschen. Was der Baron da plante, sah sich leichter an, als es war.

Baron Strehlitz hatte sich über die Bauzeichnung gebeugt, die Robert aus vielen Einzelzeichnungen zu einem riesigen, fast das halbe Zimmer füllenden Plan zusammenkopiert hatte. Da war jedes Waschbecken, jeder Stromanschluss verzeichnet.

„Also, wenn ihr mich fragt, Freunde, es kommt nur darauf an, ob das, was Wyan von diesem Jancton sagt, auch richtig ist.“

Er blickte Robert an.

„Und was sagt Wyan?“

„Er sagt, dass er Jancton bei Zlanabitnik in dessen Haus gesehen hat. Mit dem Flugzeug ist es bis hierher nur ein paar Stunden. Ein gewisser Sinclair, der bei Zlanabitnik die Rolle eines Privatsheriffs spielt, ist bei Dr. Hamilton aufgetaucht. Fazit: Zlanabitnik lässt Hamilton schützen. Auch die beiden Amtsärzte, die komischerweise beide in Urlaub gegangen sind, stehen unter Schutz, denn sie sind ausgerechnet in das Ferienhaus von Zlanabitnik in die Sierra Nevada gefahren. Mit ihren Familien allerdings.“

„Sagt Wyan?“, erkundigte sich der Baron.

„Sagt er.“ Robert blickte auf Le Beau. „Du solltest dir die Fotos ansehen, Le Beau!“

„Die Fotos von diesen Hampelmännern?“ Le Beau lachte abfällig. „Von denen stecke ich mir fünf in jede Tasche und lege mich pennen. — Alexander, ist das denn wirklich so eine Sache, dass wir uns hier gebärden wie im Generalstab? Ich finde, die Sache ist von euch viel zu kompliziert worden. Ich spiele den Elektriker, spaziere ins traute Heim der Verrückten, angle mir den lieben Schatz und bringe das liebe Kind nach Vancouver. Ihr braucht dort nur auf mich zu warten. Je mehr Affenzirkus ihr macht, umso problematischer wird das doch. Was meinst du, Alexander?“

Der Baron blickte Le Beau kurz an und beugte sich wieder über die Karte.

„Blödsinn“, brummte er. „Bis jetzt hast du dir nur dieses Bild von Helen Teflin angesehen. Aber Robert hat recht. Du solltest dir die Gesichter der Männer noch viel mehr einprägen, mit denen wir es zu tun bekommen. — Dein Plan, das allein zu machen, taugt nichts, Le Beau. Wir haben es bei Jancton nicht mit einem Kleinstadtgangster, auch nicht mit einem Mafioso, sondern mit einem mit allen Wassern gewaschenen Profi zu tun. Le Beau, fang mal allmählich an, dich von deinen Freudenhausträumen zu lösen und beginne zu denken! Debora-Konzern, das ist auch Chilloe. Und Chilloe baut was?“

„Handgranaten, Kartuschen, Bomben bis vierzig Kilo“, leierte Robert herunter wie ein Automat, „Schnellfeuergewehre, Selbstzündersprengstoffe, automatische Selbstschussanlagen und ...“

„Das genügt“, sagte der Baron und winkte ab. „Le Beau, fängt es bei dir nun endlich an zu arbeiten?“

„Na und?“ Le Beau zuckte die Schultern und drehte sich eine Zigarette. Neuerdings behauptete er, Selbstgedrehte schmeckten am besten. Der Tabak, den er da ins Papier wickelte, sah aus wie schwarzer Tee. Böse Zungen meinten, er sähe nicht nur so aus, er würde sogar so riechen wie verbrannter Tee.

„Na und!“, rief der Baron unwillig; „Jancton hat sich beim Verkauf von Waffen in Südamerika in den verschiedensten Staaten einen Namen gemacht. Mitunter hat er dieses Zeug beiden Parteien zugleich verhökert. Kurzum, Freunde: Jancton ist kein Greenhorn. Und wir haben es nun mal mit ihm zu tun. Er hat bis heute alle harten Geschichten der Deburo-Leute ausgeführt, und sie sind ihm alle gelungen, Das wollen wir mal festhalten. Und auf dieser Basis können wir planen. Die Klein-Moritz-Tour geht diesmal nicht. Wer Jancton aufs Kreuz legen will, muss sich etwas einfallen lassen. Und noch etwas: Selbst wenn wir Helen Teflin haben, sind wir noch nicht sicher. Wir müssen sie praktisch unsichtbar machen. Wir müssen sie so gut verstecken, dass weder Scotland Yard noch FBI sie finden würden. Und selbst dann würde Jancton noch eine ganz schöne Portion Chancen haben.“

„Das sagst du!“, meinte Le Beau.

Der Baron lachte geringschätzig und zog eine Zeitung aus der Seitentasche seines hellgrauen Anzugs.

„Hier, lies mal, was da steht! Spanisch kannst du ja.“

Le Beau las den Bericht von einer Hetzjagd auf einen Mann, der ein Munitionsdepot in Guatemala gesprengt hatte. Es war sinnigerweise das Depot von Revolutionären. Der Täter hatte sich sogar einer Gesichtsoperation unterzogen, war dann aber nach monatelanger Jagd in Uruguay nahe Montevideo aufgespürt und niedergeschossen worden. Experten der Polizei nannten als verantwortlich für die Tat: Jim Janctons Leute. In Südamerika ein fester Begriff.

„Kapiert?“, fragte der Baron.

Le Beau schleuderte die Zeitung auf den Bauplan.

„Na wenn schon. Der kocht auch nur mit Wasser!“

Ohne darauf einzugehen, sagte der Baron: „James müsste mit dem Wagen fertig sein. Robert, Sie notieren, was wir jetzt festlegen. Arbeiten Sie dann die Zeiten aus, dass alles synchron richtig abspult. — Fangen wir also methodisch an. Zuerst das Ziel! Helen Teflin muss befreit und an einen sicheren Fleck im Ausland gebracht werden, wo sie vor einem ordentlichen Gericht eine protokollierte Aussage machen kann, notfalls unter Eid. Der Weg, dieses Ziel zu erreichen, muss jetzt von uns klargelegt werden. Ich möchte aber vorausschicken, dass wir möglicherweise auch ein Auge auf diesen oder jenen anderen Zeugen werfen müssen.“

„Die Amtsärzte?“, fragte Le Beau.

„Ja, die auch. Ich dachte an Hamilton. Das würde sich einfacher machen lassen. Aber da setzen wir uns natürlich ins Unrecht.“

Robert nickte eifrig.

„Und ob. Das wäre Entführung, Sir.“

„Hmm, belassen wir's also bei Helen Teflin. Sie genügt auch. Wenn Wallace ihre Aussagen hat und die Namen, dann kann sich Zlanabitnik mit der Munition seiner eigenen Tochterfirma in die Luft schießen. — Fangen wir mit dem Plan an! Und jetzt gut aufgepasst!“ Der Baron zeigte auf eine Stelle des Plans. „Hier ist das Zimmer von Helen Teflin ...“

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