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Als ich Milo am nächsten Morgen an der üblichen Ecke abholte, und wir gemeinsam zum Dienst fuhren, war es eiskalt.

Zwanzig Minuten später saßen wir im Zimmer von Mr. McKee.

Das Büro unseres Chefs im Dienstgebäude des FBI-Districts New York an der Federal Plaza war einfach und zweckmäßig eingerichtet.

Special Agent in Charge Jonathan D. McKee lehnte sich mit der Hüfte an seinen Schreibtisch, hatte die Arme verschränkt und machte ein ziemlich ernstes Gesicht. Und dafür hatte er auch allen Grund. Die Fahndung nach den beiden Killern lief zwar, aber die Angaben des Security-Manns erwiesen sich als nicht sehr detailliert. Die Phantombilder waren entsprechend wenig aussagekräftig.

"Es ist fünf Minuten vor zwölf", erklärte Mr. McKee dann.

"Wenn es uns nicht gelingt, denjenigen zu stoppen, der zur Zeit seine Killer losschickt, dann fliegen uns bald die Brocken um die Ohren! Außerdem liegen mir dauernd die Kollegen der Presseabteilung in den Ohren. Der dritte Tote in dieser verdammten Serie und wir haben noch immer nichts in den Händen... Wir brauchen langsam Ergebnisse!"

Milo und ich saßen in den Ledersesseln der kleinen Sitzgruppe, die Mr. McKee für Besprechungen in seinem Büro diente. Uns gegenüber saß mit übereinandergeschlagenen Beinen Special Agent Clive Caravaggio. Seine Vorfahren waren zwar italienischer Abstammung, aber er sah mit seinem flachsblonden Haarschopf eher wie ein Skandinavier aus.

Sein Partner Orry Medina war indianischer Abstammung und galt als der bestgekleidete G-man des Districts. Ihn hielt es nicht im Sessel. Er lehnte an der Fensterbank und lockerte sich die exquisite Seidenkrawatte.

Die beiden hatten sich intensiv mit Brazzos' und Dominguez' wirtschaftlichen Verflechtungen beschäftigt, worüber sie einiges an Daten mitgebracht hatten. Die Computerausdrucke lagen auf dem Tisch verstreut und ich hatte mir das eine oder andere auch etwas genauer angesehen.

"Immerhin haben wir jetzt einen Anhaltspunkt", meinte Medina. "Dominguez und Shokolev hatten beide Gelder in einer Import/Export-Firma, von der wir vermuten, dass sie in Wahrheit nur dem Zweck dient, schwarzes Geld weiß zu waschen. Brazzos und und Dominguez wiederum hatten ihr Geld in einem Chemie-Unternehmen, das durch seine Sonderabfälle durch eine inzwischen in Konkurs gegangene Transportfirma entsorgen ließ, von der wir vermuten, dass sie zu Shokolevs Imperium gehörte!"

"Ein ziemlich vager Zusammenhang", meinte Mr. McKee. "Ich weiß nicht, ob uns das wirklich weiterbringt. Aber verfolgen Sie die Spur trotzdem weiter." Mr. McKee verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere und sah mich an. "Was ist mit der Witwe?"

"Ich traue ihr ohne weiteres zu, ihren Mann umgebracht zu haben. Nicht aus Eifersucht, dazu wirkte sie mir zu kühl...

Aber vielleicht, weil sie jetzt über 'Big Vlads' Vermögen verfügen kann..."

"Und das soll ja ganz beachtlich sein!", warf Milo ein.

Ich fuhr fort: "Aber nachdem wir jetzt den ballistischen Bericht auf dem Tisch haben und feststeht, dass Dominguez, Brazzos und Shokolev tatsächlich von denselben Tätern ermordet wurden, glaube ich nicht an die schöne Jelena als Auftraggeberin."

"Hat das einen bestimmten Grund, Jesse?", erkundigte sich Mr. McKee.

Ich zuckte die Achseln.

"Instinkt, Sir."

Mr. McKee seufzte. "In diesem Fall hoffe ich beinahe, dass der Sie mal täuscht... Sonst stehen wir nämlich mit völlig leeren Händen da."

"Vielleicht kennen wir nur noch nicht den Zusammenhang zwischen den Toten und der schönen Witwe, Jesse!", gab Milo zu bedenken.

Mein Blick ruhte auf den Computerausdrucken. Wir hatten es mit einem komplizierten Geflecht aus Firmen, Scheinfirmen, Strohmännern und Leuten zu tun, die schwarzes Geld wie Heu hatten und daraus Weißes machen mussten.

Brazzos, Dominguez, Shokolev...

Alles große Bosse, die selbst kaum noch ein Risiko eingingen. Das trugen die kleinen Handlanger, die dann erwischt wurden.

So war das allzu oft.

Jeder von uns hatte nicht selten über diese Tatsache geflucht. Die kleine wurden gehängt, die großen notgedrungen und mit Unterstützung guter Anwälte laufengelassen.

Doch jetzt hatte jemand ausgerechnet diese Großen ins Visier genommen. Unerbittlich. Mann für Mann. Und sehr professionell.

Ich atmete tief durch. Orry erläuterte noch einiges zu den wirtschaftlichen Verflechtungen der Gangstersyndikate, deren Oberhäupter über den Jordan geschickt worden waren. Aber ich hörte kaum zu.

"Der, der diese Killer geschickt hat, muss sehr viel Geld haben ", sagte ich dann irgendwann. "Denn wer immer Leute wie Shokolev umbringt, weiß, dass er sich danach zur Ruhe setzen muss und nie wieder in Aktion treten kann... Zumindest nicht in den USA."

Mr. McKee sah mich interessiert an. "Worauf wollen Sie hinaus, Jesse?"

"Ich frage mich, ob die schöne Jelena Geld genug dafür zur Verfügung hatte - ich meine, bevor sie Big Vlads Erbin wurde!"

"Der voraussichtlichen Erbin von Big Vlad hätte doch jeder Kredit gegeben!", erwiderte Orry skeptisch.

"Auch ein Lohnkiller? Normalerweise wird da im Voraus gezahlt. Und im Fall des Scheiterns hätten die Mörder dieses Geld auch dringend gebraucht, um sich vor Shokolevs Leuten in Sicherheit zu bringen. Vermutlich wäre es ihnen trotzdem nicht gelungen."

Jetzt meldete sich Clive Caravaggio zu Wort. "Diese Jelena soll übrigens in Shokolevs Reich durchaus nicht nur die Rolle einer anschmiegsamen Mafia-Braut gespielt, sondern auch in den Geschäften mitgemischt haben. Jedenfalls gibt es dahingehende Gerüchte."

"Tatsache ist aber, dass sie nicht einmal ein eigenes Giro-Konto besessen hat!"

Ich grinste. "Anschmiegsam war diese Katze nun wirklich nicht..."

Mr. McKee musterte uns einer nach dem anderen mit einer Miene, die Entschlossenheit signalisierte. "Ich denke, der einzige Weg, der Erfolg verspricht ist ein Trampelpfad durch diesen Dschungel da!" Und bei diesen Worten deutete er auf die Computerausdrucke, auf denen das komplizierte Geflecht aus Firmen und Scheinfirmen dargestellt wurde. "Irgendwo dort liegt der Schlüssel - oder es greift ein Hai nach dieser Stadt, der groß genug ist, diese gefräßigen Piranhas allesamt zu schlucken!"

In diesem Moment öffnete sich die Tür.

"Wenigstens ein Lichtblick!", meinte Clive Caravaggio mit Blick auf das Tablett mit den Kaffeebechern, das Mandy, die fürsorgliche Sekretärin des Chefs, hereintrug.

Sie setzte das Tablett auf den schlichten Tisch zwischen den Ledersesseln.

"Bitte bedienen Sie sich!", forderte sie uns auf. Und da Mandy den besten Kaffee weit und breit macht, brauchte sie das keinem von uns zweimal zu sagen.

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