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„Wird der Herr Doktor pünktlich heimkommen?“, erkundigte sich Ottilie, die Haushälterin der Härtlings.

„Ich denke schon“, antwortete Jana Härtling. „Mein Mann hätte angerufen, wenn er etwas länger in der Klinik bleiben müsste.“

Fleisch-Gemüse-Spieße mit Risotto stand als Hauptgericht auf dem Menüplan. Davor gab es klare Rindfleischsuppe, danach Aprikosenkuchen mit Mandelkruste.

Im Wohnzimmer kabbelten sich, wie immer, konnte man fast sagen, die nun zehnjährige Josee und der vierzehnjährige Tom. Die Zwillinge Dana und Ben würden erst am Abend nach Hause kommen.

„Ich spiel’ da nicht mit“, sagte Tom und schüttelte energisch den Kopf.

„Warum nicht?“, wollte Josee leicht gereizt wissen.

„Weil das Blödsinn ist. Damit kommst du nie und nimmer durch.“

„Warum bist du so stur?“

„Seit du auf der Welt bist, sagen alle Josee zu dir, und plötzlich möchtest du Jana heißen. Das klappt nicht.“

Josee sah ihren Bruder trotzig an. „Ich heiße Jana!“

„Aber du wirst Josee gerufen“, entgegnete der ältere Bruder trocken.

Josee rümpfte die Nase. „Ich finde diesen Namen kindisch.“

„Du bist ja noch ein Kind.“

„Ich bin schon zehn! Mutti heißt auch Jana, und keiner sagt Josee zu ihr.“

„Ich finde, Josee passt zu dir“, behauptete Tom.

„Finde ich nicht.“

„Ich werde zu Ben nicht Benjamin, zu Dana nicht Daniela und zu dir nicht Jana sagen, und dafür braucht mich keiner Thomas zu nennen“, stellte Tom ein für allemal klar, und dann kam Sören Härtling nach Hause, und Ottilie servierte das Mittagessen.

Als sie den köstlichen Nachtisch verspeisten, fragte Sören Härtling seine Kinder: „Kennt ihr Stefanie Behrensen?“

„Klar“, antwortete Tom. „Die kennt doch jeder!“

„Ich kenne sie nicht“, sagte Josee. „Und das wagst du auch noch zuzugeben?“, wunderte sich Tom. „Das ist eine ganz große Bildungslücke!“

„Na, dann sag schon, wer diese Steffi Behrens ist.“

„Stefanie Behrensen“, korrigierte Tom seine Schwester.

„Behrensen.“ Josee zuckte die schmalen Schultern. „Auch egal.“

„Sie ist die beste, hübscheste und bekannteste Turmspringerin Deutschlands, räumt bei nationalen und internationalen Wettkämpfen regelmäßig ab, was zu gewinnen ist.“

„Ach, die!“

Tom grinste seine Eltern an. „Jetzt sagt sie ‘Ach, die’, damit wir glauben, sie kennt sie doch.“

„Sicher kenne ich sie. Sie war doch erst kürzlich im Fernsehen. Ich wusste nur nicht, dass sie Steffi Behrens heißt.“ Tom verdrehte die Augen und verzichtete darauf, seine Schwester noch mal

zu verbessern. „Was ist mit Stefanie Behrens, Vati?“, fragte er statt dessen.

„Sie hat einen neuen Freund“, antwortete Sören Härtling.

„Matthias Wylander?“, fragte Tom. Sören sah seinen Sohn überrascht an. „Donnerwetter, du bist aber gut informiert, Junge.“

Tom warf sich stolz in die Brust. „Stand doch schon in allen Zeitungen, dass die beiden miteinander gehen.“

„So? Das wusste ich nicht. Ich dachte, das wäre neu für euch.“

„Das hat man davon, wenn man seine Kinder in die Schule schickt“, schmunzelte Jana Härtling. „Dann können sie lesen und man kann ihnen nichts Neues mehr erzählen.“

Wahre Wunder geschehen manchmal: Arztroman Sammelband 4 Romane

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