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Wir fuhren zum Billard Lokal ‚The Poole’. Ich stellte den Sportwagen am Straßenrand ab. Orry und Clive waren mit ihrem Chevy aus dem Fuhrpark unserer Fahrbereitschaft hinter uns.

Zuvor hatten wir bereits Kevlar Westen und Headsets angelegt. Die Waffen waren schussbereit.

Lieutenant Calder meldete sich bei Orry über Funk. Danach waren die zusätzlichen Kräfte der City Police auf dem Weg. Ihre Sirenen hörten wir bereits deutlich.

Wir stiegen aus.

Mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei näherten sich. Uniformierte Beamte sprangen mit der Waffe im Anschlag heraus und gingen in Stellung. Der ganze Block zu dem ‚The Poole’ gehörte, wurde weiträumig abgeriegelt.

Clive betrat als erster das Billardlokal.

Wir hatten 17 Uhr – für ein Etablissement wie ‚The Poole’ natürlich noch viel zu früh. Wie wir wenig später feststellten, wurde es im Moment kaum von Gästen frequentiert.

Wir betraten das Lokal in Begleitung von vier NYPD Officers.

Ich ging auf den Schanktisch zu, hinter dem ein großer, breitschultriger Mann mit Ledermütze, Stachelhalsband und Muskel-T-Shirt die Drinks zusammenstellte.

„Trevellian, FBI!“, stellte ich mich vor und hielt ihm die ID-Card unter die Nase.

„Was wollen Sie? Hier gibt’s keine Drogen und auch sonst nichts, was illegal wäre. Nicht einmal Glücksspiel!“ Der Kerl mit dem Stachelhalsband grinste schief.

„Wir suchen Dustin Jennings!“, erklärte ich. „Er soll öfter hier sein.“

„Schon möglich.“

„Zurzeit wohnt er bei einer jungen Frau, deren Wohnung ein Stockwerk höher ist!“

„Dann frage ich mich, was Sie hier wollen!“

„Weil man dazu durch den Schankraum von ‚The Poole’ muss!“

Eine Treppe führte hinauf.

Milo und Orry gingen bereits hinauf. Sie nahmen immer mehrere Stufen auf einmal. Ich sah dem Kerl mit dem Stachelhalsband die Nervosität an. Seine Muskeln zuckten leicht und wirkten auf verdächtige Weise gespannt. Zweifellos dachte er darüber nach wie er Jennings warnen konnte.

In diesem Augenblick hörten wir draußen ein Motorrad aufheulen.

Das Geräusch kam von der Rückfront des Lokals.

Da machte sich unser Mann gerade aus dem Staub!

Ich zögerte nicht lange, riss die Waffe hervor und stürmte durch eine Tür, von der ich vermutete, dass ich durch sie zu einem Hintereingang gelangen würde. Es war einfach unwahrscheinlich, dass es so etwas ausgerechnet in einem so zwielichtigen Lokal wie ‚The Poole’ nicht gab.

Ich stürmte einen Korridor entlang, vorbei an einer Küche, aus der es nach angebranntem Friteusenfett roch und hatte dann die Tür erreicht, die nach hinten hinausführte.

Sie war abgeschlossen.

Das konnte unmöglich ein Zufall sein!

Ich feuerte mit der SIG auf das Schloss und trat die Tür zur Seite.

Vor mir lag ein trostloser Hinterhof.

Ein paar ausgeschlachtete Wagen standen herum. Daneben ein voll funktionsfähiger Van, über den offenbar Waren für die Küche von ‚The Poole’ angeliefert worden waren.

Ein Motorrad raste auf die Ausfahrt des von drei Seiten durch fünf- bis siebenstöckige Gebäude begrenzten Hinterhofs zu.

Der Fahrer trug einen Helm, sodass von seinem Kopf nichts zu sehen war.

Aber ich wettete, dass es sich um Dustin Jennings handelte. Er hatte uns herankommen sehen und die Situation spätestens in dem Augenblick erfasst, als die Polizeisirenen zu hören gewesen waren. Dann hatte er über die Feuerleiter das Apartment seiner Freundin verlassen, um sich aus dem Staub zu machen.

Mit quietschenden Reifen bremste der Motorradfahrer an der Ausfahrt.

Das Hinterrad brach dabei aus.

„Stehen bleiben! FBI!“, rief ich und feuerte einen Warnschuss ab.

Ich versuchte den Reifen zu treffen, verfehlte ihn aber. Der Flüchtige ließ das Vorderrad des Motorrads hochsteigen. Dann brauste er nach links davon.

Ich spurtete hinterher.

Die mehrstöckigen Häuser, die den Hinterhof von drei Seiten umgaben, waren in einem beklagenswerten Zustand. Ein Teil der Fenster war zersprungen oder mit Brettern vernagelt worden. Höchstens in einem Viertel der Wohnungen lebte überhaupt jemand. Die anderen standen leer.

Wer immer es sich irgendwie zu leisten vermochte zog aus der Gegend weg.

Es gab viele solcher halbbewohnten Ruinen in der Bronx. An einem der Fenster sah ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Mein Instinkt sagte mir, dass da etwas nicht stimmte. Doch es war schon zu spät. Ein Mündungsfeuer blitzte im Schatten einer Fensteröffnung auf. Dahinter war kurz der Schemen eines Schützen zu sehen.

Die Kugel zischte dicht an mir vorbei und schlug in einen ausgeschlachteten Ford ein, dem man bereits die Reifen und die Frontscheibe genommen hatte. Jetzt ging die Heckscheibe zu Bruch. Ein zweiter Schuss pfiff mir dicht über den Kopf hinweg und schlug ein Daumengroßes Loch in einen überfüllten Müllcontainer.

Ich warf mich hinter den nächsten Müllcontainer und fand dort notdürftigen Schutz, während weiter in meine Richtung geschossen wurde.

Mit knapper Not konnte ich mich retten.

Ich tauchte im nächsten Moment auf der anderen Seite des Containers aus meiner Deckung hervor und feuerte mit meiner Dienstwaffe in Richtung des Fensters, aus dem auf mich geschossen worden war.

Eigentlich hatte ich mehrere Schüsse abgeben wollen.

Aber da war niemand mehr.

Der Kerl war auf und davon.

In der Ferne hörte ich den Klang des Motorrades. Wieder quietschten Reifen, dann Schüsse. Ich rappelte mich auf, war blitzschnell auf den Beinen und rannte dann der Ausfahrt entgegen.

Von der Ausfahrt aus gelangte man in eine schmale Seitenstraße, deren Häuser alle ähnlich verkommen aussahen. Mülltonen schienen hier seit ewigen Zeiten nicht gelehrt worden zu sein. Ratten huschten ungeniert aus Kellerlöchern und es stank erbärmlich.

Der Motorradfahrer war auf und davon.

Ein Polizeiwagen stand quer auf der Straße.

Die beiden Officers der City Police, die offenbar den Streifenwagen angehalten hatten und mit der Waffe im Anschlag in Stellung gegangen waren, lagen jetzt ausgestreckt auf dem Asphalt.

Ein junger Mann mit einer Lederjacke der BRONX DEVILS lag auf dem Bürgersteig in seiner Blutlache. Seine Hände hielten noch immer ein Sturmgewehr fest umklammert. Es musste sich um den Kerl handeln, der von einem der dem Innenhof zugewandten Fenster aus auf mich geschossen hatte. Er war offensichtlich aus dem Haus gerannt und hatte mit dem neben dem Eingang abgestellten Motorrad davonfahren wollen, als unsere uniformierten Kollegen vom NYPD eingetroffen waren, um ‚The Poole’ auch von der Rückseite aus zu sichern.

Zunächst hatte ich die Maßnahmen, die Clive angeordnet hatte, für übertrieben gehalten, aber im Nachhinein musste ich zugeben, dass er Recht gehabt hatte.

Ich trat auf den am Boden Liegenden zu.

Er lebte noch.

Zitterte.

Ich nahm ihm die Waffe ab und sagte über Funk den Kollegen Bescheid.

Im gleichen Augenblick kam von der anderen Seite ein weiterer Streifenwagen herbei.

Die Beamten öffneten die Türen ihres Chevy, stiegen aus und eilten herbei. Aber auch sie konnten nichts mehr tun.

Weder für ihre niedergeschossenen Kollegen, noch für den jungen Gang-Krieger, dessen Blut über den Asphalt in den Rinnstein lief.

Hier hatte sich eine Tragödie ereignet.

Noch ehe einer unserer Kollegen oder gar der Emergency Service den Ort des Geschehens erreichte, hatte der Schütze mit dem Sturmgewehr sein Leben endgültig ausgehaucht. Seine Augen blickten starr in den grau und bereits etwas dämmrig gewordenen Himmel.

Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis

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