Читать книгу Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis - A. F. Morland - Страница 81
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Der Konferenzraum befand sich im siebzehnten Stock eines Bürogebäudes am nördlichen Ende der Seventh Avenue. Man hatte einen hervorragenden Blick auf den Central Park.
Miles Buchanan erhob sich.
Er klopfte mit dem Kugelschreiber gegen seine Kaffeetasse, um sich der Aufmerksamkeit der anwesenden Mitglieder des Stiftungsrates der LIGA FÜR RECHT UND ORDNUNG zu versichern.
Daraufhin kehrte innerhalb weniger Augenblicke Stille ein.
„Ladies und Gentlemen – diese außerplanmäßige Sitzung unseres Stiftungsrates habe ich in meiner Eigenschaft als 2. Vorsitzender und Stellvertreter des ermordeten James Longoria, einberufen. Sie hat den Sinn, ein paar Dinge zu klären, von der die Wahl eines neuen Vorsitzenden nur einer von mehreren Punkten ist, den ich im übrigen ans Ende der Tagesordnung gelegt habe – einfach schon deshalb, weil ich der Auffassung bin, dass zunächst eine Aussprache erfolgt sein sollte.“ Miles Buchanan ließ den Blick schweifen.
Es herrschte absolute Stille. Die Gesichter wirkten betreten und niedergeschlagen.
„Der Tod von Staatsanwalt James Longoria hat die ganze Stadt New York tief getroffen – aber für unsere Stiftung ist dieser Verlust beinahe unersetzlich. Ich trage Eulen nach Athen, wenn ich all die Aufgaben aufzähle, die Mister Longoria für unsere Organisation übernommen hatte. Das Amt des Vorsitzenden ist da nur eine Facette, die nach außen sichtbar war. Aber wenn sich Hilfe suchende Verbrechensopfer an die LIGA wandten, so war er oftmals auch persönlich anwesend, um den Betreffenden zu helfen. Er hat aus der LIGA FÜR RECHT UND ORDNUNG mehr gemacht, als eine bloße Verwaltungsmaschine von Spendengeldern, die ja inzwischen ziemlich reichlich fließen. Und auch da trug Mister Longoria mit seinen hervorragenden Kontakten zu Handel, Industrie und öffentlichen Einrichtungen zum Erfolg erheblich bei. Gleichgültig, wer auch immer sich unter uns bereit erklären sollte, diesen Posten zu übernehmen, er sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass es sehr schwer sein wird, diesen gewaltigen Fußstapfen zu folgen, die Mister Longoria für seine Nachfolger hinterlassen hat.“ Erneut machte Buchanan eine Pause. „Wir werden die Entwicklung auf dem Spendenmarkt antizipieren müssen. Dazu werde ich Ihnen auch noch ein Konzept vorstellen, in dem ich mir mal aufgeschrieben habe, welche Neuerungen ich auf die Dauer der nächsten anderthalb Jahre für unaufschiebbar halte! Doch darüber können wir später noch reden. Ich möchte jetzt zu einem anderen Punkt kommen. Es geht um die junge Frau, die James Longoria im Anblick seines Todes auf dieser Welt zurückgelassen hat und die eigentlich damit rechnen konnte, noch etliche Jahrzehnte mit diesem einzigartigen Mann in Liebe verbunden sein zu können.
Doch der Tod hat Longoria mitten aus dem Leben geholt. Details der polizeilichen Ermittlungen werde ich Ihnen natürlich nicht an diesem Abend um die Ohren schlagen. In den nächsten Tagen und Wochen werden sich da bestimmt neue Erkenntnisse ergeben, über die uns das FBI zu gegebener Zeit informieren wird. Der Punkt, um den es mir geht ist ein anderer. James Longoria hat zu Lebzeiten vielen, durch Verbrechen in Not geratenen Menschen geholfen – und ich finde, genau das sollten wir nun auch bei seiner Witwe tun.“ Zustimmendes Gemurmel entstand, sodass Buchanan fortfuhr: „Mister Longoria hat sich stets mit Hingabe um andere gekümmert, sodass er darüber die eigene finanzielle Absicherung sträflich vernachlässigt hat. Ich, als sein persönlicher Freund, habe ihn immer wieder darauf hingewiesen, aber der Kampf gegen das Verbrechen stand für James einfach absolut im Vordergrund.“
„Soll das bedeuteten, dass Mrs Longoria in finanziellen Schwierigkeiten ist?“, fragte Tom Gallego, ein Geschäftsmann, dem eine Kette von Juwelierläden an der Ostküste gehörte und der sich sowohl persönlich als auch finanziell stark in der LIGA FÜR RECHT UND ORDNUNG engagierte.
„Tatsache ist, dass auf dem Haus eine hohe Hypothek läuft und außerdem in nächster Zeit starke Belastungen auf Mrs Longoria zukommen werden. So wird sie sich auf Grund der Geschehnisse, die den Tod ihres Mannes betreffen, in Psychotherapie begeben müssen und die Leistungen des Pensionsfonds der Stadt New York werden nicht ausreichen, um ihr den Absprung in ein neues Leben zu sichern.“
„Ich sehe keine Einwände, warum wir Mrs Longoria nicht schnell und unbürokratisch helfen sollten“, erklärte Harvey Kuznetzov, ein Kaufhausmogul, dem etwa dreißig Kaufhäuser in New York State, New Jersey und Massachusetts gehörten und der seit einem Jahr im Stiftungsrat mitarbeitete.
Malcolm Houseman, Teilhaber einer renommierten Anwaltskanzlei in Manhattan, der sich auf Schadensersatzansprüche von Verbrechensopfern spezialisiert und dabei gesehen hatte, dass manche Opfer einfach leer ausgingen, meldete sich nun zu Wort.
„Ich denke, in diesem speziellen Fall können wir auf die sonst üblichen Überprüfungen wohl auch verzichten, wenn das hier in diesem Kreis allgemeiner Konsens ist.“
„Davon können Sie ausgehen, Mister Houseman!“, erklärte Margret Stromfield, Schmuckdesignerin aus Chelsey, New York, deren Kreationen weltweit vermarktet wurden. Die fünfundvierzigjährige, sehr elegant wirkende Geschäftsfrau hatte sich entschlossen, die LIGA FÜR RECHT UND ORDNUNG zu unterstützen, nachdem eine Reihe von Einbrüchen in ihrer Firma und die Untreue eines Mitarbeiters sie zeitweilig an den Rand des Bankrotts gebracht hatten.
Eine skeptische Stimme meldete sich jetzt zu Wort. Sie gehörte Ray Dennison, dem Inhaber einer großen Import/Export-Firma in West New York. „Mir sind, wenn ich die Abschlussberichte der letzten Jahre durchgehe, ein paar Dinge aufgefallen, über die wir bei Gelegenheit mal intensiver sprechen sollten. Insbesondere fällt mir auf, dass Zahlungen...“
„Vielleicht sollten wir diesen Punkt zurückstellen, bis die angeforderten Unterlagen unseres Buchprüfers vorliegen“, unterbrach Miles Buchanan den Sprecher. Buchanan ließ den Blick in der Runde schweifen. „Ich meine, wenn wir über die Finanzen diskutieren, dann sollten wir dafür doch auch eine ausreichende sachliche Grundlage haben, oder?“
„Eigentlich gehört das in die heutige Aussprache!“, monierte Harvey Kuznetzov.
„Es tut mir leid, aber der Tod unseres Vorsitzenden James Longoria, der wie ich denke von niemandem hier im Raum vorhergesehen werden konnte, hat zu dieser kurzfristig einberufenen Sitzung geführt. Der Buchprüfer konnte jedoch ursprünglich davon ausgehen, etwas länger Zeit für seine Unterlagen zu haben und ist dementsprechend einfach noch nicht fertig!“
„Dann schlage ich vor, auch die Wahl des Vorsitzenden auf einen Zeitpunkt zu verschieben, an dem uns diese Unterlagen vorliegen und eine Aussprache darüber stattfinden kann!“, verlangte Ray Dennison und fand damit die Zustimmung der meisten Anwesenden.
Miles Buchanan sah ein, dass er an diesem Abend wohl nichts übers Knie brechen konnte und erklärte sich schließlich ebenfalls einverstanden.
„Selbstverständlich gehen wir davon aus, dass Sie die LIGA FÜR RECHT UND ORDNUNG bis dahin kommissarisch weiterführen!“, stellte Harvey Kuznetzov klar.
„Natürlich!“, versicherte Buchanan.