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„Los!“, sagte Bruno Pfaff. „Pack an, Rosy! Nimm seine Beine! Wir tragen ihn ins Schlafzimmer.“

„Wo ist das?“

„Keine Ahnung. Ich bin genau wie du zum ersten Mal in dieser Wohnung. Aber so viele Möglichkeiten gibt es ja nicht.“

Sie fanden das Schlafzimmer auf Anhieb, legten den besinnungslosen Chirurgen aufs Bett und entkleideten ihn. Danach zog Rosy Kupfer sich aus und legte sich zu Dr. Lorentz, und Bruno Pfaff schoss eine Menge kompromittierender Fotos von den beiden, wobei er darauf achtete, dass nicht zu sehen war, dass Torben nicht bei Bewusstsein war.

Er gab fortwährend Anweisungen, die Rosy stets unverzüglich und sehr geschickt in die Tat umsetzte. Sie arbeiteten wie ein bestens aufeinander eingespieltes Team.

Bruno lachte. „Mit diesen Aufnahmen können wir ihn fertigmachen. Du machst deine Sache hervorragend, Schätzchen. Bruno ist mit dir sehr zufrieden.“

„Das ist mir sehr wichtig“, sagte Rosy, während sie so lange weitermachte, bis Bruno sie aus der Pflicht entließ.

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Okay, Schätzchen, zieh dich an, wir sind fertig. Er wird bald zu sich kommen. Das k.o.-Pulver wirkt nicht sehr lange. Wir müssen weg sein, wenn er die Augen aufschlägt.“

Rosy sprang gehorsam aus dem Bett, schlüpfte in ihre Sachen, schmiegte sich an ihren Freund und verlangte: „Küss mich.“

Er tat es.

„Ich liebe dich, Bruno“, sagte sie heiser.

Er grinste selbstgefällig. „So ist es richtig.“

„Ich würde jederzeit alles für dich tun.“

„Ich weiß, Schätzchen“, sagte Bruno Pfaff und strich ihr mit der Hand über den verlängerten Rücken. „Deshalb bin ich auch so gern mit dir zusammen.“ Sie verließen die Wohnung des Chirurgen. Niemand beobachtete sie dabei, und es sah sie auch keiner aus dem Haus treten. Arm in Arm entfernten sie sich – wie ein harmloses Liebespaar.

Als sie um die Ecke verschwanden, schlug Torben Lorentz in seinem Schlafzimmer die Augen auf und blickte sich verwirrt um. Was war passiert?

Sein Erinnerungsvermögen war noch blockiert, sein Geist war noch gelähmt, aber von Sekunde zu Sekunde kamen seine Gedanken besser in Schwung.

Das Mädchen mit den roten Zöpfen … Er hatte sie angefahren und mit in seine Wohnung genommen … Zur Schockbekämpfung hatten sie einen Whisky getrunken und dann …

Blackout!

Was hat die Gedächtnislücke ausgelöst?, fragte sich Dr. Lorentz. Wieso liege ich hier im Schlafzimmer? Wieso bin ich nackt? Hat Romy mich ausgezogen, nachdem ich zusammengeklappt bin? Wo ist sie?

Er stand auf. Der Restnebel, der auf seiner Erinnerung lag, lichtete sich. Er zog sich an und trat aus dem Schlafzimmer. Stille herrschte in der Wohnung.

„Romy?“

Keine Antwort.

„Romy Schatz?“

Nichts. Stille.

„Schätzchen?“

Keine Reaktion.

Er war allein. Romy musste ihn zu Bett gebracht haben und dann gegangen sein. Er erinnerte sich, dass sie es eilig gehabt hatte. Deshalb war sie ihm ja vor den Wagen gelaufen. Torben suchte sie. Sie war tatsächlich nicht mehr hier. Nicht mal eine Nachricht hatte sie hinterlassen. Wie mochte es ihr gehen? War sie wirklich unverletzt?

Torben fiel auf, dass die Whiskygläser nicht mehr auf dem Couchtisch standen. Er fand sie in der Küche auf der Abtropftasse der Spüle.

So einen ordnungsliebenden Eindruck hatte Schätzchen gar nicht gemacht. Torben wälzte das Telefonbuch, aber eine Romy Schatz fand er nicht.

Ich kann sie nicht einmal fragen, wie es ihr geht, dachte er, während er das Telefonbuch wieder zuklappte. Muss mich darauf verlassen, dass sie keinen Schaden genommen hat – und dass mir aus der ganzen Angelegenheit keine Unannehmlichkeiten erwachsen. In seinen Schläfen befand sich ein leichtes Ziehen und Bohren. Er massierte sie mit seinen Fingerkuppen, machte kreisende Bewegungen, das war angenehm.

Dreiunddreißig Jahre war er alt – und er hatte noch nie einen Blackout gehabt. War ihm der Schock tiefer in die Glieder gefahren, als er angenommen hatte?

Es läutete an der Tür, und als Torben öffnete, stand Dr. Kayser vor ihm.

„Hallo, mein Freund“, sagte der Grünwalder Arzt und trat ein. „Ich habe deinen Wagen vor dem Haus stehen sehen und sagte mir: Schau mal nach, wie es Torben geht.“

„Nett von dir.“ Dr. Lorentz führte den praktischen Arzt ins Wohnzimmer. Sie setzten sich. Torben fragte, ob er Sven etwas anbieten könne, Sven verneinte.

„Du hast heute Nachtdienst, nicht wahr?“, sagte der Allgemeinmediziner.

Torben Lorentz nickte. „Ja.“

„Wie fühlst du dich?“

Torben rümpfte die Nase und schüttelte ernst den Kopf. „Nicht so besonders.“

„Das sehe ich dir an. Wird seine Zeit dauern, bis ihr darüber hinweg seid.“

Torben Lorentz nickte wieder. Er dachte an die sonderbare Geschichte mit Romy Schatz, hätte gerne mit Dr. Kayser darüber gesprochen, doch da war eine Sperre in ihm, die dies nicht zuließ. Wollte er sich nicht blamieren? Wollte er nicht, dass Sven sich wegen des Filmrisses, den er gehabt hatte, Sorgen machte? Ein Chirurg mit Blackouts … Wenn so etwas im OP passierte … Während einer schwierigen Operation …

Dr. Kayser und Dr. Lorentz sprachen über Nicola.

Torben sah auf seine schlanken Finger. „Wir haben uns dieses Baby so sehr gewünscht.“

„Es ist noch nicht aller Tage Abend“, sagte Sven Kayser.

„Du meinst, Nicola könnte noch einmal schwanger werden?“

Dr. Kayser nickte. „Genau.“

„Und wenn nicht?“

Dr. Kayser lächelte. „Hast du deinen Optimismus verloren?“

„Das nicht“, antwortete der junge Chirurg, „aber ich möchte mir nichts vormachen. Ich bin zwar Optimist, jedoch kein Phantast.“

„Ich glaube, Nicola wird bald wieder in der Lage sein, schwanger zu werden“, sagte Sven zuversichtlich. „Was wird nun mit eurer Hochzeit? Werdet ihr damit noch etwas warten?“

Dr. Lorentz schüttelte den Kopf. „Nein. Wozu?“

Dr. Kayser zuckte mit den Schultern. „Manche Leute heiraten erst, wenn garantiert mit Nachwuchs gerechnet werden kann.“

Torben setzte eine Miene auf, die erkennen ließ, wie ernst ihm die Sache war. „Ich möchte, dass Nicola meine Frau wird, ob sich nun Kindersegen einstellt oder nicht, weil ich diese Frau einfach liebe und wahnsinnig gerne mit ihr zusammen bin.“ Ihm fiel ein, dass sie ihm am Tag des folgenschweren Sturzes etwas hatte sagen wollen.

Er wusste bis heute nicht, was sie hatte loswerden wollen, und jetzt war auch kein guter Zeitpunkt, sie danach zu fragen. Nicola würde es ihm ein andermal sagen, da war er ziemlich sicher. Oder es hatte sich mittlerweile überholt und von selbst erledigt und war nicht mehr wichtig.

„Sobald die Seebergs wieder im Lande sind, wird ein Hochzeitstermin festgesetzt“, sagte Torben.

„Und vielleicht werdet ihr schon im nächsten Jahr zu dritt sein“, bemerkte Sven Kayser hoffnungsvoll.

Ärzte und Schicksale Auswahlband 8010 - 8 Romane: Manchmal kommt das Glück ganz unverhofft

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