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Freitag, 13. Juni


Sie fuhren am nächsten Vormittag in die Innenstadt, ohne festes Ziel, nur um zu bummeln. Beide wollten sie ein Stück am Rhein laufen, Beethoven vor der Post begrüßen, vielleicht das Beethovenhaus besichtigen, und Isa wünschte sich einen Stop auf dem Kreuzberg am Kapellchen, weil das in der Morgensonne so hübsch ausgesehen hatte. Er wollte wenigstens einmal einen Blick auf die Arbeitsstelle werfen, die ihm Katrin bei den Bellmanns so großmütig zugewiesen hatte. Doch vor diese löblichen Absichten hatte das Schicksal die Suche nach einem Parkplatz gesetzt: Sie fanden einen auf der Poppelsdofer Allee und achteten beim Einrangieren nicht weiter auf einen Kleinwagen, aus dem ein vielleicht vierzigjähriger Mann mit einer mürrischen Miene stieg, dem Rudi den angepeilten Platz weggeschnappt hatte. Rainer Hilgenrath ärgerte sich und schaute eigentlich nur deshalb auf das Kennzeichen des sandfarbenen Autos. Aus Wiesbaden, natürlich, wieder einer dieser unnützen Besucher des ehemaligen Bundesdorfes. Doch dann stutzte er. RH 234 , seine Initialen und die Zählanleitung für Kleinkinder. Wo hatte er das kürzlich gesehen oder gelesen? Er lief vorbei an Zunz seliger Witwe auf den Bonner Talweg und warf seinen Computer an. Da war es. Keine Minute später ging eine Mail an den Chef raus: Der gesuchte Corsa WI – RH 234 parkte im Moment auf der Bonner Poppelsdorfer Allee in Höhe des Hauses Nr. 25. MfG Hilgenrath. Sekunden später begann der Chef wie ein Wilder zu telefonieren, und während Rudi und Isa auf der Hofgartenseite am Schloss vorbeischlenderten, organisierte der Chef eine lückenlose Beobachtung und spätere Verfolgung des sandfarbenen Autos mit dem Wiesbadener Kennzeichen. Rudi und Isa waren etwas enttäuscht. Zwar schien die Sonne aus einem blauen wolkenlosen Himmel, das Siebengebirge war gut zu erkennen, aber der Rein führte so wenig Wasser, das nur teilweise beladene Schiffe mit gebremster Geschwindigkeit bergauf und talwärts fuhren. Schon weit vor dem alten Wasserwerk, das sie sich als Ziel gesetzt hatten, bogen sie ab. Die Schlange vor dem Haus der Geschichte war ihnen zu lang und deswegen nahmen sie die Straßenbahn zurück zur Universität. Beethoven musste warten, am Kaiserplatz fanden sie ein noch nicht überfülltes Restaurant und stöhnten, als sie daran dachten, dass ihnen nun noch ein Fußmarsch fast bis an das Poppelsdorfer Schlösschen bevorstand. Isa winkte sofort ab, als er sich erkundigte: „Noch das Kapellchen auf dem Kreuzberg?“

„Angeblich muss man auf den Knien eine lange Treppe hochrutschen.“

„Kommt darauf an, wie viele Sünden du inzwischen begangen hast.“

„Nein, danke. Nur noch Schuhe aus und dann einen langen Mittagsschlaf.“

Die beiden Autos mit Bonner Kennzeichen, die sich abwechselnd an sie hängten, bemerkten sie beide nicht und führten ihre Verfolger direkt in den Paula-Roming-Weg Nr.19. Als die Verfolger das Ergebnis über Handy an den Chef weitergaben, ordnete der an, sich zurückzuziehen und alles Weitere der Zentrale zu überlassen. Den Männern war es recht. Sie wussten, dass sie ihr Honorar bekommen würden, auf die Agentur Kollau war in diesem Punkt Verlass. Auch Rainer Hilgenrath rechnete sich bei einem verspäteten Mittagessen ein hübsches Sümmchen aus, das ihm wohl zustand und er auch dringend benötigte. Rudi und Isa schliefen tief und ahnungslos, ihre Schuhe kühlten aus und ihre Füße schwollen ab.

*


ALEXANDER DORBERG, Essener Hauptkommissar im Ruhestand, hatte in der Ahornstraße bis 12 Uhr warten müssen. Erst dann fuhr ein grellroter Sportwagen vor, aus dem ein junger, großer sportlicher Mann mit blonden Locken heraussprang und zur Haustür sprintete. Dort wurde ihm umgehend geöffnet und ein sehr anziehendes Mädchen fiel ihm stürmisch um den Hals. Der Kuss dauerte so lange, dass Dorberg den halben Chip voll fotografieren konnte. Da waren mehrere Pfeile Amors gewaltig eingeschlagen.

Als eine Stunde später beide das Haus noch nicht verlassen hatten, ging Dorberg zur Haustür. Auf dem Klingelschildchen stand „L.Behrens“ und auf einem gekritzelten Pappstückchen darunter „J. Vandenburg“. Er ließ sich über die Auskunft mit Behrens, Ahornstraße verbinden. Nach dem siebten Klingeln wurde abgenommen. „Vandenburg.“

„Guten Tag, sagte Dorberg freundlich, „mein Name ist Alex Dorberg, könnte ich bitte mit Frau Behrends sprechen?“

„Tut mir leid, meine Tante ist nicht da.“

„Wissen Sie zufällig, wann ich sie erreichen kann?“

„Nein, aber sie wollte heute Abend aus Kleve zurückkommen.“

„Danke, dann versuche ich es morgen noch einmal. Wiederhören.“

„Ciao.“

Wer wollte ihnen verargen, dass Julia und ihr Freund eine sturmfreie Bude nutzten. Das Kennzeichen des Sportwagens hatte er aufgeschrieben. Den Namen der Tante und ihre Telefonnummer ebenfalls, also konnte er für heute beruhigt nach Hause gondeln. Unterwegs hielt er für ein schnelles Bier am Uhlenkrug und traf, wie gewöhnlich, einen früheren, inzwischen ebenfalls pensionierten Kollegen an. Viele Polizisten, die in Rüttenscheid oder Bergerhausen wohnten, schluckten im Uhlenkrug vor oder nach dem Gesundheitsspaziergang ein Bierchen. Dorberg war nur einmal im Stadion gewesen. Schwarz-Weiß Essen spielte gegen Alemannia

Aachen. Das Spiel endete 9 : 1, Dorberg wusste schon gar nicht mehr für wen, aber nach diesem einseitigen Schlachtfest hatte er das Stadium nie mehr betreten. Und bis zu Rot-Weiß Essen an der Hafenstraße war es ihm zu weit.

*


SIE HATTE ALLE ABENDE allein in ihrer tristen Wohnung verbracht und sich vor dem Schlafen wieder einmal mit der Frage herumgequält, warum kein Mann und kein Kollege was von ihr wissen wollte und weshalb sie keine echte Freundin hatte. Gut, sie war keine Schönheit, das wusste sie, hatte ein etwas ausdrucksloses Gesicht und eine nur durchschnittlichen Figur. Aber das waren und hatten viele andere Frauen auch, die doch einen Freund, Liebhaber oder Ehemann abbekommen hatten. Den einzigen Kollegen, der Anstalten machte, sich länger an sie zu binden, mochte sie nicht leiden, weil sie ihn für eine aufgeblasene Null hielt, einen Fummler, über den sich mehrere Frauen schon beschwert hatten. Was machte sie falsch? Dabei liebte sie Sex in jeder Form und zierte sich nie lange, bis alle Hüllen fielen.

Darüber grübelte sie noch, als es klingelte. Verwundert ging sie zur Tür und drückte den Sprechknopf: „Ja?“

„Hallo, hier ist Lupo. Bist du noch zu sprechen?“

„Jederzeit. Komm rauf!“

Sie wartete, bis sie unten die Haustür ins Schloss fallen hörte, stieg dann schnell aus ihren Hosen und zog ihr Shirt über den Kopf. An Lupo hatte sie gar nicht mehr gedacht. Vielleicht endete dieser Abend ja doch noch ganz angenehm. Als sie die Wohnungstür geöffnet und bis auf einen Spalt angelehnt hatte, zog sie sich vollständig aus.

Lupo seufzte leise, als er ins Zimmer kam, wo eine nackte Frau auf ihn wartete. Sein Kumpel Tuku hatte es vorhergesagt: „Die legt mehr Wert auf deinen steifen Schwanz als auf deine gefüllte Brieftasche.“

„Ich bin aber gar nicht scharf auf sie.“

„Spaß ist Spaß,Lupo, und Job ist Job.“

Also zog auch Lupo sich aus und schob mit ihr ins Schlafzimmer. Sie brauchte lange, bis sie zum Orgasmus kam, es artete für ihn in Arbeit aus, aber wie hatte Tuku richtig prophezeit: „Job ist Job.“ Erst eine Viertelstunde später wagte Lupo zu fragen: „Wie lange arbeitet das Ding denn noch?“

„Welches Ding?“

„Das du für uns versteckt hast.“

„Ach so, das meinst du. Über eine Woche noch. Was denkst du, kannst du noch mal? Ich habe noch Lust.“

Sie hatte immer Lust, wie Lupo inzwischen wusste. Ihr Freund konnte es nicht leicht mit ihr haben. Dass sie keinen Freund hatte, wusste er nicht. Ihm reichte, dass sie hinter dem Geld her war. Und Geld spielte für Lupo und seine Chef keine Rolle.

Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten

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