Читать книгу Krimi Sammelband 7010: 7 Action Thriller November 2019 - A. F. Morland - Страница 11
5.
ОглавлениеSteve McCoy betrat die Gangway, und die Hitze traf ihn wie ein Faustschlag. Obwohl er heiße Länder kannte, hatte er immer wieder Schwierigkeiten, sich an das Klima zu gewöhnen.
Der Amerikaner war über Beirut geflogen, das war die schnellste Verbindung. Er ging langsam die Treppe hinunter, seine Jacke hatte er über den Arm gelegt. Die ganze Ausrüstung sowie seine Waffe befanden sich in seinem Spezial-Koffer – in einem abgeschirmten doppelten Boden, der bei einer durchschnittlichen Kontrolle kaum zu entdecken war.
Er blinzelte und setzte seine Sonnenbrille auf. Feine Schweißtropfen perlten ihm von der Stirn. Er hatte Verlangen nach einem eisgekühlten Drink.
Im Flughafengebäude war es angenehmer. Anstandslos passierte er die syrische Passkontrolle. Sein Visum war echt – man hatte so viel Zeit gehabt, dass es nicht gefälscht zu werden brauchte.
Mit den Koffern ließ sich das Bodenpersonal Zeit. Steve McCoy rauchte eine seiner seltenen Zigaretten, bis sich endlich das altersschwache Gepäckband mit verdächtigem Knirschen in Bewegung setzte. Ein Poltern von draußen verriet, dass mit dem Gepäck nicht gerade sanft umgegangen wurde. Sein Koffer war der letzte. Der Agent stemmte ihn vom Band und schleppte ihn zur Zollkontrolle.
Der Zöllner deutete auf den Koffer und sagte in gebrochenem Englisch: „Bitte, öffnen Sie!“
Steve ließ die Schlösser aufschnappen und klappte den Deckel auf. Seine Augen zogen sich zusammen, und eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn.
Der Inhalt seines Koffers war durchwühlt worden. Das war offenbar unter Zeitdruck geschehen, sodass der unbekannte Kontrolleur nicht alles so sorgfältig packen konnte, wie es gewesen war.
Immerhin, der Zöllner beanstandete nichts und entließ ihn mit einem Wink, bevor er den nächsten Passagier heranwinkte.
Steve drängte sich durch die Sperre und stand in der Haupthalle. Er mochte Damaskus nicht. Wenn er ehrlich war, konnte er eigentlich das ganze Land nicht sonderlich leiden. Aber für solche Überlegungen wurde er nicht bezahlt. Er hatte einen Auftrag, und den musste er ausführen, ob ihm die Gegend passte oder nicht.
Sein Blick glitt über die Menschenmenge, bis ein Mann seine Aufmerksamkeit fesselte. Mike Andrews!
Der hatte ihn im gleichen Augenblick gesehen und gab unauffällig ein Zeichen. Das bedeutete, er sollte ihm folgen. Andrews kannte sich hier besser aus.
Steve hatte zwei oder drei Mal mit ihm zusammengearbeitet. Er wusste, dass er jetzt in der Maske eines Botschaftssekretärs der örtliche CIA-Führungsoffizier war. Ein Operator, wie man das intern nannte.
Andrews, blondhaarig und ziemlich groß, fiel in der Menge auf. Es war leicht, ihm auch in größerem Abstand zu folgen. Draußen bestieg er einen amerikanischen Wagen mit Chauffeur.
Im Zentrum hielt der schwarze amerikanische Wagen in der Port-Said Straße. Andrews stieg aus. Er sah sich nicht um, ob Steve McCoy ihm folgte, sondern betrat ein Lokal, das von außen einen ziemlich europäischen Eindruck machte.
Steve zuckte die Achseln. Gegen einen Drink war nichts einzuwenden. Er bezahlte den Taxifahrer mit einer Fünf Dollar-Note, da er noch kein syrisches Geld hatte. Der Fahrer ließ den Schein blitzschnell verschwinden, womit er sich bereits eines Devisenvergebens schuldig machte.
Steve betrat das Lokal mit dem Koffer in der Hand und kam sich etwas albern vor. Andrews saß in einer Nische, wo man nicht belauscht werden konnte, aber den ganzen Raum übersah.
Steve nickte ihm zu und schob sich auf einen Platz, nachdem er seinen Koffer unter den Tisch bugsiert hatte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Warum so geheimnisvoll, Mike?“
Andrews lächelte. „In dieser Stadt gibt es mehr Augen und Ohren, als uns lieb sein kann. Die Leute sind misstrauisch gegen die Fremden, und besonders gegen uns.“
„Womit Sie völlig recht haben“, meinte Steve McCoy. „Aber Spaß beiseite, wie ist die Lage? Doch bevor Sie anfangen, Mike, würde ich gern etwas trinken, am besten ein kühles Bier.“
Andrews hob entsetzt die Hände. „Bier? Haben Sie schon mal syrisches Bier getrunken? Es dürfte mit Abstand das schlechteste der Welt sein. Nehmen Sie lieber ein Mineralwasser oder eine Cola.“
„Sie kennen sich aus, okay.“
Andrews winkte dem Kellner, und sie sprachen über Belanglosigkeiten, bis die Getränke auf dem Tisch standen.
Andrews nahm einen kräftigen Schluck und sagte: „Die Situation ist mies, Steve. Wir haben extra um Unterstützung gebeten, da wir hier nichts machen können, denn wir müssen davon ausgehen, dass wir der Gegenseite bekannt sind. Wir können jede Hilfe liefern und eine Menge Vorarbeiten leisten. Aber den eigentlichen Kontakt muss ein neuer Mann herstellen. Ich freue mich, dass man Sie geschickt hat. In diesem Fall können wir vielleicht auch aus einer verfahrenen Situation etwas machen.“
Steve lächelte düster. „Auch bei uns drüben ist einiges schief gegangen. Aber erzählen Sie erst mal.“
„Sie wissen, dass ein Mitglied der sowjetischen Delegation abspringen will. Wir wissen nicht genau, wer es ist, aber er wird sich Ihnen ja zu erkennen geben. Diese Delegation ist ziemlich groß und besteht aus Wissenschaftlern, einigen Politikern und den üblichen KGB-Begleitern. Sie sollen heute ankommen und werden im Hotel New Semiramis wohnen, wo wir für Sie ebenfalls ein Zimmer reserviert haben.“
„Das ist mir alles bekannt“, sagte Steve McCoy. „Wo liegt das Problem?“
„Wir haben inzwischen herausgefunden, dass das nicht irgendeine Delegation ist, sondern dass sie einen konkreten Auftrag hat. Wir vermuten, dass die Leute an einer militärischen Anlage arbeiten, die an der Küste installiert wird.“
„Unterwasserortung“, sagte Steve McCoy nachdenklich.
„Möglich“, erwiderte Andrews schnell und blickte sich ängstlich um. „Ich habe jemand auf diese Dinge angesetzt, und sie hat auch etwas entdeckt.“
„Sie?“, unterbrach Steve McCoy und hob die Augenbrauen.
„Ja. Es ist eine Agentin. Sie arbeitet noch nicht lange für uns und hat natürlich kaum Erfahrung. Aber was sollen wir machen, wir müssen oft nehmen, was wir kriegen, Jedenfalls habe ich von dem Mädchen seit gestern nichts mehr gehört, und. ich vermute, dass man sie geschnappt hat.“
„Das wäre peinlich. Wird sie reden?“
Andrews machte ein missmutiges Gesicht. „Sicher wird sie reden. Sie ist viel zu unerfahren, um Profis etwas vorzumachen.“
„Mit anderen Worten: die Gegenseite weiß vermutlich jetzt schon, dass wir großes Interesse an bestimmten Dingen haben. Das heißt, sie werden ihre Sicherheitseinrichtungen noch verstärken.“
Andres nickte. „Ja. So sieht es aus.“
Steve lächelte leicht. „Das ist aber nicht mehr so schlimm. Denn die Gegenseite weiß vermutlich schon sehr genau, worum es geht.“ Er berichtete mit wenigen Sätzen, was in New York passiert war. „Außerdem ist bei der Ankunft bereits mein Koffer durchsucht worden“, schloss er.
Andrews machte ein bedenkliches Gesicht. „Normalerweise müssten Sie sofort abreisen, wenn Ihre Tarnung jetzt schon geplatzt ist. Aber wir haben wahrscheinlich keine Zeit mehr, einen neuen Mann aufzubauen.“
„Okay. Im Übrigen habe ich alle Vollmachten. Ich werde versuchen den Karren trotzdem aus dem Dreck zu ziehen. Wir haben keine andere Möglichkeit.“
Er machte eine kurze Pause. „Haben Sie eine Ahnung, wo das Mädchen stecken könnte?“
„Ja. Ich zeige es Ihnen später auf der Karte. Wollen Sie sich die Gegend mal ansehen? Wenn es richtig ist, was ich vermute, werden sich einige Leute der Delegation sowieso dorthin begeben. Am besten wäre es natürlich, wenn Sie unsere kleine Spionin herausholen könnten, falls man sie dort gefangen hält.“
Steve lachte leise. „Einfach so, wie? Na ja, ich werde es mir ansehen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit. Aber das verkompliziert die ganze Sache. Zunächst werde ich mich im Hotel einquartieren und mir unsere Freunde ansehen. Es wäre auch wichtig zu wissen, wie viele Geheimagenten dabei sind.“
Andrews hob die Schultern. „Sicher eine ganze Menge. Bei einer so wichtigen Sache. Und wenn die außerdem ahnen, dass einer abspringen will …“ Er beendete den Satz nicht.
Steve erhob sich. „Wir werden sehen. Ich fahre jetzt ins Hotel.“ Er zerrte seinen Koffer unter dem Tisch hervor.
„Einen Augenblick noch“, sagte Andrews. Er griff in seine Brusttasche und zog ein dickes Bündel einheimischer Banknoten heraus. Er drückte es Steve McCoy in die Hand. „Hier. Das werden Sie brauchen!“
„Es ist doch gut, ein hohes Spesenkonto zu haben, bei dem nicht jeder Dollar kontrolliert wird“, entgegnete Steve McCoy und grinste.