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CALEB DUNSTON LUD DIE Pistole durch. Einmal, zweimal. Es hatte etwas Zwanghaftes. Er wollte einfach sicher sein, dass die Waffe nicht blockierte, wenn er sie brauchte. Entweder es riss ihm dann die ganze Hand weg oder es passierte gar nichts.

Mach dich nicht verrückt!, versuchte er sich einzureden.

Er lud die Waffe schließlich zehnmal durch und steckte dann die Patronen wieder sorgfältig in das Magazin. Eine Patrone war für den Lauf.

Caleb Dunston benutzte eine Automatik vom Kaliber 45. Er wollte absolut sicher sein, eine Waffe zu besitzen, die auch aus unmittelbarer Entfernung noch eine hundertprozentig mannstoppende Wirkung hatte.

Die Waffe war schließlich geladen und schussbereit.

Du hast es bis hier her geschafft und es gibt keinen Grund, warum du nicht die ganze Tour schaffen solltest!, ging es ihm durch den Kopf.

Er hatte sich in einem Hotel am Broadway eingemietet. Es handelte sich allerdings um den Broadway von Albany, der sich in Nord-Südrichtung parallel zum Hudson und dem Highway 787 durch die Stadt zog.

Das Hotel lag an der Ecke zur Van Tromp Street und trug den hochtrabenden Namen „Hudson Sight“. Vielleicht hatte man früher von hier aus auf den Hudson blicken können, aber jetzt versperrten zahllose höhere Gebäude die Sicht.

Aber Dunston war das ohnehin gleichgültig.

Die Qualität einer Unterkunft zeigte sich für ihn in ganz anderen Eigenschaften.

Dunston versuchte, niemals eine Hotel, eine Pension oder eine andere Unterkunft zweimal zu benutzen. Jedes Mal, wenn er nach Albany kam, nahm er daher eine andere Pension. Das gehörte zu seinen Sicherheitsmaßnahmen.

Bisher war er gut damit gefahren.

Dass er noch lebte und nicht in IHRE Hände gefallen war, war der beste Beweis dafür.

Dunston erhob sich von dem einfachen Holzstuhl, der zusammen einem groben Tisch, einem Kleiderschrank und einem Doppelbett die Einrichtung dieses Zimmers bildete. Dunston trat ans Fenster.

Sein Zimmer lag im dritten Stock.

Vom Fenster aus konnte er seinen Wagen sehen, den er auf der anderen Straßenseite geparkt hatte. Außerdem hatte er darauf bestanden, ein Zimmer zu bekommen, in dessen Nähe sich eine Feuerleiter befand.

Er hatte die Tour schon so oft gemacht, dass es inzwischen schwierig wurde, überhaupt noch Übernachtungsmöglichkeiten zu finden, die seinen hohen Ansprüchen genügten.

Dunston wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte Durst, aber eine Minibar gab es in diesem Zimmer nicht. Er atmete tief durch und wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. Der Gedanke, das Zimmer verlassen zu müssen, um noch etwas zu trinken zu bekommen, gefiel ihm ganz und gar nicht.

Morgen fahre ich zurück!, dachte er. Und dann geht alles wieder von vorne los.

Er überprüfte den Sitz der Waffe ein letztes Mal und verließ das Zimmer. Sorgfältig schloss er hinter sich ab. Mit dem Lift fuhr er ins Erdgeschoss. Im zweiten Stock stieg eine Frau im grauen Business-Kostüm ein. Sie war Mitte dreißig, hatte das gelockte blonde Haar zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt und trug Schmuck im Wert von mindestens zweitausend Dollar an den Handgelenken und um den Hals.

Eine Aktentasche, deren Musterung zum Kostüm passte, komplettierte ihr edles Outfit.

Sie musterte Dunston kurz und fächerte sich selbst mit der Hand Luft zu.

„Ist Ihnen auch so heiß?“

„Ja.“

„Ich nehme an, Sie sind auch auf dem Kongress für Betriebspsychologie im modernen Management im Thomas Jefferson Meeting Center.“

„Nun...“

„Ich finde es eine Zumutung, dass wir auf solche Unterkünfte angewiesen sind. Aber man sagte mir, dass im Moment in Albany wirklich alles ausgebucht ist, worin eine Matratze liegen kann!“ Sie seufzte. „Nichts gegen eine einfache Hütte – aber so was schätze ich eher, wenn ich zum Snowboarden in die Rockys fahre – und nicht, wenn ich mich jeden Tag businesslike aufbrezeln muss und ich noch nicht einmal eine Dusche auf dem Zimmer habe.“

„Sie haben natürlich Recht“, sagte Dunston.

„Mein Name ist übrigens Catherine Jackson. Ich arbeite als Chief Consultant bei Franks & Friends, falls Ihnen das was sagt. Und bevor ich mir jetzt diese hochintellektuellen Vorträge antue, dachte ich, ich könnte irgendwo noch ganz ungeniert ein Bier trinken. Kommen Sie mit?“

„Gerne. Ich habe auch ziemlich großen Durst...“

Dunston lockerte die Krawatte. Der Lift erreichte das Erdgeschoss.

Dunston folgte Catherine Jackson auf dem Fuß, während diese mit resolut und selbstbewusst wirkenden Schritten das Foyer durchschritt. Wenig später befanden sie sich im Freien und Dunston war wieder froh, atmen zu können.

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