Читать книгу Sammelband 6 Krimis: Tödlicher Rachefeldzug und andere Krimis für Strand und Ferien - A. F. Morland - Страница 23

Оглавление

15


MILO UND ICH WAREN froh, aus dem stickig gewordenen Büro des Sheriffs endlich einmal herauszukommen.

Das „Temple of Luxor“ lag in einem Randbereich der Kleinstadt Kingston und war in einem ehemaligen Lagerhaus untergebracht.

Ich stellte den Sportwagen auf dem um diese Zeit noch ziemlich wenig frequentierten Parkplatz ab. Wir stiegen aus.

„Bin mal gespannt, was dieser Harry Greedy uns zu sagen hat“, meinte Milo.

„Ich hoffe, er will sich nicht nur wichtig machen“, murmelte ich. Die anderen Kollegen, die in der Zwischenzeit weiter vor den Computern im Büro von Sheriff Corey Masterson saßen, um die inzwischen vorhandenen Spuren weiter auszuwerten, bedauerte ich in diesem Moment.

Ein Getränkewagen stand direkt im Eingangsbereich des Temple of Luxor. Rein äußerlich bestand der einzige Bezug dieser Diskothek zum alten Ägypten in zwei Säulen am Haupteingang, die ägyptischen Säulen nachempfunden waren. Die bunten Malereien auf dem marmorartigen Stein zeigten neben Kolonnen von Hieroglyphen Szenen aus dem alten Ägypten. Pharaonen nahmen huldvoll die Unterwerfungsgesten der besiegten Herrscher entgegen.

Ein breitschultriger Türsteher hielt uns auf.

Wir zeigten ihm die ID-Cards.

„Kommen Sie. Mister Greedy erwartet Sie bereits.“

„Danke.“

Wir begaben uns ins Innere des Temple of Luxor, der dort seinem Namen auch alle Ehre machte. Das gesamte Innere der Diskothek war im altägyptischen Stil gehalten.

Um diese Zeit war noch nicht geöffnet. Ein paar Raumpflegerinnen hatten gerade ihre Arbeit beendet und verließen den Temple of Luxor.

Harry Greedy trug einen weißen Anzug mit schwarzem Hemd.

„Das sind die Leute vom FBI!“, sagte der Türsteher, der uns bis hier hin begleitet hatte.

„Danke, Vic.“ Greedy musterte uns. Wir zeigten ihm unsere Ausweise.

„Jesse Trevellian. Und dies ist mein Kollege Milo Tucker. Wir möchten Ihnen zunächst unser Beileid zum Tod Ihrer Schwester ausdrücken.“

„Danke.“ Harry Greedys Gesicht verdüsterte sich. Er deutete auf den übergewichtigen Mann neben sich, dessen Maßanzug sicher mehr gekostet hatte, als ein FBI-Agent in zwei Monaten verdiente. „Das ist Mister Zach Montoya. Er ist genau wie ich Teilhaber des Temple of Luxor und außerdem der Geschäftsführer.“

„Angenehm.“

„Kommen Sie an den Tisch dort hinten“, schlug Greedy anschließend vor.

Er führte uns zu einer Sitzgruppe, die eigentlich dafür eingerichtet worden war, dass die Tänzer sich zwischendurch ausruhen konnten.

Wir setzten uns.

„Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?“, fragte Greedy.

Wir verneinten.

„Im Dienst sollte man gar nicht erst damit anfangen“, meinte Milo.

„Verstehe“, erwiderte Greedy. Er blickte nervös auf die Uhr. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass unser Anwalt es noch rechtzeitig bis zu diesem Termin hier her geschafft hätte“, sagte er. „Seine Anwesenheit ist mir sehr wichtig. Schließlich habe ich keine Lust, mich in juristische Nesseln zu setzen.“

„Sie haben keinen Anlass, irgendetwas zu befürchten“, hielt ich ihm entgegen. „Schließlich sind Sie ja nicht angeklagt!“

„Das kann sich schnell ändern, wenn Sie mir zu Ende zugehört haben, Agent Trevellian.“

Zach Montoya nahm sein Handy hervor und versuchte den Anwalt zu erreichen, der im Übrigen für eine renommierte New Yorker Kanzlei arbeitete, wie Greedy mir in der Zwischenzeit berichtete.

„Lässt sich nicht erreichen“, meinte Montoya wenig später.

Harry Greedys Stirn umwölkte sich. „Das ist aber seltsam.“

„Ich schlage vor, Sie beginnen trotzdem einfach damit, uns das zu sagen, was Sie zu sagen haben.“

Montoya und Greedy wechselten einen kurzen Blick.

„Die Zeit ist immer auf Seiten des Täters“, erklärte Milo unterdessen. „Jeder wenn auch noch so kleiner Hinweis hilft uns eventuell entscheidend weiter!“

„Wir haben unsere Bedingungen“, sagte Harry Greedy. „Zum Beispiel wollen wir nichts mit dem County Sheriff zu tun haben und Sie dürfen ihn auch nicht über das informieren, was wir Ihnen sagen werden.“

„Das ist schon sehr seltsam, finden Sie nicht?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob seine Behörde nicht mit Leuten durchsetzt ist, die...“

Montoya unterbrach ihn. „Nicht bevor unser Anwalt hier ist.“

Der Türsteher, der in der Zwischenzeit den Raum verlassen hatte, kehrte nun zurück. „Sie müssen noch für die Lieferung unterschreiben, Mister Greedy.“

„Gib den Wisch her!“

Der Türsteher kam zum Tisch und legte Greedy einen Lieferschein vor. Greedy suchte in seiner Jackettinnentasche nach einem Kugelschreiber, fand aber keinen. Montoya half ihm aus.

„Ich verschwinde dann“, sagte der Türsteher. „Es ist alles erledigt.“

„Ja, aber sei heute Abend pünktlich, wenn wir öffnen. Nicht wie gestern.“

„Alles klar, Boss.“

Er verließ mit dem unterschriebenen Lieferschein den Raum. Wenig später war zu hören, wie der vor der Tür stehende Lastwagen davonfuhr.

„Ich muss schon sagen, dass mich Ihr Verhalten sehr wundert. Ihre Schwester und Mit-Teilhaberin wurde hier wahrscheinlich von einem wahnsinnigen Killer umgebracht, der bereits eine ganze Serie ähnlicher Delikte verübt hat und Sie wollen uns nur unter bestimmten Bedingungen helfen.“

„Soweit ich weiß, braucht sich niemand selbst belasten“, erwiderte er.

„Und das würden Sie, sobald Sie uns sagen, was Ihnen auf den Nägeln brennt?“

Ein Anruf erreichte Montoya auf seinem Handy. „Das war der Anwalt“, sage er. „Er ist auf dem Weg hier her, steckt aber immer noch im Stau.“

„Verdammt!“ Harry Greedy ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten.

In diesem Augenblick stürmten zwei Maskierte in den Raum. Sie trugen Sturmhauben, die von ihren Gesichtern nur die Augen frei ließen. Beide waren mit sehr zierlichen Maschinenpistolen vom Typ Uzi ausgerüstet. Sie ballerten wild drauflos.

„Hinlegen!“, rief Milo, riss Greedy mit sich und warf sich auf ihn. Greedy landete auf dem Boden, Montoya versank unter dem Tisch. Ich hechtete mich ebenfalls flach auf den Boden und riss dabei die Dienstwaffe heraus.

Die MPi-Geschosse zischten dicht über unsere Köpfe hinweg.

Glasscherben regneten von der Decke herab, als der Größere der beiden Schützen mit einem Schwenk seiner Uzi die Beleuchtung zerstörte. Da der Temple of Luxor keine Fenster besaß, herrschte schlagartig Halbdunkel.

Schüsse peitschten durch die Flaschen in den Regalen an der Bar und die Mischpulte des DJ. Immer wieder zuckten die Mündungsfeuer aus den kurzen Läufen der MPis hervor.

Die beiden Schützen waren nur als schattenhafte Umrisse zu erkennen.

Einer von ihnen warf einen Gegenstand in die Richtung, in der sich die Haupttanzfläche befand. Im nächsten Moment gab es eine Explosion. Eine Welle aus Druck und Hitze fegte durch den Temple of Luxor.

Ich schützte das Gesicht so gut es ging mit den Armen.

Gegenstände flogen wie Geschosse durch die Luft. Fest installierte Tische am Rand der etwas erhöhten Tanzfläche wurden aus ihren Halterungen gerissen. Eine der Säulen, die den mit Hieroglyphen beschrifteten Stelen des alten Ägyptens nachempfunden waren, bekam Risse und brach. Die große Laserkugel, die sich über der Tanzfläche befunden hatte, zerbarst einfach unter der Druckwelle.

Die beiden Maskierten rannten davon, nachdem sie noch einmal eine Salve ihrer Uzis durch den Raum fegen ließen.

Ich rappelte mich auf. Mit der P226 in der Rechten stürmte ich los. Ein stechender Geruch stieg mir in die Nase.

Ich erreichte die Tür.

Augenblicke später stürmte ich ins Freie.

Mit quietschenden Reifen fuhr ein Van mut getönten Scheiben davon. Der Fahrer trat das Gas voll durch.

Ich zielte auf die Hinterreifen.

Fünf Schüsse gab ich mit meiner Waffe in rascher Folge ab, während der Van beschleunigte. Zwei dieser Schüsse trafen rechts hinten und ließen die Reifen zerplatzen. Der Geruch von verbranntem Gummi verbreitete sich.

Das Heck brach aus.

Der Fahrer versuchte, gegenzusteuern und den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen, was ihm auch einigermaßen gelang. Eine schwarze Spur zog sich über den Asphalt. Funken sprühten, als die Felge über den Asphalt kratzte.

Der Van drehte sich und stand nun seitlich zu mir. Das Fenster des Beifahrers wurde heruntergelassen.

Noch bevor das Mündungsfeuer der Uzi aufblitze, warf ich mich zu Boden. Es gab keinerlei Deckung für mich und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich so dicht wie möglich auf den Boden zu pressen, während der Geschosshagel in meine Richtung prasselte. Glücklicherweise waren diese Schüsse nicht besonders gut gezielt.

Mein Gegner schwenkte einfach einmal seine Waffe hin und her.

In der Außenfassade des Temple of Luxor zogen sich Wellenlinien aus Einschusslöchern.

Als Milo an der Tür erschien, zuckte er sofort wieder zurück.

Gegen diese geballte Feuerkraft hatten wir mit unseren sechzehnschüssigen P226 einfach keine Chance.

Dann war das Magazin meines Gegners offenbar leer. Er wechselte es. Ich rappelte mich auf, feuerte in Richtung des Vans und hechtete mich dann hinter eines der wenigen Fahrzeuge, die im Moment auf dem Parkplatz des Temple of Luxor abgestellt worden waren. Es handelte sich um einen Mercedes und ich vermutete, dass er entweder Montoya oder Harry Greedy gehörte.

Ein Schuss, den Milo abgab, als er aus seiner Deckung hervortauchte, erwischte den rechten Vorderreifen des Vans genau in dem Moment, als dessen Fahrer neu durchstartete und mit Vollgas weiter fuhr. Der Van fuhr in einer unkontrollierten Schlangenlinie davon. Der Fahrer versuchte nach wie vor, auf die Ausfahrt des Parkplatzes zuzuhalten, aber genau in diesem Moment fuhr eine dunkle Limousine in die Einfahrt.

Der Van versuchte auszuweichen, touchierte den Kotflügel der Limousine aber noch und wurde so abgelenkt, dass er in den zwei Meter fünfzig hohen Drahtzaun hineinrutschte, der das Parkplatzgelände des Temple of Luxor vom Nachbargrundstück abgrenzte.

Der engmaschige Drahtzaun legte sich wie ein Fangnetz über die vordere Hälfte des Van.

Milo und ich spurteten mit der SIG in der Hand los.

Die Täter hatten keine Chance mehr zu entkommen. Beim Fahrer war der Airbag ausgelöst worden. Der Beifahrer versuchte verzweifelt die Tür zu öffnen, aber der aus seinen Befestigungen gerissene Draht verhindert dies.

„Waffe fallen lassen und aussteigen!“, rief ich, mit der Dienstwaffe im Beidhandanschlag. „Und zwar durch die Heckklappe und ganz langsam! Sie sind verhaftet und haben das Recht zu schweigen!“

Sammelband 6 Krimis: Tödlicher Rachefeldzug und andere Krimis für Strand und Ferien

Подняться наверх