Читать книгу Sammelband 6 Krimis: Tödlicher Rachefeldzug und andere Krimis für Strand und Ferien - A. F. Morland - Страница 25
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„WIR WERDEN REINEN Tisch machen“, erklärte Harry Greedy, als wir ihm später in einem Verhörraum des Sheriffs gegenüber saßen. Bezirksstaatsanwalt Roger M. Atkinson war ebenfalls erschienen, nachdem wir ihn darum gebeten hatten.
„Meine Mandanten verlangen Schutz durch die Behörden und Straffreiheit, sofern sie sich selbst an strafbaren Handlungen beteiligt haben sollten“, erklärte Don O’Herlihy.
„Solche Absprachen für Kronzeugen setzen voraus, dass sie zur Aufklärung von Verbrechen beitragen, die ohne ihre Aussage nicht aufgeklärt werden könnten und dass sie keine schweren Straftaten begangen haben.“
„Das weiß ich“, sagte Greedy. „Wir sind da eigentlich auch nur so hineingerutscht und...“
„Moment!“, unterbrach O’Herlihy. „Ich will erst eine Zusage. Mein Mandant hat mir gerade im persönlichen Gespräch gesagt, dass der Tod seiner Schwester in einem neuen Licht gesehen werden müsse. Und ich denke, angesichts des Drucks, unter dem die Justiz in diese Sache steht...“
„Ich werde mir einfach informell anhören, was Mister Greedy und Mister Montoya zu bieten haben. Das ist alles, was ich Ihnen im Moment zusagen kann“, erklärte der Staatsanwalt. „Was den Schutz durch die Justiz angeht, so brauchen Sie nur zu sagen, vor wem und warum und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass Ihnen jemand etwas tut! Wenn das Problem natürlich darin besteht, dass Sie sich schon dadurch belasten würden...“
„Ich halt’s nicht mehr aus“, sagte Greedy. „Ich rede jetzt.“ Er wandte sich an Montoya. „Ist mir egal, was du dazu sagst, Zach. ich will nicht, dass es mir so geht wie meiner Schwester.“
„Am besten Sie fangen ganz von vorne an, Mister Greedy“, schlug ich vor. „Wir vermuten, dass Ihre Schwester einem wahnsinnigen Serienmörder zum Opfer fiel, der sich auf blondgelockte Frauen spezialisiert hat. Und nun verraten Sie mir mal, wieso Sie glauben, dass Ihnen dasselbe passieren könnte.“
„Na ja, vielleicht nicht ganz dasselbe...“ Er langte in die Innentasche seines Jacketts und holte ein paar Couverts hervor, die er mir über den Tisch schob.
„Was ist das?“
„Drohbriefe, die Rita in den letzten Wochen erhalten hat. Darin wird gesagt, dass sich das 87er Monster schon um sie kümmern werde und solche Sachen.“
Ich streifte mir Latexhandschuhe über und öffnete einen der Umschläge. Die Buchstaben waren aus Zeitschriften ausgeschnitten und zusammengeklebt.
„Das wird sich der Erkennungsdienst noch anschauen müssen“, meinte ich. „Obwohl ich befürchte, dass ein Großteil der Spuren bereits vernichtet ist.“
„Es ist genau so passiert, wie es in den Briefen geschrieben steht! Rita wurde nach der Methode des 87er Monsters umgebracht – aber ich bin mir sicher, dass es mit dieser Mordserie nichts zu tun hat.“
„Sondern?“, hake ich nach.
„Wir betreiben diese Diskothek ja schon ein paar Jahre. Anfangs war es gar nicht so leicht, so einen Laden hier in der Provinz zu etablieren. Aber mit der Zeit sprach sich herum, dass wir die beste Light Show zwischen dem Big Apple und Toronto haben.“ Er schluckte. „Hatten muss man wohl jetzt sagen. Es dürfte nach diesem Anschlag nicht viel davon übrig geblieben sein. Ein paar Typen haben damit begonnen, den Temple of Luxor für ihre Drogengeschäfte zu benutzen.“
„Es gab mal ein Verfahren deswegen“, bestätigte ich.
„Man verdächtigte uns, dass wir mit diesen Geschäften zu tun hätten. Hatten wir aber nicht. Die Sache war einfach so: Als wir merkten, was diese Typen hier aufzogen, war es schon zu spät. Als wir ihnen sagten, sie sollten ihr Kokain woanders verkaufen, haben Sie uns gedroht. Wir hatten keine andere Wahl, schließlich können wir uns keine Armee von Bodyguards leisten.“
„Wer steckt dahinter?“, fragte ich.
„Ein Mann namens Luke Bianco.“
„Das ist hier ein bekannter Name“, meinte der Bezirksstaatsanwalt. „Die Vorstrafenliste dürfte recht lang sein. Aber ich würde trotzdem sagen, dass er eigentlich eher ein kleiner Fisch im Drogenhandel ist. Sie hätten zu mir kommen sollen, Mister Greedy.“
„Und riskieren, dass genau das passiert, was heute geschehen ist?“, ereiferte sich Greedy. „Wer geht denn noch in eine Diskothek, in der eine Handgranate gezündet wurde und es eine Schießerei mit Maschinenpistolen gegeben hat? Wir fangen wieder von Null an! Und das wollten wir ermeiden.“ Er atmete tief durch. „Rita wollte es vermeiden, ich war ehrlich gesagt schon früher dafür, reinen Tisch zu machen. Aber das ist alles nicht so einfach, wie Sie sich das vorstellen, Mister Atkinson. Aber es wurde dann alles noch viel schlimmer. Ein Mann aus Albany tauchte auf.“
„Name?“, hakte ich nach.
„Hat er nicht genannt.“
„Wie sah er aus?“
„Hagerer Typ, trug eine sehr dicke Brille aus Horn. Die sind ja inzwischen wieder Horn. Und hier am Kinn hatte er ein Loch.“
„Eine Narbe?“
„Ein Grübchen. Aber es fiel sofort auf. Er sagte, er käme aus Albany und ab sofort sollten wir Luke Bianco und seinen Leuten nicht mehr gestatten, ihr Kokain im Temple of Luxor zu verkaufen und hat uns gedroht, dass die Leute, in deren Auftrag er unterwegs sei, keine Konkurrenz so nah bei Albany dulden würden. Dies sei ihr Territorium und es würde uns schlecht gehen, wenn wir das nicht respektieren würden.“
„Wie haben Sie reagiert?“
„Sie müssen das verstehen, wir saßen zwischen den Stühlen. Dieser Typ aus Albany verlangte eine regelmäßige Zahlung, Luke Bianco sagte, er würde uns umlegen, wenn wir zahlen würden.“
„Sie hätten zum Sheriff oder zum Staatsanwalt gehen können.“
„Nichts für ungut, aber wir hatten ja in der Vergangenheit gesehen, wie gut diese Leute informiert waren, wenn eine Razzia auf dem Programm stand.“
„Sie glauben, dass es eine Quelle in der Justiz gab?“
„Natürlich. Wir waren machtlos. Es war wie die Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Rita entschied sich für Luke Bianco, weil sie dachte, der könnte uns besser schützen – was er auch versprochen hat.“
„Wie sollte das funktionieren?“
„Das frage ich mich inzwischen auch. Meine Schwester wurde nach der Methode des 87er Monsters umgebracht und in diesen Briefen wurde es angekündigt! Mit der Aktion heute wollten sie uns wahrscheinlich noch mal richtig Angst einjagen. Und was Luke Bianco angeht, den haben wir seit einer Woche nicht gesehen.“
„Warum hat Ihre Schwester sich keinen Bodyguard genommen?“, fragte ich. „Sagen Sie jetzt nicht, der Laden wirft nicht genug ab!“
„Hat sie ja!“, widersprach Greedy. „Oder besser: Wir haben es versucht, denn es dauerte nie lange, bis die betreffenden Security Leute einen Anruf aus Albany bekamen, dass sie sich besser von uns fernhalten sollen. Luke Bianco hat zusätzlich Leute abgestellt, die auf das Temple of Luxor geachtet haben.“ Greedy schluckte. „In der Nacht, in der Rita umgebracht wurde, hatte sie unsere Mutter in Brooklyn besucht. Ich sollte sie eigentlich begleiten, aber es gab hier Schwierigkeiten mit der Lichtanlage und so ist sie allein gefahren. Im Handschuhfach war eine Waffe – aber die hat ihr wohl nichts genützt.“