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ZWANZIG MINUTEN HATTEN uns die Ärzte gestattet. Caleb Dunston lag in seinem Krankenbett. Vor der Tür hielt ein Officer Wache, aber Dunston wäre im Augenblick wohl auch gar nicht in der Lage gewesen, die Klinik aus eigener Kraft zu verlassen.

Bevor wir ihm begegneten, hatten wir zunächst ein kurzes Gespräch mit dem zuständigen Arzt, bei dem auch Jeannie McNamaras anwesend war, sodass sie uns anschließend übersetzen konnte, was ihr Kollege an diagnostischen Fachbegriffen benutzt hatte.

Es ging Dunston nicht gut. Zwar waren seine Schussverletzungen gut versorgt worden und würden vermutlich ohne dauerhafte Beeinträchtigungen verheilen, aber für seine Psyche war die Prognose weit weniger positiv. Er hatte gegenwärtig große Ängste, die nur mit starken Medikamenten einigermaßen im Rahmen gehalten werden konnten.

Ich zeigte ihm Tatortbilder von Catherine Jackson und Rita Greedy. Anschließend auch noch Bilder der anderen Fälle, die wir mit den Aktivitäten des 87er Monsters in Zusammenhang brachten.

„Warum zeigen Sie mir das alles?“, beklagte er sich.

„Weil wir denken, dass Sie diese Frauen getötet haben“, sagte ich so ruhig wie möglich.

Er sah sich die Bilder noch einmal genauer an und verzog das Gesicht.

„Das stimmt nicht“, behauptete er. „So etwas würde ich nie tun. Aber ich muss jetzt auch hier weg...“

„Weg? Wohin denn?“

„Irgendwohin, wo SIE mich nicht finden können.“

„Wer sind SIE?“

Er blieb mir die Antwort schuldig und schien durch mich hindurchzublicken.

„SIE sind überall“, sagte er schließlich. „Überall lauern SIE auf einen und versuchen, mich zu töten, aber SIE haben es bisher nicht geschafft. Auch jetzt bin ich IHNEN wieder knapp entkommen. Ich frage mich wirklich, weshalb der Staat New York das Tragen von Waffen unter Strafe stellt!“ Er sah mich mit großen Augen an.

„Sie waren in Dannys Drugstore in der Nähe von Kingston. Da haben Sie mit Rita Greedy einen Kaffee getrunken und ihr in einem günstigen Moment ein paar Tropfen hineingemischt.“

Er runzelte die Stirn und verzog das Gesicht zu einer Maske. „Nein!“, sagte er. „Das habe ich nicht getan! Ich würde nie jemandem wehtun, wenn ich nicht dazu gezwungen wäre, mich zu verteidigen...“

„Weshalb mussten Sie sich gegen Catherine Jackson verteidigen?“, fragte ich.

„Ich begreife nicht, was das alles soll.“

„Wirklich nicht?“

„Sie sind auch einer von ihnen.“

„So, wie der Kerl, den sie beinahe niedergeschossen haben.“

„Das war kein Kerl“, behauptete er. „Jedenfalls nicht immer.“

Ich runzelte die Stirn.

„Wie soll ich das denn verstehen?“

„So, wie ich es sage. Das war ein Agent von IHNEN, da bin ich mir ganz sicher. Ich lernte ihn als Mann kennen, aber gestern Abend, nachdem er so spät zurückkam, war er plötzlich eine Frau.“

Milo und ich wechselten erst einen Blick untereinander und anschließend mit Jeannie McNamara.

Hatten Dunston beobachtet, dass der Mann, den wir als James Paldren kannten, ein Transvestit war und sich darin gefiel, ab und zu in Frauenkleidern herumzulaufen?

Mir fiel plötzlich ein, dass der einzige Anhalter auf dem fraglichen Streckenabschnitt eine Frau gewesen war.

Zumindest war niemand sonst gemeldet worden, was ja nicht zwangsläufig hieß, dass es sonst auch niemanden gegeben hatte, der sich per Anhalter hatte mitnehmen lassen.

Und wenn diese Frau vielleicht eigentlich ein Mann gewesen ist?, ging es mir durch den Kopf.

Der Gedanke war absurd und noch nicht so ausgegoren, dass sich daraus irgendetwas Produktives zur Lösung unseres Falles ableiten ließ.

Ich beschloss, zu den Basics zurückzukehren.

Ganze einfache Fragen, die unsere Theorie über den Tathergang entweder untermauerten oder ihm widersprachen. Also fragte ich danach, wann er Catherine Jackson zum letzten Mal gesehen hätte.

„Ist sie wirklich tot?“, fragte er, anstatt mir eine Antwort zu geben.

„Ja.“

Es schien ihn traurig zu stimmen.

Er wirkte jetzt sehr nachdenklich und schwieg eine Weile. Unser aller Geduld stellte er dabei auf eine ziemlich harte Probe. Schließlich sagte er: „Ich habe sie gestern Abend zum letzten Mal gesehen. Sie schlug vor, in einer Bar hier um die Ecke noch einen Drink zu nehmen. Erst hatte ich Bedenken.“

„Wieso hatten Sie Bedenken?“, fragte jetzt Jeannie McNamara. „Wegen IHNEN? Hatten sie Angst, dass SIE Sie finden?“

Sein Gesicht entspannte sich etwas. „Sie verstehen mich, glaube ich.“

„Ich bemühe mich.“

„Sie haben Recht, ich hatte schließlich einen Vorsprung vor meinen Verfolgern gewinnen und wollte nicht, dass SIE wieder auf mich aufmerksam werden. Aber ich dachte, einen Drink mit dieser Lady könnte ich mir erlauben.“

„Was ist dann geschehen? Sind Sie noch zusammen woandershin gefahren?“

Er schüttelte den Kopf. „Wir waren in der Bar, aber ich konnte da nicht bleiben, aber Catherine wollte noch länger bleiben. Sie traf da diesen Mann, der auch in unserem Hotel wohnte und die beiden schienen sich gut zu verstehen.“

„James Paldren – der Mann der später eine Frau war“, fasste ich zusammen.

Er nickte.

„Ich weiß, dass Sie das nicht ernst nehmen – aber es war wirklich dasselbe Gesicht bei dem Mann und der Frau. Vielleicht waren es Geschwister... Zwillinge...“ Er schluckte und sein Blick schien sich nach innen zu richten.

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