Читать книгу Sammelband 6 Krimis: Tödlicher Rachefeldzug und andere Krimis für Strand und Ferien - A. F. Morland - Страница 34
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WIR QUARTIERTEN UNS in einem Hotel ganz in der Nähe ein. Es hieß Bell Air und lag in der Van Tromp Street, sodass wir für die Vernehmung der weiteren Hotelgäste am nächsten Tag keinen weiten Weg hatten.
Jeannie McNamara konnte natürlich zu sich nach Haue zurückkehren. Ihre Praxis und Wohnung lagen in einer Traumetage mit Blick auf den Hudson. Fünfter Stock an der Van Dell Street.
Es war schon weit nach Mitternacht, als wir uns von ihr verabschiedeten und unsere Ermittlungen im Hotel einstellten.
„Morgen ist auch noch ein Tag“, meinte Milo.
Jay und Leslie würden noch in Kingston bleiben, um dort die Ermittlungen rund um die Diskothek „Temple of Luxor“ voranzutreiben und dem Verdacht nachzugehen, dass der Mord an Rita Greedy möglicherweise nicht zur Serie des 87er Monsters gehörte.
Es waren einige am Tatort gefundene DNA-Proben in den Labors der SRD in der Bronx und warteten dort auf ihre Auswertung. Möglicherweise ergab sich daraus in dieser Frage dann endlich Klarheit.
Unsere Hotelzimmer hatten freundlicherweise die Kollegen der APD für uns angemietet, sodass wir uns um nichts hatten kümmern müssen. Wir wollten gerade unsere Sachen auf die Zimmer bringen, um dann todmüde ins Bett zu fallen und wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, da ging mein Handy.
Es war Captain Robert Casadena von der Homicide Squad II des Albany Police Department.
„Dachte ich mir doch, dass Sie noch wach sind, Agent Trevellian“, sagte er.
„Sagen Sie bloß, dies sind die normalen Dienstzeiten der Polizei von Albany!“
„Kein Wunder, dass sich immer weniger qualifizierte Bewerber bei uns melden, was? Aber Spaß beiseite, ich dachte es interessiert Sie vielleicht, dass der Wagen von diesem Kerl gefunden wurde, den Sie in die Fahndung gegeben haben. Wie hieß er noch...“
„Michael Nolan“, half ich ihm auf die Sprünge.
„Ich habe gehört, es war gar nicht so einfach, dessen Doggen zu betäuben, um das Haus zu durchsuchen.“
„Unter den Männern von Sheriff Masterson ist ein fähiger Hundeführer. Zum Glück.“
Captain Casadena gab uns die Position durch, an der Nolans Wagen gefunden worden war. Wir klingelten noch Mell und Sam aus dem Hotel, wo sie bereits damit begonnen hatten, sich häuslich einzurichten und brachen auf.
Die Stelle war ziemlich abgelegen, aber unser Navigationssystem hatte keine Probleme, sie zu finden.
Sie lag etwas nördlich von Albany in einem bewaldeten Gebiet.
Der Wald war in Privatbesitz. Ein paar Holzfäller hatten den Wagen auf dem Rückweg von ihrer Arbeit bemerkt. Wie lange er dort schon stand, war nicht erkennbar.
Sam und Mell trafen kurz nach uns ein. Auch Captain Casadena verspätete sich etwas. Zunächst trafen wir nur Detective Sergeant Rhonda McIntyre an, der die Aufgabe zugeteilt worden war, den Fundort des Wagens zu sichern.
„Das ist er doch, oder?“, fragte Casadena als er schließlich eintraf.
„Die Nummer stimmt zumindest überein.“
„Offenbar hat dieser Nolan doch mehr Dreck am Stecken, als wir erst dachten, sonst wäre er nicht auf einer heillosen Flucht“, glaubte Milo. „Ich vermute, er hat den Wagen hier abgestellt, um sich irgendeinen anderen fahrbaren Untersatz zu besorgen und damit wer weiß wohin abzuhauen.“
„Wir haben eine Ortung des Handys durchgeführt, dass er der Toten von Kingston aus der Handtasche genommen hatte“, erklärte Robert Casadena zu unserer Überraschung. „Es ist eingeschaltet und muss sich irgendwo hier im Umkreis von maximal fünfzig Metern befinden. Im Mondlicht kann sich die Suche trotzdem als anstrengend herausstellen, aber es spricht eigentlich nichts dagegen, dass wir das Ding hier irgendwo finden...“
Casadenas Initiative überraschte mich.
Aber wahrscheinlich wurmte es ihn genauso wie Jeannie McNamara, dass das 87er Monster immer noch auf freiem Fuß war und sein Unwesen treiben konnte.
Beide, so war mein Eindruck, betrachteten den Fall als eine tiefsitzende persönliche Niederlage.
„Ich habe gehört, Sie haben mit diesem Dunston bereits jemanden festgenommen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit als Täter in Frage kommt?“, wandte sich Casadena an mich. „Haben mir zumindest meine Leute gesagt, die im Hudson Sight Hotel waren...“
„Sie haben richtig gehört. Aber noch haben wir diesem Dunston die Tat nicht bewiesen, geschweige denn alle Taten der Serie. Das wird noch ein ziemlich großes Stück Arbeit.“
„Dann frage ich mich, was Sie diesem irren Hundefreak noch hinterherlaufen, wenn das so ist!“
„Abwarten“, gab ich zurück. „Was der mit dem Fall zu tun hat, wissen wir einfach noch nicht. Aber wir wissen, dass er die Handtasche von Rita Greedy ausgeräubert hat. Bisher war er allerdings klug genug, die Kreditkarten nicht zu benutzen.“
Inzwischen machten sich Sam und Mell an dem Kofferraum zu schaffen, nachdem es ihnen gelungen war, die Fahrer- und die Beifahrertür zu öffnen.
Mell Horster hob die Kofferraumklappe an.
Sam Folder leuchtete mit einer leistungsfähigen Taschenlampe hinein.
Ich sah ihm dabei über die Schulter. Und mich traf der Schrecken genau wie alle anderen.
„Nolan!“, entfuhr es Mel Horster, als er die verrenkt daliegende Leiche sah, die aus zahllosen Wunden geblutet hatte.
„Ich nehme an, auch in Albany gibt es so etwas wie einen gerichtsmedizinischen Notdienst“, meinte Milo.
Captain Casadena nickte mit ernstem Gesicht. „Hätte ich geahnt, dass wir den brauchen, hätte ich den längst verständigt.“
Nur wenig später fand einer der APD-Beamten das Handy. Das Design ließ es ausgeschlossen erscheinen, dass sich dieses Handy ein Mann für den eigenen Gebrauch ausgesucht hatte. Ich streifte mir Latexhandschuhe über und nahm das Gerät an mich.
„Das muss erst ins Labor!“, meinte Milo.
„Ich will an das Menü heran“, sagte ich. „Dass es sich um das Handy von Rita Greedy handelt und dass außerdem Michael Nolans Fingerabdrücke drauf sind, kann ich mir auch ohne Labor zusammenreimen. Und was Nolan betrifft, dem brauchen wir ohnehin nichts mehr nachweisen.“
„Was hast du vor, Jesse?“
„Mich interessiert, wieso dieser Mann, der sich wahrscheinlich seit Jahren schon nicht mehr weiter von seinem Haus entfernt hat, als seine Doggen laufen können, sich plötzlich in seinen rostigen Wagen setzt und mit einem gestohlenen Handy fast siebzig Meilen bis in die Staatshauptstadt fährt, um sich wenig später ermordet in seinem eigenen Kofferraum wiederzufinden.“
„Captain!“, rief Detective Sergeant Rhonda McIntyre. Ihre helle Stimme war sofort herauszuhören.
Robert Casadena unterdrückte ein Gähnen.
Bevor er antworten konnte, rief Sergeant McIntyre: „Hier lag eine Waffe im Gras. Es sind blutige Fingerabdrücke daran.“
„Die Sache wird immer mysteriöser“, murmelte Casadena.
Dem konnte ich mich nur anschließen.