Читать книгу Das Giganten Krimi Paket September 2021: Krimi Paket 13 Romane - A. F. Morland - Страница 55
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ОглавлениеKati Holl meldete sich am nächsten Tag bei Lisa. Ja, sie hatte ihre Mutter an deren Todestag noch besucht, um fünfzehn Uhr waren sie verabredet, und Gunda erzählte, dass sie über Mittag in Ohlsdorf am Grab einer früheren Kollegin gewesen sei und auf dem Friedhof einen „alten Bekannten“ getroffen habe, der sie heute Nachmittag noch besuchen wolle.
„Was wollten Sie eigentlich bei Ihrer Mutter?“, fragte Ringel spitz.
„Ein Journalist will eine Zeitschriftenserie über mich schreiben, und ich wollte von Gunda einiges wissen: Warum uns mein Vater verlassen hatte. Warum Gunda mich ins Internat gesteckt hatte. Warum sie nicht wieder geheiratet hat. Warum sie jetzt diese fürchterlichen Minirollen annahm und sich nicht schäme, in ihrem Alter halbnackt vor der Kamera herumzuturnen. Warum meine Großmutter Annabella immer so schweigsam gewesen sei. Warum Opa Bodo mich immer wie ein Stück Dreck behandelt hat. Es gab viel zu fragen, Mutter und ich haben uns nie vorher ausgesprochen. Aber ich wollte mich vor dem Journalisten nicht blamieren. Es gab auch heikle Punkte, verstehen Sie? Zum Beispiel Sigi Bork. Sollte ich leugnen, dass Gunda den Sigi kannte, oder wussten zu viele Menschen von ihrem früheren Verhältnis? Was war mit Peter Schröder? Na ja, Gunda begann zu kramen, holte alte Bilder aus einer Schublade und Urkunden, die ich noch nie gesehen hatte.“
„Wo sind diese Papiere und Bilder?“
„Ich habe alles, was sie mir geben wollte, in eine große Papiertüte gesteckt, und die habe ich vergessen, als ich ging. Kurz vor fünf wurde Gunda nämlich unruhig. Ich müsse jetzt gehen, ihr Bekannter könne jeden Moment klingeln. Ich durfte mir gerade noch im Bad die Haare richten. Also bin ich abgezogen. Ich war noch auf der Treppe, als ich es bei Gunda klingeln hörte, und dann sagte Gunda – ziemlich enttäuscht – wie mir schien: ‚Ach, du bist es. Eigentlich habe ich jetzt keine Zeit‘.“
„Wer war der Besucher?“, wollte Lisa wissen.
„Das weiß ich nicht, ich habe ihn oder sie nicht gesehen.“
„Und weiter!“
„Ich bin dann zu meinem Auto gegangen.“
„Wo stand das?“
„Direkt an der damaligen Bushaltestelle Kuehnstraße Ost gibt es einen kleinen Parkplatz. Da stand ich.“
„Gibt es Zeugen dafür, dass Sie von dort mit dem Auto fortgefahren sind?“
„Wieso Zeugen?“
Entweder war sie so naiv oder doch eine kleine gerissene Heuchlerin.
„Wir stellen die Fragen“, fauchte Lisa sie an. Und Kati antwortete eingeschüchtert.
„Ja, da schlängelte sich ein Mann mit einem Kuchentablett und einer Schachtel Pralinen unter dem Arm durch die abgestellten Autos. Den habe ich aus Versehen ganz leicht angefahren. Er hat den Kuchen und die Pralinen fallen lassen und war ziemlich sauer.“
„Kannten Sie den Mann?“
„Ja, er war ein Kunde aus Sigis – hm – Restaurant und hat sich für mich – na ja – interessiert. Deshalb wurde er auch schnell wieder freundlich und meinte, ich sollte ruhig losfahren. Ihm sei ja nichts passiert.“
Lisa und Ringel schauten sich an und holten wie auf Befehl tief Luft. Das Kuchen-Pralinen-Intermezzo konnte Kati nur wissen, wenn sie tatsächlich mit Werner Funke zu einem Zeitpunkt zusammengestoßen war, als Gunda einen Besucher – oder genauer: eine Besucherin – in ihrer Wohnung hatte.
Kati murrte, weil sie eigentlich schon was anderes vorhatte, ließ sich aber mit Bitten und Einschüchterungen dazu bringen, Ringel in die Kantine zu begleiten, während Lisa ein Protokoll anfertigte, das Kati Holl anstandslos unterschrieb.
„Haben Sie Lust, Ihren Vater kennenzulernen?“, fragte Lisa. „Ihren gesetzlichen Vater, meine ich, Ihr Erzeuger ist schon vor Jahren gestorben.“